Zāwiyat Umm er-Racham

Weiler und Festungsstadt an der ägyptischen Mittelmeerküste
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Südseite des Eingangstors in der Nordmauer der ramessidischen Festung Zāwiyat Umm er-Racham
Zāwiyat Umm er-Racham
زاوية أم الرخم
GouvernementMaṭrūḥ
Einwohnerzahl2.643(2006)
Höhe5 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Zāwiyat Umm er-Racham

Zāwiyat Umm er-Racham oder Umm er-Racham (auch Zawyet/Zawiyet/Saujet Umm/Oum/Oumm el-Rakham, arabisch: زاوية أم الرخم, Zāwiyat Umm ar-Racham, „Moschee/Niederlassung ‚Mutter der Aasgeier‘“) ist ein Weiler an der ägyptischen Mittelmeerküste, etwa 300 Kilometer westlich von Alexandria und etwa 25 Kilometer westlich von Marsā Maṭrūḥ. Etwa zwei Kilometer westnordwestlich des Weilers befindet sich eine archäologische Stätte, an der Ramses II., König in der 20. altägyptischen Dynastie zu Beginn der späten Bronzezeit, eine Festungs- und Handelststadt an der westlichen Grenze Ägypten anlegen ließ. Für diese Stätte dürften sich hauptsächlich Archäologen und Ägyptologen interessieren.

Hintergrund

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Der Weiler

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Über den Weiler Zāwiyat Umm er-Racham ist recht wenig bekannt. 2006 lebten hier etwa 2.600 Einwohner. Die Gründung des Weilers erfolgte wohl erst im 19. Jahrhundert. Die Angabe زاوية, Zāwiya, ist eigentlich kein Namensbestandteil und bedeutet Moschee oder Niederlassung einer religiösen Bruderschaft. Hier kommt am ehesten die Sanūsīya-Bruderschaft in Frage, die in der zweiten Hälfte des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Kyrenaika und in der Westlichen Wüste Ägyptens agierte.

Der Weiler liegt etwa in der Mitte des fruchtbaren Küstenstreifens. Haupterwerbszweig seiner Einwohner ist die Landwirtschaft, in geringerem Maße der Tourismus.

Fund- und Forschungsgeschichte der Festung

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Am 16. April 1946 fand der Scheich Fayiz Awad bei der Erschließung einer Plantage für Feigenbäume etwa zwei Kilometer westlich des Weilers, südlich von ʿAgība, drei beschriftete Kalksteinblöcke und informierte den Gouverneur in Marsā Maṭrūḥ über den Fund. Mitte Juli 1946 inspizierte Alan Rowe (1890–1968), seinerzeit Direktor am griechisch-römischen Museum zu Alexandria und Inspektor für die Westliche Wüste, den Fundort zur Lokalisierung der gefunden Blöcke. Möglicherweise – Rowes Karte lässt dies nicht erkennen – wurden die Blöcke in der Nähe des Eingangstors in der Nordmauer (auch Tor B genannt) gefunden.[1] Diese Blöcke werden heute im griechisch-römischen Museum unter den Eingangsnummern JE 10382–10384 aufbewahrt. Auf den 65 bis 86 Zentimeter hohen Blöcken werden in einspaltigen Inschriften der Gott Ptah und der Festungskommandant, „Anführer der Truppen, Aufseher der Fremdländer Neb-Re“, genannt. Es ist nicht bekannt, ob die Blöcke von Stelen oder Türrahmen stammen.

