Parque Nacional de Doñana

Nationalpark in Spanien
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Der Parque Nacional de Doñana (Nationalpark de Doñana, auch spanisch: Coto de Doñana) ist ein Nationalpark in der Autonomen Region Andalusien, Spanien. Er war bis 2022 Spaniens wichtigstes Feuchtgebiet, seit 1969 Nationalpark zählt er seit 1994 zum UNESCO Weltnaturerbe. Aufgrund der Umweltzerstörung der letzten dreißig Jahre, muss es heißen: „Fahren Sie hin, solange es noch steht.“

Hintergrund Bearbeiten

Lage Bearbeiten

 
Sonnenuntergang am Guadalquivir bei Sanlúcar de Barrameda
 
Marismas del Guadalquivir bei Sanlúcar de Barrameda

Der Parque Nacional de Doñana liegt an der Costa de la Luz in Andalusien, 65 Kilometer von Sevilla und 50 Kilometer von Huelva entfernt. Der größte Teil gehört zu der Provinz Huelva, den Rest teilen sich die Provinzen Sevilla und Cádiz.

Landschaft Bearbeiten

Die Landschaft wird von den marismas geprägt: flachen, periodisch überschwemmten Landgebieten - entstanden aus den riesigen Sedimentmengen, die der Guadalquivir in seinem Delta ablagert. Ein Teil des ins Meer gelangenden Sandes wird von diesem wieder an Land zurückgespült und bildet die gewaltigen Dünen, welche die marismas vom Meer trennen. Diese Dünen erstrecken sich an einem 30 km langen Strandabschnitt von Matalascañas bis zur Mündung des Guadalquivir in den Atlantik. Sie werden bis 40 m hoch und bilden parallele Dünenreihen aus, die von Dünentälern, den coralles getrennt werden. In diesen Tälern wächst ein Schirmkiefern-Wald, der beim Vorrücken der Wanderdünen begraben wird.
Der Guadalquivir trägt nur bei großen Überschwemmungen zum Wasserhaushalt der marismas bei, das Meer kann nur einige Lagunen in der Nähe der Mündung des Guadalquivir erreichen. Aufgefüllt wird das Gebiet vor allem durch die Regenfälle im Herbst und Winter, die Niederschläge im Frühjahr erhalten den Wasserstand bis April.

Geschichte Bearbeiten

Vor den Zeiten der Römer soll hier die sagenhafte Hauptstadt des im hebräischen Alten Testament erwähnten Reiches Tartessos gelegen haben. Im Jahr 2009 fanden Ausgrabungen statt, um die Stadt wieder zu finden Belegt ist zu Zeiten der Römer die Existenz eines Küstensees, des lago ligustinus, Im Jahr 1262 wurde das Gebiet von Alfons X. für die Christen zurückerobert, der es zum königlichen Jagdgebiet erklärte. Im 16. Jahrhundert war der größte Teil im Besitz der Herzöge von Medina Sidonia, als Belohnung für gewonnene Schlachten, die es weiter als Jadgbebiet nutzten. Der Frau des 7. Herzogs, Doña Ana, verdankt das Gebiet seinen Namen Doñana, die ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung Coto de Doñana verweist auf die Nutzung zur Jagd - coto heißt Jagdgebiet. In der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert waren wohl alle spanischen Könige Jagdgäste in diesem Park.
Die Nutzung als Jagdgebiet hat dazu beigetragen, das Gebiet und die Wälder zu erhalten. Andererseits galten Feuchtgebiete als ungesund und als Ursache des Sumpffiebers, mit dem Anwachsen der technischen Möglichkeiten begann Ende des 19. Jahrhunderts die Trockenlegung des Gebietes. Mitte des 20. Jahrhunderts sollte das Gebiet der Landwirtschaft zugänglich gemacht werden, das reichlich vorhandene Wasser zur Bewässerung genutzt werden. Vor allem der Erdbeeranbau wurde erheblich ausgedehnt, auch erfolgte die Anlage ausgedehnter Reisfelder. Dadurch wurden die marismas von ihrer ursprünglichen Ausdehnung von 180.000 Hektar auf heute 35.000 Hektar reduziert, und diese konnten nur überleben, da ein wachsendes Bewusstsein für die ökologische Bedeutung dieser Feuchtgebiete entstand.
1952 starteten die spanischen Naturschützer Francisco Bernis und José Antonio Valverde (der spätere erste Direktor des Nationalparks) eine Kampagne für seinen Schutz. Diese Kampagne und Guy Mountfords Buch “Portrait of a Wilderness” trugen wesentlich zur Gründung des World Wildlife Fund (WWF) im Jahr 1961 bei. Der WWF kaufte Ende 1963 gemeinsam mit dem spanischen Wissenschaftsrat 6794 Hektar Fläche im Coto de Doñana, die noch heute als Reserva Biologica de Doñana das Kerngebiet des Nationalparks darstellen, der schließlich am 18. Oktober 1969 gegründet wurde. Heute ist der streng geschützte Nationalpark 135 km² groß, und seit 1989 von einem weiteren 542,5 km² Hektar umfassenden Naturpark umgeben.

