Wałbrzych
Wałbrzych | |
Woiwodschaft | Niederschlesien |
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Einwohnerzahl | 104.401 (2021) |
Höhe | 350 m |
Wałbrzych |
Wałbrzych (deutsch: Waldenburg) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien im Waldenburger Bergland. Der Ort liegt auf dem Wanderweg der Piasten-Burgen.
Hintergrund
BearbeitenDie erste urkundliche Erwähnung von Waldenburg datiert auf das Jahr 1305. Damals ließ der schlesische Herzog Bolko I. von Schweidnitz, zu dessen Herrschaft das Gebiet gehörte, den altschlesischen Grenzwald roden. Ab 1368 gehörte Waldenburg zum Königreich Böhmen. Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde hier belegtermaßen Bergbau betrieben. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Waldenburg zu weiten Teilen zerstört, anschließend jedoch wieder aufgebaut. Im 17. und 18. Jahrhundert spielten die Weberzunft und der Leinenhandel eine große Rolle im Wirtschaftsleben der Stadt. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 kam Waldenburg – wie der größte Teil Schlesiens – zu Preußen. Der zuvor unterdrückte evangelische Glaube konnte sich anschließend ausbreiten und wurde zur Mehrheitsreligion.
In dieser Zeit begann auch die Steinkohleförderung. Ab 1793 war Waldenburg Sitz eines Bergamts und damit das Zentrum des niederschlesischen Steinkohlereviers. In der Folgezeit war die Stadt klar von Bergbau und zunehmend auch Industrie geprägt. Zudem war Waldenburg bzw. der 1919 eingemeindete Nachbarort Altwasser (Stary Zdrój) ein bedeutender Standort der Porzellanherstellung. Zu den größten und bekanntesten Produzenten gehörten Krister Porzellan-Manufaktur (KPM) und Carl Tielsch. Bereits 1853 wurde die Stadt an die Eisenbahn angeschlossen. Ab 1898 fuhren in Waldenburg Straßenbahnen. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl rapide: Von rund 12.000 Einwohnern im Jahr 1880 sprang sie auf 44.000 im Jahr 1925 (was auch mit Eingemeindungen umliegender Dörfer und Gutsbezirke einherging) und weiter auf 64.000 im Jahr 1939. Folglich ist der historische Kern der Stadt eher beschaulich, während die 1902 gegründete Neustadt (Nowe Miasto) und weitere Stadtteile von der Architektur des frühen 20. Jahrhunders geprägt sind. Waldenburg wurde 1924 ein eigenständiger Stadtkreis (kreisfreie Stadt), 1934 wurde die Nachbarstadt Dittersbach (heute Dzietrzychów) eingemeindet. Einer Legende zufolge wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ein Sonderzug mit 300 Tonnen Gold, Schmuck und Kunstschätzen in einen Stollen bei Waldenburg gefahren. Dieser sogenannte „Gold-Zug von Wałbrzych“ wurde jedoch bislang nicht gefunden.
Nach Kriegsende kam Waldenburg unter polnische Verwaltung und es kam zu einem beinahe vollständigen Bevölkerungsaustausch: Die deutsche Bevölkerung floh oder wurde vertrieben, stattdessen siedelten sich Polen an, die ihrerseits oftmals aus dem sowjetisch besetzten Ostpolen vertrieben worden waren. Die Stadt bekam den polnischen Namen Wałbrzych, der auf den ersten Blick kaum Ähnlichkeit mit dem deutschen Namen hat, sich aber damit erklären lässt, dass dieser im gebirgsschlesischen Dialekt Walmbrich ausgesprochen wurde. Die Stadt behielt ihre industrielle Bedeutung auch in der Volksrepublik Polen und die Bevölkerung wuchs kontinuierlich weiter, auch dank weiterer Eingemeindungen (z. B. Biały Kamień/Weißstein): Anfang der 1950er-Jahre wurde die Marke von 100.000 überschritten, in den Sechzigerjahren 125.000, in den Achtzigern 140.000. Für die neuen Bewohner wurden – wie im Ostblock üblich – Plattenbausiedlungen am Stadtrand erbaut. Von 1975 bis 1998 war Wałbrzych Verwaltungssitz einer eigenen Woiwodschaft, bevor diese mit Jelenia Góra, Legnica und Wrocław zur Woiwodschaft Niederschlesien zusammengefasst wurde.
