Transoceánica

Länge 6334 Kilometer

Transoceánica (in Peru: spanisch: Carretera Interoceánica[1], Brasilien portugiesisch: Rodovia Interoceânica, englisch: Interoceanic Highway) ist der inoffizielle Straßenname von nationalen Fernstraßen, die in Südamerika von Peru nach Brasilien verlaufen, den Pazifik mit dem Atlantik verbinden und eine Streckenlänge von 6334 km aufweisen. International wird sie auch als Ruta Interoceánica Brasil-Perú (spanisch) oder Estrada do Pacífico (portugiesisch) bezeichnet.

Hintergrund

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Als „Transoceánica“ wird in der Neuzeit auch das Projekt einer Eisenbahnstrecke von Puerto Barrios nach Puerto San José in Guatemala erwähnt.[2]

Im Wesentlichen ist jedoch eine internationale Verbindung bereits bestehender nationaler Fernstraßen zwischen Peru und Brasilien gemeint. Sie reiht sich ein in viele internationale Fernstraßen wie Transamazônica, Trans-Canada Highway oder Panamericana.

Geschichte

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Erste Planungen für eine trans-amerikanische Eisenbahnlinie kamen im Dezember 1889 auf, als in Washington D.C. die „First Conference of American States“ stattfand; auf der fünften Konferenz in Santiago de Chile 1923 wurde jedoch ein Straßenprojekt priorisiert.[3]

Nach 1989 untersuchten peruanische Machbarkeitsstudien fünf Projekte, die jedoch aus Kostengründen nicht weiter verfolgt wurden. Das Gesetz 24985 aus 1989 stufte das Projekt einer Straßenverbindung zwischen Peru und Bolivien als „von nationaler Bedeutung“ ein.[4] Im August 2000 wurde zwischen 12 Staaten die „Initiativa para la Integración de la Infraestructura Regional an America del Sur (IIRSA)“ gegründet, die im Mai 2008 in der Union Südamerikanischer Nationen aufging. Das erste Projekt der IIRSA war der Bau der „Transoceánica“.

Im Juni 2005 schloss die peruanische Regierung einen Straßenbauvertrag mit einem Baukonsortium ab, der den Neu- und Ausbau von Straßen zwischen Lima und der peruanischen Grenzstadt Iñapari vorsah, der im Dezember 2005 fertiggestellt werden konnte. Mit der Eröffnung der 240 m langen Brücke „Ponte da Integração Brasil/Peru“ (deutsch: „Brücke der Verbindung Brasilien/Peru“) über den Rio Acre im November 2005 entstand eine direkte Verbindung zwischen der brasilianischen Grenzstadt Assis Brasil und dem 2 km entfernten peruanischen Iñapari. Ziel der Straßenverbindung zwischen dem Atlantik und Pazifik war für die beteiligten Staaten die Intensivierung des Handels und der erleichterte Zugang zu Häfen.

Doch zeigten später verschiedene Studien, dass nur etwa 18 % der Exporte des brasilianischen Bundesstaats Acre über die Interozeanroute liefen. Kritisiert wird seitdem, dass die Transoceánica die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt, sondern wohl nur im Interesse des brasilianischen Milliardärs Marcelo Odebrecht gebaut wurde. Dieser hatte an die peruanische Regierung 20 Millionen US-Dollar Bestechung für den Straßenbau bezahlt[5], weswegen er zu 19 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Seine Firma Construtora Norberto Odebrecht wurde zur Konsortialführerin des Straßenbauprojekts.

Straßenverlauf

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Straßenschilder in Assis Brasil mit dem Hinweis auf die „Estrada do Pacífico“ (BR-317 und BR-364) und der Entfernung zum Atlantik (3968 km)

Übersicht

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Die Anteile an der Transoceánica in einzelnen Staaten verteilen sich wie folgt:

Staat Entfernung
in km
Anteil an der
Gesamtstrecke
  Peru 1812 29 %
  Brasilien 4522 71 %
Gesamt 6334 100 %

Der größte Teil der Strecke verläuft mit 4522 km (davon 3437 km oder 76 % über die BR-364) durch Brasilien, 1812 km liegen in Peru (29 % der Gesamtstrecke).

