Chiavenna

italienische Gemeinde im Veltlin

Chiavenna ist eine Kleinstadt in der italienischen Region Lombardei, Provinz Sondrio.

Chiavenna
RegionLombardei
Einwohnerzahl7.236 (2023)
Höhe333 m
Lagekarte von Norditalien
Lagekarte von Norditalien
Chiavenna

Hintergrund Bearbeiten

Die bereits 1030 gegründete Stadt liegt verkehrsgünstig am Zusammentreffen der aus dem Hinterrheintal kommenden Splügenpassstrasse (Strada Statale  ) und der in das Bergell und über den Malojapass in das Engadin führenden Strada Statale  , die zum Nordende des Comer Sees führt und sich dort mit der durch das Veltlin über das Stilfser Joch in das Vinschgau führenden Strada Statale   vereinigt. Sie kontrollierte damit wichtige Alpenübergänge. Nachdem sie im 15. Jahrhundert unter die Herrschaft der Mailänder Herzöge gekommen war, wurde die strategisch wichtige, auf Deutsch Cläven genannte Stadt zwischen 1512 und 1531 von den Drei Bünden, dem Vorgänger des späteren Graubünden, erobert und deren gemeinsames Untertanengebiet. Die Reformation spielte bis zur ab 1620 durchgeführten Gegenreformation eine bedeutende Rolle. Chiavenna schloss sich 1797 der Cisalpinischen Republik an, kam nach dem Wiener Kongress an Österreich und 1859 an das Königreich Sardinien-Piemont, aus dem 1861 das Königreich Italien wurde.

 
Karte von Chiavenna

Anreise Bearbeiten

Mit dem Flugzeug Bearbeiten

Der Flughafen Mailand Malpensa (IATA: MXP) ist rund 144 km entfernt, hat jedoch deutlich mehr Verbindungen als der 60 km entfernte Flugplatz Samedan (IATA: SMV) .

Mit der Bahn Bearbeiten

Chiavenna wird als Endpunkt von der nur von Regionalzügen bedienten Strecke bedient, die in Colico von der Bahn von Lecco nach Tirano abzweigt. Aus dem Engadin kommt man nur über größere Umwege mit der schmalspurigen Berninabahn über Tirano und Sondrio in die Stadt.

Mit dem Bus Bearbeiten

Ab St. Moritz im Engadin verkehren stündlich Postautokurse über den Malojapass und durchs Bergell nach Chiavenna (Bahnstation).

Auf der Straße Bearbeiten

Von Lecco führt die Strada Statale   an das Nordende des Comer Sees. Hier zweigt die SS 36 nach Chiavenna ab, die sich dort in die SS 37 über den Splügenpass und die SS 36 über den Malojapass teilt. Vom Bodensee erreicht man Chiavenna schnell über die schweizerische N13 bis Splügen und dann über den Splügenpass.

Mit dem Schiff Bearbeiten

Mit dem Schiff ist Chiavenna nicht zu erreichen.

Mobilität Bearbeiten

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Der Taufstein von San Lorenzo
 
Campanile von San Lorenzo

Am bekanntesten ist das Castello, der alte Palazzo Balbiani. Chiavenna hat einen monumentalen Friedhof, enge Straßen und Gässchen und mehrere Kirchen (San Lorenzo, Santa Maria, San Bertolomeo). Eine Altstadtgasse endet am Stadttor Santa Maria.

