Flåmsbahn
Die Flåmsbahn ist eine Nebenbahnstrecke in Norwegen. Sie führt von Flåm nach Myrdal und stellt damit eine Verbindung zwischen Sognefjord und Hardangervidda dar. Eine Fahrt mit der Flåmsbahn, die in 20 km über 800 m Höhenunterschied überwindet, gehört mit zu den touristischen Attraktionen in Norwegen.
Hintergrund
BearbeitenDie Flåmsbahn ist eine 20 km lange Bahnstrecke von Flåm am Aurlandsfjord nach Myrdal auf der Hochebene Hardangervidda, wo eine Übergangsmöglichkeit zu den Zügen der Bergenbahn besteht. Die dunkelgrünen Züge überwinden auf ihrer kurzen, aber langsamen Fahrt einen Höhenunterschied von 864 m und bewältigen dabei Steigungen von bis zu 55 ‰. Hierfür sind die Lokomotiven mit fünf voneinander unabhängigen Bremssystemen ausgerüstet, die insbesondere bei der Talfahrt dafür sorgen, dass die maximale Geschwindigkeit von 30 km/h nicht überschritten wird. Aufwärts fahren die Züge mit 40 km/h und bieten durch das langsame Reisetempo ausreichend Gelegenheit für spektakuläre Ausblicke hinab ins Flåmsdal, das tief eingeschnittene Tal des Flåmselvi.
Die Flåmsbahn gilt als eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Norwegens und ist seit Bau eines Straßentunnels nach Flåm Ende der 1990er Jahre auch Ziel zahlreicher Touristenbusse. Ruhig und beschaulich wie zu den Zeiten, als Flåm nur per Schiff über den Aurlandsfjord oder per Bahn über die Hardangervidda zu erreichen war, ist es hier schon lange nicht mehr. Dennoch lohnt die Fahrt mit der Bahn, insbesondere, weil man am Bahnhof Myrdal auch einen Eindruck von den Unterschieden zwischen dem milden Klima im Tal und der so anderen Klima- und Wetterlage und der anderen Vegetation auf der Hochebene bekommt.
Die Flåmsbahn wurde ab 1924 gebaut, um die Gebiete am Sognefjord an die Transportmöglichkeiten mit der Bergenbahn anzuschließen. Aufgrund der aufwändigen Bauarbeiten – von den insgesamt 20 Tunneln mussten 18 in Handarbeit ausgebaut werden – und der teilweise sehr verschlungenen Streckenführung dauerte der Bau mehr als 13 Jahre. Einer der 20 Tunnel musste als Kehrtunnel angelegt werden, außerdem musste die Strecke so geführt werden, dass der Betrieb weitgehend unbehelligt von Lawinen blieb, was alles zur Bauzeitverlängerung beitrug. Der endgültige Ausbau der Flåmsbahn wurde von den deutschen Besatzungstruppen nach Ausbruch des 2. Weltkrieges vorangetrieben. 1941 wurde der Personenverkehr aufgenommen, nachdem die Strecke schon länger für den Güterverkehr genutzt wurde.
Vorbereitung
BearbeitenFahrtzeit
- Aufwärts 40–50 Minuten
- Abwärts 45–55 Minuten
- Kurze Halte an den Haltestellen Berekvam und Kjosvossen
Tägliche Abfahrten
- Hauptsaison (Mai–Sept.) bis zu 10 Abfahrten zwischen 8.30 und 19.45 Uhr
- Nebensaison (Okt.–April) 4 Abfahrten zwischen 9 und 17 Uhr
- Rückfahrt ab Myrdal i.d.R. 15 Minuten nach Ankunft
Fahrkarten für die Rundreise "Norway in a nutshell" in Kombination mit Bus - Schiff - Flaamsbahnen - NSB können auch bequem am Fahrkartenschalter der NSB in Bergen gekauft werden. Es handelt sich zwar um einen teuren aber wunderschönen und sehr lohnenswerten eintägigen Ausflug in welchem die Fahrt mit der Flaamsbahn enthalten ist.
Eine Platzreservierung ist für Einzelreisende nicht möglich! Man kann seine Fahrkarte erst vor Ort kaufen. Somit ist eher die Anreise zum etwas abgelegenen Startort Flåm zu planen als die Reise mit der Flåmsbahn an sich. Im Allgemeinen sollte es problemlos möglich sein, ein Ticket für einen bestimmten Tag zu bekommen, wenn man etwas flexibel in der Abfahrt ist. Wenn größere Touristengruppen eine bestimmte Strecke gebucht haben (Gruppen können im Vorhinein reservieren), kann es schon mal geschehen, dass man für die gewünschte Abfahrt kein Ticket bekommt. Radmitnahme kann die Auswahl an Abfahrten ebenfalls beschränken.
