Qurnat Maraʿī

Siedlung und archäologische Stätte auf dem thebanischen Westufer
Blick auf die Siedlung von Qurnat Maraʿī
Qurnat Maraʿī · قرنة مرعي
GouvernementLuxor
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Qurnat Maraʿī

Qurnat Mara'i (arabisch: ‏قرنة مرعي, Qurnat Maraʿī/Marʿī, auch Kurnet/Qurnet/Gournet Murai/Mura'i/Murrai/Mar'i, Qoornet Murraee) ist eine ägyptische Siedlung und der sie im Norden begrenzende Hügel im äußersten Westen des Dorfs Scheich ʿAbd el-Qurna in Theben-West. Der Hügel wurde seit der 11. altägyptischen Dynastie, hauptsächlich jedoch im Neuen Reich, als Begräbnisstätte hochgestellter Beamter genutzt. Das bekannteste Grab, das des Vizekönigs von Kusch, Amenhotep Huy, besitzt Darstellungen von Tribut bringenden Nubiern und Syrern.

Hintergrund

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Der Hügel Qurnat Maraʿī befindet sich etwa 600 Meter nordwestlich des Totentempels Amenophis’ III. und bildet gleichsam die natürliche Grenze zum nördlicher gelegenen Deir el-Madīna, der altägyptischen Siedlung der Nekropolenarbeiter (Friedhofsarbeiter). Der flache, längliche Hügel erstreckt sich etwa über 550 Meter von Südwesten nach Nordosten. Die Südseite des Hügels wurde in altägyptischer Zeit für die Anlage von Felsengräbern benutzt. Im Vorfeld des Hügels befand sich bis vor wenigen Jahren die Namen gebende moderne islamische Siedlung. Der Name stammt von einem muslimischen Heiligen, der auf dem Gipfel begraben wurde.

Anhand der noch vorhanden Reste von Pfeilergräbern, sog. Ṣaffgräbern, lässt sich feststellen, dass der Hügel bereits seit der zweiten Hälfte der 11. Dynastie, um etwa 2.000 v. Chr., als Begräbnisplatz genutzt wurde. Eine erneute Nutzung setzte unter den Königen Amenophis III. (Regierungszeit um etwa 1370 v. Chr.), Tutanchamun (Regierungszeit um 1320 v. Chr.) und seinem Nachfolger Eje ein, weil die Grabherrn wohl die Nähe zum Totentempel des Königs Amenophis III. suchten. Auch in der Ramessiden-, Spät- und ptolemäischen (griechischen) Zeit wurden hier noch Gräber angelegt. 17 dieser Gräber sind offiziell nummeriert, zehn davon enthalten bzw. enthielten Dekorationen.

In frühchristlicher Zeit diente der Hügel mit seinen Höhlen und Gräbern Eremiten als Unterkunft. Der Ort mit den Gemeinschaftseinrichtungen im Nordosten des Hügels wurde in der Folge als Topos, als Platz, des hl. Markus des Evangelisten z. B. aus Inschriften in der Nordmauer des Hathortempels in Deir el-Madīna bekannt. Hier wurden zwei Kirchen mit angeschlossenen Räumen einschließlich einer Küche und eines Refektoriums errichtet. Es ist nicht sicher, ob es sich hierbei bereits um ein Kloster handelte. Zumindest wurden bisher keine Mauern, Einfriedungen oder andere Klostereinrichtungen gefunden. Das Leben der Eremitengemeinschaft, die kaum mehr als fünf oder sechs Mitglieder umfasste, endete hier wohl mit der persischen (619–629) oder arabischen Eroberung. Die Funde stammen nur aus dem 6. oder 7. Jahrhundert. In späterer Zeit diente der Hügel jedoch noch als Ziel von Pilgern.

Die meisten Gräber des Hügels, insbesondere das Grab 40 des Amenhotep genannt Huy, sind seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bekannt. Das Grab 40 wurde u. a. von die Ägyptologen Karl Richard Lepsius (1810–1884) um 1843 bis 1845, Walter Wreszinski (1880–1935) zwischen 1909 bis 1913 sowie von Nina de Garis Davies (1881–1965) und Alan Henderson Gardiner (1879–1963) um 1926 dokumentiert.

