Barcelona/Sagrada Família

monumentale römisch-katholische Basilika im Bau in Barcelona, Katalonien, Spanien

Die Basilika Sagrada Família, offiziell Temple Expiatori de la Sagrada Família (auf Deutsch: Sühnekirche der Heiligen Familie), ist die zur Zeit bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt Barcelona und wohl gleichzeitig die berühmteste Baustelle der Welt. Einmalig ist auch, dass Teile bereits Jahrzehnte vor ihrer Fertigstellung zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt wurden. Dabei handelt es sich um die Krypta und die Weihnachtsfassade.[1]

Sagrada Família, Juni 2013

Hintergrund Bearbeiten

Geschichte Bearbeiten

 
Antoni Gaudí im Jahre 1878, anlässlich des Abschlusses seines Architekturstudiums
 
Modell der Sühnekirche: weiß  - fertig, braun - noch zu bauen

Initiator und erster Bauherr war der Mäzen Josep Maria Bocabella, der Verleger und Buchhändler vor allem religiöser Schriften war und 1866 einen Verein zur Verehrung des Heiligen Joseph (Associación Espiritual de Devotos de San José) gründete. Ein paar Jahre später reiste er nach Rom und schenkte dem damaligen Papst Pius IX ein silbernes Bildnis des erhofften Kirchenneubaus. Auf der Rückreise machte er in Loreto Station, deren Basilika Santa Casa er als Vorbild für eine große Sühnekirche ansah. Der Bau sollte nur durch Spenden finanziert werden. 1881 hatten Mäzen und Verein genügend Geld gesammelt um einen Häuserblock (133 m x 133 m) im neuen, damals noch weitgehend unbebauten Stadtteil Eixample zu erwerben.

Der offizielle Architekt des Bistums Francisco Del Villar übernahm zunächst die Bauplanung. Del Villar (sein Hauptwerk war die neoromanische Apsis des Klosters Monserat) überzeugte Bocabella davon eine große, neugotische Kirche zu errichten. Er plante eine Kirche mit drei Schiffen in Form eines lateinischen Kreuzes mit niedrigem Vierungsturm, einem circa 80 m hohen Glockenturm über dem Eingang, einer Krypta und der Apsis mit sieben Kapellen. Am 19. März 1882 (Namenstag des Heiligen Joseph) erfolgte die Grundsteinlegung. Im ersten Bauabschnitt wurde die Krypta begonnen. Bereits ein Jahr später bot Del Villar dem Bauherrn seinen Rücktritt an, der Grund waren Streitigkeiten über Baumaterialien und Bauweisen mit ihm und dem prüfenden Baumeister Joan Martorell.

Martorell empfahl als Nachfolger den jungen Architekten Antoni Gaudí, der als Student bereits in seinem Büro gearbeitet hatte (und übrigens auch als Bauzeichner für Del Villar in Monserat tätig gewesen war). Gaudí übernahm zwar große Teile der Krypta-Planung, änderte aber alle anderen Pläne radikal ab. Dies betraf sowohl den Baustil als auch die Dimensionen (er plante damals schon mehr und höhere Türme ein als Del Villars Vierungs- und Glockenturm). Aus der ursprünglich neugotisch geplanten Kirche entstand das größte Bauwerk des katalanischen Modernisme und gleichzeitig sein Hauptwerk, an dem er bis zu seinem Tod im Jahr 1926 über 40 Jahre lang intensiv arbeitete.

Mitte der 1880er Jahre konnte in der Krypta bereits der erste Gottesdienst abgehalten werden, 1889 war sie fertig gestellt. 1892 verstarb der Initiator Bocabella und wurde hier begraben.

1893 war die Außenwand der Apsis fertiggestellt, die eine interessante Mischung aus neugotischen Elementen von Del Villars ursprünglicher Planung und naturalistischen Elementen von Gaudí darstellt.

Anfang der 1890er Jahre erhielt das Bauprojekt eine sehr große, anonyme Spende, aufgrund dessen überarbeitete Gaudí nochmals das Konzept und entwickelte die Grundform der fünfschiffigen Basilika mit 18 Türmen, deren höchster über 170m erreichen sollte. Der umlaufende Kreuzgang war für damalige Verhältnisse eine revolutionäre Innovation. Im Laufe der Jahre nahm Gaudí immer wieder Veränderungen an seinen Entwürfen vor, zum einen durch wachsendes architektonisches und religiöses Wissen, zum anderen weil er in seinen anderen, zeitgleich laufenden Projekten praktische Erfahrungen mit einzelnen Bauelementen sammeln konnte. Er arbeitete auch viel mit Modellen in verschiedenen Maßstäben, eine Arbeitsweise die die heutigen Baumeister weiter pflegen und die im Museumskeller besichtigt werden kann. Gaudí baute auch eine Schule für die Kinder des dort entstehenden Arbeiterviertels, die Escuelas Sagrada Familia und hatte seine eigene Werkstatt am Rande des Geländes.

Obwohl Gaudí sich ab 1914 ausschließlich dem Bau der Kirche widmete, ging der Bau nur langsam vorwärts, da die „Kirche der Armen“ nur mit mäßig fließenden Spendenmitteln finanziert wurde.

Als erste der drei Fassaden wurde die nordöstliche Geburts- oder Weihnachtsfassade begonnen, bei Gaudís Tod im Jahr 1926 war gerade ein Turm fertig, die übrigen Türme dieser Fassade brauchten bis ins Jahr 1935. Antoni Gaudí Grab ist ebenfalls in der Krypta zu finden.

Der spanische Bürgerkrieg unterbrach die Bauarbeiten lange Jahre und es verbrannte dabei ein Großteil der Arbeitsunterlagen Gaudís, dies trug nicht gerade zur beschleunigten Fertigstellung des Gebäudes bei.

Ab 1950 führten die Architekten Francesc Quintana, Isidre Puig Boada und Lluís Gari den Bau fort, 1976 wurde die südwestliche Passionsfassade fertig gestellt.

Wichtiger Meilenstein im immer noch währenden Baubetrieb war die Weihe von Papst Benedikt XVI. am 7. November 2010 zu einer päpstlichen Basilica minor. In diesem Jahr war der Innenraum der Kirche zum ersten Mal vollständig abgeschlossen worden, die Fenster bestanden allerdings noch aus einfachem, klaren Glas.

Fertig sind bis heute (2014) 8 der 18 Türme, jeweils vier auf den fertigen, sich gegenüberliegenden Fassaden. Die dritte, dem Stadtzentrum zugewandte Glorienfassade ist in Arbeit, ebenso wie die restlichen Türme. Finanziert wird der Bau alleine aus Spenden- und Eintrittsgeldern (rund 3 Millionen Besuchern pro Jahr). Geplant ist zur Zeit ein Fertigstellungstermin für das Jahr 2026, hundert Jahre nach Gaudís Tod und knapp 150 Jahre nach Baubeginn.

