Friedhöfe in Deutschland

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Friedhöfe sind der letzte Ruheort für die Toten.

Bogenhausener Friedhof

Hintergrund Bearbeiten

Friedhöfe sind der letzte Ruheort eines Menschen, und von besonderer Bedeutung für die Hinterbliebenen.

Mindestens einmal im Jahr besuchen Menschen ihre verstorbenen Angehörigen, vor allem im melancholischen Besinnungs- und Totenmonat November mit den Feiertagen Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag und Volkstrauertag. Die Friedhöfe werden zu einem vielbesuchten Ziel für die Lebenden.

Darüber hinaus gibt es aber auch „Gottesäcker“, die mehr aus touristischen Gründen aufgesucht werden: Gepflegte Parks, mit monumentalen Grabdenkmälern, mit Gräbern berühmter Persönlichkeiten, als eine ganzjährig interessante Sehenswürdigkeit.

Geschichte Bearbeiten

Seit Anbeginn der Zeiten bestatten Menschen ihre Toten mit Ritualen. Älteste Zeugnisse sind Steinzeitgräber, Grabhügel oder die Mumien der Pharaonen in Ägypten.

Die ältesten bisher bekannten Familiengräber in Deutschland wurden im Jahre 2005 in Eula bei Naumburg in Sachsen-Anhalt entdeckt. Die Nekropole (Totenstadt) hat insgesamt zwölf Gräber. Sie werden der Kultur der Schnurkeramiker zugeordnet. Die Menschen lebten vor viereinhalbtausend Jahren in der Steinzeit, und ihre Kultur heißt so, weil sie ihre Gefäße mit dem Abdruck einer Schnur verzierten. Die Beisetzung der Toten erfolgte nach strengem Ritus mit angezogenen Beinen und auf der Seite liegend. Die Frauen mit dem Kopf nach Osten und die Männer immer mit dem Kopf nach Westen ausgerichtet, die Blickrichtung aller Toten der Schnurkeramiker war stets die gegen Süden. Die Zusammengehörigkeit der hier Bestatteteten als Familie wurde durch DNA-Analyse und Zahn-Untersuchungen belegt. Einige Familienmitglieder halten sich an den Händen und die Kinder schauen ihre Eltern an. Die Untersuchungen ergab hier auch den gewaltsamen Tod aller Begrabenen, vermutet wird ein Überfall. Weitere Infos bei www.lda-lsa.de.

In der europäischen Frühzeit um 1500 vor Christus setzten sich ab der Bronzezeit bei den Germanen Leichenverbrennungen durch. Bei den Kelten waren Flachgräber und Hügelgräber als Einzel- oder Gruppengräber mit Grabbeigaben, heute Schätze für die Archäologie, üblich.

In der Römerzeit war eine Bestattung der Toten in Ortschaften verboten. Die Gräber in den von Rom kontrollierten Teilen Deutschlands wurden damals als gemeinschaftliche Nekropolen oder Familiengräber außerhalb der Ortsgrenzen und als Grabfeld entlang von großen Straßen angelegt.

Unsere heutige Begräbniskultur hat ihren Ursprung im aufkommenden Christentum, das seit dem 4. Jahrhundert nach Christus unter Kaiser Konstantin römische Staatsreligion ist. Die in der Religion vereinte Gemeinschaft der Gläubigen wartet in geweihter Erde und im Acker Gottes an der Kirche auf die kollektive Auferstehung am Jüngsten Tag.

Grabplatten in der Würzburger Marienkirche

Im Mittelalter wurde der Begräbnisort nach der gesellschaftlichen Klasse sortiert: die Ritter ruhen in der Burgkapelle, privilegierte Geistliche und Adelige im Dom in der Gruft, und der Stadtbürger im Friedhof der Kirche mit den Beinhäusern. Die Toten und der Tod sind aber immer in der Mitte unter den Lebenden präsent.

