Angkors Geschichte
Das Königreich der Khmer
BearbeitenGeschichte
BearbeitenNahezu alle Informationen über das Reich der Khmer, stammen von Inschriften in Sanskrit oder Khmer auf Stelen und Tempeln. Zudem existieren aussagekräftige Berichte von Chinesen, welche damals bereits einen regen Handel mit der Region trieben, die sie selbst Funan nannten.
Begonnen hat der Aufstieg der Region irgendwann im 9. Jahrhundert. Das Funan-Reich kann man als Vorläufer des Khmer-Reiches bezeichnen, welches wahrscheinlich im 1. Jh. entstand.
Der Grundstein für die Geschichte eines der mächtigsten Reiche Südostasiens liegt in Roluos, einige Kilometer östlich von Siem Reap, als sich König Jayavarman II. (802-850) im Jahre 802 selbst zum uneingeschränkten Herrscher über die Welt erklärte. Wenig später wanderte die Hauptstadt an dem 30 Kilometer nördlich gelegenen Phnom Kulen. Sein Sohn und Nachfolger Jayavarman III. kehrte in die Region Roluos zurück und erbaute wahrscheinlich den Bakong, der heute bekannteste Tempel der Roluos-Gruppe. Indravarman I. folgte ihm auf den Thron. Sein Werk ist der nahe gelegen Preah Kô. Er begann auch mit dem Bau des Baray Indratataka, welcher von Yasovarman I. vollendet wurde.
Yasovarman I. kam nicht ganz unblutig an die Macht. Nach der Krönung verlegte er die Hauptstadt in das Areal von Angkor. Als Zentrum der neuen Hauptstadt Yasodharapura wurde der Phnom Bakheng auserkoren. Dies ist noch heute einer der beliebtesten Plätze von Angkor. 4 Kilometer pro Seite waren die Ausmaße der Stadt zur damaligen Zeit. Yasovarman I. war es auch, der den östlichen Baray erbauen ließ, ein 7 Kilometer langes und 2 Kilometer breites Wasserreservoir. Seine Söhne Harshavarman I. und Isanavarman II. führten sein Erbe fort. Nach deren Ableben wurde der Sitz des Reiches im Jahre 928 plötzlich nach Koh Ker verlegt. Der Grund liegt in einem Abbruch der Thronfolge.
Ein lokaler Herrscher aus der Region Koh Ker gelangte dank der Heirat mit einer jüngeren Halbschwester von Yasovarman I. auf den Thron: Jayavarman IV. Er regierte von 928-941 von Koh Ker aus das Khmer-Reich. Auch sein Nachfolger Harshavarman II. residierte von 941-944 in dieser Stadt. In der relativ kurzen Zeit, in welcher Koh Ker die Hauptstadt des Khmer-Reiches war, entstanden rund hundert sakrale Bauten, u. a. der Tempelkomplex mit dem Prasat Thom und der siebenstufigen Pyramide Prang, ein großer Baray, sowie mehrere Prasats mit rund zwei Meter hohen Lingas. Der einzigartige Koh Ker-Stil entstand, der überlebensgroße, dynamische Skulpturen mit feinen Gesichtszügen hervorbrachte.
Rajendravarman II. (944-968), ein Cousin von Harshavarman II., verlegte die Metropole wieder nach Angkor. Diesem König gelang es, nach einem Krieg mit den Champa das Khmer-Reich nach Osten, Süden und Westen um große Gebiete zu erweitern. Zusammen mit seinem Architekten Kavindrarimathana errichtete er die Meisterwerke Pre Rup und Östlicher Mebon, zudem Bat Chum und das Wasser-Reservoir Srah Srang. Der östliche Mebon wurde auf einer künstlichen Insel im östlichen Baray gebaut und 952 eingeweiht. Der im Jahre 961 eingeweihte Pre Rup wurde auf einem künstlichen Hügel aus Laterit errichtet und gehört zu den wichtigsten Tempelbergen. Der Pre Rup-Stil ist geprägt durch kleine Figuren mit eher statischer Haltung. Der 967 in der damals Ishanapura genannten Region vollendete Flachtempel Banteay Srei wurde nicht von Rajendravarman II., sondern von zwei Brahmanen in Auftrag gegeben. Der reich geschmückte Tempel gab einer neuen Stil-Richtung den Namen. Meisterhafte, filigrane Steinmetzarbeiten in tiefem Relief sind typisch für den Banteay Srei-Stil (960-1000).
