Mamshit

nabatäische Stadt, heute israelischer Nationalpark

Mamshit National Park ist eine Archäologische Stätte und Nationalpark in der Negevwüste im südlichen Israel.

Mamshit
Mamshit, Mamschit, ממשית (hebr.), Mampsis, Memphis (gr.), Μαμψις (gr.), Kurnub
BezirkSouthern District, Negev
Einwohnerzahl0
Höhe
Lagekarte von Israel
Lagekarte von Israel
Mamshit

Hintergrund Bearbeiten

 
Mampsis auf der Mosaikkarte der St.George Church Madaba
 
Plan des archäolog. Geländes

Die Stadt Mamshit (griech.: Μαμψις / Mampsis) wurde gegen Ende des 1. Jhdt. an einem nach Arava im Norden führenden Abzweiger der Karawanenroute Petra - Gaza an einer strategisch günstigen Stelle gegründet. Da die Wasserversorgung mit Rückhaltedämmen und Zisternen für den Aufbau einer Landwirtschaft zu knapp war, wurden der Betrieb einer Architekturschule und die Zucht von "Araberpferden" als Wirtschaftszweige entwickelt. Ein Großteil der Bevölkerung fand auch im militärischen Einsatz ein Auskommen, nachdem Mamshit im 4. Jhdt. in die Grenzverteidigungslinie des byzantinischen Reiches eingegliedert worden war. Nach dem Friedensabkommen mit den Persern im 6. Jhdt. wurde die Armee nicht mehr unterhalten, was der Stadt zum Verhängnis wurde, als bei einem Einfall der Araber die Stadtmauern niedergebrannt wurde - von der Zerstörung hat sich Mamshit nie mehr erholt.

Geschichte Bearbeiten

Die Nabatäer waren ein arabischstämmiger Beduinenstamm, sie betrieben neben der Schafs- und Kamelzucht vor allem auch den Transport auf Karawanenwegen zwischen Arabien und der Mittelmeerküste. Die Karawanenstationen wurden zu städtischen gut zu verteidigenden Siedlungen ausgebaut; die Route auf der Weihrauch, Myrrhe und kostbare Gewürze aus Arabien ans Mittelmeer transportiert wurden, wird als Incense Route (Weihrauchstraße) bezeichnet.

In der Frühzeit der Kultur lebten die im 4. Jhdt. v.Chr. in den Negev eingewanderten Nabatäer in Zelten und verzichteten auf Landbau und den Bau fester Häuser. Erst mit dem Ausbau der Weihrauchstraße, zwischen Südarabien und Gaza wurden auf 2384 km fünfundsechzig Karawanenstationen eingerichtet und die Nabatäer stiegen zu Wohlstand auf.

Mit dem Einfall der Römer in den östlichen Mittelmeerraum versuchten diese, auch den Gewürzhandel unter ihre Kontrolle zu bringen und die kostspieligen Karawanentransporte durch Schiffstransporte zu umgehen. Um 105/106 wurde das nabatäische Königreich in die römische Provinz „Arabia“ integriert.

Die Wüstentransporte als Einkommensquelle traten in den Hintergrund und die Nabatäer begannen sich unter König Rabel II vermehrt auf den Land- und Weinbau auszurichten, sie errichteten feste Städte und entdeckten die Wissensweitergabe als Einkommensquelle, in Mamshit wurde eine Architektenschule errichtet und man begann mit der Zucht reinrassiger Rennpferde, die später als "Araberpferde" bekannt wurden.

Relativ früh trat die Bevölkerung des Negev zum christlichen Glauben über, in den Nabatäerstädten wurden ab dem 3. Jhdt. zahlreiche Kirchen und Klöster errichtet. Die Wirtschaft wurde in byzantinischer Zeit weiterhin durch den Wein- und Landbau, aber auch durch den Pilgertourismus in den Sinai, dominiert. Mit dem Einfall der Araber im Jahre 636 begann der Niedergang der Region. Die Bevölkerung konnte den sich mehrenden Überfällen von Beduinen nicht mehr standhalten und ab dem zehnten Jahrhundert war der Negev weitgehend entvölkert.

Landschaft Bearbeiten

Die Nabatäerstadt liegt in der Negevwüste, im Süden verläuft ein Wade, welches bei starken Regenfällen Wasser führt. Rückhaltedämme wurden bereits in der Antike konstruiert.

Flora und Fauna Bearbeiten

Die Negevwüste ist lediglich im Frühjahr nach den Regenfällen etwas begrünt, im Sommer ist die Vegetation von der Sonne verbrannt.

Gelegentlich begegnet man Kamelen vom nahen Kamelreitstall.

Klima Bearbeiten

Im Negev herrscht arides Wüstenklima, die besten Besichtigungszeiten sind demzufolge die frühen Vormittagsstunden nach Parköffnung, gegen Abend schließt der Park vor Sonnenuntergang, wenn die Kühle der Wüste einsetzt.

Die Besichtigung ist zwischen Spätherbst und Frühjahr weniger schweißtreibend, als im Hochsommer.