Zerstörung Bearbeiten

Seit 1992 wurde durch die Stiftung Doñana 21 versucht die Interessen von Naturschutz und Wirtschaft zu koordinieren, so wurde z. B. im Reisanbau der Chemikalieneinsatz um 90 % reduziert und im Naturpark über 28.000 Hektar auf biologische Landwirtschaft umgestellt. Einflüsse aus der Umgebung bedrohten das Gebiet weiterhin. Landwirtschaft und die Gründung der Feriensiedlung Matalascañas mit ihrem hohen Wasserverbrauch führte zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels. Für wiederholte Vogelsterben wurde der Chemikalieneinsatz in der umgebenden Landwirtschaft verantwortlich gemacht.

1998 brach bei Aznalcóllar der Damm eines Beckens und giftige Abwässer einer Blei- und Zinkmine gelangten über den Río Guadiamar in den Nationalpark.

Ein seit 2003 geplantes Erdgaslager würde 72 km Leitungen durch das Reservat führen. Mit dem durch die Sprengung von Nordstream nötig gewordenen Ausbau der Medgaz-Pipeline aus Algerien, die über Cordoba hierhin abzweigt, wächst der Druck wieder.

Ein von Moguer kommendes Großfeuer zerstörte 2017 weite Teile der Pflanzenwelt in der äußeren Schutzzone.

Langfristig schädlicher als die Chemikalien war, dass seit Jahrzehnten in Doñana Erdbeeren etc. durch illegale Wasserentnahme aus Tiefbrunnen kultiviert werden. Die konservative Regionalregierung möchte 2022 1900 ha dieser Felder legalisieren. Letztendlich führte dies dazu, dass die Lagune aufgrund der Wasserentnahme im Oktober 2022 in geschichtlicher Zeit erst das dritte Mal trocken fiel, so dass Zugvögel nicht mehr rasten konnten.

Klima Bearbeiten

Das Klima ist mediterran, mit milden, relativ niederschlagsreichen Wintern und trockenen, heißen Sommern. Die maximalen Tagestemperaturen liegen in den Monaten Juli und August bei 34º C, im Winter bei 18º C. Die regenreichsten Monate sind die Monate November bis März.

Die Provinz Huelva ist von der Erderwärmung betroffen, bereits 2010 schätzte man, dass innerhalb fünfzehn Jahren kein Anbau von Manzanilla-Oliven (Eßoliven) mehr möglich sein würde.

Tier- und Pflanzenwelt Bearbeiten

Flora und Fauna
 
Kormorane am Guadalquivir

Der Nationalpark liegt an einer der wichtigsten Vogelzugstraßen, dem Weg über Gibraltar nach Afrika. Zur Zeit des Vogelzuges kann man hier Hunderttausende von Vögeln beobachten. Der Park war ein wichtiges Rastgebiet für europäische Zugvögel, die hier auf ihrer Reise nach Afrika Station machten. Über die Hälfte aller europäischen Vogelarten wurde im Park nachgewiesen. Etwa 80 % aller westeuropäischen Enten machten in den Sümpfen Rast.

Im Frühjahr kommen dann die Brutgäste, Reiher und Löffler sowie der extrem seltene Iberische Kaiseradler. Insgesamt sind mehr als 300 Vogelarten im Nationalpark anzutreffen, darunter so seltene Arten wie Purpurhuhn, Ruderente, Laufhühnchen und Kammbläßralle.[1]

48 Säugetierarten leben im Nationalpark, besondere Aufmerksamkeit gilt dem Schutz des vom Aussterben bedrohten Pardelluchses (Lynx pardinus), auch iberischer Luchs genannt. Es leben etwa 30-35 Exemplare in den Gebüschen, der gesamte Bestand auf der Iberischen Halbinsel wird auf etwa 150 Exemplare geschätzt.[2] [3] Man hat hier und in der Sierra de Andújar mit einer Erhaltungszucht in Gefangenschaft begonnen, die derzeit 37 Luchse umfasst.[4] Bei einem Bestand von 60 Tieren sollte im Jahr 2010 mit der Weitergabe von Tieren an andere Aufzuchtstationen und der Auswilderung begonnen werden. Mit den andalusischen Tieren plant man auch in Portugal eine Zucht und Wiederansiedlung.[5]

Anreise Bearbeiten

Der Park ist sowohl von der Provinz Huelva, als auch von der Provinz Cádiz aus zu besichtigen. Ein individueller Besuch des Parks ist nicht möglich.