Aufbau Bearbeiten

 
Legende:
1 - Passionsfassade 6 - Marienkapelle
2 - Weihnachstfassade 7 - Verkaufskiosk
3 - Glorienfassade 8 - Gaudi-Museum
4 - Altar, darunter Krypta 9 - Modellwerkstatt
5 - Apsis

Die Kirche hat mit der äußeren Ummauerung eine Gesamtlänge von 110 m, die Basilika selbst ist 90 m lang und 60 m breit. Das Kirchenschiff erreicht eine Innenhöhe von 45 m, die Seitenschiffe 30 m, die Vierung 60 m und die Apsis 75 m. Sechs Kuppeln wird die Kirche haben, vier für die Evangelisten rund um die zentrale Kuppel für Jesu über der Vierung. Über der Apsis außerdem noch eine Kuppel für Maria. Die 12 Glockentürme sind 90 bzw. 112 m hoch, jeweils vier an jeder der drei Fassaden, sie stehen für die 12 Apostel. An den Türmen wird noch gearbeitet, der höchste Turm soll über der Vierung entstehen und eine Höhe von 172 m erreichen. Damit würde die Sagrada Família zur höchsten Kirche der Welt avancieren und das Ulmer Münster (161 m) übertreffen.

Das Innere präsentiert sich mit einem konservativen, kreuzförmigen Grundriss. Das bis zur Kreuzung 60m lange Langschiff besteht aus fünf Schiffen (Mittelschiff 15 m breit, die zwei Seitenschiffe rechts und links jeweils 7,5 m), das kürzere Querhaus besteht aus Mittelschiff und nur jeweils einem Seitenschiff in denselben Breiten. Gaudí hat die Maße als Vielfache von 7,5 m konzipiert, sowohl in der Breite als auch in der Höhe und dabei besonders auf schöne Proportionen geachtet. Der gesamte Innenraum ist offen angelegt und durch mehrere Säulenreihen unterteilt. 8.000 Menschen werden hier einmal Platz haben, dazu kommen nochmal 1.200 Plätze auf den Chorebenen.

Geburts- und Passionsfassade sind die Eingangsbereiche des Querschiffes (mit Treppenaufgängen), der Haupteingang an der Glorienfassade (noch ohne den im Plan als "3" eingezeichneten Aufgang) ist der des Langschiffes. Im Nordwesten liegt die Apsis mit sieben kleinen Kapellen, dahinter ist eine Kapelle geplant, die Mariä Aufnahme in den Himmel gewidmet sein wird. Der Altar befindet sich circa 2 m erhöht am zentralen Punkt oberhalb der 30m*30m großen Kreuzung von Lang- und Querschiff, die Krypta darunter. In den nördlichen und -westlichen Ecken der Kirche gibt es jeweils eine Sakristei, in den südlichen und -östlichen Ecken eine Tauf- und eine Sühnekapelle. Außerdem befinden sich hier die Aufgänge bzw. Fahrstühle der zugänglichen Türme. Rund um die Kirche verläuft der Kreuzgang.

Am äußeren Rande des Kirchenbaus liegen der Verkaufsladen für höherwertigeAndenken sowie der Zugang zum Gaudí-Museum und der Modellwerkstatt im Untergeschoss.

Je nach Baufortschritt und kirchlichen Feiertagen werden einzelne Bereiche für Besucher gesperrt. So ist derzeit (Anfang 2014) der Zugang zum Balkon der Glorienfassade nicht möglich, da an dieser weitergebaut wird. Zu Ostern 2014 war z. B. der zentrale Innenraum der Kirche bestuhlt und abgesperrt, die Krypta und Apsis nicht freigegeben. Bei anderen, nicht so hohen katholischen Festen ist mit weniger Einschränkungen zu rechnen. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall trotzdem, egal wie viel zugänglich ist.

Anreise Bearbeiten

 
Karte von Sagrada Família

Die 1 Sagrada Família steht im Stadtteil Eixample auf einem Grundstücksblock, der gebildet wird von den Straßen Carrer de Mallorca, Carrer de Provença, Carrer de Sardenya und Carrer de Marina. Gegenüber der Carrer de Sardenya ist die 1 Plaça de la Sagrada Família , ein kleiner Park mit Kinderspielplatz und Imbissbuden, die 2 Plaça de Gaudí ist liegt gegenüber der Carrer de Marina, ist aber wesentlich ruhiger und bietet eine gute Sicht.

  • Am einfachsten geht die Anreise mit der Metro: Station Sagrada Família, Linien  L2  und  L5 , Ausgänge an drei Ecken des Blocks: 1 Metroausgang L2, 2 Metroausgang L5/L2 und 3 Metroausgang L5.
  • Es gibt einen Taxistand, ebenso eine Bushaltestelle (Linien 19, 33, 34, 43, 44, 50, 51), an der vierten Ecke des Blocks.
  • Auch die touristischen Doppeldeckerbusse halten hier, dabei bilden sich oft lange Warteschlangen.
  • Der Fußweg würde betragen: ab Kolumbussäule 4 km oder ab Plaça de Catalunya 2,5 km. Die Fußwege im Stadtteil Eixample kann man gut anhand der Häuserblöcke abschätzen, diese sind immer 133 m lang.

Eintritt Bearbeiten

 
Ticketschalter vor der Passionsfassade, 2011

Die Digitalisierung hat bei der Sagrada Família mittlerweile das Kommando übernommen und so gibt es keine Ticketschalter mehr. Eintrittskarten müssen online auf http://www.sagradafamilia.org/en/tickets/ gelöst werden, hierbei muss man sich auf ein Zeitfenster für den Eintritt festlegen. Sind noch genügend Slots frei so kann der Ticketkauf auch erst unmittelbar vor dem Betreten der Kirche erfolgen. Man erhält dann einen QR-Code mit dem man an den Einlasskontrollen passieren darf.

Eintrittspreise:

Der Basiseintritt nur für die Basilika beträgt 26 €, dieser Preis beinhaltet die Sagrada Familia Oficial App mit dem Audio Guide. Das nur minimal teurere Ticket für 27 € beinhaltet eine 50 minütige Führung (max. 20 Personen auf Spanisch, Katalanisch, Englisch oder Französisch) statt dem Audioguide. Ermäßigungen gelten für Schüler, Studenten und alle Besucher unter 30 Jahren sowie Pensionäre. Zur Inanspruchnahme ist ein (auch internationaler) Nachweis erforderlich. Die Ermäßigung für Pensionäre wird ab 65 Jahre gewährt. Schwerbehinderte und Kinder unter 11 Jahren haben freien Eintritt, es ist aber trotzdem ein Ticket notwendig (Stand 11/2021).

