Qalʿa (Qinā)
el-Qalʿa · القلعة | |
Gouvernement | Qinā |
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Einwohnerzahl | 11.511 (2006) |
Höhe | 77 m |
Qalʿa |
El-Qal'a (auch el-Qala, el-Qalaa, arabisch: القلعة, al-Qalʿa, „die Zitadelle“) ist ein ägyptisches Dorf mit etwa 11.500 Einwohnern[1] nördlich von Qifṭ, dem antiken Koptos, im Governement Qinā und befindet sich auf der östlichen Nilseite. Der hiesige Isis-Tempel stammt aus römischer Zeit und dürfte hauptsächlich für Archäologen von Interesse sein.
Hintergrund
BearbeitenDer Tempel, einst am Wüstenrand nördlich von Koptos gelegen, ist heute von einem Dorf umbaut. Der Tempel ist auch der Grund für den Namen des Dorfes, „die Festung“. Natürlich ist das Bauwerk eng mit den Heiligtümern von Koptos verbunden – es liegt einen knappen Kilometer nördlich des Min-Tempels von Koptos –, aber das einzige, das sich wenigstens von außen besichtigen lässt. Er ist nur durch einen Drahtzaun gesichert.
Der Kalksteintempel wurde unter Kaiser Augustus (30 v. Chr.–14 n. Chr.) an der Stelle eines früheren Heiligtums errichtet und der Göttin Isis, der „Großen Göttin“ geweiht. Mit der Ausschmückung wurde noch unter Augustus begonnen, abgeschlossen wurde sie aber erst unter Caligula (37–41) und Claudius (41–54). Der Tempel ist recht gut erhalten, er ist teilweise in voller Höhe erhalten, nur das Dach fehlt. Die Reliefs sind, soweit es die schlechte Qualität des Kalksteins zuließ, recht gut erhalten.
Der Tempel wird zum ersten Mal von Richard Pococke (1704–1765) im Jahr 1737 besucht,[2] später wird er von Wissenschaftlern der Napoléon-Expedition,[3] von Karl Richard Lepsius (1810–1884)[4] und Adolphe Joseph Reinach[5] besucht und, aber nur in Teilen beschrieben. 1977 wurde der Tempel im Auftrag der Antikenbehörde gesichert. Von 1984 bis Mitte der 90er-Jahre untersuchten Laure Pantalacci und Claude Traunecker den Tempel und lieferten eine umfassende Publikation.
Anreise
BearbeitenSehenswürdigkeiten
BearbeitenDer 16 × 24 Meter große 1 Tempel der Isis (26° 0′ 19″ N 32° 49′ 4″ O) ist zwar dicht in das Dorf integriert, aber seine Ost- und Südseite sind gut zugänglich. Damit hat man Einblick auf die beiden Eingänge im Osten und im Süden, die Ausgangspunke zweier rechtwinklig gelegener Kultachsen sind.
Wenn man den Tempel von Osten betreten könnte, würde man zunächst in die Eingangshalle gelangen, die in den östlichen Ecken Zugang zu den Krypten bietet. Im Westen gelegt man in der Mitte zu einem Verbindungsraum zum folgenden Opfersaal und dann zum Hauptsanktuar (das Allerheiligste). Unmittelbar südlich des Durchgangs zum Verbindungsraum führt eine Tür zu einem Raum, in dem sich die Treppe zum Tempeldach befindet. Im Norden des Verbindungsraumes befinden sich zwei Magazinräume.
Das Westsanktuar ist wie in vielen griechisch-römischen Tempeln mit einem Umgang auf drei Seiten umgeben. Im Norden erreicht man zwei Räume, die als Per-wer im äußersten Westen und Per-nu Abbilder der Reichsheiligtümer von Ober- und Unterägypten darstellen. Im Süden des Umgangs führt eine Tür zur Wabet („die reine [Stätte]“) mit dem üblichen Vorhof, in der während des Neujahrsfests die Feierlichkeiten zur Vereinigung der Kultbilder mit der Sonnenscheibe vollzogen wurden. Im Zugangsbereich der Wabet befindet sich auch eine Krypta, die der Aufbewahrung der Kultbilder diente.
Das Westsanktuar ist der Göttin Isis, der „Großen Göttin“ (Tanetjeret-ʿat) von Koptos, Min und dem Kindgott Harpokrates geweiht.
Das Besondere an diesem Tempel: die zweite Kultachse. Der Eingang im Süden führt in eine Eingangshalle und über den gemeinsamen Opfersaal zum Nordsanktuarium, einem sekundären Sanktuar. Das Heiligtum ist für ebenfalls für Isis, aber in einem anderen Aspekt.
Insbesondere die Opferdarstellungen an der südlichen Außenfassade – sie stammen vom Kaiser Claudius –, an den Türpfosten der sekundären Kultachse und im Nordsanktuar lassen sich zur Mittagszeit, wenn sie nicht im Schatten liegen, gut ausmachen. Die südliche Außenwand war in zwei Registern (Bildstreifen) dekoriert und man sieht Kaiser Claudius vor verschiedenen Göttern opfern. Die Rückwand des Nordsanktuars war auch in zwei Registern dekoriert, das obere ist aber besser erhalten. In einer Doppelszene sieht man Isis hinter Harpokrates. An der Tempelrückwand im Westen, die ohne Zaun auskommt, lassen sich in bekannter Weise zwei symmetrische Doppelszenen, in denen u.a. der König vor Isis opfert, ausmachen. Sie liegen nachmittags im Sonnenlicht.
Küche
BearbeitenUnterkunft
BearbeitenAusflüge
BearbeitenDer Besuch des Dorfes lässt sich mit dem der Stadt Qūṣ und/oder den Dörfern el-Madamud und Schanhūr verbinden.
Literatur
Bearbeiten- Helck, Wolfgang ; Westendorf, Wolfhart (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie ; Bd. 5: Pyramidenbau - Steingefäße. Wiesbaden: Harrassowitz, 1984, ISBN 978-3-447-02489-1, Sp. 38–40. In Französisch. : El Qala. In:
- Le Caire: Institut Français d’Archéologie Orientale, 1990. Drei Bände geplant. 1. Band: Relevés des scènes et des textes : sanctuaire central, sanctuaire nord, salle des offrandes. 2. Band: Relevés des scènes et des textes : couloir mystétieux, cour du “Nouvel An”, Ouabet, Per-nou, per-our, petit vestibule. : Le temple d’el-Qalʿa.
- : der römische Pharao und seine Tempel ; Band 1: Römische Politik und altägyptische Ideologie von Augustus bis Diocletian, Tempelbau in Oberägypten. Mainz: von Zabern, 2000, S. 63, 65, 69, Abb. 71–72. : Altägypten im Römischen Reich
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Einwohnerzahlen nach dem ägyptischen Zensus von 2006. Central Agency for Public Mobilization and Statistics, abgerufen am 16. Dezember 2014.
- ↑ A Description of the east and some other countries ; Volume the First: Observations on Egypt. London: W. Bowyer, 1743. Tafel 27.A :
- ↑ Description de l’Égypte, Antiquités, Texte, Band iii, S. 414.
- ↑ {{Anmerkung | Typ = Buch | Text = Lepsius, Richard: Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien, Texte, Band II (1904), S. 256‒257.
- ↑ Annales du Service des Antiquités de l’Égypte (ASAE), ISSN 1687-1510, Bd. 11 (1911), S. 193–237, Tafeln I–V. : Le temple d’El-Kala à Koptos. In: