Deir el-Anbā Ṣamūʾīl

Kloster in Ägypten
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Eingang zum inneren Klosterbereich mit Blick auf den Turm westlich der Kirche der hl. Jungfrau
Deir el-Anbā Ṣamūʾīl
دير الأنبا صموئيل المعترف
GouvernementBeni Suef
Einwohnerzahletwa 100 Mönche
Höhe36 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Deir el-Anbā Ṣamūʾīl

Deir el-Anba Samu'il (arabisch: ‏دير الأنبا صموئيل المعترف, Dair al-Anbā Ṣamūʾīl al-muʿtarif, „Kloster des (hl.) Vaters Samuel des Bekenners“, gesprochen: Dēr il-Amba Ṣamūʾīl il-muʿtarif) oder Deir el-Qalamun (‏دير القلمون, Dair al-Qalamūn, „Al-Qalamūn-Kloster“, gesprochen: Dēr ig-Galamūn) ist ein ägyptisches Kloster in der Westlichen Wüste im Gouvernement Beni Suef westlich des Gebel el-Qalamūn, etwa 55 Kilometer nordnordwestlich von Maghāgha entfernt. Südlich des Wādī er-Raiyān liegt es am Nordrand des Wādī el-Muweiliḥ.

Aus historischer Sicht gehört das Kloster organisatorisch zu den Klöstern des el-Faiyūm. Die Anfänge des Klosters reichen bis zum Beginn des 4. Jahrhunderts zurück.

Hintergrund

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Lage des Klosters

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Das Kloster des hl. Samuel des Bekenners in Qalamūn oder kurz das Kloster el-Qalamūn befindet sich am Nordrand des Tals Wādī el-Muweiliḥ (auch Wadi el-Mouēleḥ, وادي المويلح) südlich des Wādī er-Raiyān. Das etwa 20 Kilometer lange Tal bildete einen Teil der Karawanenroute zwischen el-Minyā und el-Faiyūm. Im Osten des Tals befindet sich Qalamūn-Gebirge (‏جبل القلمون, Ǧabal al-Qalamūn), das seit frühchristlicher Zeit als Wohnort für Einsiedler bekannt ist.

Im Bereich des Klosters gibt es die beiden ergiebigsten Quellen in diesem Wadi, und zwar ʿAin es-Samār 120 Meter südöstlich vom Kloster und ʿAin el-Būrdī in 300 Meter Entfernung vom Kloster. Südlich der Klostergebäude befinden sich ausgedehnte Felder, Gärten und Sumpfgebiete.

Bedeutung des Namens el-Qalamūn

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El-Qalamūn (koptisch: Ⲕⲁⲗⲁⲙⲱⲛ, Kalamōn) leitet sich wohl vom griechischen Wort Κάλαμος, Kalamos, ab. Dahinter verbirgt sich Schilf bzw. Schilfrohr, das in der sumpfigen Umgebung des Klosters vorhanden war. Schräg angeschnitten kann es als Schreibgerät verwendet werden. Aber es kann auch zur Herstellung von Korbwaren verwendet werden.

Geschichte des Klosters

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Die Anfänge des Klosters reichen bis in die Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian am Ende des 3. Jahrhunderts oder zu Beginn des 4. Jahrhunderts zurück. Wie aus einer koptischen Handschrift zum Martyrium des hl. Psote hervorgeht, lebten zu dieser Zeit hier bereits Einsiedler in den Höhlen entlang des Tals von Qalamūn.[1] Später, wohl im 5. Jahrhundert, haben sich diese Einsiedler als Koinobitentum zu einer klösterlichen Gemeinschaft zusammengeschlossen. Aus der Lebensgeschichte des hl. Samuel, die von seinem Nachfolger Isaak verfasst wurde, kann man entnehmen, dass er hier auf eine verlassene Kirche traf und die Kirche und die Mönchszellen wieder herstellte. Er errichtete eine neue Kirche für die hl. Jungfrau oder baute die bestehende aus. Erste Einkünfte wurden mit dem Verkauf von Korbwaren erzielt. Das Kloster erlebte einen beträchtlichen Aufschwung. Als Samuel 695 im Alter von 98 Jahren starb, lebten bereits etwa 120 Mönche im Kloster.