Aufpreise werden verlangt für

  • Auffahrt auf einen (!) der Türme, der Abstieg erfolgt über Treppen! Kinder unter 6 Jahren dürfen gar nicht, Kinder bis 14 Jahre müssen von Erwachsenen begleitet werden. Bei Regen, Schnee, Sturm werden die Türme geschlossen, in dem Fall wird dieser Anteil des Tickets erstattet. In Coronazeiten nicht verfügbar.
  • kombinierter Besuch Basilika und Gaudí-Museum im Park Güell

Beim Kauf der Eintrittskarte mit Turmbesteigung sollte man auf das Zeitfenster und den gewünschten Turm achten. Zur Turmbesichtigung auf der Ostseite (Weihnachtsfassade) muss man die Kirche durchqueren, der Zugang zum Lift ist außen. Man fährt mit dem Fahrstuhl auf eine Höhe von 45 m und darf ein paar Treppen weiter nach oben steigen. Abwärts geht es dann zu Fuß durch eine enge Wendeltreppe. Der Zugang zum Turm an der Westseite (Passionsfassade) ist gleich hinter dem Eingang, man fährt mit dem Aufzug bis auf eine Höhe von 85 m nach oben und geht auch hier die Treppen wieder herunter.

Öffnungszeiten:

Oktober bis März 9:00 – 18:00 Uhr
April bis September 9:00 – 20:00 Uhr
Weihnachten/Neujahr (25. und 26.Dez./1. und 6.Jan.): 9:00 – 14:00 Uhr

Die Turmlifte schließen 1/2h vor Ende der Öffnungszeiten.

Bedingungen:

  • Beim Betreten des Geländes werden Taschenkontrollen ähnlich wie in Flughäfen durchgeführt. Große Rucksäcke und Koffer müssen abgegeben werden.
  • Das Essen ist auf dem gesamten Gelände verboten, das Trinken im Inneren. Es gibt einen Kaffee-/Getränkeautomaten am Ausgang zur Weihnachtsfassade.
  • Das Fotografieren ist nur zu privaten Zwecken und ohne Stativ gestattet, sowie für akkreditierte Fotografen.
  • Die Apsis und die Krypta sind den Gläubigen vorbehalten, hier ist das Fotografieren verboten, es wird streng auf Ruhe geachtet.

Mobilität Bearbeiten

Gehbehinderte Personen können Schwierigkeiten bekommen (steile Rampen), im Notfall kann man einen Rollstuhl ausleihen. Allerdings darf man mit Rollstuhl nicht in die Turmaufzüge. Im Inneren finden sich am Rand gemauerte Bänke als Bestandteil der Wände, auf denen man sich etwas ausruhen kann.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Ein Informationsstand hinter dem Eingangsbereich an der Passionsfassade verrät mit Hilfe eines Modells, wie das fertige Bauwerk einmal aussehen soll (Bild siehe oben). Die braunen Teile des Modells sind bereits fertiggestellt, die weißen fehlen noch. Man sieht, dass es sich dabei überwiegend um Türme handelt.

Auch an den Außenfassaden selbst sieht man unterschiedliche Farben: die Weihnachtsfassade ist inzwischen fast 100 Jahre alt, ihr Material hat eine beige-braune Farbe. Die neueren Fassadenteile sind hellgrau oder fast weiß. Ausnahme: die bunten Keramikspitzen der Türme.

Im Gelände und Inneren verteilt gibt es immer wieder Informationstafeln, die auch Nummern für die entsprechenden Abschnitte des Audioguides haben. Zusätzlich stehen dort in mehreren Sprachen grundlegende Informationen und teilweise werden auch Videos gezeigt wie z. B. die Säulen konstruiert wurden.

Grundsätzlich kann man an den unterschiedlichen Bauabschnitten auch Architekturgeschichte ablesen. Zum einen entwickelte Gaudí im Laufe der Jahre seinen eigenen Stil (gut an den Außenmauern der Seitenschiffe sichtbar, die unten noch gotisch und oben modernisma sind). Zum anderen kamen nach Gaudís Tod andere Architekten und Baumeister zum Zuge, die ihren eigenen Stil verwandten. Dies war nicht immer unumstritten, es gab zwischenzeitlich immer wieder Proteste um den Bau einzustellen.

Außen Bearbeiten

Da es sich um eine Großbaustelle handelt sind immer wieder weite Teile des Außenbereichs abgesperrt, mit (Lasten)aufzügen und Gerüsten versehen sowie mit Netzen oder Planen zugehangen.

Apsis
 
Übersicht der neugotischen Fassade

Apsis Bearbeiten

Dieser Kirchenteil wird oft am wenigsten oder nur aus der Warteschlange heraus beachtet weil er relativ niedrig ist, lange Zeit sich dort die Baustellenzäune befinden und eben scheinbar wenig von Gaudí neuem "Modernisme" zu sehen ist. Trotzdem war Gaudí dieser Bereich sehr wichtig, er widmete ihn der von ihm sehr verehrten Muttergottes Maria.

Die Apsis ist noch größtenteils neugotisch aufgebaut, von Gaudí kamen verspielte Details wie Tier- und Pflanzenfiguren hinzu.

  • Schlangen, Amphibien und Reptilien als damalige Symbole des Bösen stürzen sich die Mauern hinunter ab ob sie vor den (noch zu bauenden) Türmen von Maria, den Evangelisten und Jesu fliehen wollen. Gleichzeitig haben sie auch eine ganz praktische Bedeutung: sie leiten als Wasserspeier das Regenwasser ab. Zudem finden sich Frösche, Land- und Meeresschnecke und Chamäleon.
  • Auf den Fialen (Turmspitzen) befinden sich Abbildungen von Weizenähren (als Hinweis auf das Abendmahl) und Kräutern (z. B. Lavendel). Des Weiteren gibt es an den Mauern Palmwedel, Olivenzweige, Zypressen und Zedern.
  • Unterhalb der Türmchen wurden Figuren von heiligen Ordensgründern platziert werden, z. B. die Heilige Klara von Assisi oder der Heilige Franziskus. Weitere Heilige befinden sich dann in der gleichen Höhe im Inneren.
  • Ein schwer zu erkennendes Detail stellen die Anagramme für Christus (griechische Buchstaben Alpha und Omega), Jesus (mit Dornenkrone), Josef (ein "J" mit Narzissen) und die Jungfrau Maria (ein "M" mit einer Krone) dar.

Die Mauern gliedern sich in schlanke Abschnitte mit schmalen Fenstern, deren runde Scheiben sich schon deutlich von anderen neugotischen Fenstern abheben. Der halbrunde Bogen folgt dem Aufbau der darunter liegenden Krypta, die Ausbuchtungen zeigen die Struktur der innenliegenden 7 Kapellen plus 2 Treppentürme auf. Später sich wird außen an der Mitte des Bogens eine Kapelle befinden, die Mariä Aufnahme in den Himmel (Maria Himmelfahrt) gewidmet sein wird, an den beiden Ecken der Basilika werden sich Sakristeien befinden. Der untere Teil der Fassade wird dann durch den Kreuzgang verdeckt sein, welcher die Marienkapelle integriert, die Sakristeien dagegen umrundet.

Kreuzgang
 
Geburtsfasade, unten links die 5 Module des Kreuzganges mit der Fensterlösung von 1890

Kreuzgang Bearbeiten

Der Kreuzgang wird einmal die gesamte Basilika umrunden und - ohne die integrierten Kapellen und Portale - 240m lang sein, er ist allerdings erst in Teilen fertiggestellt und ein Teil davon dient zur Zeit als Shop.