Im Detail gehören folgende nationalen Fernstraßen zur Transoceánica:

Staat Region Ort Straßenname Entfernung
in km
Peru Provinz Lima / Region Ica LimaNazca Ruta nacional PE-1S ( ) 0447
Region Cusco NazcaCusco Ruta nacional PE-30A ( ) 0656
Region Cusco / Region Madre de Dios CuscoIñapari Ruta national PE-30C ( ) 0707
Region Madre de Dios / Acre IñapariAssis Brazil BR-317 0002
Brasilien Acre Assis BrasilRio Branco BR-317 ( ) 0342
Acre Rio BrancoPorto Velho BR-364   0510
Rondônia Porto VelhoDiamantino BR-364   1289
Mato Grosso / São Paulo DiamantinoLimeira BR-364   1638
São Paulo LimeiraCampinas BR-050   0056
São Paulo CampinasSão Paulo SP-348   0095
São Paulo São PauloSantos SP-160   0080
Rio de Janeiro SantosRio de Janeiro BR-116   0512
Gesamt 6334

Einzelheiten

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Karte von Transoceánica

Von Nordwesten nach Südosten wird die Transoceánica durch folgende Fernstraßen gebildet:

Peru

     

  • 1 Lima . ist mit 9,7 Mill. Einwohnern die größte Stadt in und Hauptstadt von Peru. Die offizielle Stadtgründung erfolgte am 18. Januar 1535, doch lebten hier bereits seit dem 3. Jahrhundert präinkaische Siedler. Ältestes Bauwerk ist der Brunnen auf der Plaza Major aus 1651. In Lima heißt die Transoceánica Avenida Alfonso Ugarte und ist Teil der Panamericana. Von Lima aus setzt sich diese als Ruta 1S ( ) in Richtung Süden fort bis zu den.
  • 2 Nazca-Linien (Líneas de Nazca) . sind über 1500 überdimensionale, nur aus der Luft und von umliegenden Hügeln aus sicht- und erkennbare Scharrbilder (Geoglyphen) in der Wüste bei Nazca und Palpa, die zwischen 800 vor Christus und 600 nach Christus angelegt wurden. Hier wird von der Panamericana abgebogen auf die Ruta 30A ( . Nun steigt die Straße stetig an bis.
  • 3 Puquio . nach dem Dorf Puquio in Negro Mayo mit 4540 m der höchste Punkt der Strecke folgt[6]; das Höhenniveau von über 4000 m wird noch für 10 km beibehalten. Danach geht es kontinuierlich bergab, bis in.
  • 4 Abancay . eine Höhe von 2370 m erreicht wird. Hier leben 72.000 Einwohner. Im Tal des Río Apurímac wird auf der Puente Apurimac ein Höhenniveau von nur noch 1860 m erreicht.
  • 5 Pampamarca . in der Nähe befindet sich La Curva del Diablo („Teufelskurve“), wo viele Verkehrsunfälle innerhalb von Serpentinen vorgekommen sind. Der Anstieg geht wieder auf über 3000 m nach.
  • 6 Cusco . liegt 3399 m hoch und kann auf eine große Geschichte zurückblicken. Hier lebten seit dem 12. Jahrhundert die Inka, bei denen Cusco die Hauptstadt war (Quetschua: „Nabel der Welt“). Der spanische Eroberer Francisco Pizarro nahm die Stadt am 15. November 1533 ein, die am 6. Mai 1536 bei einem Angriff zerstört wurde. Von hier aus führt die Ruta 30C ( ) nahe der bolivianischen Grenze bis nach.
  • 7 Puerto Maldonado . hat 85000 Einwohner und liegt am Rio Madre de Dios.
  • 8 President Guillermo Billinghurst Bridge (puente Presidente Guillermo Billinghurst) . Die 723 m lange Billinghurst-Brücke über den Rio Madre de Dios ist ein Teil der Transoceánica.
  • 9 Iñapari . ist der auf peruanischer Seite liegende Grenzort mit 1900 Einwohnern. Zum Dreiländereck (portugiesisch: Punto Tripartito) gehört noch Bolivien, das aber an die Transoceánica nicht angeschlossen ist.
Brasilien

             

  • 10 Assis Brasil . ist der brasilianische Grenzort mit 8100 Einwohnern. Der Ponte da Integração Brasil-Peru wurde im November 2005 eröffnet. Hierüber führt die BR-317 ( ) bis nach.
  • 11 Rio Branco . mit 365000 Einwohnern die Hauptstadt des Bundesstaates Acre. Sie entstand am 28. Dezember 1882 unter bolivianischer Führung und wechselte erst 1903 zu Brasilien. Hier wird auf die BR-364 ( ) Richtung Süden gewechselt.
  • 12 Porto Velho . ist mit 460000 Einwohnern die Hauptstadt von Rondônia und liegt am Rio Madeira. Die Fahrt wird auf der BR-364 fortgesetzt.
  • 13 Diamantino . hat 22000 Einwohner und entstand bereits am 18. September 1728.
  • 14 Limeira . hat 311.000 Einwohner und ist Beginn/Ende der BR-364. Die Weiterfahrt erfolgt auf der BR-050 ( ) Richtung.
  • 15 Campinas . hat 1,2 Mill. Einwohner. Von hier aus wird auf der SP-330 ( ) und ab Cajamar auf der SP-348 ( ) weitergefahren. Die BR-116 ( ) führt schließlich nach.
  • 16 São Paulo . mit 11,4 Mill. Einwohnern die größte Stadt Brasiliens, gegründet am 25. Januar 1554. Von hier aus verläuft die SP-160 ( ) nach.
  • 17 Santos . die 1546 gegründete Stadt am Atlantik hat heute 419000 Einwohner und ist der wichtigste Kaffee-Exporthafen Brasiliens. Der Atlantik wird bereits hier erreicht, doch wird in der Fachliteratur meist Rio de Janeiro als Endpunkt der Transoceánica genannt[7]. Für die Weiterfahrt nach Rio de Janeiro dient wieder die BR-116.
  • 18 Rio de Janeiro . 6,2 Mill. Einwohner, gehört zu den schönsten Städten der Welt. Die Stadt ist Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates. Gelegen an der Guanabara-Bucht, an deren Zugang zum Atlantik der Zuckerhut als Wahrzeichen steht. Der Name der Stadt („Januarfluss“) deutet darauf hin, dass ihr portugiesischer Entdecker Gonçalo Coelho in ihre Bucht am 1. Januar 1502 einlief und die Bucht irrtümlich für einen Fluss hielt, der hier in den Atlantik mündet. Am 1. März 1565 wurde Rio gegründet und war zwischen dem 27. Januar 1763 und dem 22. April 1960 Hauptstadt von Brasilien, seitdem ist es Brasilia.

