Schwenda
Schwenda | |
Bundesland | Sachsen-Anhalt |
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Einwohnerzahl | 597 (2006) |
Höhe | 456 m |
Schwenda |
Schwenda ist ein Ortsteil der Gemeinde Südharz im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt und liegt im Harz. Im Dorf steht die bedeutende barocke Kirche St. Cyriaki und Nicolai.
Anreise
BearbeitenMit der Bahn
BearbeitenMit der Bahn ist Schwenda nicht direkt erreichbar. Der nächste Bahnhof ist in Roßla, der mit Regionalexpress/ Regionalbahn erreichbar ist. Von dort aus kann man mit den oben genannten Buslinien bis Schwenda reisen.
Mit dem Bus
BearbeitenBusverbindungen bestehen in die umliegenden größeren Orte. Die Linie 485 verbindet Sangerhausen über Hayn mit Schwenda. Die Fahrt dauert ca. 45 min und geht ca. stündlich ab dem Busbahnhof Sangerhausen Bahnsteig 5. Einen Verbindungsplan zum Download (pdf) gibt es hier. Alternativ kann die Linie 490 benutzt werden, die Sangerhausen via Roßla mit Schwenda verbindet.
Auf der Straße
BearbeitenIn 20 km Entfernung südlich des Ortes verläuft die A 38 Göttingen - Leipzig. Hier nimmt man die Ausfahrt Berga und fährt auf der L236 Richtung Rottleberode. Vor dem Ort hält man sich rechts auf der L236 bis Schwenda. Vom Norden nimmt man von Blankenburg die B81 bis Hasselfelde, dann auf die B242 Richtung Stiege/ Harzgerode bis Friedrichshöhe, von dort folgt man der L236 nach Breitenstein und weiter nach Schwenda.
Mobilität
BearbeitenHintergrund
BearbeitenDie verbriefte Historie reicht über 1000 Jahre zurück. Das ursprünglich zum Besitz der Grafen von Stolberg gehörende Dorf wird 532 erstmals namentlich als Wenda unterm Berg in Harzgrau urkundlich erwähnt. Der Name Schwenda leitet sich aus dem altdeutschen schwendan wie schwinden her und bezieht sich auf roden/ abholzen. Bereits 1223 stand hier eine Kirche. Die ersten Siedler waren vermutlich westslawische Stämme, die um den Taschenberg ihre Siedlung anlegten. Ihren Lebensunterhalt verdienten die Schwendaer mit Ackerbau, Viehzucht, Waldarbeit und als Fuhrleute. Im Jahr 1579 wütete erstmals die Pest im Ort und forderte 48 Leben. Im 17. Jahrhundert wurde Schwenda zunächst während des 30jährigen Kriegs geplündert, 1635 von den Pocken heimgesucht (ganze 7 Familien starben vollständig aus) und ein Jahr später durch einen erneuten Ausbruch der Pest gegeißelt. So lebten 1648 nur noch 100 Menschen im Dorf. Eine Feuersbrunst vernichtet 1801 25 Häuser und die Franzosen plünderten fünf Jahre später den Ort und verlangten 950 Taler Kriegssteuer (zum Vergleich, die neuen Glocken kosteten 1856 760 Taler). Einhundertfünf Jahre danach hält mit dem ersten Telefon und einer Post die Moderne Einzug in Schwenda. Die beiden Kriege des 20. Jahrhunderts forderten 47 Leben. Im April wurde Schwenda zunächst amerikanisch und nach deren Abzug im Juli sowjetisch besetzt. In den folgenden Jahren bis 1959 wurden alle Einzelbauern "freiwilliges Mitglied" in der LPG. Aus ihr ist nach der Wiedervereinigung die Agrargenossenschaft e.G. geworden. Neben dem Anschluss an die zentrale Wasser- und Abwasserversorgung wurde Schwenda auch Ferienort. Dazu entstand die erforderliche Infrastruktur mit Ferienheim, Kindertagesstätte und einer Parkanlage. Nach der Wende erhielt jedes Haus einen Telefonanschluss, ein Klärwerk wurde gebaut und die Leitungen unter die Erde verlegt. Der Tourismus entwickelte sich weiter. Jedoch sind auch hier die Folgen der Arbeitslosigkeit spürbar, zahlreiche junge Menschen sind abgewandert.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenDie Hauptsehenswürdigkeit Schwendas, von den Bewohnern liebevoll die kleine Schwester der Frauenkirche genannt, ist die nach Plänen des Baumeisters der Dresdner Frauenkirche George Bähr von dem Stolberger Baumeister Johann-Friedrich Penther von 1736 bis 1738 gebaute Barockkirche 1 St. Cyriaki und Nicolai. Obgleich die Kirche nicht ständig offen ist, sind Besichtigungen jederzeit möglich. Dazu meldet man sich bei der Gemeindeverwaltung im Haus des Gastes oder bei den am Eingang aufgeführten Personen (so einfach kann das sein). Die Führungen werden durch die Erlebnisse der Menschen mit ihrer Kirche lebendig bereichert.