1949, 1952, 1954 und 1955 weilte bzw. ließ hier der ägyptische Ägyptologe Labib Habachi (1906–1984) weitere Grabungen durchführen, in Laufe derer u. a. ein Tempel, die Kapellen und das sog. Tor B freigelegt und zahlreiche Stelen gefunden wurden. Auf den Stelen war der ägyptische König Ramses II. ausgewiesen. Die Ergebnisse und Funde wurden aber nur unzureichend publiziert.[2] Ein Teil der Stelen wurde vom französischen Ägyptologen Jean Leclant (1920–2011) veröffentlicht,[3] ihre vollständige Publikation wurde aber erst 2007 durch Snape anhand der Grabungsfotos im Chicago House in Luxor vorgelegt. Die Grabungsergebnisse aus den genannten Grabungen wurden von Gerhard Haeny und Jean Jacquet vom Schweizerisches Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde erfasst. Sie erstellten auch (mindestens) einen Plan, der aber erst 1980 durch Habachi publiziert wurde. Der vollständige Verlauf der Festungsmauer und die Funktion des Tors B wurden aber noch nicht erkannt.

1991 erfolgten erneut Grabungen und Freilegungen der archäologischen Stätte durch die Egyptian Antiquities Organization (EAO). Seit 1994 bis heute werden Untersuchungen der Universität Liverpool unter Leitung des britischen Ägyptologen Steven Snape durchgeführt. Diese Grabungen gehören zu einem Projekt zur Erforschung des Küstenstreifens zwischen dem Nildelta und der libyschen Grenze, die mit der erneuten Freilegung der bereits bekannten Bauten starteten. Bis heute ist noch nicht das gesamte Gelände erforscht worden.

Zweck der Festung

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Diese Garnison war wohl Teil eines ägyptischen Verteidigungssystems gegen libysche Nomaden aus der Marmarica. Hier waren wohl die Libyer-Stämme der Tjemeh, Tjehenu, Libu und Meschwesch ansässig. Die Festung wurde um oder im Bereich von Brunnen angelegt, um den Zugriff auf Wasser sicherzustellen und es gegen libysche Angreifer zu sichern. Die Gefäße nicht-ägyptischen Ursprungs aus den Festungsmagazinen und die hiesige Produktion von Leinen, Keramik- und Metallgegenständen deuten darauf hin, dass dies ein auch ein Handelsplatz an der Mittelmeerküste entlang der Schiffsrouten von Kreta nach Ägypten gewesen ist. Zu den erworbenen Produkten zählten Oliven und Wein. Es muss aber auch Kontakt zu den hier ansässigen libyschen Bewohnern gegeben haben, worauf hier gefundene Überreste von Straußeneiern, Fischen, Schafen oder Ziegen hindeuten, die im Austausch gegen Bier, Brot, Leinen und Metallgegenständen erworben wurden.

Mit dem Bau der Festungsstadt wurde wohl gleich zu Beginn der Regentschaft Ramses’ II. in der 20. Dynastie, möglicherweise schon unter seinem Vorgänger Sethos I. zur Zeit seines Libyenfeldzugs (Snape, 2007, S. 129), begonnen. Die Festung wurde wohl vom Festungskommandanten Neb-Re errichtet. Unter Ramses’ Nachfolger Merenptah wurde die Festung wieder aufgegeben. Im Feldzugbericht von Merenptah gegen die Libyer, der auf der sog. Merenptah-Stele an der Ostmauer des Cachette-Hofs im Tempel von Karnak erhalten ist, ist noch eine westliche Festung dokumentiert.[4] In der Festung selbst ist aber nur Ramses II. belegt.

Der Tempel der Festungsanlage weist Parallelen zu denen der frühramessidischen Festungsbauten in Nubien auf. Aber diese Festungen bestanden bereits seit dem Mittleren Reich. Unter Ramses II. wurden erstmals am Westrand des Nildeltas, so z. B. in Kōm el-Ḥiṣn (arabisch: كوم الحصن)[5], Kōm Firīn (كوم فرين)[6] und Tell el-Abqaʿain (تل الأبقعين)[7], und an der Mittelmeerküste, so in el-Gharbānīyāt (الغربانيات), etwa 4 Kilometer südwestlich von Burg el-ʿArab, und in el-ʿAlamein, errichtet.[8][9] Bisher gibt es aber nur wenige Untersuchungen dieser Anlagen.

