Straße von Tīrān

Meerenge etwa 15 Kilometer nordöstlich von Scharm esch-Scheich zwischen der ägyptischen Halbinsel Sinai und der saudi-arabischen Insel Tīrān
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Wrack des panamaischen Frachtschiffs Loullia, 1998
Straße von Tīrān · مضيق تيران
GouvernementSüdsinai
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte des Sinai in Ägypten
Lagekarte des Sinai in Ägypten
Straße von Tīrān

Die Straße von Tiran (englisch: Straits of Tiran, auch Strait of Tiran, arabisch: ‏مضيق تيران, Maḍīq Tīrān, „Meerenge von Tīrān“, hebräisch: מצרי טיראן Metzarei Tiran) ist eine Meerenge etwa 15 Kilometer nordöstlich von Scharm esch-Scheich zwischen der ägyptischen Halbinsel Sinai und der saudi-arabischen Insel Tīrān. In der Straße, die sich in internationalen Gewässern befindet, verläuft die ägyptisch-saudi-arabische Grenze.

Die etwa 13 Kilometer breite Meerenge verbindet das Rote Meer im Süden mit dem Golf von Aqaba im Norden. Etwa in der Mitte der Straße gibt es mehrere Riffe, die sowohl Schifffahrtshindernisse als auch beliebte Tauchgebiete sind.

Hintergrund

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Plan der Straße von Tīrān

Die gut kontrollierbare Meerenge spielt geopolitisch eine wichtige Rolle, da über sie die für Israel und Jordanien wichtige Anbindung zum Indischen Ozean erfolgt.

Gemäß den Genfer Seerechtskonventionen von 1958 darf die Transitdurchfahrt durch die Straße von Tīrān von keinem der Anliegerstaaten behindert werden, da es keine alternativen Seewege gibt. Bereits 1956 ließen die Ägypter die Straße für Schiffe nach Israel sperren, was zur Suez-Krise zwischen beiden Ländern führte. Nach dem vom ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser vom Sinai erzwungen Abzug der UNEF-Truppen, die zur Friedenssicherung zwischen Ägypten und Israel eingesetzt waren, ließ Nasser am 5. Juni 1967 die Straße von Tīrān erneut sperren. Diese Sperrung sollte den Auslöser für den Sechstagekrieg zwischen Israel und Ägypten bilden. In der Folge wurde der Sinai von israelischen Streitkräften erobert und besetzt. Die israelischen Truppen wurden erst 1982 nach dem Abschluss des Camp-David-Abkommens von 1979 zurückgezogen. Zur Friedenssicherung wurden Streitkräfte der Multinational Force and Observers stationiert, die auch einen Beobachtungsposten auf der Insel Tīrān unterhalten.

Ungefähr in der Mitte der Meerenge befinden sich vier größere Riffe, die allesamt nach Offizieren kartografischer Expeditionen der Royal Navy im 19. Jahrhundert benannt sind: das Jackson-, das Woodhouse-, das Thomas- und das Gordon-Riff. Aufgrund ihrer einzigartigen Unterwasserwelt stellen diese Riffe bedeutende Reiseziele für Sporttaucher dar. Diese Riffe unterteilen die Meerenge in zwei Passagen, in die westliche, etwa 250 Meter tiefe Enterprise-Passage (maximale Tiefe 309 Meter) und die östliche, 73 Meter tiefe Grafton-Passage (maximale Tiefe 366 Meter). Beide Passagen eignen sich für Hochseeschiffe.

Seit 1988 wird immer wieder ein Brückenbau über die Straße von Tīrān diskutiert, die eine Bahn- und Fahrzeuganbindung zwischen Ägypten und Nordafrika einerseits und Saudi-Arabien andererseits bieten soll, ohne dass dabei Israel passiert werden muss.[1] Eine direkte Verbindung zwischen Ägypten und Saudi-Arabien ist gegenwärtig nur mit dem Flugzeug oder der Fähre möglich. Die hierfür nötige Brücke soll auf den Gordon- und Jackson-Riffen Pfeiler erhalten. Dagegen gibt es zahlreiche Proteste von Umweltschützern, die die völlige Zerstörung der Rifflandschaft befürchten, und von israelischen Politikern, die die Behinderung der Seefahrt in den Golf von Aqaba befürchten.

Seit 1992 gehört die Straße von Tīrān mit den Inseln Tīrān und Ṣanāfīr zum Raʾs-Muḥammad-Nationalpark. Es gibt hierfür aber keine Verwaltung, und es müssen auch keine Eintrittsgebühren entrichtet werden.

Eine Anreise ist nur mit Booten oder Schiffen möglich. Üblicherweise erfolgt die Anreise von Scharm esch-Scheich aus.

Sehenswürdigkeiten

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Gorgonie am Laguna-Riff
 
Maskenfalterfisch am Jackson-Riff

Vier Riffe unterteilen die Meerenge in zwei Straßen. Die vier Riffe sind von Norden nach Süden:

  • Das 1 Jackson-Riff (28° 0′ 32″ N 34° 28′ 24″ O) ist das nördlichste der vier Riffe. Im Norden des Riffs ist 1981 das zypriotische Frachtschiff Lara aufgelaufen. Unter Wasser verfügt es über einen schönen Korallengarten.
  • Das 2 Woodhouse-Riff (28° 0′ 5″ N 34° 27′ 56″ O) besitzt eine beeindruckende Unterwasser-Canyon-Landschaft.
  • Das 3 Thomas-Riff (27° 59′ 34″ N 34° 27′ 37″ O) gilt als das Riff mit dem schönsten Korallengarten.
  • Das 4 Gordon-Riff (27° 59′ 15″ N 34° 27′ 13″ O) ist das südlichste der vier Riffe. Auf dem Riff befindet sich das Wrack des panamaischen Frachtschiffs Loullia, die hier 1981 aufgelaufen ist. Nach der Kollision mit einem weiteren Schiff wurden große Teile des Wracks abgetragen.

Die Ostseite der Straße von Tīrān wird ebenfalls von Korallenriffen begrenzt:

Neben farbenfrohen Korallengärten und Fischen kann man hier auch Meeresschildkröten und mehrere Haiarten vorfinden.

Speisen und Getränke müssen mitgeführt werden. Reiseveranstalter bieten bei Tagesausflügen ein Mittagessen an.

Unterkunft

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In der Straße von Tiran
 
Wracks in der Straße von Tiran

Unterkünfte gibt es in Scharm esch-Scheich oder Dahab.

Literatur

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  • Rikhye, Indar J.: The Sinai blunder : withdrawal of the U.N. Emergency Force leading to the Six-Day War of June 1967. London: Cass, 1980, ISBN 978-0-7146-3136-3.
  • Oren, Michael B.: Six days of war : June 1967 and the making of the modern Middle East. Oxford: Oxford Univ. Press, 2002, ISBN 978-0-19-515174-9.

Einzelnachweise

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  1. Siehe hierzu auch die Nachricht Brückenbauprojekt zwischen Ägypten und Saudi-Arabien genehmigt vom 17. Juli 2011
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