Urnäsch

Gemeinde im Kanton Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz

Urnäsch ist ein Dorf im Appenzeller Hinterland in der Ostschweiz, das bereits auf eine 600-jährige Geschichte zurückblicken kann.

Urnäsch
KantonAppenzell Ausserrhoden
Einwohnerzahl2.315 (2017)
Höhe832 m
Tourist-Info+41 (0)71 364 26 40
http://www.urnaesch.ch
Lagekarte der Schweiz
Lagekarte der Schweiz
Urnäsch

Hintergrund Bearbeiten

 
Karte von Urnäsch

Das Dorf Urnäsch im Appenzeller Hinterland liegt am gleichnamigen Fluss und an der Strassenverbindung vom Hauptort Herisau über die Schwägalp ins Toggenburg. Die flächenmässig grösste Gemeinde im Kanton Appenzell A.Rh. zieht sich bis zum Säntisgipfel hoch.

Das Dorf ist landwirtschaftlich geprägt und bekannt als Sitz des Appenzeller Brauchtumsmuseums, Herkunft der Appenzeller Streichmusik Alder und des Silvesterchlausens am alten Silvester.

Geschichte Bearbeiten

Im Jahre 1344 wurde der Ort als Urnäschen urkundlich erwähnt, damals gehörte es noch zum Amt Hundwil und war mit eine treibende Kraft in den Unabhängigkeitsbestrebungen der Appenzeller Kriege. 1417 erlangten die Urnäscher die politische und kirchliche Unabhängigkeit, allerdings trennte sich 1720/22 Schönengrund als eigene Gemeinde ab.

Der Ort schloss sich 1525 der Reformation an und kam nach der Landteilung zum Reformierten Halbkanton Appenzell Ausserrhoden. Alp-, Vieh- und Fortwirtschaft blieben immer die wirtschaftlichen Standbeine des Dorfs, auch wenn ab dem 16./18. die Leinenweberei und die Textilindustrie bedeutende Wirtschaftszweige wurden.

Anreise Bearbeiten

Mit dem Flugzeug Bearbeiten

Der nächste internationale Flughafen ist der 1 Flughafen Zürich (IATA: ZRH) in Zürich-Kloten. Mit dem Zug erreicht man Urnäsch in etwa eineinhalb Stunden.

Mit der Bahn Bearbeiten

 
Bahnhof Urnäsch

Mit Zügen der Appenzeller Bahnen gelangt man von Zürich her kommend auf der Linie Gossau - Herisau - Urnäsch zum 2 Bahnhof Urnäsch . Die Bahn verlässt den Ort in einer weiten Kurve in Richtung Osten in führt weiter nach Appenzell, von dort aus bestehen Verbindungen über Teufen AR nach St. Gallen und auch ins Rheintal.

Mit dem Bus Bearbeiten

Die Postauto-Buslinie 791 verbindet Urnäsch über die Schwägalp-Passstrasse mit dem Toggenburg, auf der Schwägalp kann auch auf die Luftseilbahn zum Säntis umgestiegen werden.

Auf der Straße Bearbeiten

Die wichtigste Strassenverbindung ist die Hauptstrasse Herisau - Waldstadt - Urnäsch. Die Schwägalp-Passstrasse 462 führt über die Schwägalp nach Nesslau und Wattwil im Toggenburg.

Die Hauptstrasse 448 verbindet Urnäsch mit dem Innerrhoder Hauptort Appenzell.