Nach dem Ende des „real existierenden Sozialismus“ gerieten Steinkohleförderung und Industrie in eine Krise. Viele Bewohner verloren ihre Arbeit und wanderten ab. Die Bevölkerung sank von über 140.000 Anfang der Neunzigerjahre auf 115.000 im Jahr 2015. Dennoch ist Wałbrzych weiterhin nach Breslau die zweitgrößte Stadt in der Woiwodschaft Niederschlesien.
Zu den bekanntesten Söhnen der Stadt gehören der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer, der Schauspieler und Synchronsprecher Christian Brückner, der Fußballkommentator Marcel Reif und der American-Football-Spieler Sebastian Janikowski.
Anreise
BearbeitenMit dem Flugzeug
BearbeitenDer nächstgelegene internationale Flughafen Breslau ist bei Breslau.
Mit der Bahn
BearbeitenVon Görlitz aus erreicht man Wałbrzych mit einem Umstieg in Jelenia Góra in 2½ bis 3 Stunden. Aus Dresden kommend, muss man zweimal umsteigen (Görlitz und Jelenia Góra) und braucht rund 4 Stunden. Die schnellste Verbindung aus Berlin dauert 5½ Stunden und erfordert dreimaliges Umsteigen (Cottbus, Görlitz, Jelenia Góra). Nur wenig langsamer, aber mit weniger Umsteigen ist die Verbindung mit IC-Bus über Breslau.
Wałbrzych hat zwei wichtige Bahnhöfe, an denen auch Fernverkehrszüge halten: den ziemlich abgelegenen Hauptbahnhof 1 Wałbrzych Główny und den etwas näher an der Innenstadt gelegenen Bahnhof 2 Wałbrzych Miasto . Regionalzüge halten noch an weiteren Stationen, etwa am Bahnhof 3 Wałbrzych Fabryczny , der der Altstadt am nächsten liegt (1,3 km vom Marktplatz).
Mit dem Bus
BearbeitenFernbusse und Regionalbusse halten im Zentrum.
Auf der Straße
BearbeitenVon Berlin aus fährt man am besten über die Autobahn A13/A15 zum Grenzübergang bei Forst. Von dort aus geht es über die Autobahn 4 weiter nach Legnica (Liegnitz), wo man nach Süden in Richtung Wałbrzych abbiegt. Von Österreich aus fährt man über Brünn, Olmütz und Kłodzko (Glatz).
Mit dem Schiff
BearbeitenDa die Stadt im Gebirge liegt, ist sie mit dem Schiff nicht zu erreichen.
Mobilität
BearbeitenDie Altstadt kann man gut zu Fuß erkunden. Weiter entferntere Stadtteile kann man mit dem Linienbus erreichen.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenFürstenstein (Książ)
BearbeitenDie Hauptattraktion von Wałbrzych befindet sich nicht im Stadtzentrum, sondern 10 Kilometer nördlich davon (über die DK 35 Richtung Wrocław). Tatsächlich liegt Schloss Fürstenstein deutlich näher zur Nachbarstadt Świebodzice (4 km) als zum Stadtkern von Waldenburg.
- 1 Schloss Fürstenstein (Zamek Książ; 10 km nördlich des Stadtzentrums von Wałbrzych (über die DK 35 Richtung Wrocław); 4 km südwestlich von Świebodzice) Drittgrößtes Schloss Polens und wichtigste Sehenswürdigkeit von Wałbrzych. Geöffnet: April–Oktober: Mo-Fr 9–17 Uhr, Sa-So 9–18 Uhr; November–März: Mo-Fr 10–15 Uhr Sa-So 10–16 Uhr. Preis: Eintritt Schloss, Terrassen und Palmenhaus 35 zł (ermäßigt 25 zł), geführte Rundgänge kosten extra.
Umgeben von einer malerischen Berg-und-Tal-Landschaft thront es weithin sichtbar auf einem Felssporn oberhalb des Fürstensteiner Grunds. Die Burg wurde Ende des 13. Jahrhunderts für Herzog Bolko I. von Schweidnitz errichtet. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie immer wieder umgebaut und entwickelte sich nach und nach zum Schloss. Folglich ist die Anlage auch nicht in einem einheitlichen Stil gehalten: Teile sind noch mittelalterlich, andere der Renaissance oder dem Barock zuzuordnen.