Del Villars Entwurf sah eigentlich gar keinen Kreuzgang vor, das lag wahrscheinlich am begrenzten Bauplatz, der keine zusätzliche rechteckige Fläche für Gang und innenliegende Grünanlage bot wie ein Kreuzgang normalerweise angelegt wurde (siehe z. B. in der Kathedrale von Barcelona).

Die revolutionäre Idee Gaudís mit einem umlaufenden Gang um die Basilika herum bringt einerseits fast klosterähnliche Ruhe ins Kircheninnere und stellt andererseits eine Abgrenzung zwischen dem weltlichen Außen und dem geistlichen Innen her. Dabei kombinierte er wie so oft praktische mit sakralen Ideen: Der Kreuzgang besteht aus 44 wiederholten rechteckigen Modulen mit Kreuzgewölbe und Spitzgiebeln, die verbunden auch als Prozessionsweg genutzt werden sollen. Typisch sind die Fenster mit zehn waben-/traubenartig angeordneten runden Glasscheiben (auf der Seite der Passionsfassade), die trotz fehlendem grünen Innenhof viel Licht ins Innere bringen. Die Fenster stellen den zweiten Entwurfs Gaudís von 1919 dar, zunächst (1890) hatte er kleinere, gotische Fensterelemente (im Bereich der Geburtsfassade) benutzt.

Als Zugang zwischen dem Kreuzgang und dem Inneren der Basilika sah Gaudí jeweils an der Geburts- und Passionsfassade zwei besonders geschmückte Portale vor, von denen er allerdings nur eines selbst fertigstellen konnte: das Rosenkranzportal, es befindet sich im Norden der Geburtsfassade. Der architektonisch komplizierte Winkel ist geschickt gegliedert und reich mit Rosen und Figuren verziert, die Tür wird von Unseren Lieben Frau mit dem Rosenkranz und dem Jesukind im Arm gekrönt, im Bogen befinden sich weitere Figuren von Isaac, Jakob, Salomon und David. Der konische Laternenturm liefert Licht von oben.

Ein wenig Geschichte:

  • Bei den Figuren im Torbogen handelt es sich um Repliken, die Original wurden am Beginn des spanischen Bürgerkrieges 1936 von Protestierenden zerstört.
  • "Die Versuchung des Menschen" wird durch eine Skulptur rechts vom Torbogen dargestellt. Ein Mann erhält vom Teufel eine Orsini-Bombe, dies spielt auf den Anschlag auf das Opernhaus der Stadt ("Gran Teatre del Liceu") im Jahre 1893 an.
  • Das gesamte Portal wurde vom in Barcelona ansässigen, japanischen Bildhauer Etsuro Sotoo bis 1983 restauriert.
Geburt-/Weihnachtsfassade
 
Gesamte Fassade in leicht verzerrter Optik

Geburt- oder Weihnachtsfassade Bearbeiten

Sie befindet sich auf der Nordostseite (Sonnenaufgangsseite) der Kirche (also gegenüber dem derzeitigen Eingang). Ihre vier Glockentürme sind benannt nach den Aposteln Matthäus, Judas, Simon und Barnabas. Unterhalb der Türme liegen drei Portale: der Hoffnung, Barmherzigkeit (oder auch Nächstenliebe) und dem Glauben gewidmet. (Alle Angaben von links nach rechts wenn man außen vor der Fassade steht). Hier wird die Geschichte der Heiligen Familie, die Geburt Jesus und die Krönung Marias erzählt. Gestützt wird die Fassade von 3 Säulen. Weit oben in der Mitte befindet sich eine Zypresse wie ein riesiger Weihnachtsbaum, in ihm sitzen Tauben.

Diese Fassade wurde zu Lebzeiten von Gaudí fertiggestellt und entspricht daher wohl am ehesten seinem ursprünglichen Plan, er hat sie auch ganz bewusst als erstes begonnen da er vermutete sie würde bei den Bewohnern Barcelonas am meisten Anklang finden. Allerdings wurden im Spanischen Bürgerkrieg viel Teile beschädigt oder zerstört und mussten wieder neu aufgebaut werden. Die Fassade wirkt verspielt und detailreich, es lohnt sich auf den Brüstungen der Treppe Platz zu nehmen und sich alles in Ruhe anzuschauen. Tipp: ein Fernglas mitnehmen und weitere Einblick von der gegenüberliegenden Straßenseite (oder dem Park) genießen.