In späterer Zeit wurde die Festung kurzzeitig von durchreisenden Libyern weitergenutzt, wie ihre Bauten anzeigen.

Verschiedene Forscher wie John Ball[10] oder Donald White[11] glauben, dass sich an dieser Stelle oder in der Nähe die von den Historikern Plinius der Ältere[12] und Strabon[13] überlieferte griechisch-römische Hafenstadt Apis befunden haben könnte.

Inhalt der Votivstelen

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Das schriftliche Wissen über die Tempelstadt stammt aus den Türrahmenbeschriftungen und Votivstelen. Von Habachi wurden Fotografien von 21 dieser Stelen überliefert. Die Kalksteinstelen hatten, soweit noch nachvollziehbar, oben einen halbrunden Abschluss. Heute ruhen sie in verschiedenen Magazinen in Marsā Maṭrūḥ, ez-Zaqāzīq und an unbekannten Orten. Dargestellt wurden auf den Stelen Ramses II. bei der Feindniederschlagung und der Gefangennahme von Feinden, Ramses II. vor den Göttern Amun, Sachmet und Seth sowie der kniende oder stehende Stifter und die dazugehörige Weihinschrift. Die Stifter waren allesamt höhere Militärs. Es wurden der General Panehesy und verschiedene Standartenträger genannt, die das Kommando über eine Kompanie hatten. Auf einer Stele sind zwei Standartenträger gleichzeitig dargestellt, so dass man annehmen kann, dass hier mindestens zwei Kompanien stationiert waren, das sind etwa 500 Soldaten. Über das Verhältnis zwischen dem Festungskommandanten Neb-Re und den General Panehesy ist nichts bekannt. Neb-Re ist der Rangälteste.

Der Weiler kann mit einem Mikrobus aus Marsā Maṭrūḥ in Richtung ʿAgība erreicht werden. Für den Besuch der archäologischen Stätte benötigt man ein Taxi.

Den Weiler und die archäologische Stätte erreicht man über die Küstenstraße von Marsā Maṭrūḥ nach Westen. Der Weiler liegt bei 1 31° 23′ 46″ N 27° 2′ 38″ O an der nördlichen Straßenseite. Etwa zwei Kilometer weiter westlich, 2,5 Kilometer südöstlich des ʿAgība-Strands, zweigt bei 2 31° 24′ 4″ N 27° 1′ 44″ O eine Asphaltstraße nach Süden ab. Nach weiteren 400 Metern zweigt bei 3 31° 23′ 52″ N 27° 1′ 36″ O eine Straße nach Nordwesten zur archäologischen Stätte ab. Nach weiteren 175 Metern lässt man das Fahrzeug am Straßenrand stehen, um den restliche Weg zu Fuß zurückzulegen. Die archäologische Stätte befindet sich nördlich des Magazingebäudes und reicht im Osten bis an die Feigenplantage heran.

Mobilität

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Die archäologische Stätte kann nur zu Fuß ergründet werden.

Sehenswürdigkeiten

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Festungsstadt Zāwiyat Umm er-Racham

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Zāwiyat Umm er-Racham wird offiziell als für die Öffentlichkeit zugängliche Sehenswürdigkeit geführt. Vor Ort gibt es aber noch keine Infrastruktur. Es ist sinnvoll, sich vor dem Besuch bei der Touristinformation in Marsā Maṭrūḥ über die Möglichkeit der Besichtigung zu informieren.

Die Festungsachse führt von Nordosten nach Südwesten. Der Einfachheit halber soll die dem Meer zugewandte Seite der Festungsmauer Nordseiste genannt werden.

