Deir Wādī er-Raiyān

Kloster in der ägyptischen Senke al-Faiyum
Wādī-er-Raiyān-Kloster
Deir Wādī er-Raiyān · دير وادي الريان
GouvernementFaiyūm
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Deir Wādī er-Raiyān

Deir Wadi er-Raiyan, Wadi-er-Raiyan-Kloster, auch Deir Wadi el-Rayyan/Rajjan, englisch Wadi el-Rayyan Monastery, arabisch: دير وادي الريان, Wādī-ar-Raiyān-Kloster, oder Kloster des hl. Makarios von Alexandria, دير الأنبا مكاريوس السكندري, ist ein Kloster im Südwesten der Senke Wādī er-Raiyān im el-Faiyūm in der ägyptischen Westlichen Wüste. Die Mönche dieses Klosters streben danach, das im 20. Jahrhundert bereits selten gewordene Ideal des Anachoretentums, des Rückzugs aus der Gemeinschaft, zu leben.

Hintergrund

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Das Kloster erstreckt sich an der Südostseite des Kalksteinfelsens Gebel Minqar/Gebel Munqar, etwa 13 Kilometer westlich des unteren bzw. südlichen Sees im Wādī er-Raiyān. Der Berg in diesem Bereich wird „die Krone“ (arabisch: التاج, at-Tāǧ) genannt. Die gemeinschaftlich genutzten Gebäude befinden sich am Eingang eines etwa 130 Meter langen Felseinschnitts.

Christliche Anachorese

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Schon die frühesten Mönche der koptischen Kirche lebten als Anachoreten. Als Begründer der christlichen Anachorese gilt der ägyptische Mönch Antonius der Große (251?–356). Viele Mönche lebten zu dieser Zeit als Eremiten, als Einsiedler. Erst später bildeten sich klösterliche Gemeinschaften, in denen Mönche als Koinobiten in einer Anachoretengemeinschaft zusammen lebten. Diese strenge Lebensweise der Mönche ist aber im 20. Jahrhundert auch in Ägypten selten geworden.

Lediglich im hiesigen Kloster leben die Mönche noch als Anachoreten, die sich fast nur zu den Gebeten zusammenfinden und die Woche über die meiste Zeit in ihren Zellen verbringen.

Antike Geschichte

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Im alten Ägypten dienten die Quellen im Südwesten der Senke Wādī er-Raiyān als Wasserstellen für Karawanen auf ihrem Weg zur Senke el-Baḥrīya. Die Senke war über den 240 bis 270 Kilometer langen Darb el-Faiyūm bzw. Darb er-Raiyān in fünf bis sechs Tagen erreichbar.

In römischer Zeit, im 1. und im 2. nachchristlichen Jahrhundert, war die benachbarte Quelle el-ʿAin el-Wasṭānīya besiedelt. Hier wurden Lehmziegelgebäude gefunden, während im Bereich des heutigen Klosters Gräber in den Felsen angelegt wurden.

Etwa im 6./7. Jahrhundert nutzen Mönche des nahe gelegenen Samuelklosters die Höhlen, um sich hierher zurückzuziehen. In den Höhlen im Ostteil des Kalksteingebirges Munqār er-Raiyān zeugen hiervon noch Kreuze und koptische Graffiti. Einem alten Manuskript kann man entnehmen, dass unter den Einsiedlern der hl. Makarios aus Alexandria gewesen ist.

In der Folgezeit bis zum Ende 19. Jahrhunderts war dieses Gebiet völlig unbewohnt. Die Quellen wurden nur von Beduinen genutzt.