Die beiden Gräber des Ameneminet, TT 277, und des Amenemhab, TT 278, wurden erst 1917 von Jacques Lecomte du Nouÿ (1885–1961) entdeckt.[1] Sie wurden 1954 durch Jeanne Vandier d’Abbadie (1899–1977) dokumentiert.

Zu Beginn der 1970er-Jahre wurden die Ruinen des koptischen Klosters durch Wissenschaftler des Institut français d’archéologie orientale untersucht. Es wurden etwa 1.700 griechische und koptische Ostraka – dies sind beschriftete Scherben –, Graffiti und Papyri, zahlreiche Keramik und mehrere Gräber gefunden.[2]

 
Plan von Qurnat Maraʿī

Die Anreise ist sehr einfach. Siedlung und archäologische Stätte befinden sich etwa 5 Kilometer nordwestlich der Anlegestelle der Nilfähre in Gazīrat el-Baʿīrāt oder Gazīrat er-Ramla. An der 1 Straßengabelung (25° 43′ 23″ N 32° 36′ 18″ O) befinden sich das Tickethäuschen und in Sichtweite bereits Qurnat Maraʿī.

Sehenswürdigkeiten

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Die Eintrittskarte erhält man im Tickethäuschen unweit des Hügels Qurnat Maraʿī. Eintritt: LE 120, für ausländische Studenten LE 60 (Stand 11/2024).

Fotografieren ist in den Gräbern verboten.

Grab des Amenhotep, genannt Huy, TT 40

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Grundriss des Grabs des Amenhotep, genannt Huy

Der Grabherr Amenhotep (ʾImn-ḥtp), genannt Huy (Ḥwj, Huje), wurde zum Vizekönig von Kusch in der Regierungszeit des Königs Tutanchamun in der 18. Dynastie und damit zum Statthalter für das Gebiet von Necheb/Hierankonpolis (el-Kāb) in Oberägypten bis nach Napata beim Dschabal al-Barkal im Sudan ernannt.[3] Dieses Amt des Vizekönigs oder Königssohns von Kusch, die alte Bezeichnung für Nubien, wurde während der 18. bis 20. Dynastien vergeben. Zuvor war Amenhotep königlicher Schreiber, vielleicht auch Briefschreiber[4] seines Amtsvorgängers Meri-mesu (Merimose) unter Amenophis III., dessen Grab sich in unmittelbarer Nähe befindet (TT 383). In einem Schacht im Grab des Amenhotep fand sich eine Granitstatue des Verstorbenen, die heute im Pariser Louvre, E. 14398, aufbewahrt wird, mit folgender Inschrift: „Re Verehren, wenn er [aufgeht], die Sonnenscheibe täglich Sehen, nicht abgehalten Werden von irgendetwas bei ihm, durch den Königssohn von Kusch, königlicher Schreiber und Rindervorsteher des Amun, Wedelträger zur Rechten des Königs, Gelobten des guten Gottes, geliebten Vertreter des Herrn beider Länder Amunhotep, den Gerechtfertigten.“[5]

Inschriften und Denkmäler des Amenhotep sind u.a. aus el-Kāb, Karnak, Faras, etwa 25 Kilometer südwestlich von Abu Simbel im Sudan, und von der Insel Bigga südlich von Assuan bekannt.[6] So ließ er u. a. den Tempel für den vergöttlichten Tutachamun in Faras errichten, in dem seine Ehefrau Ta-em-wadj-sj Haremsdame war und die nur aus der hiesigen Inschrift bekannt ist. Aus seinem Grab kennen wir weitere Familienangehörige: dies sind seine Mutter, die Hausherrin Wen-ḥor, seine Söhne, der Vorsteher der Streitwagen, der Stallmeister und Standartenträger, Paser, und der erste Stallmeister des Königs, königliche Streitwagenführer und Bote, Ṯur(j), seine Schwester, die Hausherrin Gu, sowie zwei weitere weibliche Familienangehörige, so eine Sängerin des Amun namens Kener.

