Sellagruppe

Bergstock in den Dolomiten

Die Sellagruppe, (ital. il Sella, ladinisch l Sela ) liegt im mittleren Teil der Westlichen Dolomiten in Italien und verteilt sich auf die drei Provinzen Südtirol, Trentin und Venetien. Neben den Wanderern und Begsteigern im Sommer ist das Gebirgsmassiv vor allem im Winter das Ziel der alpinen Skifahrer: Die Sella Ronda ist die legendäre Umrundung der Sella in einer traumhaften Felsenkullise der Dolomiten und über vier Alpenpässe hinweg.

Winterliche Sellagruppe in der Bildmitte und in Fernansicht von Westen aus: links Geisler, ganz rechts Langkofel, dazwischen die Marmolata. Ganz vorne Eisacktal

Regionen

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Im wesentlichen ist der Sellastock ein markanter und weit sichtbarer Tafelberg mit zwei ausgeprägten Stufen, dessen Plateau sich durch einige tiefe Taleinschnitte (Mittagstal, Lastiestal, Setus- und Pisciadùtal) noch in weitere Bergformationen unterteilen lässt.

Höchster Gipfel auf dem Plateau und relativ zentral gelegen ist der Piz Boè (3.151 m), die Cima Pisciadù (2.985 m) liegt im Norden des Plateaus über dem Grödner Joch. Die Meisules sind die Hochfläche und die bei den Kletterern beliebten Bergzinnen auf der Westseite des Plateaus zum Grödner Tal hin. Auf den im Südwesten gelegenen Gipfel Sass Pordoi (2.950 m) führt eine Seilbahn.

Ebenfalls zur Sellagruppe zählt verschiedentlich noch der Gebirgskamm Sasso Capello (2.259 m), der durch das Pordoijoch (2.240 m) an den Tafelberg angebunden ist.

Der Gebirgsstock selbst ist nicht besiedelt, es gibt nur einige Berghütten und die Unterkünfte (Hotels) an den umgebenden Alpenpässen. Die nächsten Ortschaften in den umgebenden Bergtälern sind Wolkenstein im Grödner Tal, Colfosco und Corvara im Gadertal und Arabba in Buchenstein.

Hintergrund

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Die Sellagruppe, auch Sellastock oder einfach nur Sella bezeichnet liegt im zentralen Teil der westlichen Dolomiten, die Abmessungen des Gebirgsteils mit unregelmäßig runden Grundriss betragen ca. sechs bis sieben Kilometer.

Die unmittelbar benachbarten Gebirgsgruppen sind die Marmolata im Süden, der Langkofel im Südwesten und der Puez-Geisler im Norden.

Die umgrenzenden Täler sind im Westen das Grödner Tal, im Norden das Gadertal im Südosten Arabba / Buchenstein und im Südwesten das Fassatal.

Die Bevölkerung der umgrenzenden Täler gehört überwiegend der ladinischen Sprachgruppe an (Rätoromanisch), so dass Ladinisch die Umgangssprache ist. Deutsch und Italienisch werden gesprochen und verstanden.

Die Anreise erfolgt am einfachsten über die Brennerautobahn Innsbruck-Brenner-Klausen im Eisacktal mit Autobahnausfahrt bei Klausen/Gröden und weiter durch das Grödner Tal. Der Sellastock befindet sich dann am östlichen Talende.

In der Hochsaison und im Winter oder bei Pass-Sperren kann -je nach Ziel- die Anreise durch das Gadertal schneller sein. Von der Autobahnabfahrt Bruneck auf der SS49 / E66 durch das Pustertal bis nach St. Lorenzen/San Lorenzo di Sebato/San Laurënz, dann auf der SS249 Richtung Abtei/Badia, Corvara und Arabba/Rèba.

Die nächsten Bahnhöfe befinden sich im Eisacktal, weiter mit dem Linienbus.