Auf Rajendravarman II. folgte dessen Sohn Jayavarman V. (968-1001) Er gründete auf der Westseite des östlichen Baray die neue Metropole Jayendranagari (Stadt von Indra, dem Eroberer). In deren Zentrum begann er 985 mit dem Bau des Tempels Ta Keo. Der nächste König, Jayaviravarman, führte die Bautätigkeit an diesem eindrücklichen und steilen Tempelberg von 45 m Höhe weiter, konnte ihn jedoch auch nicht vollenden.
Jayavarman V herrschte insgesamt 30 Jahre über das Reich der Khmer. Im folgte für lediglich ein paar Monate Udayadityavarman I. Darauf folgte ein neun Jahre dauernder Krieg um den Thron zwischen Jayaviravarman und Suryavarman I welchen letzterer im 1010 gewann. Er ließ im Gelände von Angkor Thom den Königspalast errichten. Höchstwahrscheinlich hat er auch den Bau des noch heute genutzten westlichen Baray initiiert.
Sein Sohn Udayadityavarman II. herrschte von 1050-1066. Auf ihn gehen der um 1060 errichtete Baphuon sowie der Westliche Mebon zurück. Sein jüngerer Bruder Harshavarman III. regierte von 1066-1080. Die weiteren Jahre wurden von einer Herrscherdynastie bestimmt die aus dem heutigen Thailand kam. Die beiden Brüder Jayavarman VI. (1080-1107) und Dharanindravarman I.(1107-1113) bestimmten das Geschick des Khmer-Reiches. Dann kam die Zeit ihres Großneffen Suryavarman II. (1113-1150), dem Erbauer von Beng Melea und Angkor Wat. Suryavarman II. unternahm zahlreiche Feldzüge, um die Grenzen des Reiches zu erweitern. Seine Herrschaft knapp vier Jahrzehnte währende Herrschaft markierte auch den Höhepunkt Angkors.
Die Folgezeit wurde dominiert von politischen Konflikten, Aufständen in den Provinzen des Landes und wiederholten Problemen mit seinen Nachbarn, den Cham. Im Jahre 1165 stieg der Usurpator Tribhuvanadityavarman auf den Thron. 12 Jahre später wurde er von einer Khmer- und Cham-Gruppe ermordet, die Angkor übernahm.
Ein Prinz übernahm später die Macht und vertrieb die Cham aus seinem Reich. Er wurde unter dem Namen Jayavarman VII. König des Khmerreiches und regierte vom 1181-1219. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern war er ein eifriger Anhänger des Buddhismus. In seiner rund vier Jahrzehnte dauernden Regierungszeit führte er ein einzigartiges Bauprogramm durch. Er gründete die befestigte Stadt Angkor Thom (die große Hauptstadt) mit den markanten Stadttoren und baute den bereits bestehenden Bayon zu einem buddhistischen Heiligtum um. Der ursprüngliche Flachtempel wurde zu einem Tempelberg mit 54 Türmen, von denen jeweils vier gewaltige Gesichter des Buddha Lokeshvara blicken. Die Tempelanlagen Ta Prohm, Banteay Kdei und Preah Khan gehören zu größten Projekten von Jayavarman VII. Auch die Heiligtümer Ta Som und Neak Pean, die Errichtung der Elefantenterrasse und der Terrasse des Leprakönigs sowie die Fertigstellung des Srah Srang fallen in seine Herrschaftszeit. Im ganzen Khmer-Reich ließ er über hundert Spitäler bauen, von welchen heute noch die sogenannten Krankenhaus-Kapellen (u. a. in Koh Ker) zeugen.
Welche genaue Rolle Nachfolger Indravarman II spielte, ist nicht genau bekannt. Ihm folgte Jayavarman VIII welcher wieder zum Hinduismus zurückkehrte und viele buddhistische Darstellungen zerstören ließ.
Aus der Zeit vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zum Untergang des Khmerreiches im 16. Jahrhundert hat nichts bis heute überlebt. Im aufkommenden Theravada-Buddhismus wurden auch die Heiligtümer nur aus Holz errichtet. Berichten zufolgte erblühte das Reich Ende des 13. Jahrhunderts weiter. Später gab es vermehrt Konflikte mit dem benachbarten Reich Siam. Die für den Handel günstiger gelegenen Städte Phnom Penh und das siamesische Ayutthaya ließen Angkor in seiner Bedeutung sinken und im 16. Jahrhundert verschwinden.