Schon zu Lebzeiten Samuels, aber auch in den folgenden Jahrhunderten wurde das Kloster mehrfach von Beduinen geplündert. Trotz schwerer Zeiten bestand das Kloster fort und erreichte an der Wende zum 13. Jahrhundert seine Blüte mit 130 Mönchen und zwölf Kapellen, worüber der Historiker Abū el-Makārim in der Überlieferung durch Abū Ṣāliḥ den Armenier berichtete. Eine der Kirchen war der heiligen Jungfrau geweiht. Das Kloster wurde von einer großen Mauer mit vier Wehr- und Wohntürmen umgeben und umfasste neben den Kapellen einen großen Garten. Ein Mönch namens Muhna lebte in einer Höhle des Gebel el-Qalamūn.

Möglicherweise befand sich das Kloster im 14. Jahrhundert bereits im Niedergang. 1353 wurde die Reliquie des hl. Ischkirun von el-Qalamūn in das Makariuskloster in Wadi an-Natrun überstellt.[2] Gabriel V., der 88. Patriarch und Papst von Alexandrien (1409–1427), stammte aus diesem Kloster. Bis zum Bericht des arabischen Historikers el-Maqrīzī (1364–1442) gibt es kaum weitere Quellen. Zu seiner Zeit war das Kloster noch bewohnt. El-Maqrīzī erwähnte noch zwei der vier Türme und zwei Quellen. Eine eher ungewöhnliche Notiz zum Kloster findet sich in einem Schatzgräberhandbuch aus dem 15. Jahrhundert, dem „Buch der vergrabenen Perlen und wertvoller Geheimnisse zu Hinweisen auf Verstecke, Funde und Schatzkammern“.[3] Das Geld sei in Höhlen zu finden.

Man kann nur vermuten, wann das Kloster aufgegeben wurde. Dies geschah wohl im 17. Jahrhundert.[4]

Der italienische Abenteurer Giovanni Battista Belzoni (1778–1823) besuchte als erster Europäer 1819 das mittlerweile menschenleere Kloster und gab eine Beschreibung der Katakombenkirche, der heutigen Krypta.[5] Er besuchte das Kloster auf seiner Rückreise von Siwa über el-Baḥrīya ins el-Faiyūm. Die Darstellungen wie z. B. die der zwölf Apostel oberhalb einer Nische waren zum Teil noch gut erhalten. Der Franzose Frédéric Cailliaud (1787–1869) erwähnte zwar das Kloster, aber die Informationen stammten von den mitgereisten Arabern.[6] Nach über einem halben Jahrhundert berichtete 1886 der deutsche Afrikaforscher Georg Schweinfurth (1836–1925) erneut über das Kloster. Die Klostereinfassung maß 55 × 67 Meter, und sein Zugang befand sich an der Südseite. Die Klostermauer und die Katakombenkirche wurden aus Steinblöcken errichtet, die Schweinfurth in das 17. Jahrhundert datierte. In der Kirche ließen sich noch Darstellungsreste ausmachen. Zu beiden Seiten des Altars machte er eine Apsis aus.[7] Weitere Überlieferungen stammen auch vom Briten John Gardner Wilkinson (1797–1875, Aufenthalt 1825)[8], vom britischen Kartografen Hugh John Llewellyn Beadnell (1874–1944, Aufenthalt 1899)[9], vom polnischen Ägyptologen Tadeusz Samuel „Thadée“ Smoleński (1884–1909, Aufenthalt 1908)[10][11] und vom französischen Koptologen Henri Munier (1884–1945, Aufenthalt 1932)[12].

1895 (andere Quellen nennen auch 1897/1898 bzw. um 1880) wurde das Kloster vom Erzpriester Ishaq el-Barāmūsī (gest. 1938, إسحق البراموسي) mit zehn seiner Anhänger, die aus dem Kloster Deir el-Barāmūs im Wādī en-Naṭrūn stammten, wiederbesiedelt. Anfänglich lebten sie in der Krypta. Die alten Mauern dienten als Steinbruch für neue Klostermauern und Gebäude. Sie errichteten innerhalb der neuen Klosteranlage el-Qaṣr oberhalb der Krypta neue Gebäude, die als Empfangsräume, Mönchszellen, Magazine, Küche und Backstube dienten. Im Bereich des Klosters wurde 1899 ein weiterer Brunnen gegraben oder freigelegt, dessen Wasser als Trinkwasser wegen seines salzigen Geschmacks nicht verwendbar war. Die Vollendung eines Kirchenneubaus für die hl. Jungfrau erlebten Vater Ishaq und sein Schüler und Erzpriester Ibrāhīm nicht mehr, weil sie zuvor starben. Mit dem Teilabriss alter Gebäude ging leider auch Wissen um das alte Kloster verloren.