  • Die Kirche San Lorenzo wurde 1538 errichtet und 1597 durch den Campanile im Westen ergänzt. In der Folgezeit wurde ein Arkadenhof angelegt. Neben der Kirche steht ein im 18. Jahrhundert errichtetes Baptisterium, darin ein monumentales Taufbecken aus dem Jahr 1156 mit Figurenschmuck (Darstellung mittelalterlicher Stände). Der Kirchenschatz enthält einige bedeutsame Werke.
  • Das Museum Tesoro (Schatzmuseum) befindet sich in der Nähe der St.-Laurenz-Kirche. Es zeigt kostbare Paramente und sakrale Einrichtungen, unter anderem einen vergoldeten Evangelienumschlag aus dem 11. Jahrhundert. https://www.valtellina.it/it/approfondimenti/musei/museo-del-tesoro
  • Die Marien-Kirche stammt aus dem Jahre 1327, wurde jedoch umgebaut und ist heute ein wichtiges Beispiel des Barocks aus dem Val Chiavenna. Der Name der Kirche übertrug sich auf das ganze Quartier und auch das gleichnamige Stadttor (Portone), welches 1741 zu Ehren des Bündner Kommissars Ercole Salis errichtet wurde.
  • In der Bartolomäus-Kirche besichtigt man in der Karwoche einen Katafalk zu Ehren der Passion. Im gleichen Quartier, Oltremera genannt, da es sich auf der gegenüberliegenden Seite der Mera befindet, steht auch das Rosalia-Kirchlein, das die Bevölkerung 1629 nach einem Gelübde errichtet hatte, nachdem Landsknechte die Pest ins Tal gebracht hatten. Man besichtige die Fassade mit Pilastern, Gesimsen und das von einem Tympanon aus Speckstein überragte Portal, im Innern befindet sich heute ein Kleidergeschäft, nachdem die Kirche 1939 aufgehoben wurde; der Altar befindet sich in der Loreto-Kirche.
  • Der Palazzo Balbiani bildet den nördlichen Abschluss des Platzes. Er war im 15. Jahrhundert Sitz der Grafen von Balbiani, welche Lehensherren von Cläven waren. Die Bündner zerstörten den Palast 1525. Die Fassade und zwei zylinderförmige Türme stehen bis zum heutigen Tag.
  • Der Palazzo Salis wurde im 18. Jahrhundert durch die mächtige Familie Salis erbaut. Bemerkenswert sind die grossen Säle mit Freskomalereien und Stuckarbeiten im Rokokostil.
  • Das Feuerwehrmuseum Valchiavenna oder „Museo del Corpo Civici Pompieri della Valchiavenna“ wird vom Italienischen Innenministerium betrieben und untersteht dem „Dipartimento dei Vigili de Fuoco, del Soccorso Pubblico e della Difesa Civile“ also der „Abteilung für Feuerwehren, öffentliche Rettung und Zivilschutz“ des Ministeriums.[1] Es zeigt Ausrüstungen und Feuerwehrautos aus der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Geöffnet im Sommerhalbjahr samstags. https://www.valtellina.it/it/approfondimenti/musei/galleria-storica-civici-pompieri-valchiavenna
  • Der botanische Garten Archäologisch-botanischer Park Paradiso (Parco archeologico botanico del Paradiso) und der Castellacio-Hügel laden zu ausgedehnten Spaziergängen ein, die besonders im Frühjahr reizvoll sind und die von dem hohen Felsen einen schönen Blick über die Stadt bieten. Castellacio und Paradiso werden durch eine eindrückliche Felsspalte, den sogenannten Caurga-Spalt getrennt, welche durch einen Steg überbrückt wird. Die Spalte selbst geht auf einen antiken Steinbruch zurück. Gleich dahinter befinden sich die Gletschermühlen im Park der Riesen-Pfannen (Parco Marmite dei Giganti). Das Archälogische Museum Valchiavenna befindet sich südwestlich des Parkes. https://www.valtellina.it/it/approfondimenti/musei/parco-botanico-del-paradiso
  • Auf der Merabrücke steht eine Nepomukstatue.
  • Die Mühle Moro di Bottonera ist ein rares Beispiel alter Industriarchitektur. Heute ist die 1867 im Handwerkerviertel Moro erbaute Mühle ein Museum. Die vierstöckige Mühle ist aus Holz erbaut und der Weg vom Korn zum Mehl durch die Trichter und Bahnen kann verfolgt werden. https://www.valtellina.it/it/approfondimenti/musei/mulino-moro-di-bottonera
  • Die Piazza San Pietro bildete den Mittelpunkt des Stadtlebens. An diesem Platz stehen unter anderem der Amtsrichterpalast mit den Wappenbildern der Clävner und Bündner Familien, welche hier des Amtes walteten. Östlich steht die St.-Peter-Kirche mit dem Glockenturm, der im 13. Jahrhundert noch Stadtturm war. Südlich wird der Platz durch das Augustinerkloster abgeschlossen, das unter Napoleon aufgehoben wurde. Der Steinbrunnen auf der Piazza stammt von 1732.
  • Die Piazza Crollalanza mit einem Brunnen von 1887 hat seinen Namen vom Historiker Giovanni Battista Crollalanza, der der italienischen Heraldik wichtige Impulse gegeben hatte.
  • Auf der Piazza Pestalozzi befindet sich ein achteckiger Brunnen mit Obelisk. Erwähnenswert ist außerdem der Palazzo Pestalozzi. Die Stüa genannte Stube im ersten Stock ist ganz mit Holz verkleidet, im großen Saal sind die Freskomalereien sehenswert.
  • Beim Vertemate Franchi-Palast handelt es sich um eine interessante Renaissance-Villa, die mit mythologischen Fresken ausgemalt ist. Es ist das einzige Gebäude der Stadt Plurs (Piuro), welche beim Bergsturz vom 1618 nicht zerstört wurde. In den Zimmer beachte man die schönen Intarsien an Wänden und Decken. Neben der Villa kann man auch die dazugehörigen Obstgärten, Weinberge und Selven (Kastanienwälder) besichtigen. Villa, Park und Gärten sind öffentlich zugänglich und werden von Chiavenna als Museum betrieben. Der Palast befindet sich knapp drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und ist auch zu Fuß in einer halben Stunde erreichbar. Besichtigung nur im Sommerhalbjahr mit Führung, ca. einmal pro Stunde. https://www.palazzovertemate.it/deu/


