Raʾs-Muḥammad-Nationalpark

Ägyptischer Nationalpark im Bereich der Südspitze des Halbinsel Sinai
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Der Ras-Muhammad-Nationalpark (auch Ras Mohammed, arabisch: ‏محمية رأس محمد, Maḥmīyat Raʾs Muḥammad, „Schutzgebiet Raʾs Muḥammad“), ganz kurz RasMo, ist ein ägyptisches Landschaftsschutzgebiet im Bereich der Südspitze des Halbinsel Sinai, südlich von Scharm esch-Scheich, das 1983 gebildet wurde. Es wurde nach der Halbinsel bzw. dem Kap Muḥammad (Raʾs Muḥammad) benannt und erstreckt sich sowohl an Land als auch über die angrenzende Unterwasserlandschaft. Am 22. Januar 2002 wurde vom ägyptischen UNESCO-Kommitee der Antrag gestellt, den Nationalpark zum Unesco-Naturerbe zu erklären.[1]

Meeresschildkröte am Jolanda-Riff
Raʾs-Muḥammad-Nationalpark
محمية رأس محمد
GouvernementSüdsinai
Fläche850 km2
Höhe14 m
Lage
Lagekarte des Sinai in Ägypten
Lagekarte des Sinai in Ägypten
Raʾs-Muḥammad-Nationalpark
Raʾs-Muḥammad-Nationalpark

Hintergrund Bearbeiten

Das Landschaftsschutzgebiet befindet sich etwa 12 Kilometer südlich von Scharm esch-Scheich an der südlichen Spitze des Sinai. Es wurde unmittelbar nach dem Abzug der israelischen Streitkräfte vom Sinai 1983 durch die ägyptische Umweltbehörde, der Egyptian Environmental Affairs Agency, gebildet, und zwar unter dem offiziellen Namen Ras Muhammad Marine Protected Area, Meeresschutzgebiet Ras Muhammad. Damit sollte die Besiedelung, die von Scharm esch-Scheich ausging, unterbunden und der Fischbestand erhalten werden. So wurde u.a. das Fischen mit Sprengstoff verboten. Raʾs Muḥammad war das erste Schutzgebiet Ägyptens.[2]

Der 480 Quadratkilometer große Nationalpark befindet sich sowohl an Land als auch unter Wasser. Die Landfläche beträgt 135 km2, die Fläche unter Wasser 345 km2. Anfänglich umfasste er nur eine Fläche von 97 Quadratkilometern und wurde zwischen 1988 und 1992 mehrfach vergrößert. Heute gehören zum Nationalpark auch die Straße von Tīrān sowie die Inseln Tīrān und Ṣanāfīr. Die Gesamtfläche beträgt nun 850 Quadratkilometer. Der Status der Inseln Tīrān und Ṣanāfīr als Teil des Nationalparks ist ungeklärt, nachdem beide Inseln 2017 an Saudi-Arabien abgetreten wurden.

Im Norden befindet sich eine große Bucht, Marsā Bureika/Bareika (1 27° 46′ 44″ N 34° 13′ 53″ O, arabisch: ‏مرسى بريكة, „Bureika-Bucht“). Die Ostküste wird von steil abfallenden Korallenriffen gesäumt und wird nur vom Aqaba-Strand unterbrochen. Im Süden befindet sich die eigentliche Landzunge Raʾs Muḥammad. Weiter westlich folgen zwei Strände, der Hauptstand und der Jolanda-Strand. Eine weitere Bucht, die knapp zwei Kilometer lange Hidden Bay (Versteckte Bucht, 2 27° 43′ 53″ N 34° 14′ 57″ O), erstreckt sich nach Norden. Am südöstlichen Ende dieser Bucht lief 1980 die MS Jolanda auf das nach ihr benannte Jolanda-Riff auf. Nördlich dieser Bucht befindet sich ein etwa 300 Meter großer Salzsee (3 27° 44′ 31″ N 34° 14′ 28″ O). Westlich der Hidden Bay trennt der flache Mangrovenkanal (4 27° 43′ 41″ N 34° 14′ 48″ O) die Mangroveninsel vom Festland ab. Auf dieser Insel wurde auch ein Leuchtturm errichtet. Im Westen erstreckt sich das Riffgebiet Old Quay (alter Kai).

