Kamelmarkt in esch-Schalātīn
Biʾr Schalātain · بئر شلاتين
Esch-Schalātīn · الشلاتين
GouvernementRotes Meer
Einwohnerzahl6.731(2006)
Höhe10 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Schalātīn

Bir Schalatin (auch Bir Schalitein, Bir Shalatayn, arabisch: بئر شلاتين, Biʾr Schalātain/Schalātīn, „Quelle Schalātain/Schalātīn“) oder Esch-Schalatin (arabisch: الشلاتين, asch-Schalātain/asch-Schalātīn, engl. Al Shalateen) ist ein ehemaliges Beduinendorf westlich der ägyptischen Küste des Roten Meeres etwa 250 Kilometer südlich von Marsā ʿAlam und nördlich der hier umstritten ägyptisch-sudanesischen Grenze und unmittelbar nördlich des Ḥalāʾib-Dreiecks. Hauptattraktion des abgelegenen Dorfs ist der täglich stattfindende Kamelmarkt. Der Besuch des Kamelmarkts wird meist als Tagesausflug von Marsā ʿAlam, Ḥamāṭa oder Berenike aus angeboten.

Hintergrund

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Entfernungen
Kairo980km
Port Ghālib305km
Marsā ʿAlam245km
Ḥamāṭa145km
Berenike100km

Der Ort zerfällt in zwei Teile, die sich beide nicht an der Küste des Roten Meeres befinden. Dies ist zum einen das einstige 1 Beduinendorf (23° 6′ 23″ N 35° 33′ 39″ O), das sich reichlich 7 Kilometer von der Küste entfernt befindet und eine Ausdehnung von etwa anderthalb Kilometer besitzt. Das Dorf verdankt seine Existenz einer Süßwasserquelle. Es wird hauptsächlich von Bedscha-Beduinen (Beja) bewohnt, die ihren Lebensunterhalt mit der Zucht und dem Handel mit Kamelen aus dem Sudan bestreiten. Weiter östlich befindet sich die 2 neue Verwaltungssiedlung (23° 8′ 5″ N 35° 35′ 30″ O). Diese Siedlung ist reichlich vier Kilometer von der Küste und viereinhalb Kilometer vom alten Dorf entfernt und dehnt sich über etwa dreieinhalb Kilometer aus. 2006 wurden 6.731 Einwohner gezählt.[1]

Der Kamel- und Warenhandel mit dem Sudan ist sehr einträglich. Deutliches Zeichen hierfür sind die im alten Dorf neu errichteten Moscheen. Und sukzessive werden die Blech- und Bretterbunden im alten Dorf durch Steinbauten ersetzt.

Die Lebensgrundlage, der Handel mit dem Sudan und sein Lage nördlich des Ḥalāʾib-Dreiecks (arabisch: مثلث حلائب, Muthallath Ḥalāʾib), ist aber auch das größte Problem der Siedlung. Ägypten und Sudan konnten sich bis heute nicht auf einen genauen Grenzverlauf einigen. Am 19. Januar 1899 wurde zwar die internationale Grenze zwischen dem Anglo-Ägyptischen Sudan und Ägypten im sog. Anglo-Ägyptischen Kondominium-Übereinkommen[2] auf den 22. nördlichen Breitengrad festgelegt. Da die Verwaltung dieses Gebiets sich aber vom Sudan aus einfacher gestaltete, wurde am 4. November 1902 zusätzlich eine getrennte Grenzziehung im Sinne einer Verwaltungsgrenze durch die Regierung des Vereinigten Königreichs festgelegt. Das von beiden Grenzen eingeschlossene Gebiet nennt man Ḥalāʾib-Dreieck.[3]