Eine archäologische Erforschung des Klosters wurde bisher nicht durchgeführt. Der ägyptische Ägyptologe Ahmed Fakhry (1905–1973) besuchte das Kloster im Juni 1942 und im Oktober 1944 und legte eine Beschreibung der Krypta, der Neubauten des 19./20. Jahrhunderts bzw. die von ornamental und floral dekorierten Steinfragmenten vor.

Gegenwärtig leben etwa einhundert Mönche im Kloster, die im Umland des Klosters Landwirtschaft betreiben.

Leben des hl. Samuel

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Der Namensgeber des Klosters, Samuel der Bekenner (صموئيل المعترف, Ṣamūʾīl al-muʿtarif, englisch: Samuel the Confessor), wurde 597 im Dorf Tkello (Dakluba) in der Nähe der Stadt Pelhip im Nordwesten des Nildeltas geboren. Seine Eltern waren der antichalcedonische (miaphysitische) Priester Silas (Arselaos), der Presbyter, und Kosmiane. Bereits mit zwölf Jahren erhielt er die Weihe als Subdiakon. Er widersetzte sich dem Wunsch seiner Familie zu heiraten. Nach dem Tod seiner Mutter, er war 18-jährig, hatte sein Vater Silas die Vision, dass sein Sohn einmal ein bedeutender Mönch würde. Deshalb ließ Silas eine Kirche errichten und machte Samuel zum Diakon. Als Silas vier Jahre später starb, zog der 22-jährige Samuel fort, um Mönch im Makarius-Kloster im Wādī en-Naṭrūn (Sketis) zu werden.[13] Der hl. Agathon war für drei Jahre, bis zu dessen Tod, sein Lehrer. In diesem Kloster erhielt er auch seine Priesterweihe. Samuel lebte als Asket und zog sich immer wieder in eine Höhle im Qalamūn-Gebirge zurück.

631 schickte der byzantinisch-katholische Patriarch von Alexandrien, Cyrus, byzantinischer Präfekt der Reichskirche in Ägypten, einen kaiserlichen Gesandten in die Sketis, um die dortigen Mönche vom Miaphysitismus, dem Glauben, Christ habe nur eine Natur, zur Doktrin der Zweinaturenlehre Christi, wie sie seit dem Konzil von Chalcedon 451 in der Reichskirche als gültig betrachtet wurde, zu zwingen. Cyrus war zwar nicht der erste, der die Doktrin der Reichskirche durchsetzen wollte, er versuchte sie aber mit blanker Gewalt umzusetzen. Der Gesandte ließ Samuel und seine Anhänger auspeitschen und foltern sowie Samuel ein Auge ausstechen.

Noch im selben Jahr flüchtete Samuel mit vier weiteren Mönchen nach en-Naqlūn im südlichen el-Faiyūm. Die dortige Gemeinde vergrößerte sich schnell auf 120 Mönche und zahlreichen Anhängern. Um den Häschern des Cyrus zuvorzukommen, verließ Samuel en-Naqlūn über Takinasch und siedelte sich 638 im hiesigen Kloster an und baute es aus. Samuel geriet zweimal in die Gefangenschaft von Berbern. Die zweite Gefangenschaft dauerte drei Jahre und führte ihn nach Siwa, wo er auf den Erzpriester Johannes, der ebenfalls aus der Sketis geflohen war, traf. Die Versuche der Berber, Samuel von seinen Glauben abzubringen, schlugen fehl. Nach mehreren Wundern, die Samuel an Mitgliedern des Berberstamms vollbrachte, ließen die Berber Samuel frei.

Er starb hier im Kloster am 18. Dezember 695. Dies ist auch sein Gedenktag im koptischen Synaxarium (Martyrologium zum 8. Kiahk).