Der Untergrund der Landzunge wird besteht aus fossilen Korallen. Darauf erstreckt sich eine Wüstenlandschaft, die aber nicht ganz vegetationslos ist. Immerhin zählt man achtzig Pflanzenarten. Deutlich sichtbar sind Akazien und Doumpalmen. Das Gebiet der Mangrovenwälder erstreckt sich etwa über einen Hektar. Das Naturschutzgebiet wird von 220 Vogel- und vierzehn Säugetierarten besiedelt. Im Frühjahr und Herbst verlaufen über dem Nationalpark Vogelzüge.

Der Mangrovenkanal und das nördlich von Scharm esch-Scheich gelegene Nabq-Naturschutzgebiet bilden die nördlichsten Mangrovenvorkommen der Welt.

Starke Strömungen im Nationalpark sorgen für eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Plankton. In der Unterwasserwelt gibt es 218 Korallenarten, darunter 125 Weichkorallen. Zudem finden sich hier über 100 Weichtier- und 150 Krebsarten, über 1.000 Fischarten und mehrere Meeresschildkrötenarten. Zu den größten Tieren zählen Haie und Wale.

Anreise Bearbeiten

 
Plan des Raʾs-Muḥammad-Nationalparks

Der Großteil der Reisenden, etwa 150.000 Touristen jährlich, reist von Scharm esch-Scheich über Land mit Touristenbussen an. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es nicht. Die verschiedenen Straßen treffen sich im Nordwesten der Marsā Bureika/Bareika und führen dann an der Westseite der Bucht weiter. Hier passiert man auch den 1 Haupteingang des Nationalparks.

Etwa 100.000 Reisende wählen den Seeweg, meist von Scharm esch-Scheich aus. Dies sind vorwiegend Schnorchler, aber auch viele Taucher.

Der Eintrittspreis für den Park beträgt 5 Euro. Beim Besuch des Nationalparks muss der Reisepass mitgeführt werden! Man benötigt ein für ganz Ägypten gültiges Visum! Das Sinai-Only-Visum genügt nicht!

Der Nationalpark ist täglich von Sonnenauf- bis -untergang geöffnet. Das 1 Besucherzentrum (27° 49′ 35″ N 34° 16′ 9″ O) weit im Norden der Marsā Bureika/Bareika ist täglich außer freitags geöffnet und verfügt über ein Geschäft, ein Restaurant und eine Bibliothek.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

An Land Bearbeiten

 
Mangrovenwälder im Nationalpark

Nur eine geringer Teil des Nationalparks kann ergründet wurden. Hierzu zählen das Besucherzentrum und der Aussichtspunkt, das Shark Observatory.

Unter Wasser Bearbeiten

 
Blaupunktrochen am Jolanda-Riff
 
Überreste der MS Jolanda

In Uhrzeigerichtung werden die wichtigsten Tauch- und Schnorchelplätze genannt. Sie befinden sich fast ausschließlich an der Ostseite des Kaps. Die Shark- und Jolanda-Riffe zählen nicht ohne Grund zu den beliebtesten Zielen. Die nördlichen Tauchgebiete werden meist am Nachmittag für einen zweiten Tauchgang besucht, nachdem man am Morden die Shark- und Jolanda-Riffe besucht hat.