Das 1 Grab des Amenhotep (25° 43′ 32″ N 32° 36′ 12″ O) besteht aus einer Querhalle und Pfeilerhalle mit vier Pfeilern. Der Eingang war einst beschrieben, aber bereits zu Lepsius’ Zeiten zerstört.

Folgen wir nun den Darstellungen der Querhalle in Uhrzeigerichtung und beginnen an der Eingangswand zur Linken. Auf der Wand sind drei Szenengruppen nebeneinander angebracht worden. Gleich neben dem Eingang lernen wir den Grabherr Amenhotep und seine Familie, unter ihnen seine Mutter und seine beiden Söhne, kennen. Er wird von Beamten empfangen und kümmert sich um zwei Frachtschiffe, die Tribute aus dem Süden bringen. Im unteren Teil wurden weitere Beamte, Seemänner, Musiker und Tänzerinnen dargestellt. In der Mitte der Wand kontrolliert der sitzende Grabherr den Eingang der Tribute aus Nubien und das Abwiegen des Goldes. Die Geschehnisse sind in fünf Registern (oder Bildstreifen) aufgezeichnet. Im obersten Register nimmt ein Beamter die Tribute in Empfang. Im vierten Register wird das Gold gewogen, vom Goldschreiber Harnofer erfasst und vom Stallmeister Hatj entgegengenommen. Am äußersten Ende inspiziert der Grabherr mehrere Frachtschiffe und ihre Fracht.

An der linken Schmalwand opfert Huy opfert vor den Göttern Anubis und Osiris. Darunter befindet sich eine Stele des Grabherrn.

Die linke Rückwand enthält die berühmtesten Szenen des Grabes. Der Grabherr in seiner Funktion als Vizekönig von Kusch bring eine Gesandtschaft nubischer und äthiopischer Häuptlinge und Tribute zum König Tutanchamun. Auf der linken Seite steht der Grabherr mit Stab und Zepter neben sechs Frachtschiffen, die aus Nubien kommend in der Reichshauptstadt Theben angelangt sind, wobei die unteren bereits zerstört sind. Die Schiffe sind u. a. mit Pferden, Rindern und Nubiern beladen. Der Grabherr, zweimal dargestellt, einmal mit einem Wedel und ein zweites Mal mit einem Salbkegel auf dem Kopf, steht vor den Gesandten und ihren Tributen. Über seinem Kopf befinden sich Möbel wie Stühle und Betten aus Ebenholz, Schilde mit Metall- und Fellüberzügen sowie ein Streitwagen mit Deichselstütze in Form eines Afrikaners. Der Grabherr blickt auf vier Register.

Im obersten Register sieht man auf der rechten Seite drei Fürsten, zwei von ihnen niederkniend, der dritte sich niederwerfend. Es handelt sich hierbei um den Fürsten Hekanefer aus Miʿam (Aniba) und zwei Fürsten aus dem nubischen Wawat. In ihr verfilztes Haar haben sie Federn gesteckt. Den Fürsten folgen die Kinder der Fürstenfamilien, eine Prinzessin und vier Prinzen. In einem Ochsenwagen folgt die Fürstin mit einem Sonnenschirm aus Straußenfedern auf dem Kopf. Neben der Fürstin steht der Wagenlenker, der die beiden Ochsen dirigiert, die zusätzlich von einem weiteren Mann gehalten werden. Neben den Ochsen tragen zwei Nubier Gold in Ringen und Goldstaub in einem Säckchen. Der Fürstin folgen fünf weitere, gefangene Nubier und zwei Nubierinnen mit ihren Kindern, die sie an der Hand bzw. in einem Tragekorb mit sich führen.