Von 1509 bis zum Zweiten Weltkrieg war der Fürstenstein im Besitz des schlesischen Grafengeschlechts von Hochberg. Die Frau des letzten Fürsten, die aus Großbritannien stammende Daisy von Pless (1873–1943), galt als eine der ersten High-Society-Ladys des europäischen Hochadels. Die Fürstenfamilie wurde von den Nazis enteignet und ab 1943 wurde das Schloss von der SS genutzt. Im Rahmen des Projekts „Riese“ mussten Zwangsarbeiter in der Gegend weitläufige Stollensysteme anlegen. Auch unter dem Schloss Fürstenstein gibt es ein Tunnelsystem mit einer Gesamtlänge von etwa 2 Kilometern.
Heute kann man hier einerseits die aufwändig restaurierten, prächtigen Schlosssäle im Barock- und Rokokostil mit wertvollen Tapeten, Kronleuchtern, historischen Möbeln und Gemälden besichtigen, andererseits die unterirdischen Gänge aus der Nazizeit. Vor dem Schloss befindet sich ein Barockgarten, umgeben ist die Anlage von einem weitläufigen Landschaftspark. Diesen durchstreift man auf dem knapp 1 km langen Weg vom Parkplatz zum Schloss, vorbei an einem Aussichtspunkt, wo man gute Fotos vom Schloss machen kann.
- 2 Burg Alt-Fürstenstein (Zamek Stary Książ) Die 800 Meter vom Hauptschloss entfernte Burgruine wurde 1794–97 gemäß einer damaligen Mode bewusst als Ruine angelegt, war also niemals eine intakte Burg.
- 2 Palmengarten (Palmiarnia, an der DK 35 Richtung Świebodzice/Wrocław; 8 km nördlich des Stadtzentrums, 2 km südöstlich von Schloss Fürstenstein) Botanischer Garten mit weitläufigen Gewächshäusern. 1911–14 angelegt für die aus Großbritannien stammende Fürstin Daisy von Pless. Zahlreiche tropische Pflanzenarten von verschiedenen Kontinenten. Innerhalb des Gewächshauses gibt es ein Café, wo man ganzjährig bei tropischen Temperaturen unter Palmen einen Eisbecher essen kann. Geöffnet: täglich 8–16 Uhr.
Kirchen
Bearbeiten- 2 Schutzengelkirche (Kolegiata Najświętszej Maryi Panny Bolesnej i św. Aniołów Stróżów w Wałbrzychu) Katholische Kirche, 1898–1904 im neogotischen Stil erbaut.
Burgen, Schlösser und Paläste
Bearbeiten- 3 Schloss Waldenburg (Zamek Czettritzów w Wałbrzychu, Palais Czettritz)
- 4 Burg Nowy Dwór (Zamek Nowy Dwór, Burg Neuhaus), Ortsteil Dzietrzychów Ruine einer Burg aus dem 13. Jahrhundert.
Bauwerke
Bearbeiten- 5 Rathaus (Ratusz), plac Magistracki 1 Ein Wahrzeichen der Stadt ist das repräsentative Rathaus, 1856–57 im neogotischen Stil erbaut. Es erinnert ein bisschen an ein romantisches Idealbild einer mittelalterlichen Burg. Es befindet sich am gepflegten Rathausplatz (plac Magistracki).
- 6 Amtsgericht (Sąd rejonowy), ul. Słowackiego, Słowackiego 11 Ehemals Sitz einer Handelsgesellschaft, 1852 erbaut, neogotisch.
Denkmäler
Bearbeiten- 7 Schlesier-Ehrenmal (Mauzoleum w Wałbrzychu, Totenburg) Ruine des 1936–38 (in der Zeit des Nationalsozialismus) errichteten Ehrenmals für die 170.000 im Ersten Weltkrieg gefallenen Schlesier. 1945 wurde es, kurz bevor die Rote Armee einmarschierte, gesprengt und seither dem Verfall überlassen.
Museen
Bearbeiten- 8 Stara Kopalnia (Centrum Nauki i Sztuki Stara Kopalnia, Alte Grube) Auf dem Gelände des stillgelegten Steinkohlebergwerks "Julia" im Stadtteil Biały Kamień (Weißstein) ist heute ein Wissenschafts- und Kunstzentrum eingerichtet, das vor allem der Geschichte und Tradition von Bergbau und Industrie in Wałbrzych gewidmet ist.