  • 6 Raʾs el-Ghazlānī im Norden der Bureika-Bucht. Da es erst recht spät für Besucher frei gegeben wurde, verfügt es über recht intakte und gesunde Korallengärten.
  • 7 Raʾs Zaʿtar ist ein Rifftauchgebiet im Süden der Bureika-Bucht.
  • 9 Jackfish Alley ist ein Rifftauchgebiet. Im Bereich der Sandebene lassen sich Drückerfische, Makrelen, Glasfische, Thunfische und Barrakudas beobachten.
  • 10 Eel Garden bietet eine große Kolonie von Rotmeer-Röhrenaalen im Bereich des Aqaba-Strands.
  • 11 Shark Observatory an der Spitze des Kaps Raʾs-Muḥammad dient an der Oberfläche als Aussichtspunkt für nur ab und zu hier beobachtbarer Haie. Unter Wasser findet man auch Schildkröten, Makrelen, Barrakudas und Rotfeuerfische.
  • 12 Anemone City, Shark-Riff und Jolanda-Riff ist ein Rifftauchgebiet vor der Hidden Bay (Versteckten Bucht). Neben zahlreichen Fischen kann man auch die Ladung der hier untergegangenen MS Jolanda besichtigen. Die Ladung ist skurril: neben Badewannen liegen nun zahlreiche Toilettenbecken auf dem Meeresboden.

Die Unterwasserflora und -fauna ist sehr reichhaltig. Zu den Korallen gehören Seeanemonen (Prachtanemone, Heteractis magnifica, Blasenanemone, Entacmaea quadricolor), Tisch- und Fächerkorallen.

Zu den Fischen gehören u.a. Rotmeer-Anemonenfische (Amphiprion bicinctus), Rundkopf-Fledermausfische (auch Schwarmfledermausfische, Platax orbicularis), Falterfische, Preußenfische, Großaugen-Makrelen (Caranx sexfasciatus), Blauflossen-Stachelmakrelen (Caranx melampygus), Einfleckenschnapper (Lutjanus monostigma), Zweifleckenschnapper (Lutjanus bohar), Dunkelflossen-Barrakudas (Sphyraena qenie), Blauklingen-Nasendoktorfische (Naso unicornis), Großkopfschnapper (Lethrinus nebulosus) und Großaugen-Schnapper (Monotaxis grandoculis), Napoleon-Lippfische (Cheilinus undulatus), Füsiliere (Caesionidae), Riesenmuränen (Gymnothorax javanicus), Blaupunktrochen (Taeniura lymma), Bogenstirn-Zitterrochen (Torpedo panthera), Adlerrochen (Myliobatidae), Fransen-Drachenköpfe (Scorpaenopsis oxycephala), echte Steinfische (Synanceia verrucosa), Krokodil- oder Alligatorfische (Cociella crocodila), Rotzahn-Drückerfische (Odonus niger), Malabar-Zackenbarsche (Epinephelus malabaricus), Juwelen-Zackenbarsche (Cephalopholis miniata), Thunfische (Thunnus) und Rotmeer-Röhrenaalen (Gorgasia sillneri). Haie und Wale sind selten geworden. Weitere Bewohner sind die Meeresschildkröten (Cheloniidae).

Küche Bearbeiten

Speisen und Getränke müssen mitgeführt werden. Reiseveranstalten bieten bei Tagesausflügen ein Mittagessen an.

Unterkunft Bearbeiten

Unterkünfte gibt es in Scharm esch-Scheich.

Am nordwestlichen Ende des 1 Chasaba-Strandes Chasaba-Strandes (Khasaba Beach) am Nordrand der Marsā Bureika/Bareika gibt es unweit der Straße einen 1 Campingplatz. Die Kosten betragen etwa LE 30 pro Person und Nacht (Stand 9/2013).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ras Mohammed, Tentative List der Unesco
  2. Natural Protectorates, Egyptian Environmental Affairs Agency
 
Dies ist ein brauchbarer Artikel. Es gibt noch einige Stellen, an denen Informationen fehlen. Wenn du etwas zu ergänzen hast, sei mutig und ergänze sie.