Ein Sonderfall ist der mittelalterliche Pestfriedhof: er liegt außerhalb der Stadt und dient der schnellen Bestattung von Seuchenopfern. Die Pestkrankheit galt allgemein als eine Strafe Gottes. Ihre Opfer wurden von den Gesunden ausgegrenzt und ohne Zeremonie verscharrt.

Im 19. Jahrhundert entstehen dann die ersten Friedhöfe als Parkanlagen im heutigen Stil und außerhalb der damaligen Stadtgrenzen. Die Toten wandern aus der Mitte der Lebenden weg. Ein recht pragmatischer Grund für diese Entwicklung ist neben den damals neu gewonnenen Erkenntnissen der modernen Hygiene auch der Platzmangel in den Großstädten infolge des rasanten Wachstums der Einwohnerzahlen. Erstes Beispiel hierfür ist der Hauptfriedhof in Mainz.

Heute in Deutschland übliche Bestattungsformen sind die Sargbestattung als die traditionelle christliche, jüdische und auch muslimische Form, die Urnenbestattung, die Naturbestattung in den "Friedwäldern" und die Seebestattung. Von der katholischen Kirche wird die Einäscherung offiziell erst seit 1963 akzeptiert.

Tatort Friedhof Bearbeiten

Während die Grabschändungen in der vorchristlichen Zeit und im Frühmittelalter als Plünderung der meist wertvollen Grabbeigaben wie Schmuckgegenständen bei Frauengräbern oder Nutzgegenständen bei Männergräbern (Äxte, Schilde oder gar Streitwägen) zu sehen sind, rückt im Mittelalter auch die Leiche selber in den Fokus der Leichendiebe:

Die Totenruhe war im Mittelalter heilig und durfte nicht gestört werden. Ab der Renaissance interessierte sich die ernsthafte Wissenschaft für das Innere des menschlichen Körpers. Seziert werden durften aber nur die Leichen von offiziell durch die Justiz hingerichteten Verbrechern. Mangels Masse bedienten sich die Ärzte und Studenten der Universitäten auf dem Friedhof. Gestohlen wurden die Leichen von Personen aus der Unterschicht. Hier war keine strenge oder nachhaltige Strafverfolgung zu erwarten. Das Motiv findet in der Neuzeit Eingang in Gruselgeschichten und Gruselkino vor allem über die englische Version der Bodysnatcher im 19. Jahrhundert.

Spektakulärster Leichendiebstahl im deutschsprachigen Raum war im Jahre 2008 der Grabraub der Leiche des Multimilliardärs Friedrich Karl Flick samt Sarg aus dem Familienmausoleum in Velden am Wörther See: Sarg und Leiche Flicks, zu Lebzeiten einer der reichsten Männer Deutschlands, blieben wochenlang verschollen und tauchten dann in Ungarn wieder auf. Offiziell wurde von der Familie Flick kein Lösegeld gezahlt, inoffizielle Quellen sprechen von 100.000 Euro. Verhaftet als Drahtzieher der Sargentführung wurde ein ungarischer Rechtsanwalt. Der Gerichtsprozess steht derzeit noch aus.

Begriffe Bearbeiten

Prunkgrabdenkmal Kaiser Ludwigs des Bayern in der Münchner Frauenkirche

Die Bezeichnung Friedhof leitet sich von „Frithof“ ab für den einge„fried“eten Bereich um eine Kirche. Die Kirche war allgemein im Mittelalter ein Freiplatz und Asyl für Verfolgte. Weitere Bezeichnungen für den Friedhof sind Gottesacker, Kirchhof, oder auch Leichenhof.

Der Name Sarg entstand über das griechische "sarkophagos" und dem deutschen "Sarkophag".

Ein Kenotaph ist ein Schausarg, auch Prunksarg oder Gedächtnismonument, der keine Überreste eines Toten enthält und lediglich der Erinnerung an bedeutende Personen oder Ereignisse dient. Einer der bekanntesten Kenotaphe ist das für Sir Issac Newton als 150 Meter großen Kugel geplante Monument, das aber dann nie realisiert wurde.