Im folgenden Register huldigen die Großen von Kusch dem Grabherrn. Vor ihnen sind flache Schalen mit Edelsteinen wie rotem Jaspis und Gold aufgestellt. Die Begleiter bringen Gold in Ringen und Säcken, eine Giraffe und vier Stiere mit sich. Das Gehörn der Stiere ist geschmückt, und es wurden Hände wie zur Huldigung auf den Hörnern aufgesteckt. Von den Nubiern neben den Stieren erkennt man nur die Köpfe und Oberkörper. Auch das dritte Register wird von kuschitischen Häuptlingen angeführt, vor ihnen wieder Gold, Jaspis und Edelsteine. Es folgen u. a. Fächerträger. Die einst folgenden Männer mit Stieren sind heute verloren.

Das vierte Register zeigt Frauen und Männer aus dem Gefolge des Huy, wie sie den Verstorbenen begrüßen. Das Palasttor am linken Ende der Szene ist heute verloren.

Rechts daneben erkennt man den knienden Grabherrn vor zahlreichen Tributen. Hierzu gehören Gold in Ringen, Goldstaub in weißen Säcken sowie verschiedene Edelsteine auf Schalen. Darunter befinden sich Prunktische mit einer goldenen Pyramide bzw. einem goldenen Palast, die von Dumpalmen umstanden werden. Links daneben befindet sich ein Tragesessel. Die untere Hälfte wird von einem großen Prunktisch ausgefüllt, von dem Pantherfelle und Netze aus Goldringen herabhängen. Auf dem Tische befindet sich eine goldene Pyramide, die von Palmen, Giraffen und Afrikanern flankiert wird.

Am rechten Ende erkennt man erneut den Grabherrn mit seinen Insignien, dem Krummstab und der Feder, wie er vor dem unter einem Baldachin thronenden König Tutanchamun steht. Der König mit der blauen Krone hält seine Insignien Krummstab und Geißel. Die Kartuschen des Königs sind jedoch fast vollständig ausgekratzt. Nur das Jmn (Amun) im Eigennamen hat man stehen lassen. Dies ist ein sehr deutliches Zeichen dafür, dass es sich hier um den verfemten Tutanchamun, und nicht um Amenophis III. handelt.

 
Der Grabherr Amenhotep vor dem thronenden König Tutanchamun

Die rechte Rückwand ähnelt thematisch der linken. Hier werden die Tribute der Syrer in Empfang genommen. Diese Wand ist nicht mehr so gut erhalten wie die linke. Insbesondere fehlen die rechten unteren Partien. Vor dem unter einem Baldachin thronenden König steht Huy mit Goldgefäßen, die die Tribute wie Edelsteine aus Syrien enthalten. Begleitet wird er von zwei syrischen Fürsten, die Großen von Ober-Retenu, die Frieden erbitten, und weiteren Syrern. Zu den Tributen gehören ein Pantherfell, ein Löwe und ein Ross. In der Beischrift vor dem Baldachin heißt es: „Königssohn von Kusch, Vorsteher der südlichen Fremdländer, Wedelträger zur Rechten des Königs Ḥwj, der Gerechtfertigte, er sagt: Es schütze dich dein Vater Amun mit Millionen von Sedfesten (Krönungsjubiläen); er gebe dir eine Ewigkeit als König der beiden Länder, eine Unendlichkeit als Herrscher der Neunbogen (Sinnbild der Feinde Ägyptens). Du bist Re; sein Abbild ist dein Abbild. Du bist der Himmel, der auf seinen Stützen bleibt. Es liege die Erde unter dir wegen deiner Tüchtigkeit, du guter Herrscher! Bringen der Abgaben dem Herrn der beiden Länder, der Lieferungen des elenden Reṯenu, durch den königlichen Boten nach jedem Fremdland, Königssohn von Kusch, Vorsteher der südlichen Fremdländer Amenhotep, den Gerechtfertigten.“[7]

Die rechte Schmalwand zeigt verschiedene Priester in vier Registern, wie sie Totenriten am Verstorbenen wie seine Reinigung durchführen.