Aktivitäten Bearbeiten

 
Via Spluga
  • Chiavenna ist Endpunkt der Via Spluga, einer Streckenwanderung, die von Thusis in Graubünden hierher führt.

Einkaufen Bearbeiten

Küche Bearbeiten

Nachtleben Bearbeiten

Unterkunft Bearbeiten

Gesundheit Bearbeiten

Spital (Ospedale) an der Viale Maloggia

Praktische Hinweise Bearbeiten

Verkehrsbüro der Stadt an der Bahnstation: Consorzio per la Promozione Turistica della Valchiavenna, Corso Vittorio Emanuele II, Chiavenna

Ausflüge Bearbeiten

  • Das 1618 durch einen Bergsturz verwüstete w:Piuro (deutsch: Plurs) besitzt einige bemerkenswerte Gebäude.
  • Das hoch gelegene Dorf Soglio im Bergell.
  • Zum Nordende des Comer Sees hin liegt der Lago di Mezzola.
  • Am Nordostende des Comer Sees liegen die historischen Tre Pievi (Drei Pleven) um Gravedona, Dongo und Sorico, die von 1512 bis 1525 unter Graubündner Herrschaft standen. Vor allem Gravedona bietet einige Sehenswürdigkeiten.
  • In der Umgebung Chiavennas befinden sich die Wasserfälle von Borgonuovo (nicht zu verwechseln mit dem wenige Kilometer in der Schweiz liegenden Borgonovo).
  • Nördlich der Stadt können einige eiszeitliche Gletschermühlen besichtigt werden.

Literatur Bearbeiten

Stadtführer Bearbeiten

  • A proposito di una reliquia di Santa Rosalia a Chiavenna. In. Chiavenna. Bollettino del Centro di studi storici valchiavennaschi.

Wandern rund um Chiavenna Bearbeiten

  • Diego Giovanoli: Historische Gärten von Maloja bis Chiavenna. Malans, 2016: Bündner Heimatschutz. Kleiner, handlicher und schön gemachter Führer, der in jeden Rucksack passt.
  • Ursula Bauer, Jürg Frischknecht: Grenzland Bergell : Wege und Geschichten zwischen Maloja und Chiavenna. Zürich: Rotpunktverlag. Dieser Führer lässt keinen Wanderweg, keine historische Route, aber auch kein Hotel und kein Restaurant aus. Kurz: Alles zum Wandern und Schlemmen beidseits der Grenze.
  • Giudo Lisignoli: Bergell – die schönsten Wanderungen. Sondrio, 2005: Lyasis Edizioni. Der zweite Klassiker. Sein Autor ist im italienischen Teil des Bergells aufgewachsen und beschränkt sich vor allem auf das Gebiet zwischen Chiavenna und dem Lunghin - die ideale Ergänzung zu Grenzland Bergell.
  • Ursula Bauer, Jürg Frischknecht: Veltliner Fussreisen : Zwischen Bündnerpässen und Bergamasker Alpen. Zürich:Rotpunktverlag.
  • Silvia Andrea: Das Bergell – Wanderungen in der Landschaft und ihrer Geschichte. Zürich, 2014: Chronos. Neuedition eines in Romanform erschienen Wanderführers von 1901 mit vielen historischen Begebenheiten.
  • Ernst Lechner: Das Thal Bergell (Bregaglia) in Graubünden mit Chiavenna – Natur, Sagen, Geschichte, Volk, Sprache etc. nebst Wanderungen. Leipzig, 1865: Verlag von Wilhelm Engelmann. Als PDF im Internetarchiv.

Weblinks Bearbeiten

www.comune.chiavenna.so.it – Offizielle Webseite von Chiavenna

Einzelnachweise

 
Dieser Artikel ist in wesentlichen Teilen noch sehr kurz und in vielen Teilen noch in der Entwurfsphase. Wenn du etwas zum Thema weißt, sei mutig und bearbeite und erweitere ihn, damit ein guter Artikel daraus wird. Wird der Artikel gerade in größerem Maße von anderen Autoren aufgebaut, lass dich nicht abschrecken und hilf einfach mit.