  • Die 2 großen Säulen links und rechts trennen die drei Portale voneinander, sie ruhen auf einer Land- bzw. Meeresschildkröte und sind Joseph bzw. Maria gewidmet (deren Namen sich in der Mitte finden).
  • Das linke Portal Hoffnung zeigt Bilder zur Heiligen Familie: die Flucht nach Ägypten (links neben der Tür) und der drastisch dargestellte Kindermord in Betlehem durch einen Soldaten des Herodes (rechts der Tür). Oberhalb der Tür zeigt der junge Jesu seinem Pflegevater Joseph eine tote Taube (Symbol des Heiligen Geistes) wobei die Großeltern Joachim und Anna zuschauen, noch weiter oben ist die Heiratszeremonie von Maria und Joseph mit einem Priester dargestellt. Am Beginn des sich dann anschließenden Turmschaftes sieht man den Heiligen Joseph nochmal wie er das Steuer eines Bootes umfasst, das quasi durch den Turm hindurchfährt, ein Hinweis auf seine Funktion als Schutzpatron der Sagrada Família und des Bauvereins. Ganz oben ziert das Gebet "Sálvanos" (Rette uns) die Spitze (die den Berg Montserrat darstellen soll).
Weitere Symbolik: Werkzeuge des Zimmerers Joseph, Palmwedel und Tiere des Nils (als Anspielung auf die Flucht nach Ägypten); Steuerblatt, Laterne, Anker und Taube am Boot; die Rosensträuße und Rosenkränze beziehen sich auf Maria.
  • Das mittlere Portal Barmherzigkeit wird nochmal von einem Mittelpfosten gestützt und in zwei Bögen geteilt. Um den Pfosten ist ein Band gewickelt, das die Ahnen Jesu ab Abraham nennt (40 Namen), unten findet sich hinter Gittern eingesperrt eine Schlange, die in einen Apfel beißt (Symbol der Erbsünde). Das ganze Portal ist der Geburt Jesu gewidmet. Auf dem Kapitell des Mittelpfostens finden sich von unten nach oben:
  • Maria und Joseph mit dem Neugeborenen sowie den um die Ecke schauenden Ochs und Esel
  • weiter oben die lobpreisenden Engel
  • der Stern von Nazareth
  • im Spitzbogenfenster die Verkündung der jungfräulichen Geburt durch den Erzengel Gabriel an Maria
  • die Krönung der Maria durch ihren Sohn Jesu
  • auf dem Turmschaft ein Anagramm von Jesu (HJS)
  Engel ohne Flügel
Übrigens haben alle Engelfiguren in der Weihnachtsfassade keinerlei! Flügel - Gaudí war der Ansicht, dass Engel nicht fliegen können/brauchen.
Die Originalengel des Portals der Barmherzigkeit waren aus Gips, sie wurden 1936 leider zerstört. Heute stehen dort Arbeiten des Bildhauers Etsuro Sotoo, die er nach Vorgaben von Gaudí mit volkstümlichen Musikinstrumenten angefertigt hat. Einzig die Engel am Fuß der Zypresse (sie bringen Wein und Brot) sind noch Originale.
  • Engel, die Brot (Abendmahl) und Wein (Blut Jesu) bringen
  • ein Pelikan, der seine beiden Jungen füttert (Eucharistie)
  • die Zypresse mit den Tauben
  • an der Spitze findet sich ein Symbol für die Dreifaltigkeit: eine weiße Taube für den Heiligen Geist, der Buchstabe "Tau" für den Christus und ein umschließendes goldenes Kreuz für Gott Vater.
Links neben dem Portalseingang kommen die drei Könige aus dem Morgenland mit ihren Gaben, rechts knien die Hirten zur Anbetung. Am oberen Bereich der beiden Eingangstore finden sich weitere Engel, die musizieren.
Weitere Symbolik: Pflanzen und Tiere sollen Natürlichkeit und Unschuld vermitteln (u.a. gibt es Hund, Lamm, Eichhörnchen, Ente und Truthahn), Blumen den Frühling (=neues Zeitalter), Palmwedel auf den Palmsonntag anspielen, das Sternzeichen vom Zeitpunkt Christi Geburt oberhalb der Verkündigungsgruppe, den Schriftzug "Gloria excelsis Deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis" (Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind) bei den lobpreisenden Engeln, Vögel als Vermittler zwischen Himmel und Erde, die Zypresse als immergrüner Lebensbaum, die Leitern am Baum als Wunsch zu Gott/in den Himmel zu gelangen und die Tauben wieder als Symbole des Heiligen Geistes. Die meisten Bereiche dieses Portals wurden anlässlich des Papstbesuches bis zum Jahre 2010 fertig restauriert.
Wichtig: Viele weiter oben befindlichen Teile kann man nicht vom Fuß der Fassade aus erkennen, dazu muss man weiter zurückgehen!
  • Das rechte Portal des Glaubens ist Maria gewidmet und zeigt sie in wichtigen Glaubens-Situationen, außerdem gibt es Szenen vom jungen Jesu. Links vom Portal ist das Treffen von Maria mit ihrer Verwandten Elisabeth dargestellt, die - obwohl schon alt - Johannes den Täufer gebären wird (Mariä Heimsuchung, Magnificat). Rechts vom Portal arbeitet Jesu als junger Erwachsener in der Werkstatt seines Vaters, daneben schauen Maria und Joseph auf eine weitere Skulptur ihres Sohnes in der Mitte des Portals, sie zeigt den 12jährigen, lehrenden Jesu im Tempel (neben ihm stehen Johannes der Täufer und dessen Vater Zacharias). Im Spitzbogen darüber wird die Präsentation des Neugeborenen im Tempel in Jerusalem (nach dem Gesetz des Moses) dargestellt, Simeon der Ältere hält Jesu in den Händen. Im Turmschaft schließlich steht die Jungfrau Maria mit traditionell gekreuzten Armen vor der Brust auf einer dreiarmigen Lampe (Dreifaltigkeit) und erfährt die Unbefleckte Empfängnis durch die darüber mit einem Auge dargestellten Handfläche Gottes. Auf der Turmspitze sind als Abschluss Weizenähren angebracht.
Passionsfassade
 
Gesamte Fassade in leicht verzerrter Optik (2011)

Passionsfassade Bearbeiten

Auf der Südwestseite (Sonnenuntergangsseite), gleich als erstes beim heutigen Eingang, erzählt die Passionsfassade die Leidensgeschichte und das Sterben Jesu Christi (mit bereits einer Skulptur zur Auferstehung). Die Fassade wurde von 1954 an erbaut, 1976 waren die Glockentürme fertig, 2002 wurden die Tore eingesetzt, 2011 das Spitzdach aufgesetzt. Die Figuren sind Entwürfe des katalanischen Bildhauers Josep Maria Subirachs, die er von 1986 bis 2005 nach den nicht so genauen Vorgaben von Gaudí anfertigte. Gaudi hatte nur Dekorationselemente skizziert, das genaue Aussehen der Figuren aber den späteren Baumeistern überlassen. Er wollte aber - wohl beeinflusst von seiner schweren Erkrankung und eigenen Schmerzen - "den Besuchern Furcht einflößende Statuen" auf einer schmucklosen Fassade präsentiert haben, Anordnung und Thema der 12 Figurengruppen stammen von ihm.

Nach vorne stützen sechs schrägen Streben ein Dach über der Fassade, auf dem 18 kleine, knochenähnliche Säulen eine Spitzgiebel empor halten. In 40m Höhe thront darauf oben in der Mitte ein Kreuz. Die vier Glockentürme dahinter sind nach den Aposteln Jakobus, Bartholomäus, Thomas und Philipp benannt. Zwischen ihnen in der Mitte befindet sich eine kleine Brücke auf der, der auferstandene Jesu als große Bronzestatue gegen Himmel fährt.

Die Fassade selbst ist schlicht, weitgehend glatt und schmucklos, sie wirkt dramatisch und manchmal surreal. Sie hat drei Tore: links das Getsemaní-Tor (mit Versen und Reliefs zu den Gebeten Jesu am Ölberg und zu seinen Jüngern), rechts das Dornenkronentor (mit einem Relief wo Jesus Pilatus und Herodes vorgeführt wird) und in der Mittel das doppelflügelige Evangeliumstor (mit Zitaten des Evangeliums zu den letzten 2 Tagen Jesu auf Erden). Die Tore sind voller Symbole und bieten beim genaue Hinsehen viel zu entdecken. Es gibt einen Vollmond, ein Magisches Quadrat (ähnlich zu dem auf der Mauer), verschiendene Gesichter, Totenköpfe, Gaudis Unterschrift, Schlüssel und andere alltägliche Gegenstände, komplexere Bezüge zu Dante und Dürer, Abdrücke von Bildhauerwerkzeugen, u.v.a.m. Wichtige Bibelstellen sind poliert um sie hervorzuheben.

Die Figurengruppen ordnen sich über die gesamte Fassade, sie beginnen links unten und wandern zunächst über 6 Stationen nach rechts (der letzte Abend), dann geht es eine Ebene höher zurück nach links (3 Stationen, der Kreuzweg) und wieder eine Ebene höher 3 Stationen nach rechts (der Tod). Den Schwung dieses "S" nach oben fortgesetzt landet man dann bei der Figur des zum Himmel aufsteigenden Jesu an den Glockentürmen.