Kunstgeschichte
BearbeitenSambor-Prei-Kuk-Stil (600-650) Die Skulpturen dieses Stils besitzen schlanke Körper und runde Gesichter mit einem feinen Lächeln. Erstmals treten weibliche Figuren mit einem üppigen Busen auf; sie stellen Durga, die Gefährtin von Shiva dar. Die Türstürze bestehen aus einem Bogen, der auf jeder Seite dem Mund eines gehörnten Wassermonsters (Makara) entspringt. Im Bogen sind drei Medaillons eingemeißelt mit Darstellungen von Tieren und Göttern. Darunter sind Girlanden aus Blättern und Blumenkränze zu sehen. An Stelle der Makaras kommen auch Krieger vor, die auf mythologischen Tieren reiten; auf manchen Türstürzen sind vielköpfige Nagas zu sehen.
Prei-Khmen-Stil (635-700) Die Darstellung weiblicher Figuren nimmt zu.
Prasat-Andet-Stil (7.-8. Jh.) Diesen Stil findet man in der Region von Kompong Thom. Die anatomisch annähernd korrekten, vollplastischen Figuren kommen ohne stützende Bögen aus.
Kompong-Prah-Stil (706-800) Dieser Stil kommt ausschließlich in der Region Pursat vor. Schwergliedrige Statuen mit unpersönlichen Gesichtern kennzeichnen diesen Stil.
Phnom Kulen-Stil (802-875) Es werden keine Stützbögen mehr verwendet. Die massiven Statuen sind ausschließlich männlich.
Preah-Ko-Stil (877-889) Die schweren Glieder bleiben, wirken jedoch lebhafter. Die breiten Gesichter mit zyliderförmigen Haarknotenzeigen zeigen wenig Ausdruck.
Bakheng-Stil (889-925) Dieser Stil wird geprägt durch eine Stilisierung der Gesichter. Die Augen und der Mund werden durch einen Doppelstrich betont, die Augenbrauen sind zusammengewachsen. Die Tempelberge dominieren in der Architektur. Der Gebrauch von Sandstein nimmt zu.
Koh Ker-Stil (921-944) Typisch für diesen Stil sind freistehende, oft überlebensgroße Skulpturen (Garudas, Ganesh, Affenkönige). Die Körper sind in Bewegung, die Gesichtszüge weich und edel und zeigen ein feines Lächeln. Die Lingas in den Prasats sind häufig rund zwei Meter hoch und sehr dick. Die dazugehörenden Yonis oft mehr als einen Meter hoch und reich mit ornamentalem und figürlichem Reliefschmuck verziert.
Pre-Rup-Stil Die Figuren sind klein und statisch und besitzen kunstvolle Frisuren.
Banteay-Srei-Stil (960-1000) Die Figuren des Banteay-Srei-Stils besitzen weiche Gesichtszüge mit großen Augen und vollen Lippen. Die Giebelfelder werden betont und mit tiefen, detailreich gearbeiteten Reliefs geschmückt. Dynamische und äußerst plastische Figurengruppen aus der indischen Mythologie werden umrahmt von komplizierten Blätter-Ranken und -Girlanden.
Khleang-Stil (1010-1050) Die Gesichter der Statuen zeigen ein feines Lächeln, das Haar ist geflochten.
Baphuon-Stil (1050-1066) Die sehr schlanken Körper besitzen Stützen hinter den Fersen. Die Gesichter wirken edel, aber auch charmant, das Haar ist geflochten, das Kinn zeigt ein charakteristisches Grübchen. Die ersten meditierenden Buddhas tauchen auf, welche auf einer aufgerollten Schlange sitzen.
Angkor-Wat-Stil (1100-1175) Dieser Stil zeigt wieder frontale und relativ steife Figuren mit eckigen Schultern und schweren Gliedmaßen. Die Gesichter besitzen zusammengewachsenen Augenbrauen und verbreiterte Augen und zeigen wenig Ausdruck. Lebendiger wirken die Gesichter der weiblichen Figuren, die oft komplizierte, ausladende Frisuren besitzen.
Bayon-Stil (1181-1219/20) Der Buddhismus als Staats-Religion beeinflusst die Bildhauer-Kunst stark. Ein feines, nach innen gerichtetes Lächeln kennzeichnet die individuellen Gesichtszüge. Die Figuren und Gesichter (von Buddha Lokeshvara am Bayon, an den Eingangstoren zu Angkot Thom, etc.) zeigen oftmals eine gigantische Größe. Die Reliefs (Bayon, Elefantenterrasse, Terrasse des Leprakönigs) sind von einer großen Plastizität und Lebendigkeit.
Die Könige von Angkor und deren wichtigste Bauwerke
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