Grosser St. Bernhard

Bergpass in den Westalpen
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Der Grosse St. Bernhard ist ein alpenquerender Passübergang mit einer Strassenverbindung zwischen Sembrancher im Westschweizer Kanton Wallis und Aosta im italienischen Aostatal, von dort aus gelangt man ins Piemont.

Grosser Sankt Bernhardpass

Hintergrund

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Hospice du Grand Saint-Bernard 1835
Mönch mit Bernhardinerhund, 1924

Der Grosse St. Bernhard verbindet Martigny resp. Sembrancher im französischsprachigen Unterwallis mit dem Aostatal. Die Passhöhe liegt auf 2469m ü.M., die Passstrasse ist deshalb oft mit einer Wintersperre belegt. Die 1958/64 erbaute Route mit dem Strassentunnel Grosser St. Bernhard ist wintersicher ausgebaut, aber mautpflichtig. Eine Fahrt kostet um 28 €, eine Rückfahrt ca. 44 €.

Funde belegen, dass der Passübergang wohl bereits in der Eisenzeit benutzt worden war. Von Vorteil war, dass der Übergang trotz seiner Höhe nicht durch unwegsame Schluchten führt. Im römischen Reich war der Grosse St. Bernhard eine bedeutende alpenquerende Verbindung zwischen Norditalien und den römischen Provinzen in Gallien und am Rhein, der Übergang wird bereits von G. Julius Cäsar in seinem Buch "De bello Gallico" über die Gallischen Kriege erwähnt. Der ursprüngliche Saumweg war unter Kaiser Claudius im 1. Jhdt. zu einer römischen Fahrstrasse ausgebaut worden, auf der Passhöhe war ein Jupitertempel errichtet worden.

Die Via Francigena wurde von Würdenträgern, Rittern, Kriegsvolk und Geistlichen auf dem Weg zwischen Rom und Westeuropa gern genutzt, in der Mitte des 11. Jhdt. entstand auf der Passhöhe ein erstes Hospiz. Ab dem 11. Jhdt. lag der Pass im Gebiet des Herzogs von Savoyen und verband seine Ländereien in Oberitalien und am Genfersee. Im Mai 1800 überquerte Napoleon Bonaparte den Pass auf seinem Weg nach Italien. Um 1851 planten die Eidgenossenschaft und das Königreich Sardinien(-Piemont) eine Fahrverbindung mit einem Scheiteltunnel über den Pass, das Vorhaben wurde nach Baubeginn am Tunnel wieder abgebrochen. 1905 war dann endlich eine befahrbare Strasse über den Pass fertiggestellt. Wintersicher wurde der Pass erst mit dem Bau des Grosser St. Bernhard - Strassentunnels in den Jahren 1958/64 wurde von der Firma SISEX SA ein privat finanzierter mautpflichtiger Strassentunnel fertiggestellt.

Am Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard wurden wohl seit dem 17. Jahrhundert von den Mönchen Hunde gezüchtet, aus diesen entwickelte sich die Rasse des Bernhardiners. Bekannt wurden die Hunde durch den Lawinenhund Barry, dem vierzig Menschen um 1800 ihr Leben zu verdanken haben. Der Hund begleitete die Bergführer, die im Auftrag der Mönche des Hospizes die Wege abschritten und zeigte durch Gebell erschöpfte oder verunfallte Wanderer an. Dass er ein Schnapsflöschchen um den Hals getragen haben soll, gehört ins Reich der Legende. Das Präparat von Barry ist eine Sehenswürdigkeit im Naturhistorischen Museum von Bern. Elektronische Lawinensuchgeräte wurden aufgrund einer Markenbezeichnung eines populären Schweizer Geräts als oft Barryvox bezeichnet.

Regionen

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Der Passübergang verbindet über das französischsprachige Unterwallis die Genferseeregion mit dem Aostatal und dem norditalienischen Piemont. An der Nordseite liegen im Val d'Entremont' die Gemeinden Orsières, Liddes und Bourg-Saint-Pierre.

Streckenverlauf

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St. Bernard Strassentunnel, Südportal

Von der Autobahn A12 Bern - Fribourg - Lausanne zweigt bei Vevey die Autobahn A9 ab, die dem Genfersee entlang ins Wallis führt. Nach Martigny nimmt man die Ausfahrt Symbol: AS Grand Saint-Bernard. Nach einem Anschlussstück und dem Tunnel du Mont-Chemin führt die Passstrasse ab Sembrancher als H21 in die Höhe. Ab Orsières folgen einige Serpentinen, nach einer Strecke durchs Tal führt ein Tunnel ab Bourg-Saint-Pierre vorbei am Lac des Toules zum nördlichen Frusspunkt des Strassentunnels.