Anschläge auf Pilger

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Das Kloster ist in den letzten Jahren in die Schlagzeilen geraten, weil es in seiner Nähe zu zwei Anschlägen auf Busse koptischer Pilger, die auf dem Weg zu diesem Kloster waren, durch islamistische Terroristen gekommen war. Beim Anschlag vom 26. Mai 2017 in der Nähe der Stadt 1 el-ʿIdwa (‏العدوة‎) , bei Maghāgha wurden 28 koptische Christen getötet und etwa zwei Dutzend weitere verletzt. Bei den Tätern soll es sich um etwa zehn bewaffnete Angreifer, die mutmaßlich aus Libyen stammten, gehandelt haben.[14][15] Beim Anschlag vom 2. November 2018 ungefähr an gleicher Stelle wurden 7 Kopten getötet und 19 weitere verwundet.[16][17] In beiden Fällen hat die Terrororganisation „Islamischer Staat“ den Anschlag für sich reklamiert.

 
Anreise zum Samuelkloster
 
Lageplan des Samuelklosters

Das Kloster war einst das wohl abgelegenste Kloster in Ägypten. Am einfachsten gelangt man heute zum Kloster über die Wüstenautobahn Kairo-Asyūṭ. Diese Autobahn ist leicht von Maghāgha, Beni Suef oder el-Faiyūm aus zu erreichen. Auf der westlichen Spur, der nach Asyūṭ, zweigt bei 1 28° 43′ 43″ N 30° 38′ 29″ O eine feste Piste zum Samuelkloster ab. Diese Piste lässt sich auch mit einem PKW befahren. Nach etwa 25 Kilometern in nordwestlicher Richtung erreicht man das Kloster.

Auf dem Weg zum Kloster fährt man durch die Wüste, aus der sich Kalk- und Sandsteinfelsen erheben. Vor dem Klosterbereich durchquert man eine Sumpflandschaft. Bei 1 28° 52′ 42″ N 30° 31′ 23″ O trifft man auf das Eingangstor zum Klosterbereich in der Südmauer. Die sich anschließende viereinhalb Kilometer lange Piste in nordwestlicher Richtung führt weiter zum inneren Klosterbereich, die in östlicher Richtung, etwa parallel zur Klostermauer, zur Felsenhöhle des hl. Samuel.

Alternativ erreicht man das Kloster mit einem Pickup oder Geländewagen über eine Piste im Westen der beiden Seen des Wādī er-Raiyān, der man in südsüdöstlicher Richtung folgt.

Das Kloster ist zu den Fastenzeiten geschlossen. Zugang ist nur mit Erlaubnis des Klostervorstehers möglich. Seit 2009 ist Bischof Bassilios (‏الأنبا باسيليوس, al-Anbā Bāsīliyūs) der Klostervorsteher.

Mobilität

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Die Einrichtungen des Klosters im Bereich der neuen Kirche lassen sich leicht zu Fuß erreichen. Die Wege im gesamten Areal sind aber weitläufig und ein eigenes Fahrzeug sehr nützlich. Um zur Höhle des hl. Samuel zu gelangen, benötigt man ein Fahrzeug. Der Fußmarsch zur Höhle ist aufwändig. Der direkte Weg vom Kloster zur Höhle beträgt zwar nur etwa dreieinhalb Kilometer, man muss aber die versandete einstige Klostermauer übersteigen und sumpfiges Gebiet passieren. Die Piste zur Höhle beginnt bereits hinter in der Südmauer des Klosterareals.

Sehenswürdigkeiten

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Weite Teile des Klostergeländes werden von Gärten mit Obstbäumen und Gemüse eingenommen. Der eigentliche Klosterbereich mit den Unterkünften für die Mönche befindet sich fast im äußersten Norden.

Kirchen und Einrichtungen innerhalb des Klosters

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Kirche der hl. Jungfrau
 
Südseite der Kirche der hl. Jungfrau

Der innere Klosterbereich ist mit einer etwa fünf bis sechs Meter hohen Mauer umgeben. Man erreicht das Kloster von Osten. Vor dem Eingang in der Klostermauer befindet sich ein etwa 70 Meter langer 2 Hof (28° 54′ 43″ N 30° 30′ 29″ O) an dessen Nordseite eine neue 1 dreischiffige Kirche mit zwei Kirchtürmen und einer zentralen Kuppel vor den Altären entsteht. Die Kirche war 2010 noch nicht fertiggestellt und geweiht. Etwa 300 Meter nordwestlich dieser neuen Kirche befinden sich im äußersten Norden die Überreste früher Klosteranlagen und der einstigen Klosterumfassungsmauer.