Die rechte Eingangswand ist thematisch nicht weniger interessant. Sie zeigt die Einsetzung des Grabherrn als Vizekönig durch den König Tutanchamun. Diese Einsetzung wurde in drei Registern veranschaulicht: Im obersten Register wird der Grabherr von dem unter einem Baldachin thronenden Tutanchamun empfangen. Im zweiten Register erhält Huy vom Schatzhausvorsteher einen Goldring, bei dem es sich um das Bürosiegel des Vizekönigs handelt. Sein Verwaltungsgebiet reicht von el-Kāb bis nach Napata. In der Beischrift kann man lesen: „Der Schatzhausvorsteher sagt: Ein Siegel ist das von Pharao, Leben, Heil, Gesundheit, der dir anbefiehlt von Hierakonpolis bis ‚Throne der beiden Länder‘ (Dschabal al-Barkal). Der Königssohn von Kusch, Ḥwj, er sagt: Es tue Amun, Herr der Throne der beiden Länder, alles das, was du anbefohlen hast, Souverän, unser Herr!“ Im untersten Register sind die sich verneigende Beamte und Höflinge zu sehen.[8]

Daneben wurden der Grabherr mit Blumen im Beisein seiner beiden Söhne sowie mit seiner Ehefrau oder Schwester und Opferträgern, Tänzern und Musikern dargestellt.

Auch die Decke der Querhalle wurde ausgemalt und nennt verschiedene Titel des Verstorbenen.

Die linke Laibung des Zugangs zur Pfeilerhalle enthält einen Hymnus an Ptah. Die folgende, etwa quadratische Halle mit ihren vier Pfeilern besitzt keine Dekoration.

Grab des Ameneminet, TT 277

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Grundriss des Grabs des Ameneminet

Die beiden 2 Gräber des Ameneminet und des Amenemhab (25° 43′ 29″ N 32° 36′ 13″ O) liegen unmittelbar nebeneinander unterhalb und südlich des Grabs des Huy und besitzen einen gemeinsamen, etwa 5 × 9 Meter großen Hof. Die beiden ramessidischen Gräber sind etwa zeitgleich und gehören zu den letzten Gräbern, die in pharaonischer Zeit auf diesem Friedhof angelegt wurden. Beiden Gräbern ist gemein, dass sie eher hastig und weniger sorgfältig angelegt wurden. Die Darstellungen der Personen entsprechen nicht mehr den bis dato gängigen Proportionen, was typisch für diese Zeit ist. Beide Gräber enthalten Wandmalereien, die auf einem Gipsuntergrund aufgetragen wurden und noch sehr gut erhalten sind.

Das rechte Grab gehört Ameneminet (oder Amenemonet, Amen-em-ōnet, Imeneminet), der als Priester, als Gottesvater des Ptah-Sokar, im Millionenjahrhaus des Amenophis’ III. zu Beginn der 20. Dynastie wirkte. Es befindet sich so in unmittelbarer Nähe seiner einstigen Wirkungsstätte. Seine Tätigkeit in diesem Tempel ist auch Thema der Grabdekoration. In seinem Grab sind zudem seine Mutter, Tadjeseretka, seine Ehefrau, Nefertari, Sängerin des Amun, und seine fünf Kinder, darunter der einzige Sohn Kenamun, Priester des Ptah, und vier Töchter, genannt.

Das Grab besteht nur aus einer unregelmäßigen, etwa 3,5 Meter breiten Querhalle, in deren linken hinteren Ecke ein heutzutage blockierter Korridor zu seinem Grab führt. Die linke Seite ist mit 2,5 Metern deutlich länger als die rechte mit 1,5 Metern. Auch befindet sich die Nische an der Rückwand nicht in einer Achse mit dem Eingang, der sich auf der Westseite des Grabs befindet. Auf der linken Laibung des Eingangs (1) erkennt man den nach außen gewandten Grabherrn im Anbetungsgestus vor einer Hymne an den Sonnengott Re. Auf der gegenüberliegenden Seite ist Ameneminet zusammen mit seiner Ehefrau dargestellt, die ein Sistrum und einen Blumenstrauß hält.

