Kostrzyn nad Odrą
Kostrzyn nad Odrą | |
Woiwodschaft | Lebus |
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Einwohnerzahl | 17.899 (2021) |
Höhe | 45 m |
Kostrzyn nad Odrą |
Kostrzyn nad Odrą (deutsch: Küstrin) ist eine Stadt in Polen in der Woiwodschaft Lebus an der Mündung der Warthe in die Oder. Westlich der Oder liegt die Gemeinde Küstriner Vorland im Bundesland Brandenburg, deren Ortsteil Küstrin-Kietz bis zur Grenzziehung entlang der Oder im Jahre 1945 mit dem heute polnischen Teil gemeinsam zur Festungsstadt Küstrin gehörte.
Hintergrund
BearbeitenKostrzyn liegt an der Mündung der Warthe in die Oder an der Westgrenze Polens zu Deutschland, am nordwestlichen Eck des Warthemündung-Nationalpark (Ujście Warty).
Kosterin war zunächst eine Siedlung der slawischen Pomoranen, die ab dem 10. Jahrhundert phasenweise Polen tributpflichtig waren. Im 13. Jahrhundert wurde das spätere Küstrin den Tempelrittern übertragen, die hier einen Markt nach deutschem Recht errichten durften. 1261 fiel Küstrin mit dem bis dahin polnischen Land Lebus an die Mark Brandenburg, die diese Gegend als Neumark bezeichnete.
Von 1535 bis 1571 war Küstrin Residenzstadt einer eigenen Nebenlinie der brandenburgischen Hohenzollern. In dieser Zeit wurde das Schloss errichtet und Küstrin zur Festungsstadt ausgebaut. Im 17. Jahrhundert wurde diese zu einer der stärksten Festungen Deutschlands verstärkt. 1730 wurde Hans Hermann von Katte, der Freund des preußischen Kronprinzen Friedrich (später als Friedrich der Große bekannt) in Küstrin hingerichtet, mit dem zusammen der junge Thronfolge vor dem strengen Erziehungsregiment seines Vaters Friedrich Wilhelm I. (der „Soldatenkönig“) fliehen wollte. Friedrich mußte bei der Enthauptung seines Freundes zusehen.
Nach dem Anschluß an die Eisenbahn siedelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Industrie an. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die meisten militärischen Einrichtungen demontiert, Küstrin wurde aber während der Naziherrschaft wieder eine bedeutende Garnisonsstadt. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs, im Januar/Februar 1945 wurde die Stadt massiv zerstört; Küstrin war eine der am stärksten zerstörten Städte Ostdeutschlands (ca. 90 % der Altstadt).
Nach 1945 kam der größere, östlich der Oder gelegene Teil des damaligen Küstrin an Polen, nur der Stadtteil Kietz verblieb bei Deutschland. Die deutsche Bevölkerung wurde größtenteils vertrieben. Die Trümmer der zerstörten Altstadt wurden weitgehend abtransportiert und für den Wiederaufbau Warschaus verwendet. Sie ist heute eine unbewohnte Wüstung. Stattdessen wurden komplett neue Stadtviertel weiter im Landesinneren errichtet, es gibt also kaum eine Kontinuität der Vorkriegsstadt.
Anreise
BearbeitenMit dem Flugzeug
BearbeitenDer Flughafen Flughafen Berlin Brandenburg (IATA: BER) ist der nächstgelegene Flughafen (binnen zwei Stunden mit der Bahn).
Der Flughafen Flughafen Posen-Ławica (IATA: POZ) auf polnischer Seite ist mit 175 km entfernt (zwei Stunden mit dem Auto, knapp drei Stunden mit der Bahn).
Mit der Bahn
BearbeitenMit der Regionalbahn-Linie 26 vom Bahnhof Berlin-Ostkreuz über Berlin-Lichtenberg (stündlich, ca. 1:10 Std.). Für Nutzer deutscher Wochenendtickets/Ländertickets ist eine separate Fahrkarte (2019: € 1,90) für die polnische Teilstrecke zu lösen. Im innerpolnischen Verkehr bestehen Direktverbindungen aus Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warthe; nicht ganz stündlich; 30–40 Minuten), Szczecin (Stettin; mehrmals täglich; ca. 1:40 Std.) und Zielona Góra (Grünberg; mehrmals täglich; ca. 1:40 Std.).
Mit dem Bus
BearbeitenAuf der Straße
BearbeitenVon Berlin aus führt die Bundesstraße B 1 direkt nach Küstrin-Kietz und über die Oder-Grenze nach Kostrzyn. Aus Frankfurt (Oder) führt die B 112 ins Küstriner Vorland. Aus Richtung Süden und Westen kommend, kann man die Autobahn A 12 bis Fürstenwalde (Ost) nehmen, von dort geht es weiter über Landstraßen. Auf polnischer Seite führt die Nationalstraße aus 31 aus Stettin bzw. Słubice und die gut ausgebaute Wojewodschaftsstraße aus Gorzów Wielkopolski nach Kostrzyn. Aus Richtung Poznań (Posen) kann man die Autobahn A 2 bis zur Anschlussstelle Rzepin nehmen.
Mit dem Fahrrad
BearbeitenDer Oder-Neiße-Radweg führt auf deutscher Seite durch Küstrin-Kietz. Von dort kann man einen Abstecher über die Grenze nach Kostrzyn machen. Man kann zum Beispiel mit der Bahn nach Frankfurt (Oder) fahren und von dort die 35 Kilometer nach Kostrzyn radeln.