  1. das letzte Abendmahl: Jesus steht mit dem Rücken zum Betrachter vor dem Tisch mit seinen zwölf Jüngern, ganz links Petrus, ganz rechts der Verräter Judas (mit dem Geld in der ausgestreckten Faust, einen Hund zu seinen Füßen), die ganze Gruppe ist über 10m breit und strahlt eine bedrückte Stimmung aus
  2. Petrus und die Soldaten: Petrus versucht die Verhaftung von Jesu zu verhindern und schlägt dabei einem Hohepriester ein Ohr ab
  3. Der Judaskuss: Judas küsst Jesu und signalisiert so den Soldaten wen sie verhaften müssen, links davon ist das Magische Quadrat im Mauerwerk abgebildet, rechts eine Schlange als Symbol des Bösen
  4. Die Geißelung Jesu: Jesu steht an eine Säule gefesselt einsam und leidend, zu Füßen die Geißel, mit den 3 Stufen und der Säule eine 5m hohe Skulptur
  5. Verleugnung durch Petrus: Bevor der Hahn (links abgebildet) kräht wirst du mich dreimal (=die drei Frauen) verleugnet haben - das soll diese Gruppe ausdrücken. Petrus sitzt beschämt am Boden, hinter ihm ist ein Labyrinth mit Treppenaufgang angedeutet.
  6. Pontius Pilatus präsentiert Jesu (Ecco Homo): Der Messias wird von zwei Soldaten flankiert, der Richter sitzt nachdenklich daneben, die Säule mit dem Adler verweist auf die römischen Stadthalter, hinter der Säule wäscht Pilatus seine Hände in Unschuld
  7. Kreuzweg mit Sturz Jesu: Simon von Kyrene übernimmt für den geschwächten Jesu das Tragen des Kreuzes, die drei Marien stehen dabei und stellen wahrscheinlich Maria Magdalena, Maria Simone und Maria, die Mutter von Jesu dar
  8. Veronica mit dem Tuch: In der großen Gruppe in der Mitte der zweiten Ebene begegnet Jesu auf seinem Kreuzweg den Frauen aus Jerusalem, eine davon (Veronica) wäscht mit einem Tuch Schweiß und Blut von seinem Gesicht, die Soldaten stehen martialisch dabei und ganz links ist ein Evangelist abgebildet. Das Tuch mit dem Antlitz Jesu hängt in der Mitte über den Rand de Podestes hinunter. Einige Auffälligkeiten zu den Köpfen: Veronica hat kein Gesicht - weil sie in der Bibel nicht mit Namen erwähnt wird, der Evangelist trägt die Gesichtszüge Gaudís (angefertigt nach einer Fotografie) und die Köpfe der Soldaten sind eine Hommage des Künstlern an Gaudi - sie zitieren dessen Schornsteine auf der Casa Milà.
  9. Longinus: der römische Reiter wird Jesu am Kreuz mit dem (abgebildeten) Speer in die Seite stechen, später zum Christentum konvergieren und als Heiliger verehrt werden
  10. Würfeln der Soldaten: Während Jesu am Kreuz hängt würfeln die Wachsoldaten um seine Kleidung
  11. Kreuzigung: Jesu hängt am Kreuz, dessen Balken ein rotes "I" bildet (INRI), neben ihm stehen die Trauernden, ein Totenschädel deutet den Berg Golgatha an, ein Mond die Finsternis über der Stätte, oberhalb der Szene hängt ein Tuch (als Relief), das in der Mitte durchgerissen ist
  12. Grablegung: Jesus wird beweint und in ein Totentuch gehüllt, hinter ihm ist der Eingang seines Grabes bereits geöffnet

Oberhalb der Fassade, zwischen den Glockentürmen, befindet sich an einer kleinen Brücke der auferstandene Messias als überlebensgroße Bronzefigur.

Glorienfassade
 
Baustand der Glorienfassade 2011

Glorienfassade Bearbeiten

Die südöstliche Fassade ist bis jetzt nur als geschlossene Wand und mit den ersten Metern der massiven Betonpfeilern fertiggestellt. An dieser, der Stadt zugewandten Seite, sollen sich die Glockentürme der restlichen Apostel erheben: Andreas, Petrus, Paulus und Jakobus. Die Fassade wird der Glorie Christus gewidmet sein und weitere Türme mit wolkenähnlichen Gebilden sowie dem Wort "Credo" (Beginn des christlichen Glaubensbekenntnisses) enthalten. Hier sollen die letzten vier Ereignisse, die ein jeder Mensch (nach christlichem Glauben) erfährt dargestellt werden: der Tod, das Jüngste Gericht, die Hölle (oder Fegefeuer) und schließlich die Seligkeit.

Auf der Rückseite des Hauptschiffes sieht man bereits eine fünf Meter hohe Bronzetür (Eucharistía), sie ist versehen mit dem Text des Paternoster (Vaterunser) in katalanischer Sprache und der Fürbitte um das tägliche Brot in 50 Sprachen (auch Deutsch: "Unser tägliches Brot gibt uns heute") und bildet den eindrucksvollen Zugang zum Gotteshaus. Es sind noch sechs weiter, etwas kleine Eingänge geplant. Leider sind die detaillierten Modelle Gaudís zu dieser Fassade im Bürgerkrieg zerstört worden, sodass nach Zeichnungen und Fotografien gearbeitet werden muss. Immerhin ist der Zugang zum Balkon seit 2014 gesperrt - vermutlich um dort in Ruhe weiter arbeiten zu können. Den Paternosta kann man trotzdem bewundern, eine originalgroße, gute Fotografie hängt solange auf der Innenseite der Türe.

Türme Bearbeiten

Türme
 
Spitzen der Aposteltürme (mit Bauarbeiter als Größenvergleich)

Die Basilika soll nach ihrer Fertigstellung einmal 18 Türme haben, die kleinen Ecktürmchen am Kreuzgang nicht mitgerechnet.

9 Türme stehen bereits, es sind je 4 Aposteltürme an den beiden Seitenportalen und der Marienturm über der Apsis. Dieser wurde im Dezember 2021 eingeweiht. Er ist 125 Meter hoch und wurde mit einem schönen Stern gekrönt. Die restlichen 4 Aposteltürme des Hauptportals und die 4 Evangelistentürme fehlen noch.

Alle Aposteltürme tragen an der Spitze eine Mitra (Bischofsmütze), den Bischofsstab Baculo)und Ring (Anillo), dabei die Initiale des jeweiligen Apostels, an der Flanke sogenannte "Vertikale Gebete" (z. B. Hosanna oder Excelsius) und im unteren Bereich eine Figur des Apostels. Die Grundform der Türme ist quadratisch, sie wird weiter oben aber kreisrund. Der oberste Teil ist sehr farbenfroh, hier wurden Mosaike aus Muranoglas verwendet. Im Inneren befinden sich die Glocken der Basilika, sie wurden von Gaudí entworfen und haben teilweise Röhrenform.

Die kleiner Türme an den Seitenschiffen und dem Kreuzgang sind ebenfalls mit Mosaiken geschmückt, sie tragen Skulpturen von Obst (z. B. Beeren) oder Pflanzen, teilweise auch Symbole (wie Kelch und Hostie). Einen guten Eindruck der Dachformen bekommt man beim Besuch der Turme via der Aufzüge. Durch die offenen Außenfenster erhält man immer wieder andere Blickwinkel auf die Fassade, die anderen Türme und auch auf die aktuellen Bauarbeiten sowie natürlich auf ganz Barcelona.