Die bekanntesten Szenen des Grabes befinden sich auf der linken Eingangswand (2) und der sich anschließenden Seitenwand (3). Das oberste der vier Register zeigt Priester, die Standstatuen des Königs Amenophis III. und seiner Gemahlin Teje auf Schlitten in Rahmen einer Prozession ziehen. Die Statuen sind mit Buketts geschmückt und werden von Priestern und Wedelträgern begleitet. Auf der Seitenwand ziehen fünf Ruderer und ihr Steuermann mit ihrem Boot ein Boot mit dem Totenschrein, der mit Isisknoten-Symbolen und Djed-Pfeilern geschmückt ist, über den heiligen See. Neben dem Schrein erkennt man einen sem-Priester und die Göttinnen Isis und Nephthys. Eher selten ist die Darstellung der Boote mitten im See und nicht auf der Grundlinie.

Das darunter befindliche Register ist höher als die anderen und zeigt Priester mit ihren Begleitern, wie sie Totenriten, u. a. das sog. Mundöffnungsritual, auf dem Weg zum Grab vollziehen. Ihr Ziel ist ein Aufbau mit Nahrungsmittelopfern, hinter dem sich zwei mumienförmige Särge vor einer Stele und dem zugehörigen Pyramidengrab im Gräberberg befinden. Die Stele zeigt im oberen Teil, wie der Grabherr den thronenden Gott Re-Harachte anbetet. Die unteren beiden Register besitzen gängige Darstellungen. Im dritten Register führt eine Grabprozession mit Klagefrauen und Schlächtern mit Rindern zur Göttin des Westens, der Göttin der Nekropole bzw. des Friedhofs, am rechten Ende. Das unterste Register, das durch eindringendes Wasser beschädigt wurde, ist dem Totenbankett gewidmet.

Unmittelbar über dem Grabkorridor befinden sich zwei weitere Szenen: Der Grabherr zur Linken reicht ein Weihrauch- und Wasseropfer an die Statuen des König Mentuhotep II. (Mentuhotep-Nebhetepre), König in der 11. Dynastie, und der Königin Nefertari, wörtlich Neferys, dar, hinter denen sich die Hathorkuh im Gebirge befindet – dies ist ebenfalls eine Darstellung der Göttin des Westens. Dieses selten dargestellte Ritual wurde unter Sesostris III. in der 12. Dynastie eingeführt und noch in der Ramessidenzeit praktiziert. Darunter tragen vier Männer einen mumiengestaltigen Sarg zu einem weihräuchernden Priester, hinter dem über einer aufgebahrten Mumie ihr Seelenvogel Ba schwebt. Die Szene der den Sarg tragenden Männer – möglicherweise handelt es sich hier um die vier Horussöhne – kommt nur in diesem Grab vor.

Auf der linken Seite der Rückwand (4) sieht man den Grabherrn, wie er Horus anbetet. Darüber befindet sich ein großes, liegendes Bukett. Daneben befindet sich eine etwa 60 Zentimeter hohe, grob ausgehauene Nische (8) und unter ihr eine Opfertafel mit Pflanzen und zwei geschlachteten Rindern. Auf dem Sturz der Nische ist der Grabherr zweimal im Beisein seiner Familie dargestellt, wie er Osiris und Anubis zur Linken bzw. Amun-Harachte und Isis anbetet. Die Pfosten der Nische enthalten Opferformeln.

Die rechte Eingangswand (5) widmet sich in zwei Registern dem Grabherrn und seiner Ehefrau, die oben den thronenden Osiris und Isis und darunter den thronenden Luftgott Schu und die löwenköpfige Schöpfergöttin Tefnut anbeten. An der Seitenwand (6) erkennt man in einer Doppelszene den Grabherrn, wie er zum einen Osiris und zum anderen Maat, die Göttin der Gerechtigkeit, anbetet.

Der rechte Teil der Rückwand (7) nimmt nochmals Bezug auf seine Tätigkeit als Priester: der Grabherr bringt ein Weihrauch- und Wasseropfer an den thronenden Amenophis III. mit blauer Krone und Teje mit Doppelfederkrone dar. Ein liegendes Bukett bildet auch hier den oberen Abschluss.

Von der eingestürzten Decke sind im Wesentlichen nur noch die äußeren Farbbänder erkennbar.