Nördlich der Kirche der hl. Jungfrau, deren Kirchturm und Kuppeln die Klostermauer überragen, befindet sich eine kleine Tür zum Kloster. Wenn man ins Kloster eintritt und die Kirche der hl. Jungfrau in Gegenuhrzeigerichtung umrundet, gelangt man auf einen 3 kleinen Hof (28° 54′ 43″ N 30° 30′ 27″ O). Im Norden des Hofes befindet sich der Eingang zur Kirche der hl. Jungfrau, südlich davon an der östlichen Klostermauer ein Gebäude mit einigen Mönchszellen und im Süden des Hofs der el-Qaṣr genannte Teil des Klosters mit den Mönchszellen, der Krypta und der Kirche des hl. Misael.

Die 2 Kirche der hl. Jungfrau ist die jüngste Kirche und wurde 1958 an der Stelle einer früheren Kirche errichtet. Die dreischiffige, von Westen nach Osten etwa 20 Meter lange Kirche wird von zwölf Kuppeln bekrönt. Im Osten der Kirche befinden sich drei Heikale, Altarräume, für den Erzengel Michael im Norden, für die hl. Jungfrau und für den hl. Georg. Auch die Altarräume werden von einer Kuppel bekrönt. An der Nordwand sind die Reliquienschreine des hl. Samuel des Bekenners und seines Schülers, des hl. Apollon, zu sehen.

Kirche des hl. Misael
 
Nordseite der Kirche des hl. Misael

Im Süden des Hofes, in der obersten Etage befindet sich die 1905 von Vater Ishaq errichtete 3 Kirche des hl. Misael. Diese Kirche mit einem Spitzdach besitzt nur einen Heikal, der mit einer steinernen Schirmwand vom Kirchenraum abgetrennt ist. Die Ikonen an der Schirmwand sind modern. Auf ihnen sind unter anderem Christus und Maria und darüber die 12 Apostel und die Abendmahlsdarstellung zu sehen. Weitere Ikonen tragen die Bildnisse hl. Georg, des Erzengels Michael, des hl. Samuel und die Himmelfahrt der hl. Jungfrau.

Das Leben des hl. Misael des Einsiedlers (‏القديس ميصائيل السائح, al-Qiddīs Mīṣāʾīl as-Sāʾiḥ) ist eng mit dem Kloster des hl. Samuel verbunden. Zur Zeit des Klostervorstehers Isaak, des Nachfolgers des hl. Samuel, fragte der zwölfjährige Misael an, als Mönch dem Kloster beizutreten. Sein Vater glaubte nicht mehr an Gott, weil ihm keine Kinder geschenkt wurden. Ein alter Mönch riet ihm, wieder zum christlichen Glauben zurückzukehren. Der nun strenggläubige Vater tat, wie ihm vom Mönch aufgetragen wurde, und seine Frau gebar ihm einen Sohn, den sie Misael nannten. Im Alter von sechs Jahren verstarben seine Eltern und der Bischof Athanasius zog ihn auf, sandte ihn zur Schule und verwaltete das väterliche Erbe. Zwölfjährig wurde er wurde ins Kloster aufgenommen und galt wie Samuel als praktizierender Asket.

Misael sagte das Aufkommen von Hungersnöten voraus, und der Klostervorsteher solle sich nicht vor den Ereignissen fürchten. Als die Hungersnot eintrat, gingen mittellose Bauern gegen das Kloster vor, weil sie hier gehortete Nahrungsmittel vermuteten. Soldaten mussten gegen den Aufruhr der Bauern vorgehen. Misael sprach mit den Streitsüchtigen und zog mit ihnen davon. Er beauftragte den Klostervorsteher noch, Vorsorge für eine erneute Hungersnot zu treffen. Ein Jahr später sollte sich eine ähnliche Not zutragen. Dieses Mal sandte der Gouverneur Soldaten, um das Getreide des Klosters zu konfiszieren. Diese Soldaten wurden aber kurz darauf von anderen Kriegern vertrieben, die sich als Einsiedler aus der Wüste, unter ihnen Misael, zu erkennen gaben. Diese Asketen lehnten jegliche Belohnung ab.