Tipp: Wer die Fahrt von Flåm nach Myrdal mit einer Weiterfahrt Richtung Oslo oder Bergen verbindet, kann seine Fahrkarte in dieser Kombination auch im Voraus online buchen und hat damit die Garantie, zu einer bestimmten Zeit fahren zu können.
Mitzunehmen sind eine wetterfeste Jacke und ggf. ein warmer Pullover aufgrund der deutlich anderen Wetterlage in Myrdal. Auch Getränke und ggf. Proviant sind je nach persönlichem Bedarf empfehlenswert. Gastronomische Angebote findet man an den Stationen in Flåm und in Myrdal, jedoch nicht in den Zügen der Flåmsbahn.
Anreise
Bearbeiten- Auf der Straße: Nach Flåm gelangt man auf der E16 von Westen über Gudvangen, bzw. aus östlicher Richtung von Lærdal über Aurland. In beiden Fällen passiert man lange Tunnel (der Lærdaltunnel ist mit 24 Kilometern der längste Straßentunnel der Welt), die für Radfahrer nicht freigegeben sind.
- Mit dem Schiff: Mit dem Schnellboot kann man von Bergen aus über den Sognefjord und den Aurlandsfjord bis nach Flåm fahren.
- Mit der Bahn: Natürlich kann man auch mit der Bergenbahn aus Oslo oder Bergen anreisen, und im Bahnhof Myrdal in die Züge der Flåmsbahn umsteigen.
- Mit dem Bus: Es besteht eine Busverbindung aus Gudvangen.
- Mit dem Fahrrad: Radler erreichen die Flåmsbahn von der Hardangervidda aus über den Rallarvegen (entspricht der nationalen Radroute 4) entweder aus Richtung Geilo oder aus Voss. Wer aus Richtung Voss den Rallarvegen beradelt, muss in Upsete kurz vor Myrdal für eine fünfminütige Fahrt in den Zug umsteigen, da der Gravhalstunnel zwischen Upsete und Myrdal keine Umfahrungsmöglichkeit bietet. Für Radfahrer ist jedoch die Fahrt aufwärts von Flåm nach Myrdal interessanter, bergab sollte man lieber selbst fahren (wie nachstehend beschrieben).
- Zu Fuß: Für Wanderer auf der Hardangervidda erreichen die Flåmsbahn ebenfalls in Myrdal und können von hier die Talfahrt nach Flåm antreten.
Kombination mit Radtour oder Wanderung
BearbeitenAttraktiv ist die einfache Fahrt mit der Flåmsbahn für Radfahrer. Da die Züge Fahrräder mitnehmen (90 NOK pro Rad), kann man die aufwärts äußerst steilen Anstiege in den Serpentinen unterhalb Myrdals mit der Bahn bewältigen und hat dann ab Myrdal eine 20 km lange Downhill-Strecke vor sich. Dabei sind die ersten 3 bis 4 km anspruchsvoll und nicht ungefährlich, auf sehr groben Steinen geht es in sehr engen Spitzkehren steil abwärts. Ungeübte Radler sollten hier ggf. besser schieben. Danach rollte man 16 km fast ausschließlich abwärts – nur ein größerer Anstieg erfordert noch einmal etwas Muskelarbeit der Beine – ansonsten sind vor allem die Hände beim Bremsen gefragt. Aufgrund des schnellen Tempos, das man zwangsläufig erreicht, sollte man besonders aufmerksam fahren, auf der Strecke sind auch Wanderer und (wenig) PKW-Verkehr zu den anliegenden Gehöften unterwegs, außerdem muss man einen unbeleuchteten Tunnel durchfahren. Breite Reifen sind Voraussetzung, die Bremsen sollten einwandfrei funktionieren – dann ist die Abfahrt auch für beladene Reiseräder machbar.
Vielfach wird die Fahrt mit der Bahn auch mit einer Wanderung zurück ins Tal kombiniert, wobei Wanderer die gleiche Strecke wie die Radfahrer nutzen.