Anreise Bearbeiten

 
Mamshit National Park

Die südlich von Dimona gelegene Stadt ist am besten mit dem eigenen Fahrzeug zu erreichen: Von der gut ausgebauten Straße 40 vom Norden über Be'er Scheva in Richtung Eilat nimmt man ab der Umfahrung von Be'er Scheva die nach Südosten führende 25 durch Dimona. Die Hauptstraße 25 führt nach Dimona weiter südöstlich, der Abzweiger nach Mamshit ist gut markiert. Die Straße 25 führt weiter bis zur Jordantalstraße 90, sodass Mamshit auf diesem Wege auch von Osten erreicht werden kann.

Die Anreise mit dem öffentlichen Verkehr ist nicht ganz einfach: Auf der Stichlinie der Israel Raiways nach Dimona verkehren täglich vier Zugspaare ab Be'er Scheva, die Linie wird sonst meist für Gütertransport genutzt. Für die letzten 8 km ab der Bahnstation muss ein Taxi genommen werden.

Gebühren/Permits Bearbeiten

1 Mamshit National Park. Tel.: (0)8-655-6478. Geöffnet: Apr-Sep 8:00–17:00, Okt-Mär 8:00–16:00. Preis: 22/10 NIS.

Hunde sind im Areal nicht zugelassen.

Mobilität Bearbeiten

Lokal bewegt man sich zu Fuß, das Areal ist großteils auch für barrierefrei  Rollstuhlfahrer gut zugänglich, einige Steigungen sind zu überwinden.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Stadtmauer / Wachturm
 
Stadtmauern mit Tor
 
Nilus Church
Church of the Martyrs
 
Ostkirche / Church of the Martyrs
Nabatu House und Thermen
 
Nabatu House

Vorschlag für einen Rundgang im Archäologischen Park:

  • rechtsseitig vom Weg vom Parkeingang zum Stadttor liegt die 2 Karawanserei , das Gebäude aus zwei Wohnflügeln, einem großen Innenhof und einem Speisesaal aus nabatäischer Zeit wurde in der byzantinischen Zeit als Zisterne umgenutzt.
  • die Stadtmauer stammt aus spätrömischer Zeit (um 300 n.Chr.), nachdem in nabatäischer Zeit nur die dicht zusammengebauten Häuser mit ihren Außenmauern als Stadtmauer gedient hatten. Die Stadtmauer umschließt das 4 ha große Gebiet und ist 900 m lang. Durch das spätrömisch - byzantinische von zwei Türmen flankierte 3 Stadttor betritt man den Stadtbereich.
  • durch eine Gasse gelangt man zum 4 nabatäischen Wohnhaus : das Haus mit dem Eingang von Süden her in einen mit Steinplatten gepflasterten Innenhof besteht aus verschiedenen Räumen (Küche, Vorratsräume, ein (Bade)zimmer mit einem Wasserablauf), eine Treppe führte ins Obergeschoss. In einer Nische im Eingangsbereich stand ein Krug mit Wasser bereit.
  • gleich nebenan steht der 5 Wachturm , welcher ursprünglich drei Etagen hoch war, welche durch eine Treppe erreichbar waren. Vom Obergeschoss her - oder von einem Aussichtspunkt im Westen an der ehem. Stadtmauer - kann man das Flusstal des Nahal Mamshit mit den Dämmen sehen.
  • ein weiteres 6 Nabatäisches Wohnhaus liegt südlich, es ist ein Innenhof mit einer Zisterne und eine Halle, welche als Stallung diente, mit steinernen Krippen, zu erkennen. Aufgrund der Machart dieser Krippen ist nachvollziehbar, wenn in der Weihnachtsgeschichte davon die Rede ist, dass das Jesuskind in die Krippe gelegt wurde - mit Heu oder Stroh ausgelegt gibt eine solcher Steinkrippe im warmen Stall ein brauchbares Kinderbett her, ohne Gefahr zu stürzen oder von Tieren getreten zu werden.
  • daran anschließend resp. darüber erbaut ist die 7 Niloskirche , ein prächtiger nabatäisch-byzantinischer Kirchenbau aus dem 4. Jhdt. Die Steine stammen teils von älteren Gebäuden her, sehenswert sind die Mosaiken, welche den Boden bedecken. Hier sind u. a. ein Pfauenpaar und andere Vögel dargestellt, eine Inschrift besagt: "Kyrios (Herr), hilf Deinem Knecht Nilos (ΝΙΛΟΝ, 3. Zeile), dem Christliebenden (ΤΟΝ ΦΙΛΟΧΡΙΣΤΟΝ, 4. Zeile), der dies gestiftet hat, und beschütze sein Haus.

