Sprachführer für Südostasien
Südostasien hat nicht nur eine kulturelle Vielfalt zu bieten. Auch die vielen Sprachen des Subkontinentes üben eine Faszination aus. Die Reaktionen sind vielfältig von staunender Faszination bis zum ungläubigen "Wer hat sich nur solch eine Schrift ausgedacht?" reicht die Palette. Einige der Sprachen und Schriften werden dem mitteleuropäischen Reisenden wohl ewig ein Geheimnis bleiben. Manchmal gesellt sich zu den ungewöhnlichen Schriftzeichen noch eine vertrackte Betonung. Aber der interessierte Reisende sollte keine Angst haben, sich an ein paar einheimischen Worten zu probieren - auch auf die Gefahr hin etwas völlig anderes zu sagen als gewollt. Allein der Versuch öffnet hier oftmals schon die erste Tür zu Freundschaft und unvergesslichen Erlebnissen.
In Kambodscha (hier links in der Landessprache geschrieben) wird zu 95% Khmer gesprochen. Die Schrift ist recht einmalig und wird wahrscheinlich viele gleich zur Aufgabe zwingen. Aber es ist gar nicht so schwer, sich ein paar einfache Sätze von einem Einheimischen beibringen zu lassen. Die Beherrschung der Zahlen und von kleinen Wortgruppen wie: Thlay na! (Zu teuer!) machen jeden Handel auf einem lokalen Markt zum Spaß. Kambodschaner, die mit Touristen in Kontakt kommen sowie die junge Generation sprechen auch Englisch. Unter der älteren Generation finden sich sicher auch noch einige des Französischen mächtige. Ältere Eisenbahnangestellte können übrigens, infolge der Ausbildung in der ehemaligen DDR, noch etwas Deutsch.
- Khmer · Englisch · Französisch
In Der Demokratischen Volksrepublik Laos (Sathalanalat Paxathipatai Paxaxon Lao) ist Laotisch die Amtssprache. Ca. 5.2 Millionen Sprecher dieser Sprache gibt es insgesamt, einige davon auch in Nordthailand. Das Laotische ist mit dem Thai eng verwandt - beide gehören zur Familie der Tai-Kadai Sprachen. Der in Nordostthailand gesprochene Isaan-Dialekt ist eine Art Bindeglied zwischen den Sprachen. Innerhalb des Landes ist das Laotische nicht einheitlich. Es gibt unterschiedliche Dialekte in Nord-Süd-Richtung des Landes. Wer als Reisender im Land unterwegs ist, kann sich mit Englisch verständlich machen.
Malaysia (Hier links auf Malaiisch in der kaum noch gebräuchlichen traditionellen Schrift Jawi) beherbergt ein interessantes Völkergemisch. Nur etwas über 50% der Malaysier sind Malaiien. Neben ihnen leben noch 24% Chinesen und 7% Inder sowie zahlreiche indigene Ethnien. Entsprechend bunt gestaltet sich auch das Sprachengemisch. Bahasa Melayu (Malaiisch) ist neben Englisch die Amtssprache des Landes. Die hier lebenden Chinesen sprechen hauptsächlich Kantonesisch, Hokkien und Hakka. Hinzu kommen die aus dem indischen Raum eingeführten Sprachen wie Tamil, Telugu, Malayalam. In den Grenzgebieten zum nördlichen Nachbarn wird natürlich auch Thai verstanden. Besonders in Ostmalaysia findet man viele Sprachen der dort lebenden Ethnien. Stellvertretend seien hier zum Beispiel Iban und Kadazan genannt.
- Bahasa Melayu · Englisch · Kantonesisch · Hakka · Hokkien · Tamil · Telugu · Malayalam · Thai
171 Sprachen gibt es auf den Philippinen - doch keine Angst. Als Reisender droht man nicht, in einem undurchdringlichen Sprachengewirr unterzugehen. Hauptsprache ist das Filipino, welches praktisch gesehen, dem lokalen Idiom Tagalog entspricht. Zweite Amtssprache ist Englisch - es ist auch Unterrichts- und Geschäftssprache und wird dadurch von vielen Filipinos nahezu fließend gesprochen. Das Spanische war noch bis 1973 Amtssprache auf der Inselwelt. Wer etwas tiefer in die philippinische Sprachenwelt eintauchen will trifft auf Cebuano, Ilonggo und Ilokano als am weitesten verbreitete lokale Sprachen. Die chinesische Minderheit spricht den Dialekt Fukienesisch (Min Nan).