Infozentren und Touranbieter
  • Centro de Visitantes; Fabrica de Hielo (Ehem. Eisfabrik) („Visitas al Parque Nacional de Doñana“), 11540 Sanlucar de Barrameda; Avenida Bajo de Guia s/n. Tel.: +34-956 363 813, Fax: +34-956 362 196, E-Mail: Einziger konzessionierter Veranstalter von Touren in den Park von der Provinz Cádiz aus. Allerdings fallen im Winter die Ausflüge oft wegen zu geringer Teilnehmerzahl oder schlechtem Wetters aus, im Sommer hingegen sind sie oft ausverkauft. Geöffnet: 9.00-19.50.
Besichtigungen aus der Provinz Cádiz sind nur von Sanlucar de Barrameda vom dortigen Centro de Visitantes aus möglich. Es werden zwei Formen des Besuchs angeboten. Man kann mit einem Schiff, entweder der Los Cristóba oder der Real Fernando, 6-7 km den Guadalquivir hochfahren und legt dabei zu zwei geführten Landspaziergängen (Englisch und Spanisch) an. Einmal auf der rechten Seite des Guadalquivirs zur Besichtigung eines bewaldeten Teils und einmal auf der linken Seite des Guadalquivirs zur Besichtigung der Marismas. Des Weiteren ist es möglich einen kombinierten Geländebus/Schiffsausflug (Spanisch) der durch nahezu alle Zonen des Parks führt zu buchen.
Touren nur mit dem Schiff fahren täglich um 10.00 Uhr ab, im Sommer gibt es eine weitere Abfahrt um 16.00 oder 17.00 Uhr.
Kombinierte Schiffs- und Jeeptouren: Abfahrt vom Ableger der Flußfähre am Bajo de Guía, Mindestteilnehmerzahl 10 Pers., Dauer ca. 2¾-3½ Stunden (abschließender Rundgang durchs Museumsdorf 1 El Poblado de la Plancha (Centro de Visitantes Poblado de la Plancha) ), fahren ganzjährig um 10.15, im Sommer zusätzlich um 17.45 Uhr, winters bereits um 15.15 Uhr.
An welchen Tagen die Sonnenuntergangstouren angeboten werden ist zu erfragen.
Von Conil de la Frontera und Novo Sancti Petri aus werden von kleineren Reiseveranstaltern Ausflugspakete angeboten, die auch den Besuch der Stadt Sanlucar de Barrameda und eine Begleitung in den Park zum dolmetschen beinhalten.
Täglich zwei Kleinbustouren durch den Norden des Parks, 3-4 Std., Erw. € 33, Kinder € 18. Gruppen und private Fahrten nach Absprache.
Vogelbeobachtung, 4 Std.; € 65, Mindestteilnehmerzahl 3.
  • 2 Centro de Visitantes, la Laguna de Fuente piedras, 11049 Fuente de Piedra, Málaga. Tel.: +34952712554. Geöffnet: 10.00-19.00, Nov.-März bis 18.00; Sonntage im Juli + Aug.: 10.00-15.00.
  • 3 El Acebuche, A-483, km 26, 21760 Matalascañas. Günstig für Urlauber in Matalascañas. Nahebei ein Aussichtsturm zur Vogelbeobachtung. Kamelritte in die Umgebung. Geöffnet: Mo.-Sa. 8.00-15.00.

Küche Bearbeiten

Keine Verpflegung vor Ort.

Unterkunft Bearbeiten

In den erwähnten nahen Ortschaften:

Ausflüge Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Kohfahl, Claus; Monitoring and current research of groundwater resources and recharge in the Doñana Natural area (SE Spain); Boletín geológico y minero, Vol. 130 (2019), Nr. 4, S.661-690

Weblinks Bearbeiten

(Stand: Jul 2023)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. [1] www.spain.info "Der Nationalpark Doñana, ökologische Reserve Europas"
  2. Lynx pardinushttps://www.iucnredlist.org/species/12520/174111773 in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2014, zggr. 2023-07-06
  3. The Iberian Lynx Emergency
  4. Programa de Conservación Ex-Situ del Lince Iberíco
  5. El Pais 6.11.2007, S. 36: El lince ibérico sale del coma
 
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Orte an der Costa de la Luz
Diese Navigationshilfe erkundet die Küstenorte der Costa de la Luz von Nordwest an der Grenze zu Portugal bis Südost in Tarifa an der Straße von Gibraltar. Orte im Hinterland finden Sie im Überblick der Provinzen Huelva und Cádiz.
Im Norden im Bereich von Huelva:
Vila Real de Santo António - Ayamonte - Isla Cristina - Huelva - Matalascanas
Der Naturpark La Donana zwischen den Provinzen
nördlich der Bucht von Cádiz
Sanlúcar de Barrameda - Rota - El Puerto de Santa María - Cádiz(Stadt)
Zwischen Cádiz und Tarifa
Novo Sancti Petri - Conil de la Frontera - El Palmar - Zahora - Naturpark Canos de Meca und Barbate - Vejer de la Frontera - Baelo Claudia - Tarifa