Fahrtstrecke Flåm - Myrdal
BearbeitenAuf der Strecke gibt es insgesamt 8 Haltestellen
- Flåm (2 m ü.NN): Der Bahnhof legt direkt am Hafen. Tipp: Einen Platz auf der (in Fahrtrichtung) rechten Seite auswählen – der größere Teil der interessanten Punkte ist von dieser Seite besser zu betrachten.
- Lunden (16 m ü.NN, 1,6 km). Der erste Haltepunkt nahe der Kirche von Flåm, noch mitten im Ort gelegen.
- Håreina (48 m ü.NN, 3 km): Kurz darauf ist auf der gegenüberliegenden Talseite der Rjoandefossen zu sehen, der 140 m hoch ist.
- Dalsbotn (200 m ü.NN, 6 km): Zugang zu einem auf einem Felsen liegenden Bauernhof.
- Berekvam (343 m ü.NN, 9,7 km): einziger Kreuzungsbahnhof, auf dem sich talwärts und bergwärts fahrende Züge begegnen können. Blick in die Berekvamschlucht.
- Blomheller (450 m ü.NN, 11,8 km):
- Kårdal (556 m ü.NN, 13,86 km): Nach Kårdal hat man die ersten Aussichtsmöglichkeiten auf den Rallarvegen, der sich in 21 steilen Kurven den Hang am Ende des Flåmsdal hinunterwindet, und auf den spektakulärsten Streckenabschnitt der Bahnstrecke, die hier in drei übereinanderliegenden Galerien am Berg entlangführt.
- Kjosfossen (669 m ü.NN, 15,8 km): Der Kjosfossen gehört zu den bekanntesten Wasserfällen Norwegens. Hier hält der Zug für ein paar Minuten, so dass man für einen Fotostopp aussteigen kann. Wer gute Lichtverhältnisse für Fotos am Kjosfossen haben möchte (Sonnenschein vorausgesetzt), sollte eine Fahrt ab Mittag/ Nachmittag wählen, das der Wasserfall vorher noch im Schatten liegt. Vorsicht, der hölzerne Bahnsteig ist glitschig und es weht beständig die Gischt des Wasserfalls herüber.
- Reinunga (768 m ü.NN, 18 km): In der Nähe des Reinungavatnet fährt der Zug in die erste Spirale ein, die ihn nun auf die endgültige Höhe bringen wird. Fenster in den Galerien ermöglichen spektakuläre Ausblicke in die Tiefe.
- Vatnahalsen (811 m ü.NN, 19,1 km): Die Station des Vatnahalsen Hotels ist die Endhöhe fast erreicht, man hat aber noch einmal die Möglichkeit, tief ins Tal hinunterzuschauen.
- Myrdal (866 m ü.NN, 20,2 km): Die 864 Höhenmeter, die man in der vergangenen Stunde zurückgelegt hat, spürt man beim Aussteigen: Es ist in der Regel wesentlich kühler als im Startort Flåm.
Sicherheit
BearbeitenWer die Bergfahrt nach Myrdal nutzen will, um dort auf der Hardangervidda wandern zu gehen oder mit dem Rad auf dem Rallarveg weiter zu radeln, sollte bedenken, dass es dort auf über 800 m Höhe (und auf dem Rallarvegen Richtung Hallingskeid und Finse kurz darauf zunehmend ansteigend) wesentlich kühler sein kann. Selbst im Sommer muss man in Myrdal man mit Regen oder gar Schnee rechnen, auch wenn das Wetter unten im Tal mild und sonnig war. Eine wetterfeste Jacke und ggf. einen warmen Pullover sollten also auch die mitnehmen, die nur für einen kleinen Rundgang rund um den Bahnhof Myrdal hinauffahren.
Ausflüge
BearbeitenWer nur die einfache Bahnfahrt gebucht hat, kann ab Myrdal mit den Zügen der Bergenbahn entweder Richtung Bergen (über Voss) oder Richtung Oslo (über Geilo) weiterfahren.
Radler können auf dem Rallarvegen, dem alten Bahnarbeiterweg, entweder Richtung Finse und weiter nach Haugastøl quer über die Hardangervidda radeln, oder aber Richtung Voss und Bergen weiterradeln. Hierfür muss jedoch für eine Station bis Upsete in den Zug Richtung Bergen umgestiegen werden, da der nach Myrdal folgende Gravhals-Tunnel nicht zu umfahren ist.
Wanderer haben ab Myrdal verschiedene Routen über die Hochebene Hardangervidda zur Auswahl.