Nachdem der Sudan 1956 seine Unabhängigkeit erreicht hatte, begann der Streit um dieses Gebiet. Ägypten bezieht sich natürlich auf den Vertrag von 1899, Sudan beansprucht dagegen die Grenze gemäß der Grenzziehung von 1902. Bis 1992 war das Gebiet de facto unter sudanesischer Kontrolle. Das änderte sich schlagartig. Denn bei Geld und Erdöl hört die Freundschaft auf. Am 15. August 1991 schloss nämlich die sudanesische Regierung mit der kanadischen Ölfirma International Petroleum Corporation, Vancouver (später IPC, jetzt Lundin), einen Vertrag über eine Konzession zur Erkundung von Erdöllagerstätten zwischen Tokar und Ḥalāʾib auf einem Gebiet von etwa 40.000 Quadratkilometern.[4][5] Damit war der politische Konflikt programmiert. Anfang April 1992 kam es zu einem Grenzzwischenfall, bei dem zwei sudanesische Grenzpolizisten getötet wurden.[6] Mitte Dezember 1992 wurde die Anzahl der ägyptischen Grenzposten verdoppelt,[7] was aber damals noch von ägyptischer Seite dementiert wurde.[8]

2000 zogen sich die Sudanesen aus Ḥalāʾib-Dreieck zurück, ohne aber je ihren Anspruch auf dieses Gebiet aufzugeben, und es steht seitdem unter der Kontrolle des ägyptischen Militärs. 2005 gab das ägyptische Tourismusministerium das Halaʾib-Dreieck prinzipiell für den Fremdenverkehr frei.

Eine Konsequenz dieses Grenzstreits war bis in die jüngste Zeit zu spüren: Es gab bis 2015 keinen Grenzverkehr mehr zwischen beiden Staaten auf dem Landweg. Es wurde und wird zwar billigend in Kauf genommen, dass sudanesische Händler ihre Kamele über die Grenze zum Verkauf nach Schalātīn bringen – die internationale Grenze am 22. nördlichen Breitengrad liegt immerhin etwa 125 Kilometer entfernt. Für Touristen bleibt einzig und allein der Grenzübergang Qusṭul-Aschkeit südlich von Abu Simbel.

Karte
Plan der Siedlung esch-Schalātīn

Auf der Straße

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Schalātīn ist über die Fernverkehrsstraße 24 von Marsā ʿAlam, Ḥamāṭa oder Berenike aus erreichbar. Bei 1 23° 6′ 47″ N 35° 32′ 17″ O zweigt eine vierspurige Straße nach Schalātīn nach Osten ab. Am Abzweig passiert man eine Militärkontrolle. Fährt man auf dieser Straße geradeaus, erreicht man nach etwa sechs Kilometern die moderne Siedlung. Knapp einen Kilometer nach dem vorgenannten Straßenabzweig zweigt eine Straße bei 2 23° 6′ 59″ N 35° 32′ 48″ O nach rechts bzw. Südosten zum alten Dorf Schalātīn ab, wo sich auch der Kamelmarkt befindet. Östlich der neuen Siedlung führt die Hauptstraße als zweispurige Straße noch kanpp zwei Kilometer weiter in nordöstliche Richtung bis zum Fischerdorf es-Sayadin 3 es-Sayadin (23° 9′ 4″ N 35° 36′ 36″ O).

Reisegruppen, die zumeist aus Marsā ʿAlam anreisen, benötigen für den Besuch von esch-Schalātīn eine Genehmigung des ägyptischen Militärs! Darum kümmern sich aber auch die Reiseveranstalter.

Eine Weiterreise in das Halaʾib-Dreieck ist ohne Genehmigung des ägyptischen Militärs unmöglich. Ein Grenzübertritt in den Sudan ist gänzlich unmöglich. Der einzige ägyptisch-sudanesische Grenzübergang befindet sich bei Qusṭul-Aschkeit südlich von Abu Simbel.

Mit dem Bus

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In unregelmäßigen Abständen verkehren Minibusse und Servicetaxis von Marsā ʿAlam nach Schalātīn. Die Fahrtzeit beträgt etwa vier Stunden. Der Busbahnhof in Schalātīn liegt am bereits oben genannten Straßenabzweig bei 3 23° 6′ 59″ N 35° 32′ 48″ O zum alten Dorf.

Mit dem Flugzeug

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Die Anreise kann über den 4 Flughafen Marsa Alam (IATA: RMF) erfolgen, die von verschiedenen ausländischen Flughäfen aus erreicht werden können. Die 300 Kilometer weite Weiterreise muss mit einem Auto, Taxi oder öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen.

Mobilität

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Die wichtigsten Straßen sind in beiden Siedlungen asphaltiert. In der modernen Siedlung ist die Straße sogar vierspurig.