Straßen und Plätze
Bearbeiten- 9 Ring (Rynek) Alter Marktplatz und Zentrum der Altstadt. Rund um den Platz stehen sehenswerte, restaurierte historische Gebäude.
Aktivitäten
Bearbeiten- Górnik Wałbrzych Der Bergmanns-Sportverein hat seine besten Zeiten hinter sich: In den 1980er-Jahren spielte er in der 1. Liga, heute ist er nur noch drittklassig. Heimspielstätte ist das Stadion 1000-lecia mit 15.000 Plätzen.
Einkaufen
BearbeitenKüche
BearbeitenDie regionalen Biermarken sind Piast und Lwówek. Zur polnischen Küche siehe den entsprechenden Abschnitt im Artikel zu Polen.
Nachtleben
BearbeitenDas Nachtleben konzentriert sich auf die Altstadt.
Unterkunft
BearbeitenGünstig
BearbeitenSchutzhütten
BearbeitenIm Waldenburger Bergland gibt es einige Schutzhütten, die hier Bauden genannt werden. Man kann dort in der Regel nicht nur günstig übernachten, sondern sich auch mit warmen und kalten Snacks für den Weg stärken. Auf dem Gemeindegebiet befindet sich:
- die Andreasbaude
Mittel
BearbeitenIn der mittleren Preisklasse liegen einfache Hotels und Pensionen (etwa zwischen 10-30€/Person und Nacht).
Gehoben
BearbeitenAm teuersten sind Ferienhäuser (300-500€/wöchntl.) und Ferienwohnungen (200-300€/wöchntl.), welche nur im Wochentaktbetrieb (meist Samstag bis Samstag) zu mieten sind. Außerdem entsprechende Hotels.
Sicherheit
BearbeitenEs ist recht sicher.
Gesundheit
BearbeitenDie Versorgung mit Ärzten und Apotheken ist recht gut.
Praktische Hinweise
BearbeitenAusflüge
Bearbeiten- 10 Burg Grodno (Kynsburg), Ruine einer Gipfelburg aus dem 13. Jahrhundert (10 km östlich)
- Świebodzice (Freiburg in Schlesien), historische Stadt mit Resten der mittelalterlichen Stadtbefestigung, frühklassizistischem Rathaus, Pfarrkirche St. Nikolaus, restauriertem historischem Bahnhofsgebäude (12 km nördlich, 25 Minuten mit der Bahn)
- Im kleinen Ort Mokrzeszów (weitere 4 km östlich von Świebodzice) gibt es ein beeindruckendes altes Krankenhaus/Sanatorium
- Stollensysteme des Projekts „Riese“ – während des Zweiten Weltkriegs ließen die Nazis im Eulengebirge weit verzweigte Stollensysteme anlegen; mutmaßlich sollten diese als sichere Ausweichstandorte für Führerhauptquartier, Oberkommando des Heeres und der Luftwaffe, Reichsaußenminister und Reichsführer SS dienen. 20.000 Häftlinge des KZ Groß-Rosen wurden zum Bau eingesetzt, 5.000 starben dabei. Zu besichtigen sind insbesondere die Stollen am 3 Wolfsberg (Włodarz; 18 km südöstlich von Wałbrzych) und die 4 Unterirdische Stadt Osówka (Säuferhöhen; 24 km südöstlich)
- Świdnica (Schweidnitz; 23 km nordwestlich), sehenswerte Altstadt, Kathedrale mit sehr hohem Turm; barocke evangelische Friedenskirche (UNESCO-Weltkulturerbe)
- Gedenkstätte KZ Groß-Rosen, bei Strzegom (35 km nördlich)
- Jelenia Góra (Hirschberg; 55 km östlich, knapp 1 Stunde mit der Bahn)
- Legnica (Liegnitz; 65 km nördlich)
- Breslau (80 km nordöstlich, gut 1 Stunde mit der Bahn)
- Głuszyca
Literatur
BearbeitenSiehe Artikel zu Polen.
Weblinks
Bearbeiten- www.um.walbrzych.pl – Offizielle Webseite von Wałbrzych