Grab des Amenemhab, TT 278

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Grundriss des Grabs des Amenemhab

Das Nachbargrab zur Linken gehört Amenemhab, der am Ende der 19./Anfang der 20. Dynastie lebte und als Hirte über die Viehherden des Amun-Re wirkte. Es ist unvollendet, aber aufwändiger angelegt worden und besteht aus einer Querhalle, die über einen kurzen Gang zur Grabkammer führt. Nur die Querhalle wurde dekoriert. Auf den Laibungen des Eingangs (1) wurde der anbetende Grabherr dargestellt.

An der linken Eingangswand (2) und der folgenden Seitenwand (3) erkennt man die Grabprozession in Vorzeichnung. Es folgen auf der linken Rückwand (4) der Grabherr und seine Blumensträuße tragende Ehefrau Tay, Sängerin der Göttin Mut, wie sie die Hathorkuh im Gebirge, die Göttin des Westens, anbeten.

Auf der rechten Eingangswand (5) sind Opferszenen vor dem Ehepaar in zwei Registern dargestellt. Die folgende Schmalwand (6) zeigt das Ehepaar im Beisein der Baumgöttin. Die Seelenvögel beider trinken Wasser.

Die rechte Rückwand (7) zeigt im oberen Register den Verstorbenen im Beisein von Verwandten mit Blumensträußen, wie er Osiris, Isis und Nephthys anbetet. Im unteren Register erkennt man die rituelle Abydosfahrt: als letzte Station des Bestattungsrituals wurde der Leichnam des Verstorbenen in Segelbooten dem Osiris gleich zur Nekropole von Abydos gefahren. Zudem opfern der Grabherr und seine Gemahlin Blumensträuße an das Osiris-Emblem, das sich zwischen zwei Widderstandarten befindet.

Oberhalb des Zugangs zur hinteren Halle (8) befinden sich zwei den Totengott Anubis repräsentierende Schakale. Die Decke wurde mit Spiralmustern dekoriert.

Der Grabschacht befindet sich in der hinteren Halle in der hinteren rechten Ecke. An der Rückwand befindet sich eine angedeutete, aber undekorierte Nische.

Topos des hl. Markus

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Südseite des Topos des hl. Markus

Auf dem Hügel befinden sich die in noch einiger Höhe anstehenden 1 Lehmziegelgebäude (25° 43′ 37″ N 32° 36′ 14″ O) mit den Kirchen und Räumlichkeiten der einst hier lebenden Eremiten.

Im Nordosten des Hügels befindet sich das 3 Grabungshaus des deutschen archäologischen Instituts (25° 43′ 39″ N 32° 36′ 25″ O).

Ein kleines Restaurant gibt es beim Ramesseum in Scheich ʿAbd el-Qurna, weitere in Gazīrat el-Baʿīrāt und Gazīrat er-Ramla sowie in Luxor.

Unterkunft

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Die nächstgelegenen Hotels findet man im Bereich von Scheich ʿAbd el-Qurna. Unterkünfte gibt es zudem in Gazīrat el-Baʿīrāt und Gazīrat er-Ramla, Ṭōd el-Baʿīrāt, Luxor sowie Karnak.

Ausflüge

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Der Besuch von Qurnat Maraʿī lässt sich mit der Besichtigung des Totentempels Amenophis’ III., dem Ramesseum, weiterer Beamtengräber in Scheich ʿAbd el-Qurna und der Siedlung von Nekropolenarbeitern Deir el-Madīna verbinden. Westlich von Deir el-Madīna befindet sich zudem das Tal der Königinnen.