Außerdem führen durch Kostrzyn die Radfernwege EuroVelo 2 (Berlin–Posen–Warschau) und Europaradweg R1 (Berlin ↔ Piła ↔ Elbing ↔ Kaliningrad).
Von Gorzów Wielkopolski sind es 45 Kilometer nach Kostrzyn, es gibt einen separaten Radweg parallel zur Straße und am Rand des Nationalparks Warthemündung entlang.
Mobilität
BearbeitenDie Stadt ist ein Bahnverkehrsknotenpunkt. Hier kreuzen sich die Strecken Szczecin (Stettin) ↔ Wrocław (Breslau) und Berlin-Kostrzyn ↔ Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warthe). Es besteht ein Straßen- und Bahngrenzübergang nach Küstrin-Kietz.
Lokalbusse fahren über den Bahnhof, die Haltestelle ist rechts vom Ausgang etwa dreißig Meter (vorbei an der Boutique).
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Von der im 2. Weltkrieg völlig zerstörten Altstadt/Festung sind die Grundmauern freigelegt worden. Ein Spaziergang durch die von der Vegetation teilweise überwucherten Ruinen der völlig verwüsteten Stadt kann verwunschen, bizarr aber auch unheimlich wirken. Manche sprechen von einem „Pompeji an der Oder.“
- Die Bastionen der Festung (König, Königin, Brandenburg und Philipp) sind teilweise erhalten.
- Museum Festung Küstrin (Muzeum Twierdzy Kostrzyn), in der Bastion Philipp, ul. Graniczna 1. Tel.: +48 95 752 0045. Geöffnet: Mai–Oktober Di-Fr 11:00–16:00 Uhr (letzter Einlass 13:00), Sa-So 10:00–18:00 Uhr (letzter Einlass 17:00), im Winterhalbjahr nur nach Vereinbarung. Preis: Vollzahler 20 Zł. bzw. 5 €, Schüler und Studenten die Hälfte, Dienstags freier Eintritt.
- Das Berliner Tor wurde rekonstruiert. Hier ist eine Info.
- Der Bahnhof (ehemals Küstrin-Neustadt) und der Wasserturm zählen zu den wenigen erhaltenen historischen Bauwerken aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
Aktivitäten
Bearbeiten- Open-Air-Rock-Festival Pol’and’Rock Festival (früher Haltestelle Woodstock), jährlich, Anfang August.
- Der Bau eines Hallenbads wurde Sommer 2018 begonnen.
Einkaufen
BearbeitenNach weitgehender Angleichung polnischer Preise auf EU-Niveau ist die Zeit der Schnäppchen auf Märkten für Alltagsgegenstände vorbei. Auffällig ist die vergleichsweise große Zahl von Händlern für Baubedarf und Fliesen.
- 1 Rondo. Wie der Name sagt, rundes Einkaufszentrum. Größter Laden ist der Supermarkt Intermarche im Umfeld gibt es noch zwei Discounter.
- 2 Lidl Polska, ul. Niepodleglości 1.
- Ansonsten mehrere Supermärkte sowie zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte im Stadtgebiet.
Küche
Bearbeiten- Restaurant im Hotel Bastion.
Nachtleben
BearbeitenUnterkunft
Bearbeiten- 1 Hotel-Restaurant Bastion, Graniczna 15 (Am Grenzübergang). Geöffnet: Restaurant 6.00-24.00. Preis: Einzel 150 Zł., Doppel 230 Zl, Wochenendrabatt 20 Zl p.P.; Gruppen über 20 Pers. 80 Zł. p.P.
- 2 Dom Turysty, Piastowska 8 (Vom Bahnhofsausgang 50 Meter, an der Post vorbei, das Backsteingebäude). Altes Hotel, innen ordentlich saniert mit einwandfreien Bädern, einfachen, aber gepflegten Zimmern. Besser kann man es in dieser Preiskategorie nicht machen. WLAN in den oberen Stockwerken so langsam, dass es kaum nutzbar ist. Man spricht deutsch. Preis: Einzel: 100 Zł. (Etagenbad), 130 Zł. (en suite); Doppel 160 Zł., o.F.
Unterkünfte gibt es u. a. auf der deutschen Seite im Küstriner Vorland.
Ausflüge
Bearbeiten- 1 Fort Gorgast, Fort Gorgast, 15328 Küstriner Vorland. Zu mieten für Veranstaltungen in den Kasematten. Geöffnet: (im Winter nur Freitag). Preis: € 2,50, Führung +€ 3,50.
- 2 Fort Zorndorf (Fort Sarbinowo), bei Sarbinowo östlich von Kostrzyn.
Literatur
Bearbeiten- Toczewski, Andrzej; Festung Küstrin 1945; Warszawa 2015 (Bellona); ISBN 9788311134270
- Verein für die Geschichte Küstrins e.V.; Küstrin in alten Ansichten; Küstrin-Kietz 1995, 2 Bde.
Weblinks
Bearbeiten- www.kostrzyn.pl – Offizielle Webseite von Kostrzyn nad Odrą
- Geschichte der Stadt Küstrin
- Chronik der Stadt Küstrin Scan des Originals von 1849