- Filipino · Englisch · Spanisch · Cebuano · Hiligaynon (Ilonggo) · Ilokano · Pangasinan · Maguindanao
Die Überschrift lässt es erahnen. Singapur ist multikulturell. Neben dem Englischen, das überall verstanden wird, finden sich hauptsächlich 3 offizielle Sprachen: Chinesisch, Malaiisch und Tamil. In Singapur leben 4,8 Millionen Menschen. Zu den Chinesen (mit dem größten Anteil), Malaiien und Indern gesellen sich 1,2 Millionen Ausländer und Gastarbeiter, welche damit ein Viertel der Bevölkerung ausmachen. Wie in vielen Ecken der Welt ist auch hier das Englisch von andern lokalen Sprachen durchsetzt. Das Ergebnis ist das sogenannte „Singlish“. Besonders markant und bekannt ist das Anhängsel-Wörtchen lah, welches aus dem Chinesischen importiert wurde und ständig auftaucht. No, I am Sinaporean lah.
Im Königreich Thailand wird hauptsächlich Thai gesprochen, welches auch ein eigenes Alphabet besitzt (links der Landesname in Thai). Es gehört wie das beim nordöstlichen Nachbarn gesprochene Laotisch zu den Tai-Kadai-Sprachen, welche in Thailand, Laos, Myanmar Vietnam und China vorkommen. Tief in der Kultur verwurzelt hat es ein bestimmtes Vokabular für die verschiedenen gesellschaftlichen Hierarchiestufen. 44 Konsonanten und 32 Vokale stellt das Thailändische dem Sprecher zur Verfügung. Neben der Amtssprache finden sich noch 73 weitere Sprachen. Globalisierung und eine große Tourismusindustrie haben das Englische auch in Thailand Einzug halten lassen. Damit kann man sich in weiten Teilen des Landes als Reisender verständlich machen.
Wer das erste mal nach Vietnam kommt freut sich sicher über die lateinischen Buchstaben. Doch schnell macht sich Ernüchterung breit. Die vielen diakritischen Zeichen lassen nichts Gutes erahnen. Wie sich bald herausstellt sind die Befürchtungen nicht unbegründet. Bis zu 6 verschiedene Betonungen halten manche Worte für den Sprecher bereit - verbunden mit 6 völlig verschiedenen Bedeutungen. Früher wurden für die vietnamesische Schrift noch chinesische Buchstaben genutzt - das Chữ Nôm. In touristisch erschlossenen Gegenden des Landes kommt man mittlerweile auch mit Englisch zurecht. Eine ganze Reihe von Vietnamesen sprechen auch noch Französisch.
- Der Ketchup: Wer hat’s erfunden? Na der Herr Heinz! Nein hat er nicht. Auf ihn geht die industrielle Vermarktung in Glasflaschen zurück. Die bekannte Sauce hat ihren Ursprung in Südostasien. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts waren die Vorgänger der Sauce in Asien bekannt. Interessanterweise taucht trotz aller visuellen und akustischen Unterschiede der Sprachen ein ähnliches Wort immer wieder auf. Die Chinesen hatten eine Sauce, die sie ke tsiap nannten. Damals war es noch eine gesüßte Sojasauce. Ähnlich klingende Saucen gab es auch in Thailand (kachiap), Indonesien (ketjap) und Malaysia (ki-chop).
Das unscheinbare Wörtchen ma ist wohl das bekannteste Beispiel für die sechs verschiedenen Betonungen in der vietnamesischen Sprache, ohne die es viele Homonyme geben würde. Sechs Betonungen - sechs Bedeutungen. Hier folgt die Übersetzung:
- ma - Geist, Gespenst
- má - Mutter
- mà - aber
- mạ - Reissetzling
- mả - Grab
- mã - Pferd
Für uns etwas ungewohnt ist die konsequente Verwendung von Klassifikatoren im Malaiischen. Im Deutschen sagt man „Drei Stück Kuchen“ aber nur „fünf Bäume“ oder „drei Frauen“. Das Malaiische hält gleich mehrere solcher Wörter für uns bereit. Hier die wichtigsten:
- Orang (Mensch) - Hiermit werden Personen gezählt.
- tiga orang polis - Drei Polizisten
- Ekor (Schwanz) - Dieses Wort dient zum Zählen von Tieren.
- tiga ekor ikan - Drei Fische
- Batang (Stange) - Dieses Wort dient zum Zählen von länglichen Gegenständen.
- dua batang pen - Zwei Stifte
- Buah (Frucht) - Dieses Wort dient zum Zählen von großen geräumigen Gegenständen wie Länder, Inseln, Flüsse, Möbel, Bücher und Computer.
- enam buah kapal laut - Sechs Dampfer
- Biji (Samen) - Dieses Wort dient zum Zählen von kleinen runden Gegenständen wie Tassen, Eier und Früchte.
- lima biji kelapa - Fünf Kokosnüsse
- Keping (Scheibe) - Dieses Wort dient zum Zählen von flachen Gegenständen wie Papier und Käsescheiben.
- sekeping kertas - 1 Blatt Papier
- Helai (Stück, Blatt) - Dieses Wort dient zum Zählen von größeren flachen Gegenständen . So für Stoff, Gras, Blätter auch Papier, aber auch Haare.
- sembilan helai rambut - 9 Haare