Sprachführer für Südamerika

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Sprachlich und kulturell liegt Südamerika nahe an Südeuropa. Jeweils etwa die Hälfte der Bewohner spricht Portugiesisch (Brasilien) oder Spanisch (in fast allen anderen Ländern). Dennoch unterscheiden sich die Dialekte zum Teil deutlich von den aus Europa bekannten Sprachen. Zudem gibt es noch die nativen amerikanischen Sprachen der Ureinwohner, die insbesondere im Andenraum und im zentralen Teil Südamerikas bei einem Teil der Landbevölkerung weiterhin gesprochen werden.

BrazilFlagge Brazil Brasilien

Das größte Land Südamerikas ist gleichzeitig das größte portugiesischsprachige Land der Welt. In das Brasilianische sind zahlreiche Regionalismen eingeflossen, die dem lokalen Dialekt ein besonderes Gepräge geben. So wirkt die Aussprache breiter als in Portugal. Mit Englisch kommt man in den Touristenzentren gut durch, im Binnenland dagegen ist das Englischniveau der Bevölkerung oft schlecht, obwohl es in der Schule gelehrt wird. Im Süden wird auch Spanisch und zum Teil Guaraní (in den abgelegenen Grenzgebieten zu Paraguay) verstanden.


BoliviaFlagge Bolivia EcuadorFlagge Ecuador PeruFlagge Peru Zentraler Andenraum (Bolivien, Peru, Ecuador)

Das Spanisch der Andenländer ist vergleichsweise einfach zu verstehen, da es recht nah am traditionellen Spanisch liegt. Doch sind gerade in diesen Ländern auf dem Land noch Sprachen der Ureinwohner verbreitet. Im Hochland sind dies vor allem Quechua und Aymara, im Amazonasgebiet Guaraní-Dialekte und Splittergruppen. Mit Englisch kommt man in großen Städten und Touristenzentren ebenfalls halbwegs zurecht.


ColombiaFlagge Colombia VenezuelaFlagge Venezuela Nördlicher Andenraum (Venezuela, Kolumbien)

Im Nordwesten Südamerikas wird relativ reines Spanisch mit einigen Sonderausdrücken gesprochen. Die Sprachen der Ureinwohner sind hier auf entlegene Gebiete beschränkt und werden fast nur in der mündlichen Kommunikation verwendet. Englisch wird in den Städten von der gebildeten Bevölkerung verstanden.


ArgentinaFlagge Argentina UruguayFlagge Uruguay ParaguayFlagge Paraguay ChileFlagge Chile Cono Sur (Argentinien, Uruguay, Paraguay, Chile, Falklandinseln)

Am weitesten vom Kastilischen hat sich das Spanische in Argentinien und Uruguay entfernt. Dort wird auch die Grammatik anders benutzt: Der voseo, die Ersetzung des durch das altspanische vos, ist hier in die Standardsprache eingegangen. In Chile und Paraguay ist das Spanische zwar traditioneller, bietet aber dennoch einige Sonderausdrücke. Besonderheiten sind das Plattdeutsch der Mennoniten im Nordwesten Paraguays sowie das Mapdungun im Süden Chiles und Argentiniens, eine alte indianische Verkehrssprache, die noch von etwa einer Million Menschen beherrscht und gesprochen wird. Auf den Falklandinseln wird britisches Englisch gesprochen.


GuyanaFlagge Guyana SurinameFlagge Suriname FrankreichFlagge Frankreich Guyana, Suriname, Französisch-Guayana

Sprachlich und kulturell nehmen die Guayanas eine Sonderstellung in Südamerika ein. Die beiden Kleinstaaten und das französische Überseedepartement sind seit jeher mehr mit der Karibik verbunden als mit dem Rest des Kontinents. Amtssprachen sind Englisch in Guyana, Niederländisch in Suriname und Französisch in Französisch-Guayana, daneben sind jedoch Kreolsprachen, insbesondere das Sranan Tongo in Suriname, sehr weit verbreitet. Wegen der vielen asiatischen Einwanderer sind insbesondere Hindi in Guyana sowie Indonesisch in Suriname ebenfalls verbreitet.


Südamerika
Der "voseo"

Der voseo ist ein Eigenart des südamerikanischen Spanischen, die besonders in Argentinien, Uruguay, Paraguay, Chile und Südbolivien verbreitet ist, aber auch in den anderen spanischsprachigen Ländern auftaucht. Es handelt sich um die Ersetzung des durch vos, eine alternative Du-Form (2. Person Singular) bei den Verben. Im Standardspanisch ist das Wort vos ausgestorben, es hatte ursprünglich eine Bedeutung ähnlich der altdeutschen Höflichkeitsform Ihr. Ganz im Gegensatz dazu wird vos meist als informelle, freundschaftliche Du-Form verwendet, die förmliche Anrede lautet wie im Standardspanischen usted.

Wie bildet man nun die vos-Verbformen? Die Konjugation ist glücklicherweise sehr regelmäßig und wird direkt vom Verbstamm (Grundform ohne Endung) abgeleitet. Es gibt nur zwei Ausnahmen: ser (vos sos) und haber (vos has). Im Präsens:

  • Auf Verben mit -ar-Endung: -ás (z. B. contar -> vos contás)
  • Auf Verben mit -er-Endung: -és (z. B. poder -> vos podés)
  • Auf Verben mit -ir-Endung: -ís (z. B. salir -> vos salís)

Ein Sonderfall ist Venezuela, hier wird die vos-Form wie die spanische vosotros-Form konjugiert. In Chile dagegen findet man eine weitere Variante, bei der alle Verben mit -ís, unabhängig von der Endung, konjugiert werden. Dort wird das vos auch bunt mit dem gemischt, zum Teil wird tú gemeinsam mit der vos-Verbform verwendet.

In der förmlichen Schriftsprache wird der voseo nur in Argentinien und Uruguay verwendet. In den anderen Ländern sollte man die Form nur in der informellen mündlichen Kommunikation verwenden, selbst wenn es in den Medien immer populärer zu werden scheint.
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