Mobilität

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Die vier Alpenpässe rund um die Sella sind:

Sehenswürdigkeiten

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Berggipfel

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Piz Boé

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Der mit 3.152m (46° 30′ 32″ N 11° 49′ 41″ O) höchste Gipfel im Sellamassiv gilt verschiedentlich als "leichtester" Dreitausender der Dolomiten und ist im Sommer für geübte Bergwanderer vom Pordoijoch aus zu erreichen. Für das letzte Teil des Vallon Klettersteigs ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich, der Klettersteig Cesare Piazzetta führt ebenfalls zum Gipfel und gilt als schwierig.

Der Gipfel markiert auch das Dreiländereck der Dolomitenprovinzen Südtirol, Trentin und Venetien.

Sass Pordoi

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Der 2.950m hohe Felsgipfel (46° 30′ 6″ N 11° 48′ 32″ O) in der südwestlichen Ecke des Massivs kann auch von Nichtbergsteigern über eine Seilbahn erreicht werden, am Gipfel befindet sich ein Restaurant mit Panoramaterrasse.

Mittagstal

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Die Bezeichnung Mittagstal für den auf dem Plateau gelegenen Einschnitt stammt aus der Jahreszeit Winter: wegen der Ausrichtung ist das Tal dann nur zur Mittagszeit komplett von den Sonnenstrahlen ausgeleuchtet.

Der Hochpunkt des Mittagstals (ladinisch Val de Mesdì, ital.: Val Mezdì) auf dem Gipfelplateau ist von der Bergstation am Sass Pordoi (2.950 m) über das Schutzhaus an der Pordoischarte und die Boè Hütte (2.873 m) in ca. einer dreiviertel Stunde zu Fuß zu erreichen. Hier beginnt dann eine hochalpine Skiabfahrt (nur für erfahrene und geübte Skifahrer), die nach Norden über rund vier Kilometer Länge und teilweise sehr steil hinab auf ca. 1.600m Höhe bis nach Colfosco führt.

Pisciadùsee
  • 1 Pisciadùsee. Der See befindet sich im Norden des Sellastocks, Zustieg siehe Pisciadù-Klettersteig.
  • Drachenseee. Der Drachenseee (2.680 m ladin.: Lech dl Dragon, ital.: Lago del Dragone) ist ein nur zeitweise existierender Gletschersee auf der Hochfläche der Meisules: maßgebend für den Wasserstand ist das Schmelzwasser aus den Altschneefeldern und Gletscherresten.

Aktivitäten

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Allgemeine Informationen zum Verhalten im Gebirge, Ausrüstung etc. siehe auch im Artikel Bergsteigen.

Im Sommer

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Pisciadù-Klettersteig

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Der Pisciadù Klettersteig (Via ferrata Brigata Tridentina al Pisciadu) ist einer der populärsten Klettersteige in den Dolomiten und den ganzen Alpen überhaupt und in der Saison insbesondere am Wochenende sehr gut besucht, sein Kennzeichen ist die Hängebrücke kurz vor dem Ende der Tour.

Die Schwierigkeit des Klettersteigs ist mittel (B) (WS+), er ist durchgehend ausgesetzt und gut versichert,

Der Start erfolgt vom Parkplatz in ca. 1.960m Höhe an der Ostseite des Grödnerjochs zwischen Kolfuschg und der Passhöhe, von da zum Einstieg noch einige Gehminuten. Für den Aufstieg sind gut drei Stunden zu rechnen, die Schwierigkeiten sind vom Einstieg ab zunehemend, vor dem obersten und schwierigsten Abschnitt gibt es einen Notausstieg direkt zum See. Einkehrmöglichkeit am Ende des Aufstiegs ist die Pisciadù-Hütte (2585 m) am gleichnamigen See.

Der Abstieg erfolgt durch das Val Setùs und ist im oberen Teil steil und mit Drahtseilen versichert, weiter unten wird der Einschnitt zum Geröllgraben.