Sepulkralkultur beschreibt allgemein die Bestattungskultur und die Thematik des Totenbrauchtums und Totengedenkens und leitet sich vom lateinischen sepulcrum für Grab ab. Ein Museum zu diesem Thema gibt es in Kassel.

Regionen Bearbeiten

Berlin Bearbeiten

  • Dorotheenstädtischer Friedhof in Berlin.

Baden-Württemberg Bearbeiten

 
Historischer Friedhof der Festungsruine Hohentwiel
 
Krematorium Hauptfriedhof Heilbronn
  • Bergfriedhof in Heidelberg.
  • 1 Hohentwiel bei Singen. Der kleine Friedhof liegt am Fuße des Berges, am Weg zur Festung. Die letzte Bestattung dort fand wohl vor über 140 Jahren statt.
  • 2 Hauptfriedhof Heilbronn . Der Friedhof wurde 1882 eröffnet. Er zählt seit dem 18.09.2020 zum Immateriellen Kulturerbe Friedhofskultur der UNESCO. Das Krematorium wurde 1905 erbaut.

Bayern Bearbeiten

  • In München besonders interessant sind der Bogenhausener Friedhof der Pfarrkirche St. Georg, letzte Ruhestätte für alteingesessene Bogenhausener und für prominente Münchner Bürger wie Rainer Werner Fassbinder, Helmut Fischer, Liesl Karlstadt, Erich Kästner oder Oskar-Maria Graf. Der aufgelassene Alte Südliche Friedhof in der Isarvorstadt dient heute als ein öffentlicher Park und ist letzte Ruhestätte vieler berühmter Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts wie z. B. die von Leo von Klenze, Kobell, Friedrich von Gärtner, Justus von Liebig, Max von Pettenkofer und Carl Spitzweg.
 
Egerner Friedhof
  • Einer der in Oberbayern bekanntesten Friedhöfe ist der malerische Egerner Friedhof in Rottach-Egern. In dem mondänen Kurort am Tegernsee ruhen zahlreiche Künstler wie der Dichter Ludwig Thoma mit Geschwistern, Ludwig Ganghofer, die Schriftsteller Heinrich und Alexander Spoerl, der Opernstar Leo Slezak mit Frau und Sohn, der Kiem-Pauli (Volksmusiker), Mitglieder der Adelsfamilie der Wittgensteins, u.s.w..
  • Im oberbayrischen Markt Schliersee befindet sich auf dem Friedhof der Kirche St.Martin das Grab des Wilderers Georg Jennerwein: Die Wildererlegende wurde Opfer eines Meuchelmords. Er wurde tot mit einer Schussverletzung im Rücken aufgefunden. Seine Anhänger verdächtigen die Jäger. Zu Ehrentagen erhält der Namensgeber für Schützenvereine und Gaststätten traditionell eine gewilderte Gams auf sein Grab gelegt. Das konnten auch die von Jägern aufgestellten Wachen bisher nicht verhindern.

Nach dem bayerischen Bestattungsgesetz dürfen nur juristische Personen des öffentlichen Rechts Träger von Friedhöfen sein. Die Träger von Friedhöfen sind daher die Kommunen, die Kirchen und diejenigen Religionsgemeinschaften, die den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts besitzen.

WebLinks für Bayern:

Bremen Bearbeiten

  • Friedhof Riensberg in Bremen.

Hamburg Bearbeiten

Der bedeutendste Friedhof für Hamburg ist Ohlsdorf. In dem mit ca. 400 ha größten Parkfriedhof der Welt ruhen unter 450 Laub- und Nadelgehölzarten die Persönlichkeiten der Stadt: verstorbene Bürgermeister, Senatoren, Dichter, Musiker und Schauspieler wie Hans Albers, Heinz Erhardt und Inge Meysel, der Tiergartengründer Carl Hagenbeck, der Schriftsteller Wolfgang Borchert und der Physik-Nobelpreisträger Prof. Gustav Hertz. Auf dem Friedhof befindet sich auch das zweitälteste Krematorium Deutschlands. Es wurde 1891 in Betrieb genommen.