Geschichte des Klosters

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Felsinschriften im Bereich des Klosters

Die Gründung des Klosters erfolgte erst im 20. Jahrhundert. Meinardus berichtete, dass Abūnā (unser Vater) Mattā el-Maskīn („Matthäus der Arme“, 1919–2006), damals Mönch im Samuelkloster, dieses Gelände Anfang 1958 besichtigte. Er blieb hier eine Woche. Eines Nachts hatte er, unter einer Palme schlafend, eine Vision. Er lief durch das Wādī und sah einen alten Mann am Eingang einer der Höhlen, der zu ihm sprach, dass er auf ihn schon seit Jahren gewartet habe und ihm den Berg übergab. Der alte Mann reichte Mattā el-Maskīn die Hand. Ein Mönch, der ihn begleitete, schritt auf den alten Mann zu, um ihn die Hand zu reichen. Plötzlich verschwand der Alte.

Im Oktober 1960 kehrte Mattā el-Maskīn mit seinen Schülern hierher zurück, um die Vorbereitungen zu treffen, sich hier anzusiedeln. Seit August 1962 lebten sie hier bis 1969/1970 ununterbrochen in den Höhlen. 1964/1965 schlossen sich ihnen weitere Mönche an.

Auf Wunsch des Patriarchen Kirellos VI. (1902–1971) siedelten die Mönche 1969/1979 in das damals nur von wenigen Mönchen besiedelte Makarios-Kloster im Wādī en-Naṭrūn um.

1998 erfolgte eine erneute Besiedelung des Klosters. 2007 lebten hier 30 Mönche. Um 2010 wurde das Kloster mit Bauten in der Ebene stark erweitert.

Lebensweise der Mönche

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Kirche des Erzengels Michael
Refektorium im Kloster
Eine der Mönchszellen im Kloster
Gästehaus im Kloster

Die hiesigen Mönche versuchen, das anachoretische Leben aus dem 4.–6. Jahrhundert, dem goldenen Zeitalter der christlichen Kirche, nachzuahmen. Sie entsagen vollständig der Welt, dem Genuss und der Gesellschaft. Sie trennen sich von ihren Familien und verzichten auf allen Besitz. Der einzige Unterschied zur Frühzeit ist, dass es sich bei den Mönchen heute meist um Männer mit universitärer Ausbildung handelt anstelle der Bauern der Frühzeit.

Zum Besitz der Mönche gehört nur die Kleidung, die aus einer schwarzen Robe, einer Wollkappe und Sandalen besteht.

Die Mönche bleiben die Woche über in ihren Höhlen, um in Einkehr zu leben und spirituelle Texte zu kopieren. Sie treffen sich nur samstags abends gegen 15 Uhr zu den Horen, den Stundengebeten, und zum abendlichen Weihrauchopfer sowie sonntags morgens gegen 5 Uhr zu den Horen, dem morgendlichen Weihrauchopfer und zur Liturgie. Danach nehmen sie ein gemeinsames Mahl ein.

Anfänglich wurden bestehende Grabhöhlen für die Unterkunft der Mönche und die Errichtung der Kirche genutzt. Es gab zehn Höhlen in zwei Gruppen, die über eine Strecke von 3 Kilometern verteilt waren. In den letzten Jahren mussten für die wachsende Zahl der Mönche neue Höhlen angelegt werden. Auch für den Pickup des Klosters gibt es eine eigene Höhle bzw. Garage.

Zur Zeit Mattā el-Maskīns war die einzige Verbindung zur Außenwelt die monatliche Karawane. Man hatte die Karawanenführer gebeten, keine Pilger mitzubringen. Die Mönche bestellten einen kleinen, mit Palmenzweigen eingefassten Garten in el-ʿAin el-Wasṭānīya mit Tomaten, Brunnenkresse, Maluchīya (Jutekraut), Malve, Möhren, Radieschen und Dattelpalmen.

Man erreicht das Wādī er-Raiyān über die Fernverkehrsstraße von Kairo, die am Südufer des Qārūn-Sees vorbei führt. Diese Straße passiert die Seen auf deren Westseite und setzt sich im Süden des unteren Sees in Richtung Beni Suef fort. Die restliche, etwa 15 Kilometer lange Wegstrecke ist eine Piste. Für die Fahrt benötigt man ein geländegängiges Fahrzeug oder einen Pickup sowie einen ortskundigen Fahrer.