Als Gesamtgehzeit sind fünf bis sechs Stunden zu rechnen.

Pößnecker-Klettersteig

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Der Pößnecker entstand im Jahre 1912 und ist damit einer der ältesten Klettersteige in den Dolomiten, ein Klassiker im ganzen Alpenraum und auch entsprechend beliebt und an den Wochenenden vielbesucht.

Tafel am Einstieg des Pößnecker Klettersteigs

Der Einstieg befindet sich rund 30 Gehminuten westlich vom Sellajoch.

Wegen der Schwierigkeiten in den ersten 250 mH zählt er auch heute noch noch zu den anspruchsvolleren Klettersteigen und wird mit B/C und C/D eingestuft. Der folgende Teil der Tour zum Gipfel des Piz Sella (2941m) ist dann eher eine attraktive und aussichtsreiche Bergwanderung über das Sellaplateau. Der Abstieg erfolgt über das Meisules-Plateau und Gehwege im Einschnitt Val Lasties. Der Höhenunterschied im Aufstieg beträgt ca. 700 m, für die Gesamtzeit sind 9 Stunden zu rechnen, die beste Jahreszeit ist Mai bis Mitte Oktober.

Vallon Klettersteig

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Der Vallon Klettersteig führt von der Liftstation Vallon (2.537 m) über ca. 600 mH auf den Gipfel des Piz Boé (3.152 m).

Die beste Beste Jahreszeit ist vom Juli bis September.

Cesare Piazzetta

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Der Klettersteig Cesare Piazzetta führt ebenfalls von der Liftstation Vallon (2.537 m) über ca. 600 mH auf den Gipfel des Piz Boé (3.152 m), er wird aufgrund von zwei kurzen und schwierigen Einzelstellen in den ersten 80-100 Höhenmeter zu den klassischen und schwereren Dolomitenklettersteigen gezählt.

Weitwanderwege

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  • Der Dolomiten Höhenwanderweg Nr. 2 (Weg der Sagen und Legenden) ist die klassische Nord-Süd Durchquerung der Westlichen Dolomiten. Er führt von Brixen nach Feltre und auch durch die Sellagruppe.
  • Der Dolomiten Höhenweg Nr. 9 (Transversale) führt von Bozen nach Santo Stefano quer durch die Dolomiten. Mit dem Sellajoch, Val Lasties, Forcella d’Antersass, Zwischenkofel und Boèhütte wird auch die Sella durchquert.
  • Der Weitwanderweg Via Alpina Nr. 4 (gelb) München - Venedig führt durch die Dolomiten und die Sellagruppe und als Variante auch über den höchsten Gipfel, den Piz Boé.
Weitere Infos zum Via Alpina siehe bei www.via-alpina.org
die etwas wackelige Brücke im Pisciadù-Klettersteig

Im Winter

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Alpine Skiabfahrt in das Mittagstal siehe im Abschnitt vor.

Sella Ronda

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Die Sella Ronda ist die legendäre und komplett rund um die hochalpine Felsenlandschaft des Sellastocks und der umgebenden Dolomitenwelt führende Netz aus zahlreichen Skipisten und Skiliften. Die Skirunde besteht überwiegend aus leichten (blauen) und mittelschweren (roten) Skipisten mit ca. insgesamt 26 Pistenkilometern, einige steilere (schwarze) Pistenteile befinden sich bei Arabba und im ostseitigen Einstieg bei Wolkenstein.

Für eine komplette Runde ist, je nach Betrieb und der persönlichen Kondition, ein guter halber Tag zu rechnen, die zweimalige Umrundung an einem Tag ist aber nicht unmöglich. Außerdem ist auch, ohne weitere Verkehrsmittel, der Abstecher zur Marmolata hin und dort, je nach verbleibender Zeit, auch bis zum Gipfel möglich.

Die Skigebiete der Sella Ronda gehören zum Skiverbund Dolomiti Superski.