Hessen Bearbeiten

  • In Fulda ist der Alte dompfarrliche Friedhof (in Nähe Dom) ein aufgelassener Friedhof, in dem seit der Landesgartenschau 1994 einige Schaugräber zur Historischen Entwicklung der Grabstättenbepflanzung besichtigt werden können.

Mecklenburg-Vorpommern Bearbeiten

Nordrhein-Westfalen Bearbeiten

Der Name des als Parkanlage und Landschaftsschutzgebiet angelegten Fiedhofs rührt von der seit dem 12.Jahrhundert belegten Funktion als ehemaliges Leprösenasyl ("Malade" = Kranke) her. Der Ort war im Mittelalter auch Hinrichtungsstätte und lag damals außerhalb der Stadtgrenzen.
Der 435.000 m² große Friedhof ist die älteste und zentrale Begräbnisstätte Kölns. Sie ist vor dem Hintergrund der damaligen Erkenntnisse zur modernen Hygiene und nach einem Dekret des französischen Kaisers Napoléons entstanden. Der Friedhof wurde am 29. Juni 1810 eingeweiht. Zu sehen gibt es die Gräber zahlreicher berühmter Söhne und Töchter der Stadt, z. B. Nicolaus August Otto (1832 – 1891), Miterfinder des Ottomotors, oder die der Schauspieler René Deltgen, Willy Birgel und Willy Millowitsch.
Bedeutung hat der Friedhof auch als Lebensraum für vielfältige Vogel- und Tierarten.

Rheinland-Pfalz Bearbeiten

In der am Anfang des 19. Jahrhunderts französisch besetzten Pfalz war dann der neue Mainzer Hauptfriedhof der erste Friedhof, in dem der Beschluss der revolutionären französischen Nationalversammlung durchgesetzt wurde, dass die alten Kirchhöfe in der Stadt zugunsten eines neuen Zentralfriedhofs aufgegeben werden mussten. Der Friedhof entstand damit in der Neuzeit als erster Friedhof außerhalb der Stadtmauern neu.
Der Beschluss wurde ein Jahr später Gesetz für alle französischen Städte einschließlich Paris, wo dann ein Jahr nach Mainz der berühmte Friedhof Cimetière du Père Lachaise als der weltweit erste Friedhof im Stil einer Parkanlage angelegt wurde.
  • Das Römergrab von Nehren zwischen Cochem und Zell an der Mosel besteht aus restaurierten Grabtempelchen und zwei etwa gleich großen und im Original erhaltenen Grabkammern. Die Grabanlage wird in das 3. bis 4. Jahrhundert n. Chr. datiert. Die Wandmalereien in der linken Grabkammer werden als die besterhaltenen Gewölbemalereien nördlich der Alpen gewertet.

Sachsen Bearbeiten

  • Alter Annenfriedhof in Dresden
  • Neuer Annenfriedhof in Dresden
  • Innerer Neustädter Friedhof in Dresden
  • Johannisfriedhof in Dresden.
  • Südfriedhof in Leipzig

Sachsen-Anhalt Bearbeiten

 
Arkaden des Stadtgottesackers in Halle.
  • In Halle (Saale) befindet sich nordöstlich des Marktplatzes der Stadtgottesacker.
Die 1557 errichtete Anlage lehnt sich an die italienischen Camposanto-Anlagen, insbesondere an den Camposanto monumentale in Pisa, an und stellt eines der bedeutendsten Renaissance-Monumente der Stadt dar. Vorausgegangen war ein Erlass von Kardinal Albrecht, die innerstädtischen Anlagen aufzulösen. An der auch für Verteidigungszwecke geeigneten Friedhofsmauer befinden sich Arkaden mit 94 Schwibbögen, die Raum für die Grüfte bieten. Zudem gibt es ca. 2000 Grabstellen im Inneren des Friedhofs. Urnenbestattungen sind noch immer möglich.
  • Der Westfriedhof ist der größte Friedhof Magdeburgs.
Der 1827 angelegte Friedhof verfügt über zahlreiche historische Grabanlagen, Brunnen und Denkmale. Eine Gemeinschaftsgrabanlage ist für die Opfer des Zugunglücks vom 6. Juli 1967 in Langenweddingen, des zweitschwersten Eisenbahnunglücks in der deutschen Nachkriegsgeschichte, bestimmt.
  • Buckauer Friedhof in Fermersleben, Stadtteil von Magdeburg.