Tor in der Nordmauer
Blick nach Norden auf den Tordurchgang
Kalksteintempel
Blick nach Westen auf den Tempel

Die 1 Festungsstadt (31° 24′ 1″ N 27° 1′ 34″ O) wurde von einer vier bis fünf Meter dicken, schätzungsweise acht bis zehn Meter hohen etwa quadratischen Festungsmauer aus luftgetrockneten Lehmziegeln umschlossen. Bei einer Kantenlänge von 140 Metern beträgt die eingeschlossene Fläche 20.000 Quadratmetern. Verwendet wurden 42 Zentimeter lange Ziegel, so dass etwa 1,5 Millionen Ziegel in der Mauer verbaut wurden. Der einzige Zugang befindet sich in der Nordmauer. In einer späteren Phase wurde nördlich vor den Tempel eine Erweiterung mit einem Zugang im Osten, wohl auch noch einen im Westen, errichtet.

Zwei mit Blöcken aus lokalem Kalkstein verkleidete Türme flankieren den 2 Zugang (31° 24′ 3″ N 27° 1′ 35″ O). Die Pfosten dieses Tores in der Nordmauer – Habachi nannte es Tor B – ragen etwas in den Durchgang hinein und bieten so die Möglichkeit, in den Ecken Holztore einzufügen. Auf den Pfosten sind zweispaltige und auf den Laibungen einspaltige Inschriften fragmentarisch erhaltenen. Die Inschriften an den Laibungen und der Südseite lassen nur noch den Thronnamen Ramses’ II. erkennen. Die Inschriften auf der Nordseite des Tores weisen die Festung als „mnnw-Festung [eine schwer befestigte Stadt] im Hügelland der Tjemeh und des Brunnens darin“ und als Festung des User-maat-Re-setep-en-Re – dies ist der Thronnamen Ramses’ II. – aus.

Am Nordende des Westmauer wurden neun 3 Magazine (31° 24′ 3″ N 27° 1′ 33″ O), die erst 1995/1996 entdeckt wurden, aus Lehmziegeln errichtet. Sie sind je 16 Meter lang und je vier Meter breit. Der Türrahmen zu jedem Magazin bestanden einst aus Kalksteinblöcken, die nun aber magaziniert sind. Die Pfosten und Sturze waren mit Inschriften versehen. Die einspaltige Pfosteninschrift nennt die Titulatur Ramses’ II. Der Sturz des fünften Magazins zeigt den Festungskommandanten Neb-Re, wie er die Kartuschen Ramses’ II. anbetet. Die Magazine enthielten zum Großteil Keramikgefäße ausländischen Ursprungs, z. B. Amphoren aus Kana in Galiläa und aus dem Mittelmeerraum und sind typisch für die späte Bronzezeit (etwa 1300–800 v. Chr.), in die die 20. ägyptische Dynastie fällt. Östlich vor den Magazinen gibt es mehrere kreisrunde Strukturen, die wohl als zeitweilige Unterkünfte oder Stallungen späterer libyscher Siedler nach der Aufgabe der Festung errichtet und genutzt wurden. Dies sind aber keinesfalls Gräber.

Unmittelbar südlich der Magazine folgt ein heutzutage inschriftenloser, aus Blöcken lokalen Kalksteins errichteter 1 Tempel (31° 24′ 3″ N 27° 1′ 33″ O) mit dem Zugang im Osten. Man vermutet anhand der verschiedenen hier vorgefundenen Inschriften und Stelen, dass der Tempel der memphitischen Götterdreiheit, dem Gott Ptah, der Göttin Sachmet und dem Kindgott Nefertum, geweiht gewesen sein könnte. Die Tempelruinen stehen noch etwa einen Meter an. Die Gesamtanlage mit dem Vorhof ist 20 × 12 Meter groß. Der Pfeilerhof ist nur im hinteren Teil gepflastert und besitzt an seinen Nord- und Südseiten je drei Pfeiler, am Ost- und Westende noch zusätzlich zwei Säulen. Über den Hof führt ein gepflasterter 1,8 Meter breiter Aufweg, ein Dromos, der in eine 1,5 Meter breite Treppenrampe mündet. Auf dem Aufweg stand noch bis vor wenigen Jahren ein Barkensockel aus Kalkstein. Am Beginn des Aufweges erkennt man noch die Überreste des einstigen Drainageabflusses – weitere Abflüsse gab es auf der Nord- und Südseite des Hofes –, die das Winterregenwasser zu einer bis heute nicht aufgefundenen Zisterne führen sollten. An der Südseite des Hofs führen Türen zum benachbarten Kapellenvorhof. Auch diese Türrahmen und Schwellen bestanden aus Kalkstein und trugen die Kartuschen Ramses’ II. Snape schlug vor, dass sich vor dem Tempel noch ein Pylon befunden haben könnte, zu dem es aber noch keinen archäologischen Beleg gibt.