Wer die Mautpflicht umgehen will, fährt über die Passstrasse zum Hospiz Saint-Bernard auf 2468m und passiert die Landesgrenze, auf der italienischen Seite ist die Strasse als SS27 bezeichnet. Nach etlichen Kehren gelangt man zum Fusspunkt der Strassentunnelroute, die noch über mehrere weitere Tunnels geführt wird, bei Saint-Rhèmy-en-Bosses. Im sich weitenden Tal wird Aosta erreicht.

Sehenswürdigkeiten

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Chapelle St Etienne, Liddes
Église Saint-Pierre

In Liddes, einer Gemeinde, die 1228 aus einer Abspaltung von Orsières hervorging, und die im Norden an der Passstrasse liegt, sind sehenswert:

  • 1 Chapelle de Rive Haute
  • die 2 Chapelle de Chardonne
  • im Ortszentrum von Liddes das historische Haus 3 Maison de Bastian
  • die Pfarrkirche 4 Eglise de St. Georges , deren Grundmauern aus dem Jahr 1286 stammen und an die ein Museum angeschlossen wurde, und die an der Passstrasse gelegene 5 Chapelle de St. Etienne , die 1477 erbaut wurde.
  • im Norden von Liddes liegt die 6 Chapelle de St. Laurent aus dem Jahre 1502
  • 7 Les Moulins , die Mühlen an der Route de Fornex

In Bourg-Saint-Pierre, einer politischen Gemeinde, zu deren Gemeindegebiet die Passhöhe und das Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard gehört, und die als Etappenort seit Jahrhunderten für die Offenhaltung der Passwege eingesetzt war, sind sehenswert:

  • die 8 Kirche St. Pierre : eine erste Kirche aus dem 8. Jhdt. wurde von den Sarazenen um 940 zerstört und um 1000 neu erbaut. Vom ursprünglichen romanischen Kirchengebäude existiert noch der Glockenturm, das Kirchengebäude wurde 1739 im Barockstil neu errichtet.
  • die Häuser 9 Maisons de Challant
  • die 10 Chapelle Notre Dame de Lorette liegt an der alten Passstrasse in Croix-Dessous
  • der botanische Alpengarten 11 La Linnaea mit 300 vorwiegend lokalen Pflanzenarten wurde 1889 gegründet.
  • die alte 12 Mühle von Valsorey wurde 1681 erbaut, sie wird auf dem Weg über eine romanische Brücke erreicht.

Vom Stausee 13 Barrage de Toules gehen verschiedene Wanderwege ab. Die 1960/64 errichtete Staumauer war die erste Gewölbemauer der Schweiz.

Hospice du Grand Saint-Bernard

Auf der Passhöhe des Grossen St. Bernhard:

hier befindet sich ebenfalls die Bernhardiner - Hundezucht und das
14 Musée de l'Hospice. Tel.: +41 (0)27 787 12 36. Geöffnet: Juni - Anfang Oktober, täglich 10:00 - 18:00 h. Preis: 10.00/6.00 sFr.
sowie das Restaurant
1 Auberge de l’Hospice, Col du Grand-Saint-Bernard, 1946 Bourg-Saint-Pierre. Tel.: +41 (0)27 787 11 53, E-Mail:

Aktivitäten

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  • Wandern auf dem Alpenpässeweg, als Route No. 6 ausgeschildert von Wanderland Schweiz, mehr Informationen bei www.schweizmobil.ch
  • Im Winter sind neben verschiedenen Skigebieten in der Region auf Skitouren möglich.

Sicherheit

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Auch wenn beim Passübergang über den Grossen St. Bernhard keine gefährliche Schluchten passiert werden müssen, liegt die Passhöhe in hochalpinem Gebiet. Die Passstrasse ist deshalb zwischen ca. Oktober und Juni mit einer Wintersperre belegt. Die mautpflichtige Strassentunnelverbindung ist wintersicher ausgebaut, in den Wintermonaten sind die Strassen nach Schneefällen oft schneebedeckt und Winterausrüstung, Winterreifen, ggf. Schneeketten sind mitzuführen.

Ausflüge

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  • einen Abstecher wert ist 1 Champex-Lac in einem Seitental, im Sommer lädt der See Lac de Champex ein, im Winter das Skigebiet

Literatur

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