Jüdische Friedhöfe Bearbeiten

 
Jüd. Friedhof Bad Rappenau-Heinsheim

Auf jüdischen Friedhöfen ist es Sitte, dass Männer beim Besuch eine Kopfbedeckung tragen. Man sollte dies respektieren.

  • Der älteste jüdische Friedhof auf deutschem Boden befindet sich in Worms und heißt Heiliger Sand. Ein "Gründungsdatum" ist hier nicht überliefert. Der älteste vor Ort erhaltene Grabstein ist der von Jakob ha-bachur und stammt aus dem Jahr 1076. Damit gilt der Friedhof auch als der älteste jüdische in Europa. Der Friedhof war mit Sand bestreut, der aus Jerusalem nach Worms geschafft worden war.
  • Bad Rappenau: Jüdischer Friedhof beim Stadtteil Heinsheim, ehemaliger Verbandsfriedhof der umliegenden Gemeinden. Mit über 1100 Grabsteinen aus vier Jahrhunderten einer der größten jüdischen Friedhöfe in Südwestdeutschland.
  • Der Friedhof Berlin-Weißensee.

Naturfriedhöfe Bearbeiten

In letzter Zeit sehr "in Mode" gekommen: die Urnenbestattung in Friedwäldern.

Friedwälder in Deutschland:

  • Friedwald Reinhardswald - Am 7. November 2001 wurde im Herzen des Reinhardswalds ein 116 Hektar großer Friedwald eröffnet. Wer möchte, kann seine Urne hier unter einem Baum [1] begraben lassen.

Soldatenfriedhöfe Bearbeiten

Kriege waren in Mitteleuropa bis weit in die Neuzeit ein Saisongeschäft: da die Waffentechnik und vor allem die Infrastruktur des Militärapparats nicht wintertauglich waren, wurde nur im Frühjahr bis zum Herbst marschiert und gekämpft. Im Winter machte der Krieg dann Pause.

Die in den Schlachten gefallenen Krieger und Soldaten des Siegers wurden meist gemeinsam und anonym in Massengräbern verscharrt. Nur die ranghöheren Offiziere erhielten manchmal Einzelgräber. Noch schlechter erging es den Gefallenen der Verlierer: Sie wurden zunächst von den Siegern ausgeplündert. Für die Beseitigung der Leichen sorgte dann die Natur, also Verwesung und Aasfresser. Die Verlierer hatten mit der Versorgung ihrer Verwundeten genug zu tun oder mussten um ihr eigenes Leben bangen.

Da auch die Sieger kein Interesse an einer dauerhaften Grabpflege hatten, überwuchsen auch deren Gräber sehr schnell. Nur wenn die Gräber der Schlachtenopfer als Sonderfall an markanten Stellen angelegt wurden, sind diese Örtlichkeiten heute noch bekannt. Die bekannten Kriegsgräber aus dem Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg sind meist Zufallsfunde. Auch die Stätte der für ganz Europa bedeutenden Varusschlacht im Teutoburger Wald (in der zweiten Hälfte des Jahres 9 n. Chr.) ist erst seit kurzem bekannt. Derzeit gilt Kalkriese als die wahrscheinlichste Stätte der Schlacht und ist ein Forschungsfeld der Schlachtfeldarchäologie.