Das Tempelhaus besteht aus zwei Querhallen und drei Sanktuaren (Allerheiligsten), die sich auf einer 10,1 Meter langen und 8,5 Meter breiten erhöhten Plattform befinden. Die vordere Querhalle ist 7,1 Meter breit und 2,3 Meter tief, die hintere 7,3 Meter breit und 2,65 Meter tief. Die folgenden Sanktuare sind 2,7–2,9 Meter tief, die äußeren etwa 1,8 und das mittlere etwa 2,7 Meter breit. An der Rückwand des mittleren Sanktuars befindet sich eine 1,5 Meter breite und 30 Zentimeter dicke „Stele“.

Das Tempelhaus besitzt einen U-förmigen Umgang, der vom Tempelhof aus sowohl im Norden als auch im Süden zugänglich war. Der Umgang war an allen Seiten mit einer Mauer, an der Rückseite mit der Festungsmauer begrenzt. Während der Grabung unter Habachi in den 1950er-Jahren waren noch die beschrifteten Pfostenunterteile und Schwellen der Türen zu diesem Umgang erhalten. Auch sie enthielten den Namen Ramses’ II. Im Umgang, insbesondere in seiner Südwestecke fand Habachi einen Teil der bereits beschriebenen Stelen.

Blick nach Süden auf den Vorhof (links) und die Kapellen

Unmittelbar südlich des Tempel befinden sich drei Kapellen, die zu einer architektonischen Einheit gehören und schon in den 1950er-Jahren bekannt waren. Sie dienten möglicherweise als Kultstellen für den vergöttlichten Ramses II. Die Kapellen waren über den im Osten vorgelagerten unregelmäßigen Hof erreichbar. Der Hof ist grob gepflastert, etwa 8,5 Meter breit und etwa 9 Meter tief. Vor der mittleren Kapelle befinden sich noch zwei Säulenbasen. Die Kapellen sind etwa 7 Meter lang, die äußeren 3 Meter, die mittlere 2,5 Meter breit. Die Mauern sind etwa einen Meter dick und bestehen aus mit Lehmverputz zusammengehaltene Kalksteinbruchstücke. Die nördlichste Kapelle besitzt eine Nische in der Rückwand. Zu den Funden zählten Keramikgefäße und -scherben.

Am Ostende des Kapellenvorhofs befindet sich ein zweiter Tempel. Sein Zugang befindet sich im Westen, und er besteht ebenfalls aus zwei Querräumen und drei Sanktuaren.

Südlich der Kapellen wurde die Residenz des Gouverneurs errichtet. Der noch nicht vollständig frei gelegter Gebäudekomplex besaß zahlreiche Räume, darunter eine Privatkapelle, Schlafzimmer und Bad und Lager.