Mobilität Bearbeiten

Lokal bewegt man sich zu Fuss, in Urnäsch hält das Postauto an verschiedenen Haltestellen, so auch im zur Gemeinde gehörenden Rossfall und Kräzerli als Ausgangspunkten von Wanderungen.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Häuserzeile an der Hauptstrasse
 
Reformierte Kirche
 
„alte Apotheke“,
mit Tourismus-Büro und Appenzeller Brauchtumsmuseum
  • das Dorfbild mit den gut erhaltenen Häuserzeilen steht unter Schutz
  • die 1 Reformierte Kirche wurde 1414 erbaut und musste nach dem verheerenden Dorfbrand von 1641 wieder aufgebaut werden, 1866/68 erfolgt eine Renovation.
  • 1 Appenzeller Brauchtumsmuseum, Dorfplatz 6, 9107 Urnäsch (am Dorfplatz) . In zwei Häusern wird das Appenzeller Brauchtum mit besonderem Schwerpunkt auf das Sennenhandwerk dargestellt, in speziellen Führungen kann man das Zauren (Appenzller Naturjodel) erlernen oder einen Einblick ins Hackbrettspiel bekommen. Geöffnet: April - Okt. 09.00-11.30/13.30-17.00h, So Nachmittag geschlossen, Nov.-März 09.00-11.30h, Mo-Sa. Preis: 6.00/3.00 sFr.

Aktivitäten Bearbeiten

  • Wandern: um Urnäsch bestehen zahlreiche Wandermöglichkeiten, erwähnenswert sind
    • Wanderungen ab der Schwägalp Richtung Säntis
    • Wanderung auf den 1 Hochhamm , von dort Blick auf den Alpstein und das Nachbardorf Schönengrund, Bergwirtschaft
    • Wanderung auf die 2 Hochalp , mit ebenfalls eindrücklicher Aussicht auf den Alpstein mit dem Säntis und ebenfalls einem urtümlichen Berggasthaus
    • Wanderung vorbei an der 3 Gastwirtschaft Blattendürren auf das 4 Spitzli und die 5 Petersalp . Der Weg kann zum 6 Kronberg fortgesetzt werden, mit der Luftseilbahn und der Appenzellerbahn kann der Rückweg nach Urnäsch vereinfacht werden.
    • mit dem Postauto zur Schwägalp und von dort aus über Siebenhütten oder die 1 Chammhaldehütte zurück nach Urnäsch, alternativ kann auch vom Chräzerli mit einem 2 Berggasthaus oder von der bekannten Gastwirtschaft 3 Rossfall (in der jeweils die Sennenbälle abgehalten werden) nach Urnäsch zurück gewandert werden.
  • Schwimmen in den Freibädern von Waldstatt (beheizt), Herisau und Appenzell, in den Hallenbädern in Herisau oder Appenzell oder im Erlebnisbad Säntispark in St.Gallen - Abtwil.
  • Skifahren oder im Sommer Grasskifahren am Skilift Bömmeli, im Winter Skifahren am Skilift Urnäsch, am Kronberg oder anderenorts im Alpstein.
  • Skilift Urnäsch - Osteregg. E-Mail: jeweils im Winter, mit Übungslift, Skischulangeboten und Gastwirtschaft.
  • Langlauf und Schneeschuhlaufen in Urnäsch, der Schwägalp und Gonten
  • Schlittenfahren auf der Schlittelbahn am 1 Kronberg (Schlittentransport mit der Luftseilbahn, die Skiliftbetrieb wurde eingestellt); Schlittenfahren auf der Schlittelbahn 2 Hochhamm, der Schlitten muss selber hochgezogen werden, dafür urchige Gastwirtschaft.