Literatur

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  • Allgemein:
    • Kampp-Seyfried, Friederike: Thebes, Qurnet Murai. In: Bard, Kathryn A. (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. London, New York: Routledge, 1999, ISBN 978-0-415-18589-9, S. 811 f.
  • Grab des Amenhotep, genannt Huy, TT 40:
    • Lepsius, Carl Richard (Hg.): Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien, Berlin und Leipzig, Abth. I, Bd. 2, Tafel 73, Abth. III, Bd. 6, Tafeln 115–118 (1852); Text Bd. III, S. 301–306 (1900).
    • Wreszinski, Walter: Atlas zur altaegyptischen Kulturgeschichte ; Teil 1. Leipzig: Hinrich, 1923. Tafeln 42, 158–165.
    • Davies, Nina de Garis ; Gardiner, Alan H.: The tomb of Ḥuy, Viceroy of Nubia in the reign of Tutʿankhamūn (No 40). London: Egypt Exploration Soc., 1926, The Theban tombs series : memoir / Egypt Exploration Fund ; 4.
    • Helck, Wolfgang: Urkunden des ägyptischen Altertums : Abt. 4: Urkunden der 18. Dynastie ; Übersetzung zu den Heften 17–22. Berlin: Akad.-Verl., 1961, S. 188 (Nr. 549 [1635]), S. 383–387 (Nr. 792 [2064–2073]), S. 387 f. (Nr. 793–796 [2073–2076]).
  • Gräber des Ameneminet, TT 277, und des Amenemhab, TT 278:
    • Vandier d’Abbadie, J[eanne]: Deux tombes ramessides à Gournet-Mourraï. Caire: Imprimerie de l’Institut français d’archéologie orientale, 1954, Mémoires / Institut Français d’Archéologie Orientale du Caire ; 87.
  • Topos des hl. Markus
    • Timm, Stefan: Topos des Apa Mar[kus] (II). In: Das christlich-koptische Ägypten in arabischer Zeit ; Bd. 6: T - Z. Wiesbaden: Reichert, 1992, Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients : Reihe B, Geisteswissenschaften ; 41,6, ISBN 978-3-88226-561-3, S. 2753–2755.
    • Martin, Maurice ; Coquin, René-Georges ; Castel, Georges: Qurnat Mar‘i. In: Atiya, Aziz Suryal (Hrsg.): The Coptic Encyclopedia ; Bd. 7: Qalʿ - Zost. New York: Macmillan, 1991, ISBN 978-0-02-897036-3, S. 2040–2043.  
    • Boud’hors, Anne ; Heurtel, Chantal: Ostraca et papyrus coptes du topos de Saint-Marc à thèbes. Le Caire: Institut français d’archéologie orientale, 2015, Bibliothèque d’études coptes ; 24, ISBN 978-2-7247-0671-0. 2 Bände.
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Einzelnachweise

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  1. Gauthier, Henri: Fouilles de l’Institut français d’archéologie orientale dans les nécropoles thébaines en 1917 et 1918. In: Annales du Service des Antiquités de l’Egypte (ASAE), ISSN 1687-1510, Bd. 19 (1920), S. 1–12, insbesondere S. 2 f.
  2. Sauneron, Serge: Les travaux de l’Institut français d’archéologie orientale en 1970-1971. In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO), ISSN 0255-0962, Bd. 70 (1971), S. 235–274, insbesondere S. 241–252. Zudem Bd. 71 (1972), S. 189–230, insbesondere S. 206–208, Bd. 73 (1973), S. 217–296, insbesondere S. 230 f., und Bd. 74 (1974), S. 183–233, insbesondere S. 204 f.
  3. Helck, Wolfgang: Hui I. In: Helck, Wolfgang ; Westendorf, Wolfhart (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie ; Bd. 3: Horhekenu - Megeb. Wiesbaden: Harrassowitz, 1980, ISBN 978-3-447-02100-5, Sp. 72. Siehe auch Habachi, Labib: Königssohn von Kusch, ebenda, Bd. 3, Sp. 633, Nr. 14.
  4. Helck, Urkunden, a. a. O., S. 324, Nr. 724 [1935].
  5. Alliot, Maurice: Fouilles de Deir el-Médineh 1930-1931 : Un puits funéraire à Qournet-Mora'i, 21 février - 7 mars 1931. In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO), ISSN 0255-0962, Bd. 32 (1933), S. 65–81. — Helck, Urkunden, a. a. O., S. 188.
  6. Helck, Urkunden, a. a. O., S. 387 f., Nr. 793–796.
  7. Helck, Urkunden, a. a. O., S. 385.
  8. Helck, Urkunden, a. a. O., S. 383.
 
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