In der südlichen Hälfte, etwa im Bereich der Tempelachse befindet sich das einst zweigeschossiges 4 Südgebäude (31° 24′ 0″ N 27° 1′ 33″ O), von dem nur das untere Geschoss erhalten ist. Dieses Gebäude ist ohne Parallelen in der altägyptischen Architektur. Der Zugang im Norden führt zu einem breiten Vorhof mit zwei Säulen, an den sich drei parallele lange Räume anschließen. In diesen Langräumen steht je ein zwei Meter hoher Stein mit abgerundetem Ende, der aber nicht die Funktion eines Pfeilers erfüllte. Innerhalb dieses Gebäudes fanden sich zwei Türsturze, die den Festungskommandanten Neb-Re vor seiner Ehefrau Meryptah zeigen.[14]

Küchentrakt im Gebiet K

In der südöstlichen Ecke der Festungsstadt wurde das sog. 5 Gebiet K (31° 23′ 59″ N 27° 1′ 34″ O) mit Getreidespeichern, Mörsern, Mühlen und Öfen freigelegt. In diesem Bereich wurden auch drei Brunnen gefunden, die nur drei Meter tief sind. In diesem Areal erfolgte die Herstellung von Nahrungsmitteln wie Bier und Brot. Das Getreide hierzu stammte aus der Umgebung aus dem fruchtbaren Mittelmeerküstenstreifen. Im Gebiet K wurden auch Werkzeuge zur Verarbeitung von Flax und zum Spinnen aufgefunden. An anderer Stelle der Festung wurden Keramik- und Metallgegenstände gefertigt. Die hier gefertigten Produkte dienten wohl auch dem Austausch mit den lokal ansässigen Libyern.

Wādī Umm er-Racham

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Etwa 700 Meter westlich der Festungsstadt, östlich von ʿIzbat Ṣālih (arabisch: عزبة صالح), befindet sich das landwirtschaftlich genutzte 1 Wādī Umm er-Racham (31° 23′ 59″ N 27° 1′ 7″ O), arabisch: وادي أم الرخم. Dieses Tal kann nur zu Fuß erreicht werden.

Restaurants gibt es in Marsā Maṭrūḥ. Kurz vor dem Erreichen des ʿAgība-Strands gibt es in 1 Porto Bambino (31° 24′ 34″ N 27° 0′ 48″ O), arabisch: بورتو بامبينو, ein weiteres Restaurant.

Unterkunft

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Unterkünfte werden meist in Marsā Maṭrūḥ gewählt. Hotelanlagen gibt es auch auf dem Weg nach Marsā Maṭrūḥ am el-Ubaiyiḍ-Strand.

Ausflüge

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  • Der Besuch der archäologischen Stätte lässt sich mit dem Besuch der Stadt Marsā Maṭrūḥ verbinden.
  • Westliche von Marsā Maṭrūḥ befinden sich mehrere Sandstrände, die aber teilweise zu Ferienanlagen gehören. Der beliebteste öffentliche Strand ist der ʿAgība-Strand in etwa 2,5 Kilometern Entfernung von Zāwiyat Umm er-Racham.

Literatur

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  • Habachi, Labib: The Military Posts of Ramesses II on the Coastal Road and the Western Part of the Delta. In: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale (BIFAO), Bd.80 (1980), S.13–30, insbesondere S. 13–19, Tafeln V–VII. Die Festungen in el-ʿAlamein und el-Gharbānīyāt werden auf den Seiten 19–23 bzw. 23–26 beschrieben.
  • Snape, Steven R.: The excavations of the Liverpool University Mission to Zawiyet Umm el-Rakham 1994–2001. In: Annales du Service des Antiquités de l’Egypte (ASAE), ISSN 1687-1510, Bd.78 (2004), S.149–160.
  • Snape, Steven R.; Wilson, Penelope: Zawiyet Umm el-Rakham; 1: The temple and chapels. Bolton: Rutherford Press, 2007, ISBN 978-0-9547622-4-7. Zusätzliche Kapitel enthalten den Vergleich mit Tempeln nubischer Festungen und die Beschreibung der von Habachi gefundenen Stelen.
  • Snape, Steven: Vor der Kaserne: External Supply and Self-Sufficiency at Zawiyet Umm el-Rakham. In: Bietak, Manfred; Czerny, E.; Forstner-Müller, I. (Hrsg.): Cities and urbanism in Ancient Egypt: papers from a workshop in November 2006 at the Austrian Academy of Sciences. Wien: Verl. der Österr. Akad. der Wiss., 2010, ISBN 978-3-7001-6591-0, S.271–288.
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Einzelnachweise