Zahlreiche Volksbräuche lohnen einen Besuch in Urnäsch

  • Silvesterchlausen: am 31. Dezember (wenn er auf einem Sonntag fällt am Tag zuvor) treiben die Silvesterchläuse den Winter aus. In "Schuppeln" sind sie am frühen Morgen zu den Höfen der Umgebung unterwegs, am Vormittag bis frühen Nachmittag im Dorf und am Abend pünktlich bis Mitternacht in den Gaststätten. Die "Chläuse" treten als "Schöne" mit Samtgewändern und prächtig gearbeiteten Kopfhauben, als "Wüeschte" (mit aus Tannenreisig, Stroh und Naturmaterialen gearbeiteten Gewändern) und als "Schöwüeschti" (mit aus Naturmaterialien gearbeiteten Gewändern und Kopfhauben, die beispielsweise Szenen des bäulerlichen Lebens zeigen) auf. Im Klausenschuppel tragen die Kläuse (Schelli) ein oder zwei grosse "Schellen" (Glocken), dazu kommen zwei "Rollenweiber" (der Vorrolli und Nachrolli, beide mit Gewändern mit "Rollen", kleineren Pferdeschellen, unter den Frauenmasken tragen Männer die kiloschwere Last). Bei den Höfen kommt die Gruppe vom Vorrolli geleitet an, dieser macht mit den Schellen auf die Gruppe aufmerksam. Dann stimmen die anderen Kläuse mit den Schellen ein und bewegen sie rhythmisch. Meist folgt dann ein "Chlausenzäuerli", ein überlieferter Naturjodel. Mit einem Glas Weisswein, Süssem und Bargeldgaben werden die Chlausenschuppel verdankt.
  • der Brauch des Silvesterchlausens wird in Urnäsch auch am alten Silvester, am 13. Januar abgehalten und zieht an diesem Tag nochmals "viel Volk" nach Urnäsch an. Zur Zeit der Reformation widersetzten sich die Appenzeller der von Papst Gregor veranlassten Kalenderreform und hielten für längere Zeit am älteren "julianischen Kalender" fest. Um sich nicht vom Papst vorschreiben zu lassen, wann die Feste zu feiern sind, wird auch heute noch der alte Silvester begangen.
  • Blochmontag: jeweils in den ungeraden Jahren wird am Fastnachtsmontag von Männern der Blochgesellschaft der Wagen mit dem Bloch, einer gewaltigen frisch geschlagenen Tanne, nach Herisau und zurück gezogen.
In typischer Kleidung als Sennen, Bauern oder Holzer zieht die Zugmannschaft den Wagen mit dem Baumstamm. Der Schmied heizt einen auf dem Bloch montierten eisernen Ofen an, lässt gelegentlich einen Schwärmer krachen und schlägt den Amboss. Den Umzug begleitet der "Jäger" (hoch zu Ross), der Bären und der Bärenwärter (gelegentlich entwischt der Bär dem Bärenwärter und setzt furchteinflössend den Kindern unter den Zuschauern nach, bis er wieder eingefangen ist), Kässlibuebe rasseln mit der Sammelbüchse.
 
Walter Alder von der Streichmusik Alder
  • am Striichmusiktag jeweils Ende April spielen verschiedene Appenzeller Streichmusikformationen auf, die Originalstreichmusik Alder ist in Urnäsch beheimatet.
  • jeweils im Mai und Juni werden die Alpen rund um Urnäsch bestossen, es ist Zeit der Alpfahrt. Jedes Senntum zieht in einer charakteristischen Reihenfolge zu Alp: zuvorderst hinter einen Knaben in Sennentracht laufen die weissen Appenzeller Geissen unter der Obhut von Trachtenmädchen, es folgt der Senn in der Volltracht mit dem roten Gilet und den gelben Lederhosen, in der nächsten Reihe der Zusenn in Volltracht und drei Sennen in Sonntagstracht mit braunen Hosen. Dann kommen die Kühe, unter Aufsicht des in Begleitung seines Hütehundes, des Appenzeller Bläss gehenden Bauern und Besitzer des Senntums. Teils folgt dann noch der von einem Gehilfen am Nasenring geführte Stier. Zunhinterst folgt bei einem klassischen Senntum der kunstvoll beladene Lediwagen mit dem in Weissküferarbeit ausgeführten Melkgeschirr und allem, was für den Alpsommer benötigt wird. Heute gehört der Lediwagen nur noch zum Brauchtum, aus Hygienegründen hat Edelstahlgeschirr auch auf der Alp Einzug gehalten. Der Weg ist von gelegentlichem Singen und Zauren begleitet, bei den Wirtschaften wird Weisswein "useghäbet", die Sennen müssen sich auf dem Weg schliesslich stärken.
 