Der Eintritt für das Naturschutzgebiet inklusive dem Tal der Wale kostet $ 5 pro Person und LE5 pro Fahrzeug.

Mobilität

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Die Wege im Bereich des Klosters müssen zu Fuß zurückgelegt werden.

Sehenswürdigkeiten

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Das Kloster erreicht man üblicherweise im Bereich der gemeinsam genutzten Gebäude wie der Kirche des Erzengels Michael und des Refektoriums, die sich am Eingang zu einem Felseinschnitt befinden. Auf den Anhöhen zu beiden Seiten des Einschnitts wurde je ein koptisches Kreuz errichtet. Unterhalb des Kreuzes befinden sich auf der westlichen Felswand zwei Inschriften. Die obere Inschrift enthält eine Passage aus dem Brief des Paulus an die Galater (Gal 6,14 EU: „Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen.“):

أما أنا فحاشا لي أن أفتخر
إلا بصليب ربنا يسوع المسيح

wörtlich übersetzt:

„Aber ich hüte mich davor, auf etwas anderes stolz zu sein
als auf das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus.“

Darunter befindet sich die Darstellung der Pyramiden von Gīza mit der Aufschift «مبارك شعبي مصر», „Gesegnet sei mein Volk Ägypten“.

Die Kirche des Erzengels Michael ist in der größten Höhle untergebracht. Sie misst 11 × 6 Meter. Sie besteht aus drei Teilen, der Apsis zur Rechten im Osten, dem Schiff und dem Narthex, dem Vorraum, im Westen. Der Narthex dient gleichsam als Vorratsraum und als Küche. Im Kirchenschiff gibt es an der Nordseite eine Steinbank für etwa vier Personen. Vor der Apsis steht der Steinaltar mit einem roten, goldbestickten Altartuch. Ein weißes Tuch mit roten koptischen Kreuzen deckt den Altarkelch ab. Auf dem Altar befinden sich zudem zwei Kerzenständer. In der Apsis befinden sich die Bildnisse Jesu und zweier Engel auf hellblauem Grund. Der Altarbereich kann mit einem roten Vorhang verschlossen werden. Unmittelbar davor hängt ein Bild mit der Abendmahlsdarstellung. An der Nordseite der Apsis befindet sich ein Tisch mit einer kleinen Bibliothek.

Auf den Ikonen des Klosters ist auch der hl. Makarios von Alexandria (hl. Makarios der Jüngere) dargestellt.

Im Narthex befindet sich ein Holzschrank, in dessen Fächern sich die Speisenrationen der einzelnen Mönche befinden. Von hier aus gelangt man zum Refektorium, dem Speisesaal, mit Steinbänken an den Wänden und flachen Holztischen davor.

Die Höhlen der Mönche sind nicht für Besucher zugänglich. Die Unterkünfte besitzen ein oder zwei etwa 1,9 Meter hohe Räume. Der mit einer Holztür verschlossene Eingang und das eine oder die zwei Fenster zeigen nach Süden. Alle Höhlen besitzen eine Terrasse. In den Höhlen gibt es ein Steinbett im östlichen Teil der Höhle, einen Tisch, einen Stuhl, einen Bücherschrank, Matten, Wasserkrüge und Kochwerkzeuge.

Die Mönche bieten ihren Gästen Datteln und Wasser an.

Unterkunft

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Für männliche (!) Gäste gibt es ein Gästehaus in einer Höhle mit sechs Schlafplätzen auf Steinbetten.

Ausflüge

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Der Besuch des Klosters lässt sich mit dem Besuch des Wādī er-Raiyān und des Tals der Wale verbinden.

Literatur

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  • Meinardus, Otto F. A.: Christian Egypt, ancient and modern. Cairo: American University in Cairo Press, 1977 (2.Auflage), ISBN 978-977-201-496-5, S.468–482.
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