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  1. Rowe, Alan: A history of ancient Cyrenaica: new light on Aegypto-Cyrenaean relations; two Ptolemaic statues found in Tolmeita. Le Caire: Impr. de l’Institut français d’archéologie orientale, 1948, Supplément aux Annales du Service des Antiquités de l’Égypte (CASAE); 12, S.4f., 10, 77, Abb. 5.
  2. Habachi, Labib: Découverte d’un Temple-Fortresse de Ramsès II. In: Les grandes découvertes archéologiques de 1954. Le Caire, 1955, Revue du Caire: bulletin de litterature et de critique; 33.1955, No. 175, Numéro spécial, S.62–65.
  3. Leclant, Jean: Fouilles et travaux en Égypte et au Soudan, 1952-53. In: Orientalia: commentarii periodici de rebus Orientis antiqui; Nova Series (Or), ISSN 0030-5367, Bd.23 (1954), S.75, Abb. 16; … 1953–54, Orientalia, Bd. 24 (1955), S. 310, Abb. 27; … 1954–55, Orientalia, Bd. 25 (1956), S. 263.
  4. Manassa, Colleen: The Great Karnak inscription of Merneptah: grand strategy in the 13th century BC. New Haven, Conn.: Yale Egyptological Seminar, Dept. of Near Estern Languages and Civilizations, The Graduate School, Yale Univ., 2003, Yale Egyptological studies/ Yale Egyptological Seminar; 5, S.47–50.
  5. Siehe z. B. Coulson, William D.E.: The Naukratis Survey. In: Brink, Edwin C. M. van den (Hrsg.): The archaeology of the Nile Delta, Egypt: problems and priorities; proceedings. Amsterdam: Netherlands Foundation for Archaeological Research in Egypt, 1988, ISBN 978-90-70556-30-3, S.259–263.
  6. Spencer, Neal: Kom Firin I: the Ramesside temple and the site survey. London: British Museum, 2008, ISBN 978-0-86159-170-1.
  7. Thomas, Susanna: Tell Abqa’in: a Fortified Settlement in the Western Delta: Preliminary Report of the 1997 Season. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (MDAIK), ISSN 0342-1279, Bd.56 (2000), S.371–376, Tafel 43.
  8. Brinton, Jasper Y.: Some recent discoveries at El-Alamein. In: Bulletin de la Société royale d’archéologie, Alexandrie (BSAA), ISSN 0255-8009, Bd.35 = NS Bd. 11,2 (1942), S.78–81, 163–165, vier Tafeln.
  9. Rowe, Alan: A Contribution to the Archaeology of the Western Desert. In: Bulletin of the John Rylands Library, ISSN 0021-7239, Bd.36 (1953), S.128–145; Bd. 37 (1954), S. 484–500.
  10. Ball, John: Egypt in the classical geographers. Cairo, Bulâq: Government press, 1942, S.78.
  11. White, Donald: Apis. In: Bard, Kathryn A. (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. London, New York: Routledge, 1999, ISBN 978-0-415-18589-9, S.141–143.
  12. Plinius der Ältere, Naturgeschichte, 5. Buch, 6. Kapitel.
  13. Strabon, Geographie, 17. Buch, 1. Kapitel, § 14.
  14. Snape, Steven: New Perspectives on Distant Horizons: Aspects of Egyptian Imperial Administration in Marmarica in the Late Bronze Age. In: Libyan Studies, ISSN 0263-7189, Bd.34 (2003), S.1–8, insbesondere S. 5.
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