Tschernobyl

Stadt in der Ukraine nahe der Grenze zu Belarus
Tschernobyl
OblastOblast Kiew
Einwohnerzahl1.575 (2022)
Höhe180 m
Lagekarte der Ukraine
Lagekarte der Ukraine
Tschernobyl

Die Stadt und Region Tschernobyl (ukrainisch: Чорнобиль, Tschornobyl), durch die Nuklearkatastrophe am 26. April 1986 bekannt geworden, befindet sich im Norden der Ukraine.

Hintergrund

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Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor 4 des Kernkraftwerkes Tschernobyl während eines Routinetests. Das radioaktive Jod, das durch die Explosion freigeworden war, wurde durch Luftströmungen über ganz Europa verteilt. In den nähergelegenen Gebieten um das Kernkraftwerk herum einschließlich der Region Prypjat, wo die meisten Arbeiter lebten, wurde Kaliumiodid verteilt. Durch die Wetterbedingungen kontrolliert, ging die radioaktive Wolke in einem Umkreis von 500 km mehrmals auf und nieder.

Eine detaillierte Beschreibung des Unfalls mit seinen Folgen ist im Wikipediaartikel "Katastrophe von Tschernobyl" zu finden.

Prypjat (Pripyat, Prypiat), die dem Reaktor am nächsten gelegene Stadt, war vor dem Unglück Wohnort von fast 50.000 Menschen; heute lebt hier niemand mehr. Die Stadt Tschernobyl befindet sich gut 20 km südlich des Reaktors. Die hohe radioaktive Strahlung machte die Umsiedlung von 100.000 Menschen aus Tschernobyl notwendig. Bis heute sind 700 Menschen in ihre alte Heimat zurückgekehrt.

Prypjat ist ein eingefrorenes Zeitzeugenobjekt aus dem sowjetischen Leben der 1980er Jahre. Propagandasprüche hängen immer noch herum und Spielzeuge sowie andere persönliche Dinge sind immer noch genau da, wo sie waren. Die Häuser verfallen jedoch langsam, Farbe blättert von den Wänden und Plünderer haben alles mitgenommen, das irgendeinen Wert haben könnte. Bäume und Gras erobern sich das Land zurück. Heute ist der Sperrbereich Tschernobyl ein neues Touristenziel. 2002 öffnete er sich für den Tourismus und im Jahre 2004 gab es bereits 870 Besucher.

20 Jahre nach dem Unfall gibt es immer noch Debatten über die Anzahl der Toten. Aus Angst vor schlechter PR verbot die UdSSR einige Jahre den Pathologen, Verstrahlung als Todesursache anzugeben. Die Schätzungen reichen von einigen wenigen Tausend bis fast zu einer Million.

Prypjat liegt 110 km von Kiew und 16 km von der Grenze zu Belarus entfernt.

Um Zugang nach Prypjat, Tschernobyl und die umliegenden Dörfer zu erhalten, muss man die 30-km-Sperrzone betreten. Dafür muss man sich eine für einen Tag gültige Zugangsberechtigung besorgen. Der einfachste Weg, an solch eine Berechtigung zu kommen, ist über Reiseveranstalter, von denen viele in Kiew ansässig sind.

Die meisten organisierten Touren erfolgen mit dem Bus ab Kiew. Das Reisebüro Hamalia besitzt einen guten Ruf für ökologisch verträgliche Touren in die Region. Wenn man eine Fahrt buchen möchte, sollte man dies im Voraus tun, da eine offizielle Registrierung sowie Permits erforderlich sind.

Auch eine Tagestour als Selbstfahrer im eigenen privaten Pkw ist möglich. Man trifft sich dann meist am 30km-Checkpoint Dytjatky mit einem vom Reiseanbieter gestellten Guide und muss diesen an Bord nehmen und seinen Weisungen Folge leisten. Route und Stopps lassen sich dann individuell vereinbaren, auch das Durchfahren von Prypjat, Parken nur etwa 250m vom Reaktor 4 entfernt und Abstecher zum Woodpecker und weiteren Sehenswürdigkeiten außerhalb der Hauptrouten sind dann machbar. Ein Mittagessen in der Kantine von Tschernobyl ist inkludiert, und am Ende der Tour werden sowohl das Fahrzeug als auch seine Insassen auf mögliche Kontamination geprüft. Angeboten wird dies zum Beispiel von SoloEast Travel.