Misael bat aber den Klostervorsteher Isaak, von Bischof Athanasius das väterliche Erbe einzufordern, um mit dem Geld eine Kirche in seinem Namen zu errichten zu können. Die Kirche wurde am 13. Kiahk im Beisein des hl. Misael und seiner Einsiedler eingeweiht. Misael prophezeite noch dem Klostervorsteher Isaak, dass er, Misael, im Folgejahr versterben würde.

Westlich der Treppe zum el-Qaṣr befindet sich der einzige heute noch vorhandene Wehr- und Wohnturm. Über eine Zugbrücke in der zweiten Etage war er erreichbar. Er stammt wohl aus dem 6. Jahrhundert. Einst gab es im Kloster vier derartige Türme.

In zwei Zellen an der Ostseite des Hofes sind verschiedene Reliquien untergebracht. In einer der 4 Zellen werden die Reliquien mit den Leichnamen des Vaters Bisada (‏الأنبا بسادة, al-Anbā Bisāda) und des Vaters Dumadius (‏الأنبا دوماديوس, al-Anbā Dūmādiyūs) aufbewahrt. Beide waren wichtige Mönche und Bauherren des Samuelklosters nach seiner Wiederbesiedelung.

 
Reliquie des hl. Andrāus des Samueliten
 
Fotos und persönliche Gegenstände des hl. Andrāus des Samueliten
 
Reliquien der Väter Bisada und Dumadius

In der anderen Zelle befinden sich die Reliquie des Leichnams, persönliche Gegenstände und Fotos aus dem Leben des hl. Vaters Andrāus des Samueliten (‏القديس أبونا أندراوس الصموئيلي, al-Qiddīs Abūnā Andrāus aṣ-Ṣamūʾīlī). Andrāus wurde 1887 im Dorf el-Gafādūn (‏الجفادون‎) im Kreis el-Faschn geboren und verlor mit drei Jahren sein Augenlicht. Sein Vater sandte ihn mit 13 Jahren in eine Niederlassung des Samuelklosters, in der er sich religiösen Studien hingab. Mit 22 Jahren trat er in das Kloster ein. Er führte ein Leben in Gehorsam und Hingabe, voller Schlichtheit und Weisheit. Täglich schaffte er trotz seiner Erblindung das Wasser aus dem Klosterbrunnen heran. In einer Zeit der Notlage, als das Kloster verlassen werden musste, bewachte er allein das Kloster über vier Monate nur bei Brot und salzigem Wasser. Er starb am 7. Februar 1988 gegen 10 Uhr abends. Ihm wird nachgesagt, dass er auch noch nach seinem Tode weiterhin Wunder vollbrachte.

Die so genannte Katakombenkirche des hl. Samuel ist die älteste Kirche des Klosters. Sie geht auf das 5. Jahrhundert zurück. Sie befindet sich westlich hinter Kirche des hl. Misael und ist allseitig von Mönchszellen umgeben. Daher ist ihr Besuch nur für Mönche und Bischöfe, die nicht notwendig dem koptisch-orthodoxen Ritus angehören müssen, möglich. Die Krypta befindet sich etwa acht Meter unterhalb des gegenwärtigen Bodenniveaus und besteht aus einem Vorraum, dem Narthex, und dem Kirchenschiff. Zwei Treppenstufen führen zu einem Steinaltar, dem Allerheiligsten.

Höhle des hl. Samuel

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Etwa 3,3 Kilometer Luftlinie östlich der Kirche der hl. Jungfrau befindet sich im Gebel el-Qalamūn in 160 Metern Höhe, etwa 15 Meter unterhalb des Bergkamms auf der Gebirgswestseite die 1 Höhle des hl. Samuel des Bekenners (28° 54′ 49″ N 30° 32′ 28″ O), مغارة الانبا صموئيل المعترف, Maghārat al-Anbā Ṣamūʾīl al-Muʿtarif. Die Höhle besitzt von modernen Graffiti abgesehen keine Dekoration. Nur ein Altar steht in der Höhle. Am Ende der Höhle befindet sich ein Wasserbehälter, der aus Regenwasser gespeist wird.