Der zweithöchste Turm - der Marienturm - über der Apsis, ist 125 m hoch und ist - wie der Name verrät - der Maria gewidmet. Der Hauptturm wird Jesus Christus gewidmet werden, er entsteht über der Vierung und wird flankiert von vier Türmen (je 135m hoch), die die Namen der Evangelisten tragen werden (die sich an dieser Stelle im Inneren bereits als Säulen finden lassen). Mit der Fertigstellung des Hauptturms erreicht die Sagrada Família eine Höhe von 172,5m, sie wird damit alle anderen christlichen Kirchen überragen.

Innenraum Bearbeiten

Derzeit wird die Basilika von der Passionsfassade aus betreten, gleich zu Beginn nach dem ersten Tor lohnt sich der Blick auf den Fußboden: eine einfache aber eindrucksvolle Zeichnung des Einzugs Jesu nach Jerusalem vom Küntler Domènec Fita.

 
Eingang auf der Passionsseite: Keramikboden von Domènec Fita: Der Einzug Jesu in Jerusalem


Hier befindet man sich in einem Teil des Kreuzganges rund um die Kirche, rechts und links wird es entsprechende Portale geben. Im fertigen Teil des Kreuzgangs kann man übrigens Wechselausstellungen rund um die Sagrada Familia besuchen. Lohnenswert ist auch das bereits erwähnte Modell der fertigen Basilika.

Nach Durchgang des nächsten Tores gelangt man in den offenen Innenraum und erhält sogleich einen Eindruck von der schieren Größe dieser Kirche, viele Besucher bleiben erstmal stehen und staunen. Voraus links befindet sich die Apsis mit dem erhöhten Hauptaltar, dahinter links die noch nicht sichtbaren Kapellen. In der Mitte vor dem Altar (in der Vierung) geht es geradeaus durch das zweite Querschiff zur Geburts-/Weihnachtsfassade hinüber und nach rechts schließt sich das Hauptschiff an, das zur Glorienfassade führt.

Die Wände sind von großen Glasfenstern des Künstlers Joan Vila-Grau gegliedert, inzwischen haben viele eine farbige Füllung bekommen, welche die Säulen in wunderbare Farben tauchen.

Diese Säulen stechen sofort hervor - sie sind unterschiedlich dick und aus verschiedenen Materialien, je nachdem wie viel Last sie tragen müssen. Im oberen Bereich verzweigen sie an Knotenpunkten und bilden zusammen mit den Strukturen der Decke den Eindruck in einem Wald zu stehen.

Daneben gibt es viele Details zu entdecken, die auch teilweise aufgrund der Höhe des Innenraumes schwer zu erkennen sind. Tipp: Auch im Inneren ein Fernglas nutzen und für den besseren Blickwinkel sich etwas weiter wegstellen.

Altarraum
 
Altarraum aus der Vogelperspektive

Altarraum Bearbeiten

Der Altarraum ist durch die darunter liegenden Krypta erhöht, von der Vierung führt eine kurze (und abgesperrte) Treppe hinauf. Vor diesem Bereich befinden sich meist ein paar abgetrennte Reihen von Stühlen oder Bänken, die den Gläubigen oder Andächtigen vorbehalten sind. Tipp: ein paar Minuten hier ruhig sitzen und den Altarraum auf sich wirken lassen.

Über dem Altartisch schwebt ein Baldachin, in dem der gekreuzigte Jesu als lebensgroße Statue hängt. Einen ähnlichen Baldachin hatte Gaudí für die Kathedrale von Mallorca entworfen. Er soll gesagt haben "Wie schön wäre ein Altar unter Weinranken" und so hat man dort Weinstöcke und Weinreben als Dekorationselemente eingebaut. Dazu gibt es noch Weizenähren (als Anspielung auf das Abendmahl) und 50 Lichter (für den Bischof), sowie von dem Kalligraphen Josep Batlle gestaltete Wörter Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht (Gaben des Heiligen Geistes). Im Altarraum gibt es eine Reihe von Bänken und den Sitz des Bischofs. Links vorne wird der von Gaudí entworfen Osterleuchter aufgestellt und in der Osternacht die Kerze entzündet.

Der Raum wird durch die halbrund aufgestellten Säulen der Apsis nach hinten begrenzt und von oben durch ein großes, gold eingefasstes Oberlicht eindrucksvoll beleuchtet. Diese raffinierten Öffnungen entstehen durch zweiseitig gekrümmte Flächen, die aus Geraden generiert werden. Wie dies genau konstruiert wurde - dazu findet sich später im Museum ein gut erklärtes Modell. Über dem Raum wird sich einmal der Turm zu Ehren Marias erheben. Die Kuppel hier ist 75m hoch.

Im hinteren Bereich des Altarraumes sind die Orgelpfeifen zwischen den Säulen eingebaut. Hierbei handelt es sich noch nicht um die endgültige Orgel der Kirche, es wurde noch kein Instrument gefunden, das den gesamten Bau ausschallen kann.

Messen finden normalerweise nicht hier sondern in der Krypta statt - eine Ausnahme war die Weihung der Kirche durch Papst Benedikt XVI im Jahre 2010.

 
Blick zu den Kapellen der Apsis, links die Orgelpfeifen, oben die Kinderchor-Kantonei

Apsis Bearbeiten

Der vordere Teil des Chorraums entstand noch zu Lebzeiten von Gaudí. An den Außenseiten befinden sich sieben kleinere Kapellen sowie zwei Treppentürme - eine Projektion der darunter befindlichen Krypta. Auf dem Weg durch den Halbbogen kann man auch durch niedrige, über dem Boden befindliche Fenster in die Krypta hinunter schauen.

Die Apsis ist dem Gebet von Gläubigen vorbehalten und wird daher von Aufsichtspersonal überwacht. Dies betrifft sowohl die Anzahl der dort eingelassenen Personen als auch deren Benehmen, Fotografieren ist nicht gestattet, auf ein besonders ruhiges, respektvolles Benehmen wird hingewiesen.

Die Kapellen sind den sieben Leiden und Freuden des Heiligen Josefs gewidmet, allerdings ist bisher nur die mittlere bestückt, dort findet sich ein Tabernakel und eine Kopie des Altaraufsatzes aus der gleichen Position in der Krypta. Sie erhalten zum einen Licht durch Außenfenster und zum anderen durch Laternentürme von oben (die Lichtöffnungen sind allerdings noch abgedeckt).

Ungefähr an der zweiten Kapelle befindet sich der Treppenabgang in die Krypta.

Kirchenschiffe
 
Blick von der Glorienfassade (Haupteingang) zum Altar (Bild ist wegen der großen Raumhöhe gestaucht, die Säulen stehen normalerweise nur leicht schräg)

Kirchenschiffe Bearbeiten

Das Langhaus ist fünfschiffig, das Hauptschiff hat eine Breite von 15 m, die zwei Seitenschiffe links und rechts sind je 7,5m breit. Sie erreichen eine Höhe von 30m, das Hauptschiff ist 45m hoch. Über den äußeren Seitenschiffen befindet sich im 15m Höhe die Chorempore, kleine Wendeltreppen führen hinauf (können nicht besichtigt werden). 1.200 Menschen haben dort oben Platz.