 
München, Karolinenplatz mit Obelisk, 1833 aufgestellt als Denkmal für die im Jahre 1812 im napoleonischen Russlandfeldzug gefallenen 30.000 bayerischen Soldaten

Erst seit den Kriegen ab der Renaissance wurde für die Kriegsgefallenen ein gemeinsames Denkmal in der Heimat und fern von den real meist immer noch unbekannten Gräbern am Kriegsschauplatz aufgestellt. Auch die Opfer der Napoleonischen Kriege wurden noch anonym auf dem Schlachtfeld verscharrt.

Das änderte sich erst unter maßgeblichem Einfluss des Schweizer Humanisten Henry Dunant: Unter dem Eindruck der Zustände unmittelbar nach einer Schlacht zwischen der Armee Österreichs und Italiens in Solferino am 24. Juni 1859 und mit 40 000 unversorgten Verwundeten aktivierte Dunant die Soforthilfe für diese Verwundeten unmittelbar vor Ort. Unter diesem Eindruck entstand dann später sein Buch "Eine Erinnerung an Solferino". In der Folge wird im Jahre 1864 die Genfer Konvention beschlossen, in der sich 12 Staaten verpflichten, bei der Behandlung von feindlichen Soldaten gewisse Regeln einzuhalten, einschließlich von Regeln für die Kriegstoten. Weitere Folge war die Gründung des Roten Kreuzes am 26. Oktober 1863. Henry Dunant war 1901 der erste Friedensnobelpreisträger.

Die als Gedenkstätte gestalteten Kriegsgräber für die gefallenen Soldaten in der heutigen Form entstanden dann erstmals für die Kriegsopfer des Deutsch-Französischen Krieg von 1870–1871 und dann später für die Opfer der Massenschlachten im Ersten und im Zweiten Weltkrieg. Für die Versorgung der Deutschen Kriegsgräber im Ausland ist der 1919 gegründete Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (www.volksbund.de) im Auftrag der Bundesregierung tätig. Der Volksbund pflegt die Gräbe von ca. 2 Millionen Kriegstoten, die auf 824 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten verteilt sind.

  • Der älteste Soldatenfriedhof Deutschlands ist der Soldatenfriedhof Ehrental im oberen Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken. Er wurde kurz nach der Schlacht von Spichern am 6. August 1870 angelegt. Die gefallenen französischen und deutschen Soldaten wurden gemeinsam teils in Massengräbern, teils auch in Einzelgräbern beigesetzt. Ab dem Jahre 1885 wurden hier auch Kriegsveteranen ehrenhalber beigesetzt.
  • Deutschlands größter Soldatenfriedhof befindet sich im brandenburgischen Halbe. Hier ruhen über 28.000 Opfer des Zweiten Weltkriegs.

KZ-Gedenkstätten Bearbeiten

Die Konzentrationslager (KZ oder KL) wurden in der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 im Deutschen Reich zur Inhaftierung der dem NS-Regime missliebigen Gruppen wie Juden, politischen Gegnern, Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, geistig Behinderten und so genannter Asoziale erbaut. Es gab Sammellager, Durchgangslager und Arbeitslager. Ab 1941 wurden die dem Regime missliebigen Menschen dann auch systematisch ermordet.

Nach dem Kriegsende entstanden Gedenkstätten zur Dokumentation der Ereignisse und auch als Friedhof für die im KZ meist namenlos beseitigten Opfer des NS-Terrors. Im Folgenden stellvertretend eine Auswahl.

  • Dachau: Das Konzentrationslager Dachau existierte ab dem März 1933. Hier wurden schätzungsweise mehr als 40.000 Häftlinge ermordet. Die KZ-Gedenkstätte Dachau wurde im Sommer 1965 eröffnet.
  • Bergen-Belsen
  • Buchenwald
  • Walldorf

Seegräber Bearbeiten

Als Seegräber werden allgemein die Wracks von Schiffen bezeichnet, bei denen sich noch ungeborgene Opfer am Meeresgrund befinden. Seekriegsgräber sind die Wracks von versenkten Kriegsschiffen. Nach internationalem Seerecht ist das allgemeine Tauchen an Seegräbern zum Schutz vor Plünderung verboten. Die Koordinaten werden daher offiziell nie bekannt gegeben.