Um zur Höhle zu gelangen, biegt man gleich hinter dem Tor der Südmauer des Klosters in östlicher Richtung auf eine Piste, die parallel zur Klostermauer entlang führt. Nach reichlich einem Kilometer zweigt bei 2 28° 52′ 52″ N 30° 32′ 4″ O die Piste nach Norden ab. Nach etwa 3,5 Kilometern erreicht man die 2 Klosterfarm (28° 54′ 42″ N 30° 31′ 54″ O) und von hier aus nach einem Kilometer in östlicher Richtung die Höhle des hl. Samuel.

Aktivitäten

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Außerhalb der Fastenzeiten kann man an den Gottesdiensten teilnehmen.

Einkaufen

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Im Kloster können Souvenirs wie z. B. Abbildungen und Plaketten der christlichen Familie und verschiedener Märtyrer und Bücher zur Liturgie und zum Christentum in Ägypten, zumeist in arabischer Sprache, erworben werden.

Unterkunft

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Praktische Hinweise

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Für das Kloster gibt es ein Postfach in Maghāgha: St. Samuel Coptic Orthodox Monastery, P.O. Box 1, Maghagha, Minya, Egypt.

Das Kloster verfügt über keinen Telefonanschluss. Telefonisch ist nur die Niederlassung in Kairo erreichbar: +20 (0)2 2593 3766, Fax: +20 (0)2 2589 4708.

Ausflüge

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Der Besuch des Klosters lässt sich mit Reisezielen im Großraum Maghāgha verbinden.

Literatur

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  • Geschichte und Bauten des Klosters
    • Meinardus, Otto F. A.: Two thousand years of Coptic Christianity. Cairo: American University in Cairo Press, 2002, ISBN 978-977-424-757-6, S. 251 f.
    • [Abū al-Makārim] ; Evetts, B[asil] T[homas] A[lfred] (Hg., Übers.) ; Butler, Alfred J[oshua]: The churches and monasteries of Egypt and some neighbouring countries attributed to Abû Sâliḥ, the Armenian. Oxford: Clarendon Press, 1895, S. 206–208, Fol. 71.b–72.b; S. 315, Nr. 34 der Klosterliste des Maqrīzī. Verschiedene Nachdrucke, z. B. Piscataway : Gorgias Press, 2001, ISBN 978-0-9715986-7-6.
    • Fakhry, Ahmed: The monastery of Ḳalamoun. In: Annales du Service des Antiquités de l’Egypte (ASAE), ISSN 1687-1510, Bd. 46 (1947), S. 63–83, Plan, Tafeln X–XVII.
    • Timm, Stefan: Gabal al-Qalamūn. In: Das christlich-koptische Ägypten in arabischer Zeit ; Bd. 3: G - L. Wiesbaden: Reichert, 1985, Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients : Reihe B, Geisteswissenschaften ; 41,3, ISBN 978-3-88226-210-0, S. 1000–1008.
    • Coquin, René-Georges ; Martin, Maurice ; Grossmann, Peter: Dayr Anba Ṣamu’il of Qalamun. In: Atiya, Aziz Suryal (Hrsg.): The Coptic Encyclopedia ; Bd. 3: Cros - Ethi. New York: Macmillan, 1991, ISBN 978-0-02-897026-4, S. 758–760.  
  • Leben des hl. Samuel
    • Amélineau, Émile: Samuel de Qalamoun. In: Revue de l’histoire des religions, ISSN 0035-1423, Bd. 30 (1894), S. 1–47.
    • Isaac the Presbyter ; Alcock, Anthony (Übers.): The Life of Samuel of Kalamun. Warminster: Aris & Phillips, 1983, ISBN 978-0-85668-219-3.
    • Alcock, Anthony: Samu’il of Qalamun, Saint. In: Atiya, Aziz Suryal (Hrsg.): The Coptic Encyclopedia ; Bd. 7: Qalʿ - Zost. New York: Macmillan, 1991, ISBN 978-0-02-897036-3, S. 2092 f.  
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  • Lives of Saints: Kiakh 8, koptisches Synaxarium (Martyrologium) zum 8. Kiahk (17. Dezember) zum Tod des Klostervorstehers Ṣamūʾīl (Coptic Orthodox Church Network)
  • Lives of Saints: Kiakh 13, koptisches Synaxarium (Martyrologium) zum 13. Kiahk (22. Dezember) zur Weihe der Kirche des hl. Mīṣāʾīl des Einsiedlers (Coptic Orthodox Church Network)