Das 15m breite Querschiff hat rechts und links jeweils ein Seitenschiff, es ist 60m hoch und trifft das Hauptschiff an der ebenfalls 60m hohen Vierung.

Die vier Säulen rund um die Vierung sind den Evangelisten gewidmet, an den Knoten im oberen Bereich sieht man Leuchtkörper mit geflügelten Gestalten und den Namen (Matthäus - Levi genannt, Markus, Lukas und Johannes). Die Säulen sind aus Porphyr, sie haben 12 Seiten und sind 2,10m dick, sie tragen das Kreuzschiff und später auch den höchsten Turm der Kirche. Die weiteren Säulen sind den Aposteln und verschiedenen Bistümern in Katalanien und ganz Spanien gewidmet.

Die 8 naheliegenden Säulen sind aus Basalt, haben 10 Seiten und sind 1,75m dick. Die Säulenreihen im Langhaus innen wie auch die beiden Säulen an den beiden Seiteneingängen (Passions- bzw. Weihnachtsfassade) sind aus Granit, haben 8 Seiten und sind 1,40m dick. Die Säulen an den Seitenschiffen des Langhauses bestehen aus dem Stein vom Montjuis, sie haben nur 6 Seiten und sind 1,05m dick.

Gaudí passte nicht nur das Material und die Bauform den Bedürfnissen seiner Basilika an, er stellte die Säulen auch leicht schräg - was zu einer besseren Lastverteilung führte. Nach circa 20 Metern teilen sich die Säulen in verschiedene Äste auf - oft mit ellipsoid geformten Knoten, an den Chorgängen auch mit glatten Flächen. Am Ende dieser Ästen befinden sich Flächen, die wie Palmwedel gezackt sind und daher als Blätterdach erscheinen.

Um die Statik zu erfassen machte Gaudí von einer alten Arbeitsweise Gebrauch: Die Säulen werden als Fäden dargestellt, die Kirche kopfüber aufgebaut, kleine Säckchen mit Sand stellen die jeweiligen Belastungen der einzelnen Säulen dar. Da die Fäden sich nicht verbiegen sondern straff hängen wurde eine Kraftverteilung ohne Biegekräfte gefunden. Im Museum gibt es ein erhaltenes Modell der Kirche der Colònia Güell zu sehen, wo er dasselbe Verfahren angewandt hatte.

Fassaden
 
Weihnachtsfassade innen: Überblick

Fassaden Bearbeiten

Passions- und Weihnachtsfassade erscheinen im Innern ebenfalls sehr unterschiedlich.

Die Nordostseite (zur Weihnachtsfassade und zum Sonnenaufgang) ist dem Heiligen Josef gewidmet, die Skulptur hat Ramón Cuello gestaltet. Josef steht im Mantel und hält einen Stab mit aufgesetztem Blumen in der linken Hand, hinter ihm befinden sich typisch gotische Fenster mit großen, kreisförmigen als Abschluss darüber. Die Wände sind verspielt mit kleinen, in Gruppen angeordneten Bögen und vielen, schlanken Säulen aufgebaut, die Formen der Steine sind gut sichtbar.

Auf der anderen Seite (zur Passionsfassade und dem Sonnenuntergang) befindet sich die Statue der Maria mit einem Heiligenschein, sie wurde ebenfalls von Ramón Cuello gestaltet. Diese Fassade ist einfach und ruhig gehalten, die Form der Steine tritt zurück, die Wandflächen sind weitgehend glatt. Die Fenster sind im neueren Stil von Gaudí gestaltet, das Abschlussfenster oben ist oval. Anstelle von vielen kleinen Säulen werden hier wenige, kräftige und geschwungene eingesetzt.

Der Weg von der Weihnachtsfassade zur Passionsfassade stellt den Lebensweg Christi (Transept) dar, von der Geburt bis zum Tod führt.

Die Glorienfassade ist im Inneren noch schmucklos und wirkt nur durch ihre großen Fensterflächen. Am ersten Rundgang befindet sich eine Statue von Sankt Georg, dem Schutzpatron von Katalonien. Sie wurde von J.M. Subirachs gestaltet.

Der Weg von der Glorienfassade (dem Haupteingang) durch das Langhaus bis zur Vierung und dem Altar stellt den Weg des Menschen zu Gott dar (via humanitatis).

Untergeschoss Bearbeiten

Sagrada Família
 
Schule auf dem Gelände der Kirche

Krypta Bearbeiten

Die Krypta wurde als erster Teil des Baus noch im Neugotischen Stil begonnen und bereits 1891 fertiggestellt. Hier wurde 1926 Antoni Gaudí beigesetzt. In der Krypta finden regelmäßig Gottesdienste statt, daher ist sie auch nicht immer zugänglich.

Gaudí-Museum Bearbeiten

Wer sich für die Arbeitsweise von Gaudí interessiert, sollte rechts vom Passionsportal das Gaudí-Museum unter dem Hauptschiff besuchen. Hier sind zahlreiche Fotos, Zeichnungen, Gipsmodelle aus dem Wirken des Architekten ausgestellt, imponierend auch die Schnur-Modelle, mit denen der Meister die komplexe Mathematik der Kettenlinien für seine Statiken anschaulich bewältigte.

Modell-Werkstatt Bearbeiten

Noch immer ist die Sagrada Família unvollendet, und ob sie jemals fertiggestellt sein wird, ist nicht gewiss. Die Modellwerkstatt unter dem Hauptschiff vermittelt einen Einblick, welche Details gerade aus der Planungsphase in die Fertigung gehen, und man sieht an einigen Stellen, wie Gaudí gearbeitet hat und was seine Nachfolger an dieser Stelle tun. Ob der Meister mit allen Details zufrieden gewesen wäre, ist nicht klar, aber man erkennt das ernsthafte Bemühen, in seinem Stil weiterzuarbeiten. Außerdem hatte er auch selbst immer wieder neue Formen und Verfahren entwickelt.

Schule Bearbeiten

Vor dem Eingang zum Museum befindet sich ein kleines separates Gebäude mit einem wellenförmigen Dach. Es handelt sich um ein Schulgebäude, das Gaudí mit einem Minimum an Material erbauen ließ. Auch jetzt dient es bei Besichtigungen als "Klassenzimmer".

Einkaufen Bearbeiten

Rechts neben dem Eingang der Passionsfassade ist auf Höhe der Kirchenschiffe ein Shop, er ist nur von außen zugänglich.

Praktische Hinweise Bearbeiten

Toiletten findet man unter dem Langhaus beim Eingang zum Museum.

Literatur Bearbeiten

Juan-Eduardo Cirlot, Pere Vivas, Ricard Pla: Gaudí, Einführung in seine Architektur. Triangle Postals, ISBN 978-84-8478-453-1, S. 286 (deutsch).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

 
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