  • Das größte Seegrab der Welt ist das Wrack der Wilhelm Gustloff, das einstige Kreuzfahrtschiff der NS-Freizeitorganisation "Kraft durch Freude". Das mit Flüchtlingen völlig überladene Evakuierungsschiff wurde am 30. Januar 1945 von einem sowjetischen U-Boot mit einem Torpedo vor Gdingen (heute Gdynia) versenkt. Im eisigen Wasser der Ostsee ertranken geschätzte 9000 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder.

Zur Unterscheidung der Begriffe: Schiffsfriedhöfe sind Plätze, an denen alte Schiffswracks verschrottet werden.

Ausflüge Bearbeiten

Ein Blick über die deutschen Grenzen hinaus:

  • Im Szombathely, eine der ältesten Städte Ungarns, befindet sich auch einer der ältesten, fortlaufend genutzten Friedhöfe Europas. In der Geburtsstadt des Heiligen Martin gilt die Kirche Sankt Martin und der benachbarte Friedhof als ein bereits seit der Römerzeit fortlaufend genutztes Kultgebäude, sicher belegt für das 4. Jahrhundert.
  • Der berühmteste Friedhof von Paris ist der Cimetière du Père Lachaise im 20. Arrondissement. Er wurde im Jahre 1804 eröffnet und gilt weltweit als erste im Stil eines Parkfriedhofs angelegte Begräbnisstätte der Welt. Sein Vorbild hatte er im Hauptfriedhof Mainz. Unter den 70.000 Gräbern befinden sich die zahlreicher berühmter Persönlichkeiten. Meistbesuchtes Grab ist das des Sängers Jim Morrison, zu Lebzeiten Sänger der Rockgruppe Doors.
  • Nördlich von Verdun ist das Areal der Roten Zone, eine Gedenkstätte für die Opfer der Kämpfe des Ersten Weltkriegs. Die Schlacht vor Verdun dauerte 300 Tage und forderte alleine rund 700.000 Opfer. Im Beinhaus von Douaumont sind geschätzte 130.000 geborgene Gefallene aus allen Nationen gemeinsam beigesetzt,
 
Skogskyrkogården, Stockholm
  • Der Zentralfriedhof in Wien ist mit einer Fläche von fast 2,5 km² und rund drei Millionen Bestatteten eine der größten Friedhofsanlagen Europas. Der Friedhof gilt in Wiener Art als morbide bis heiter und wird sogar von Wolfgang Ambros in einem eigenen Lied entsprechend besungen: "Es lebe der Zentralfriedhof". Hier ruhen Mozart, Beethoven und Peter Alexander, Hans Moser und die Schrammeln "spuin" an Walzer. Amtsrat Professor Julius Müller beschreibt ihn in seinem Buch: "Es ist fast ein Vergnügen zu sterben".
  • In Kramsach im Tiroler Unterinntal und nahe der bayrischen Grenze befindet sich ein Museumsfriedhof. Hier wurden alte gusseiserne Grabkreuze und humorige Grabinschriften und Marterlsprüche aus dem Alpenraum gesammelt, im Beispiel: "Hier liegt Johannes Weindl. Er lebte wie ein Schweindl, gesoffen hat er wie eine Kuh. Der Herr geb' ihm die ew'ge Ruh."
  • Im Süden von Stockholm liegt der Skogskyrkogården (deutsch „Waldfriedhof“) auf dem Gelände einer ehemaligen Kiesgrube. Der 1917-1920 angelegte Friedhof war zu jener Zeit beispiellos und diente inzwischen vielen Begräbnisstätten als Vorbild. Seit 1994 zählt dieser Friedhof zum Weltkulturerbe der UNESCO.
 