Auf der Internetseite pripyat.com werden auch organisiert Reisen in die Sperrzone angeboten. Frühere Einheimische leiten die Führungen und berichten von ihren Erinnerungen aus der Zeit des Unglücks.

Sehenswürdigkeiten

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Besucher der Sperrzone müssen in organisierten Gruppen kommen oder – bei Rundfahrt mit eigenem Pkw – in Begleitung eines ortskundigen Touristenführers. Eintagestouren kosten einschließlich Anreise und Verpflegung 200 bis 400 US-$.

 
Schild vor einem Café in Prypjat
 
Zentraler Platz der unbewohnten Stadt Prypjat (2008)
  • Reaktor 4. Es ist nicht möglich, in die direkte Nähe zu kommen, man kann den Sarkophag aber von einem 250 m entfernten Parkplatz oder einem 500 m entfernten Aussichtspunkt beobachten. Obwohl die Radioaktivität hier weit höher ist als anderswo, läuft man nicht Gefahr, eine kritische Menge während des Aufenthaltes aufzunehmen. Die normale Strahlendosis liegt an dieser Stelle bei etwa 0,5 bis 0,9 Mikroröntgen/Stunde im Winter, im Sommer ist sie etwas höher.
  • Autofriedhof. Wenn man interessiert ist, kann man den Schrottplatz sehen, auf dem die verstrahlten Kraftfahrzeuge liegen, die die Unglückssituation meisterten. Hier liegen eine Reihe von Feuerwehr- und Krankenwagen, LKWs und Helikopter rum. Es ist nicht möglich, in die Fahrzeuge einzusteigen, da einige von ihnen immer noch eine tödliche Strahlendosis aufweisen, jedoch kann man das wohl verzeihen. Es existiert eine Aussichtsplattform zum Fotografieren.
  • Prypjat. Die berühmte Geisterstadt, die einst 49.000 Menschen beherbergte. Sehenswürdigkeiten sind Schulen, Kindergärten, öffentliche Gebäude und der beeindruckende Kulturpalast, der ein Schwimmbad, ein Kino und ein Gymnasium beherbergt und das berühmte Riesenrad überragt. Gefährlich sind die bröckelnden Gebäude und verfaulten Holzböden in den Gebäuden. Vorsicht beim Begehen ist also geboten!
  • Dörfer. In der Sperrzone gibt es eine große Zahl von verlassenen Dörfern, und alle sind sehr sehenswert. Man kann hier Scheunen, kleine Hütten und viel Vegetation beobachten. Beim Betreten dieser Gegenden sollte man extrem vorsichtig sein, denn die Vegetation speichert viel mehr Strahlung als betonierte Gegenden.

Aktivitäten

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Einkaufen

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In Tschernobyl gibt es einen kleinen Supermarkt, der jedoch vorwiegend Alkohol und einige Souvenirs verkauft. Die Hauptverpflegung der Arbeiter erfolgt durch die großen Kantinen. Die Besichtigungstour beinhaltet möglicherweise die Verpflegung, eigene Knabbereien und Getränke sollte man dennoch mitbringen.

Wenn man Zutritt zum Verwaltungsgebäude vom Tschernobyl erhält, kann man Souvenirs wie z. B. Bücher, die das Unglück beschreiben, kaufen.

In Prypjat befindet sich eine Kantine für die Wartungsmannschaften, die in der Sperrzone arbeiten. Wenn man sich auf einer geführten Tour befindet, kann man dort essen. Alle Tagesbesucher werden wahrscheinlich dagegen in den Gaststätten außerhalb der Sperrzone dinieren.

Unterkunft

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Ein kleines Hotel in Tschernobyl stellt die einzige Übernachtungsmöglichkeit für Touristen dar. Die Stadt Slawutytsch hat ein paar Übernachtungsmöglichkeiten.

Sicherheit

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Leitungswasser bleibt weiterhin zum Trinken und Waschen ungeeignet. Stattdessen sollte man Wasser aus der Flasche mitnehmen, das in der Ukraine überall erhältlich ist.

Die tödliche Strahlendosis liegt bei etwa 300 bis 500 Röntgen pro Stunde. Bei den Tourenetappen werden Messungen zufolge nur 15 bis einige 100 Mikroröntgen pro Stunde erreicht. Ein Mikroröntgen ist ein Millionstel eines Röntgens. Man sollte die Straßen nicht verlassen; die Strahlung in bewachsenen Gegenden ist deutlich höher.

Ausflüge

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Literatur

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