Sehenswürdigkeiten

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Kamelmarkt

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Kamelmarkt in Schalātīn
Kamelmarkt in Schalātīn

Außer dem 1 Kamelmarkt (23° 6′ 29″ N 35° 33′ 23″ O) im Westen des alten Dorfs von Schalātīn gibt es keine Sehenswürdigkeiten. Allerdings ist es wohl der bedeutendste Kamelmarkt Ägyptens, schon weil er täglich abgehalten wird. Nur freitags wird der Handel bereits mittags eingestellt. Die Märkte in Darāu nördlich von Assuan und in Birqāsch nordwestlich von Kairo werden dagegen nur einmal wöchentlich durchgeführt.

Es bietet sich an, den Markt bereits am frühen Morgen zu besuchen.

Die meisten hier auf dem Markt verkauften Kamele sind Fleischkamele, d.h., sie für den Verzehr bestimmt. Sie wurden im Sudan von den Beduinensippen Bischarin und ʿAbābda, beides Untergruppen der Bedscha, gezüchtet und entlang der Roten-Meer-Küste hierher getrieben. Die sudenesischen Händler und Treiber dürfen bis zum Markt ohne Ausweis- und Zollkontrollen einreisen. Bei Tee werden sich die sudanesischen Händler und ägyptischen Käufer einig, während die Kameltreiber zusehen, wie sie ihre Herde zusammenhalten.

Auf dem Markt geht es laut zu, und natürlich riechen die Tiere – aber nicht extrem. Man kann hier den gesamten Handel beobachten. Das Ab- und Aufladen und das Treiben der Kamele, das Tränken und Füttern der Tiere, das Feilschen um den besten Preis. Am Ende beschriftet der neue Eigentümer seine Kamele. Damit die Kamele nicht weglaufen, wird ihnen ein Vorderbein im Kniebereich eingebunden. Mit den Tieren wird auch nicht immer ganz fein umgegangen. Die Stöcke der Viehtreiber sind nicht nur modisches Accessoires.

Damit die Kamele nicht zu zäh werden, müssen sie bereits im Alter von zwei Jahren verkauft und geschlachtet werden. In Schalātīn werden sie aber nur verkauft, nicht geschlachtet. Ein gutes Kamel kann größenordnungsmäßig 500 Euro einbringen.

Moscheen

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Aufgrund des aus dem Handel entstandenen Reichtums wurden im alten Dorf seit etwa 2015 zwei neue Moscheen errichtet:

Auch in der neuen Siedlung gibt es mehrere Moscheen. Eine befindet sich nördlich der Hauptstraße (3 23° 8′ 12″ N 35° 35′ 42″ O), eine weitere westlich vom Krankenhaus (4 23° 8′ 21″ N 35° 36′ 14″ O).

Einkaufen

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Im alten alten Dorf von Schalātīn gibt es auch einen Markt, den Sūq, auf dem man Waren des täglichen Bedarfs erstehen kann. Einige Waren eignen sich durchaus als Souvenirs.

  • 2 Hamada Elatar (حمادة العطار, ​Ḥamada al-ʿAṭār). Gemischtwarenhandlung im alten Dorf. (23° 6′ 27″ N 35° 33′ 44″ O)

Restaurants

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Im alten Dorf gibt es mehrere Restaurants und Imbissstände.

  • 1 Ristorante di Shalateen (مطعم وكافيتيريا الشلاتين, ​Maṭʿam wa-Kāfītīriyā asch-Schalātīn; im Norden des alten Dorfs). Ägyptische Küche inkl. Fleisch- und Hühnchengerichte. Das wohl beste Restaurant vor Ort. (23° 6′ 29″ N 35° 33′ 45″ O)
  • 2 Casino (الكازينو, ​al-Kāsīnū). Natürlich ist es keine Casino nach westlicher Vorstellung. Es ist ein Café, und man kann hier Schischa rauchen. (23° 6′ 26″ N 35° 33′ 43″ O)

Unterkunft

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Für Reisende mit geringen Ansprüchen gibt es vor Ort ein Hotel.