Friedhof in Morne-à-l'Eau auf der Karibik-Insel Guadeloupe
  • In anderen Teilen der Erde gibt es eine andere Einstellung zu Tod und Trauer. Während in Europa schwarz als die Farbe der Trauer gilt, ist es in anderen Ländern die Farbe weiß. So haben die Einwohner auf der Karibik-Insel Guadeloupe die beiden Farben gemischt, die Grabmale sind als kleine Hütten gestaltet, und zu bestimmten Zeiten besuchen die Angehörigen ihre Verstorbenen, halten ein gemeinsames Mahl und verbringen hier einige Stunden.
  • Im Cimètiere von Saint-Pierre auf der Insel Réunion im Indischen Ozean befindet sich das Grab des enthaupteten Banditen und Massenmörders Sitarane.Es ist immer übermäßig mit bunten Blumen, brennenden Kerzen und auch geopfertem Schnaps geschmückt. Viele Réunionesen erhoffen sich so vom Massenmörder eine "endgültige" Unterstützung bei privaten Problemen mit unliebsamen Bekannten.
  • In Buenos Aires liegt der Friedhof La Recoleta inmitten eines vornehmen Geschäftsviertels. Er gilt als einer der schönsten Friedhöfe der Welt. Sehenswert seine prächtigen Mausoleen.
 
Friedhof in Punta Arenas
  • In Punta Arenas ist der Cementario municipal Sara Braun, sehenswert die Mausoleen einiger wohlhabender Familien. Es gibt Grabinschriften in spanisch, englich und deutsch, sie lassen auf die Geschichte der Besiedlung schließen.

Literatur Bearbeiten

  • Reiner Sörries: Ruhe sanft: Kulturgeschichte des Friedhofs. Butzon & Bercker, 2009, ISBN 978-3766613165; 304 Seiten. 24,90 €
  • Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal (Hrsg.): Grabkultur in Deutschland: Geschichte der Grabmäler. 2009, ISBN 978-3496028246; 424 Seiten. 39,- €
  • Gerd Otto-Rieke: Geschichte entdecken auf Friedhöfen: Gräber in München; Bd. 1. Alabasta Verlag 2000, ISBN 978-3938778081; 104 Seiten.
  • Gerd Otto-Rieke: Geschichte entdecken auf Friedhöfen: Gräber in Bayern: ohne München; Bd. 2. Alabasta Verlag 2000, ISBN 978-3938778098; 128 Seiten.
  • Gerd Otto-Rieke: Geschichte entdecken auf Friedhöfen: Gräber in Hamburg; Bd. 3. Alabasta Verlag 2000, ISBN 978-3938778104; 144 Seiten.
  • Gerd Otto-Rieke: Geschichte entdecken auf Friedhöfen: Gräber in Karlsruhe; Bd. 4. Alabasta Verlag 2000, ISBN 978-3938778197; 80 Seiten.
  • Julius Müller: Man stirbt nur einmal: Heitere Geschichten über das Grab hinaus. Seifert, 2005, ISBN 978-3902406309; 176 Seiten.
  • Julius Müller: Es ist fast ein Vergnügen zu sterben: Besinnliches und Heiteres über das Ende alles Irdischen. Seifert, 2009 (2. Auflage), ISBN 978-3902406590; 192 Seiten.
  • Jean Henry Dunant: Eine Erinnerung an Solferino. epubli GmbH, 2011, ISBN 978-3844203370; 144 Seiten. Taschenbuch, 12.99 €. Der Autor schildert schildert detailiert das Leiden und das Sterben der Soldaten nach der Schlacht von Solferino.

Weblinks Bearbeiten

  • wo-sie-ruhen.de führt zu berühmten Grabstätten auf historischen Friedhöfen in Deutschland auf der Homepage oder als App. Mit Landkarte, Audio-Datei, Bild und Lebenslauf der berühmten Persönlichkeiten.
  • Internet-Portal über historische Friedhöfe und Bestattungskultur sepulcralia.de (Mitteldeutsches Kulturbüro)
  • Privat organisierte Interessensgemeinschaft mit einer Datenbank zu Kriegsgräberstätten weltweit: weltkriegsopfer.de


 
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