Nachtleben

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Im Gebirge wird es am Abend außerhalb der Unterkünfte recht ruhig. Insbesondere in der Skisaison im Winter empfehlen sich die Unterhaltungsmöglichkeiten in den angrenzenden Ortschaften.

Unterkunft

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Pisciadù-Hütte

Unterkunft in den umgebenden Ortschaften siehe im Abschnitt Orte vor.

Unterkunft in den Hotels der unmittelbar zum Sellastock benachbarten Bergpässe siehe im Artikel zu den Westlichen Dolomiten und im Abschnitt Unterkunft.

Alpine Unterkünfte in der Sellagruppe für Wanderer und Bergsteiger:

  • 1 Pisciadù-Hütte (rifugio Cavazza al Pisciadù, ​ital.: Rifugio F. Cavazza, ​CAI, ital. Alpenverein; 2.585 m, am Pisciadùsee). Tel.: +39 0471 836292 . Zum Zustieg siehe Pisciadù-Klettersteig. Merkmale: 76 Betten, 100 Plätze im Matratzenlager.
  • 2 Boehütte (rifugio Boè, ​ital.: Rifugio Boè, ehemalige Bamberger Hütte; 2.871 m, am Fuß des Piz Boe). Tel.: +39 0471 847303 . Merkmale: 69 Plätze im Matratzenlager, 4 Plätze im Winterraum.
  • 3 Rifugio Capanna Fassa (Capanna Piz Fassa, ​privat; 3.512 m, auf dem Gipfel des Piz Boe). Tel.: +39 0338 547 36 24, E-Mail: . Merkmale: 22 Betten, 8 Plätze im Matratzenlager.
  • 4 Rifugio Maria (Privatunterkunft; 2.950 m, in Nähe der Bergstation des Sass Pordoi). Tel.: +39 0462 601178.
  • 5 Pordoijochhütte (Rifugio Forcella Pordoi, ​Pordoischartenhütte, ital.: Rifugio Forcella Pordoi, ​Privathütte; 2.846 m, am Pordoijoch über dem Fassa-Tal). Tel.: +39 368-355 7505 (mobil) . Zustieg vom Pordoijoch oder von der Pordoischarte (Seilbahn) aus.
  • 6 Franz-Kostner-Hütte (Rifugio Franz Kostner), Str. Burje, 17, I - 39033 Corvara (2.536 m, im Osten der Sella und über Arabba). Tel.: +39 333 875 98 38 . Merkmal: 28 Betten.

Allgemeine Ausführungen siehe im Abschnitt Klima im Artikel zu den Dolomiten.

Das Klima auf den Bergen der Sella ist hochalpin: In der exponierten Gebirgsregion sind Wind und starke Temperaturschwankungen nichts seltenes, im Sommer kann es mit der intensiveren Sonneneinsrrahlung der Höhe schon mal recht warm werden, in den alpinen Bereichen über 2.000m ist aber auch im Sommer Frost und auch Schneefall möglich.

Im Winter gelten die möglichen Gefährdungen aus den extremen Wetterbedingungen im Hochgebirge wie Kälte, Schneefall, Wetterstürze und Lawinen.

Literatur

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Für Wanderer:

  • Grödnertal-Val Gardena-Sella-Marmolada, 1:50.000; Bd.WKS 5. freytag & berndt, 2010, Wander + Freizeitkarte, ISBN 9783850847957.
  • Alta Badia/Hochabtei 1:25.000; Bd.Blatt 07. Tabacco, Topographische Wanderkarte.

Für Bergsteiger:

  • Alpenverein (Hrsg.): Langkofel- und Sellagrupppe; Bd.52/1. 2010, Alpenvereinskarte 1:25.000, ISBN 9783928777834. 9,80 €. Für die Regionen am Langkofel, Sellagruppe, Arraba u.s.w..
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Brauchbarer Artikel
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