Buslinie

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Seit Januar 2016 verkehrt zwischen São Paulo bzw. Rio de Janeiro und Lima die mit 6200 Kilometern längste Buslinie der Welt; eine Fahrt zwischen den beiden Städten dauert 102 Stunden.[8] Betreiber ist die peruanische Busgesellschaft Expreso Internacional Ormeño. Allerdings fährt der Bus nicht vollständig über die oben beschriebene Strecke, sondern ab Porto Velho über Cuiabá, Rondonópolis und Campo Grande nach São Paulo und weiter nach Rio de Janeiro:

 
Karte von Transoceánica
  • 19 Porto Velho . Die BR-364 wird weitergefahren bis nach.
  • 20 Comodoro . Hier wird sie verlassen und von dort die Fahrt auf der BR-174 ( ) Richtung Süden fortgesetzt.
  • 21 Cáceres . Südlich des Ortes fährt man auf der BR-070 ( ) weiter nach.
  • 22 Cuiabá . liegt im geografischen Zentrum Südamerikas. Von hier aus wird wieder zur BR-364 zurückgekehrt bis nach.
  • 23 Rondonópolis . wo die Fahrt weiter auf der BR-163 ( ) geht bis.
  • 24 Campo Grande . der Hauptstadt von Mato Grosso do Sul. Von hier aus geht es weiter auf der BR-174 ( ) nach.
  • 25 São Paulo

Die längste Buslinie über diese Strecke von Lima nach Rio de Janeiro hat Eingang in das Guinness Buch der Rekorde 2018 gefunden.[9] Die Buslinie Lima-Rio wurde auch im Januar 2021 noch zitiert.[10]

Sicherheit

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Die extreme Höhenlage von mindestens 2500 m kann zur altersunabhängigen Höhenkrankheit (spanisch: soroche) führen. Folgen sind Kopfschmerzen, Atemnot, Kraftlosigkeit, Übelkeit, Schwindelgefühle, kurze Blackouts oder Müdigkeit. In der Höhe wird auch ohne jede körperliche Anstrengung schneller geatmet, um die mangelnde Sauerstoffkonzentration auszugleichen. Die körpereigene Atemregulation wirkt dem nicht entgegen, da sie vornehmlich auf den Kohlendioxidgehalt – den stärksten Atemantrieb des Blutes – reagiert. Zur Akklimatisation kommt es nur, wenn der Körper mehr rote Blutkörperchen produziert. Es braucht drei bis vier Tage, bis der Anteil der roten Blutkörperchen so erhöht ist, dass auch einfachste Tätigkeiten wie Gehen ohne sofortige Erschöpfung durchgeführt werden können.

Beim Fahren kann wegen der Höhe die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit erheblich eingeschränkt sein, was sich insbesondere bei den kurven- und serpentinenreichen Strecken bemerkbar macht.

In den größeren Städten und auf deren Bahnhöfen ist wegen Taschendiebstahls auf höchste Eigensicherung zu achten. Dies gilt besonders wegen der mangelnden Konzentrationsfähigkeit durch die „dünne Luft“. Die Indigenen sind sehr geschickt auch bei Betrügereien gegen Weiße (spanisch: gringos).

Literatur/Medien

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Die Deutsche Welle hat im Februar 2017 eine fünfteilige Dokumentation über die Busreise des Linienbusses unter dem Titel „Transoceânica: Mit dem Bus durch Südamerika“ veröffentlicht.

Einzelnachweise

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Dies ist ein brauchbarer Artikel. Es gibt noch einige Stellen, an denen Informationen fehlen. Wenn du etwas zu ergänzen hast, sei mutig und ergänze sie.