  • 1 El Haramin Hotel (فندق الحرمين, ​Funduq al-Ḥaramīn; im Norden des alten Dorfs). Das 2005 eröffnete Hotel befindet sich in der neuen Siedlung direkt an Hauptstraße. Im Untergeschoss des Gebäudes befinden sich Geschäfte, darüber in zwei Etagen das Hotel. Die einfachen Zimmer mit mehreren, bis zu vier, Betten verfügen über einen Schrank, Klimaanlage und Ventilator, Bad mit Dusche und Toilettenbecken im Fußboden. Das Zimmer kostet etwa LE100. Kein Telefon. (23° 6′ 33″ N 35° 33′ 42″ O)

In esch-Schalatin herrscht das gesamte Jahr über mildes bis warmes Klima.

Werte Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez    
Mittlere höchste Lufttemperatur in °C 22 23 24 26 31 33 34 34 33 29 26 23 Ø 28.2
Mittlere tiefste Lufttemperatur in °C 10 14 14 17 22 25 27 27 25 21 16 14 Ø 19.3

Sicherheit

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Das Gebiet von Schalātīn wird Polizei bewacht.

Selbst einfache Dinge wie Camping sind nicht ohne Erlaubnis der Polizei möglich.

Man benötigt für einen Besuch der Siedlung eine Genehmigung durch das ägyptische Militär.

Touristen sind hier recht selten. Deshalb ist es hier wichtiger als in den Ferienressorts, sich an strengere Kleidungsvorschriften und das absolute Alkoholverbot zu halten. Insbesondere Frauen sollten vollständig bekleidet sein und sich nur im Beisein von männlichen Familienangehörigen aufhalten.

Gesundheit

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Im Osten der neuen Siedlung gibt es ein öffentliches 1 Krankenhaus (23° 8′ 21″ N 35° 36′ 20″ O).

Praktische Hinweise

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Verwaltung

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Die 1 Verwaltung des Nationalparks Elba (23° 7′ 45″ N 35° 34′ 50″ O) befindet sich in der neuen Siedlung südlich der Hauptstraße. Weiter östlich befindet sich nördlich der Hauptstraße das 2 Büro des Tourismusministeriums (23° 7′ 45″ N 35° 34′ 50″ O).

Tankstelle

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Eine 5 Tankstelle (23° 7′ 55″ N 35° 35′ 12″ O) befindet sich in der neuen Siedlung in der Nähe des westlichen Ortseingangs südlich der Hauptstraße.

Das 3 Postamt (23° 7′ 53″ N 35° 34′ 55″ O), Tel.: +20 (0)65 330 5380, befindet sich in der neuen Siedlung nördlich der Hauptstraße.

Ausflüge

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Der Besuch von Schalātīn lässt sich mit dem Besuch des Gebel-ʿElba-Naturschutzgebiets (auch Gebel ʿIlba, englisch Gebel Elba Protected Area GEPA), zum Beispiel dem 1 Wādī Ḥōḍein , und dem Ḥalāʾib-Dreieck verbinden. Für beide Ziele benötigt man aber eine Erlaubnis des Militärs!

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Einzelnachweise

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  1. Einwohnerzahlen nach dem ägyptischen Zensus von 2006, eingesehen am 4. Juni 2014.
  2. Kondominium bedeutet gemeinsam ausgeführte Herrschaft. Bis zur Selbständigkeit des Sudan wurde das Land sowohl von Ägypten als auch vom Vereinigten Königreich aus verwaltet.
  3. Sudan – Egypt (United Arab Republic) Boundary, International Boundary Study No. 18, Bureau of Intelligence and Research, United States Department of State, July 27, 1962.
  4. International Petroleum reaches agreement. In: Business Wire, Freitag, 16. August 1991.
  5. Oil Effort in the Sudan. In: New York Times, Montag, 10. Februar 1992.
  6. Sudan Police Die in Border Clash, Nachricht im The Guardian (London) vom Dienstag, dem 7. April 1992, Section: Foreign, S. 6.
  7. Egypt Doubles Border Posts Along Border with Sudan. In: Associated Press, Sonntag, 13. Dezember 1992.
  8. Egypt denies sending troop reinforcements to border area with Sudan, AFP-Nachricht vom Dienstag, dem 15. Dezember 1992.
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