Einzelnachweise

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  1. Siehe Coquin, René-Georges, u.a., a. a. O.Orlandi, Tito: Il Dossier copto del martire Psote : testi copti con introduzione e traduzione. Milano: Cisalpino-Goliardica, 1978, Testi e documenti per lo studio dell’antichità ; 61, ISBN 978-88-205-0122-8, S. 104–107. In Koptisch und Italienisch.
  2. Burmester, O. H. E.: The Date of the Translation of Saint Iskhirun. In: Le muséon : revue d’études orientales, ISSN 0771-6494, Bd. 50 (1937), S. 53–60.
  3. Kamal, Ahmed (Übers.): Kitāb ad-durr al-maknuz nas-sirr fil-dalāʾil wal habājā nad-dafāʾin = Livre des perles enfouies et du mystère précieux au sujet des indications des cachettes, des trouvailles et des trésors ; 2: Traduction. Le Caire: Imprimerie de l’Institut français d’archéologie orientale, 1907, S. 207, § 368.
  4. Siehe Abû Sâliḥ the Armenian, a. a. O., S. 315, Nr. 34 der Klosterliste des Maqrīzī.
  5. Belzoni, Giovanni Battista: Narrative of the operations and recent discoveries within the pyramids, temples, tombs, and excavations in Egypt and Nubia; and of a journey to the coast of the Red Sea, in search of the ancient Berenice and another to the oasis of Jupiter Ammon. London: Murray, 1820, S. 432 f. (Textband).
  6. Cailliaud, Frédéric: Voyage a Méroé, au fleuve blanc, au-delà de Fâzoql dans le midi du Royaume de Sennâr, a Syouah et dans cinq autres oasis … Tome I. Paris: Imprimerie Royale, 1826, S. 33.
  7. Schweinfurth, G.: Reise in das Depressionsgebiet im Umkreise des Fajum im Januar 1886. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, ISSN 1614-2055, Bd. 21,2 (1886), S. 96–149, Karte, insbesondere S. 113 f.
  8. Wilkinson, John Gardner: Modern Egypt and Thebes : being a description of Egypt ; including the information required for travellers in that country; Bd. 2. London: Murray, 1843, S. 356.
  9. Beadnell, H. J. L.: The Topography and Geology of the Fayum Province of Egypt. Cairo: Survey Department, 1905, S. 21.
  10. Smolenski, Thadée: Le Couvent Copte de Saint-Samuel à Galamoun. In: Annales du Service des Antiquités de l’Egypte (ASAE), ISSN 1687-1510, Bd. 9 (1908), S. 204–207. Erwähnt einige Funde, die heute nicht mehr auffindbar sind.
  11. Tadeusz Samuel Smoleński gilt als Pionier der polnischen Ägyptologie.
  12. Azadian, A. ; Hug, G[eorges] ; Munier, H[enri]: Notes sur le Ouady Mouellah. In: Bulletin de la Société Royale de Géographie d’Égypte, ISSN 1110-5232, Bd. 18 (1932), S. 47–63, 4 Tafeln. Aufsatz enthält im Wesentlichen nur eine historische Beschreibung. Von den Bauten wurde nur die Krypta erwähnt.
  13. An anderer Stelle wird angegeben, er sei bereits mit 18 Jahren Mönch geworden.
  14. 2017 Minya bus attack, Wikipedia-Artikel zum Anschlag vom 26. Mai 2017.
  15. Reuters/AFP/dpa: IS beansprucht Anschlag auf Kopten für sich. In: Spiegel Online, Samstag, 27. Mai 2017.Terrorism hits Egyptians ahead of Ramadan. In: Daily News Egypt, Samstag, 27. Mai 2017.
  16. 2018 Minya bus attack, Wikipedia-Artikel zum Anschlag vom 2. November 2018.
  17. Ahmed Eleiba: Reasonable doubts. In: Al-Ahram Weekly, Donnerstag, 8. November 2018.AP: IS Attack on Christian Pilgrims in Egypt Kills 7, Wounds 19. In: New York Times, Samstag, 3. November 2018.
 
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