Der Weg führt nun die Anhöhe hinauf zur Ostkirche:

  • die 8 Ostkirche (Church of the Martyrs) als Kathedrale der Stadt wurde an der Stelle eines früheren Turms der Stadtbefestigung erbaut, die Stadtmauer und ein nabatäischer Friedhof mussten verlegt werden. Die Basilika verfügt ebenfalls über ein Mittel- und zwei Seitenschiffe, Gebäude um einen Hof gehörten wohl zu einer Klosteranlage. In einem viereckigen Seitenraum wurden Reliquien aufbewahrt, im Süden findet sich das Taufbecken, der Täufling wurde mit gestreckten Armen, in der Form, wie Christus ans Kreuz geschlagen wurden, untergetaucht. Der Boden der Kirche ist mit geometrischen Ornamenten gestaltet; die Darstellung von zwei Kreuzen zeugt davon, dass der Mosaikboden vor dem Verbot bildlicher Kreuzdarstellungen im Jahre 427 verlegt wurde.
  • weiter östlich schließt sich die auf den Grundmauern eines weiteren nabatäischen Hauses errichtete Polizeistation aus der britischen Mandatszeit an, als hier berittene Polizei mit ihren Kamelen stationiert war. Von der Terrasse aus hat man gegen Süden einen schönen Blick ins im Sommer trockenliegende Flusstal Nahal Mamshit.
  • vom Vorhof der Kirche führt eine Treppe hinab zu einer abfallenden geraden Straße, welche zu beiden Seiten von kleinen Gebäuden gesäumt ist: wahrscheinlich handelt es sich dabei um den (gedeckten) 9 Markt der Stadt.
  • etwas nördlich liegt 10 Nabatu's Haus : Das spätnabatäische Haus bestand aus zwei Komplexen und erstreckte sich über 1200 m². Von der Eingangshalle mit einem Wachraum gelangt man zu Repräsentationsräumen und zum anderen zur privaten Residenz mit verschiedenen Zimmern, Lagerräumen und einer Schatzkammer. In einem Raum mit Gewölbebögen haben sich Fresken erhalten; unter einem Treppenaufgang fand sich ein Schatz, ein Krug mit 10.500 Silbermünzen war dort im 3. Jhdt. verborgen worden. Auch in diesem Gebäuse sind Stallungen für ca. 20 Pferde mit den entsprechenden Steinkrippen erhalten.
  • weiter nördlich finden sich nach römischer Art angelegte 11 Thermen . Die Besucher entkleideten sich im Umkleideraum (Apodyterion), es schlossen sich ein Kaltwasserbad (Frigidarium), ein Lauwasserbadebecken (Tepidarium) und zwei von einem Ofen (im Praefurnium) über eine Bodenheizung (Hypocaust) beheizte Dampfräume (Caldaria) an.

Gleich neben der Thermenanlage lag die große öffentliche Zisterne des Städtchens.

Der Fußweg führt auf einem Sträßchen zum Ausgangspunkt mit dem Büro der Parkverwaltung zurück. Hier finden sich auch Toiletten und Wasserstellen sowie Picknicktische.

Aktivitäten Bearbeiten

  • Besichtigung des Archäologischen Parks mit Abstecher zum nabatäischen Damm im Nahal Mamshit
  • Kamelausritte werden von der nahen Kamelfarm aus angeboten.

Einkaufen Bearbeiten

In einem kleinen Shop der Parkverwaltung werden Souvenirs und Literatur angeboten.

Küche Bearbeiten

Im Shop der Parkverwaltung sind gekühlte Getränke, Süßigkeiten und Eis erhältlich.

Unterkunft / Camping Bearbeiten

  • Mamshit National Park Overnight Campground

Camping im Campingareal: NIS 50/40 Bungalows: NIS 450 / Nacht, fünf Betten; Tukul: NIS 350 / Nacht, fünf Betten Schlafplatz im großen Beduinenzelt (inkl. Matratze NIS 65/55

Sicherheit Bearbeiten

Die Sicherheitslage ist bzgl. Kriminalität unbedenklich, das Parkareal unter Aufsicht und die Parkplätze in Sichtweite.
Im heißen trockenen Wüstenklima ist auf ausreichend Wasser- und Salzzufuhr zu achten, vor allem wenn man die Wanderung ins Nahal Mamshit unternimmt.

Ausflüge Bearbeiten

  • Im Nahal Mamshit kann nach Süden bis zur Straße 225 nach Yeroham gewandert werden, Route mit Parkaufsicht besprechen, teils eingeschränkte Begehbarkeit bei militärischen Übungen.
  • Besichtigung der weiteren Nabatäerstädte, zu erwähnen sind vor allem Avdat und Shivta sowie Petra, die in Jordanien gelegene Hauptstadt der Nabatäer.

Literatur Bearbeiten

  • Azaria Alon: Israel National Parks & Nature Reserves. ISBN 978-965-220-705-0 (in Englisch).
  • Wohlriechende Städte - Die Nabatäer in der Negevwüste, Avraham Negev, Israelische Nationalparkgesellschaft, deutsch, Broschüre auch in engl. erhältlich
 
Dies ist ein vollständiger Artikel, wie ihn sich die Community vorstellt. Doch es gibt immer etwas zu verbessern und vor allem zu aktualisieren. Wenn du neue Informationen hast, sei mutig und ergänze und aktualisiere sie.