Alpfahrt
  • zur Zeit der Alpabfahrt im Spätsommer (August / September) ziehen die Sennten wieder ins Dorf zurück. Bei Alpfahrt und Alpabfahrt kann es hinter dem Senntum gelegentlich zu längeren Verkehrsstaus und Umleitungsverkehr kommen, dann ist etwas Geduld gefragt. Vor allem im Gegenverkehr frühzeitig ausstellen und die Kamera zücken, es gibt oftmals tolle Photomotive.
  • Sennenball: der bekannteste der "sennischen" Anlässe ist der Sennenball im 1 Gasthaus Rossfall, auf dem Giigestuehl spielt die Appenzeller Streichmusik zum Tanz auf, von denen jeder zweite Sennenpaaren vorbehalten ist. Singen und Zauren gehört ebenfalls dazu.
  • Alpstobete: während der Alpsaison trafen sich die Sennen jeweils zu gegenseitigen Besuchen, die in ein abendfüllendes Fest mündeten, ein bekannter Anlass ist die Hochalpstobete auf der 7 Hochalp , die am dritten Sonntag im Aug. jeweils das Ende der Alpsaison markiert. Auch auf der Hochalp findet die Jakobifiir statt, am Sonntag, der dem Jacobitag (25. Juli) am nächsten liegt, zu Appenzeller Streichmusik werden teils sennische Tänze aufgeführt, das "Mühlirad" (ein Männertanz) oder der "Hierig", der neckisches Werben zwischen einem Paar darstellt.
  • jeweils im September/ Okt. wird die Viehschau abgehalten.
Zahlreiche Bauern fahren sennisch mit ihren Tieren auf: jedem Senntum gehen zuvorderst Trachtenkinder mit Geissen voraus, es folgen Sennen in der gelb-roten Tracht (die manchmal auch Zauren), das Rindvieh und zuhinterst (meist recht unauffällig in Arbeitskleidung und Helly Hansen Faserpelz) der Bauer selbst in Begleitung seines Hunds. Die Kühe marschieren unter dem Triumphbogen hindurch, werden aufgestellt und fachmännisch bewertet. Am Abend findet die Preisverteilung statt, der Abend klingt mit Zauren und Tanzen aus.

Einkaufen Bearbeiten

Im Dorf findet sich der Coop Supermarkt, zwei Bäckereien (mit Appenzeller Spezialitäten, u.a. Appenzeller Biber) und Metzgereien (als Spezialitäten Mostbröckli, Süüdwörscht) und Molkereien (hier gibt's nicht nur Appenzeller Käse).

Als Andenken sind vor allem Appenzeller Chüeligurte (mit den typischen Messingbeschlägen mit Kühen und Ornamenten) und Sennenhemden beliebt.

Küche Bearbeiten

Nachtleben Bearbeiten

Nachtlokale findet man am ehesten in Herisau und St. Gallen, das Nachtleben in Urnäsch ist eher von bäuerlich - sennischem Charakter, rauschende Feste können auch tief in die Nacht hinein dauern, die Teilnahme ist teils eher Einheimischen vorbehalten.

Unterkunft Bearbeiten

Gesundheit Bearbeiten

  • im Dorf Urnäsch gibt es eine hausärztliche Grundversorgerpraxis, das nächste Spital mit einer Notfallstation ist das Kantonale Spital Herisau.

Praktische Hinweise Bearbeiten

Ausflüge Bearbeiten

 
Säntis, von Urnäsch gesehen
  • auf die Schwägalp, den Säntis und viele andere Berge im Alpstein.
  • nach Appenzell, den Hauptort des Kantons Appenzell Innerrhoden
  • in die Schaukäsereien auf der Schwägalp und in Stein
  • nach St. Gallen, Besuch des Klosterbezirks mit der Kathedrale und der Stiftsbibliothek

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

 
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