Die Kirche verdankt ihre Entstehung der Legende nach der Stiftung einer italienischen Adligen namens Mathilde Brilliperi aus Venedig. Im Jahr 1578 soll sie in Begleitung ihrer Eltern durch den Harz gekommen sein, als die Reisegesellschaft in ein Gewitter geriet. Durch Blitzschlag wurden alle bis auf die einjährige Mathilde getötet. Die Siegelringe der Toten trugen die Aufschrift Brilliperi. Mathilde wurde zum Pfarrer von Schwenda gebracht, der sie aufnahm und großzog. Zwölf Jahre später im Jahre 1590 reisten zwei Vettern auf der Suche nach der Familie erneut durch den Harz und fanden Mathilde beim Pfarrer Schaubius von Schwenda, der zum Beweis die Siegelringe vorlegte. Mathilde reiste zurück nach Italien. Weitere 63 Jahre später kamen in Schwenda Enkel der Gräfin Mathilde mit einer beträchtlichen Summe an. Mathilde hatte verfügt, das am Ort ihrer Rettung eine Kirche von der Bauart des Petersdomes in Rom errichtet werden solle. Die einzige Bedingung war, dass der Eingang nach Süden gerichtet sein soll.
Der Bau begann allerdings erst am 4. März 1736. Die Pläne der Kirche stammen aus der Feder von George Bähr, dem Baumeister der Dresdner Frauenkirche, und wurden 1734 durch einen Fuhrmann nach Schwenda gebracht. Das Schenkungsdokument ist im Grundstein eingemauert. Erbaut haben die Kirche der Stolberger Baumeister Kammerherr Johann Friedrich Penther und der Zimmermeister Hans Erbe. Im Jahr 1738 wurde der Kirchbau und 1742 der Glockenstuhl vollendet. Der barocke Zentralbau trägt mit seinen acht Sandsteinsäulen eine hölzerner Kuppel (sog. Klostergewölbe) und erreicht eine Höhe von 38 Metern. Im Inneren steht im Osten der von Wilhelm Michaelis 1695 vollendete hölzerne Kanzelaltar. Auf Höhe der ersten Empore ist die Kanzel eingearbeitet. Dem Altar gegenüber ist die aus Bad Frankenhausen stammende Orgel zu sehen, die 1860 eingebaut wurde. In jüngster Zeit wurde sie vollständig restauriert. Sie reicht von der ersten bis zur zweiten Empore, die sie beide teilt. Die Kirche ist vollständig ausgemalt, wobei die Kuppelausmahlung von Karl Völker 1938 neu angefertigt wurde. Sie zeigt die vier Erzengel St. Uriel, St. Raphael, St. Gabriel und St. Michael (Über dem Altar beginnend im Uhrzeigersinn). Darüber sind die vier Evangelisten St. Johannes, St. Markus, St. Matthäus und St. Lukas in gleicher Weise abgebildet. Im Scheitelpunkt ist das Auge im Dreieck als Symbol Gottes zu sehen. Die Kuppel wird durch vier Lichtschächte unterbrochen. Rechts neben dem Eingang im Süden ist in der ersten Säule zur Rechten das Jahr der Grundsteinlegung eingemeißelt. Geht man weiter nach rechts, gelangt man hinter den Altar, wo sich der eiserne dreikammerige Eisenofen von Sachse & Co aus Halle an der Saale befindet. Dieser ist jedoch nicht mehr in Betrieb, da die Kirche nur im Sommer zu Gottesdiensten benutzt wird. Im Winter finden sowohl die evangelischen als auch die katholischen Gottesdienste im Gemeinderaum statt. Rechts und links neben dem Altar sind die Aufgänge zur ersten Empore, von ihr gelangt man über zwei weitere Aufgänge rechts und links der Orgel in die zweite Empore. Die heutigen Glocken wurden 1856 als Ersatz für die gerissenen alten gegossen.
Während der Zeit der DDR erlitt die Kirche das Schicksal vieler Sakralbauten. Aus Mangel an Geld und Interesse seitens des Staates litt die Bausubstanz in erheblichem Maße. So fehlte laut Zeitzeugen erst der Schiefer zum Decken des Daches, als dieser da war, konnten keine Nägel (verzinkt oder aus Kupfer) beschafft werden. Erst durch die Partnergemeinde in der Bundesrepublik konnten diese über GENEX geliefert werden. Zu einem anderen Zeitpunkt war zwar ein Restaurator für die Kuppel verfügbar, aber das Gerüst konnte nicht beschafft werden. Der Gemeinde ist es trotzdem gelungen, die Kirche zu erhalten (Zitat: "Wir Schwendaer können doch nicht ohne unsere Kirche sein.") und 1990/ 91 wurde sie mit Unterstützung der Stiftung zur Erhaltung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (KIBA) restauriert.
Aktivitäten
BearbeitenWanderungen:
- 1 Auerberg - mit dem von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Josephskreuz (4 km)
- in die historische Fachwerkstadt 1 Stolberg (7 km)
- 2 Höhle Heimkehle (10 km)
- 1 Harzer Naturistenstieg Nacktwanderweg einer von nur 2 Nacktwanderwegen in Deutschland.
zum Waldhaus (3 km), zum güldenen Altar (3 km) oder ins Hasel- und Krummschlachttal.
Einkaufen
Bearbeiten- 1 Galerie Alig Karina, Am Schützenplatz 61; 06547 Schwenda. Tel.: +49 (0)34658-214 35. Galerie der ortsansässigen und regional bekannten Künstlerin.
- Bäckerei Kegel, Hohler Weg 99; 06547 Schwenda. Tel.: +49 (0)34658-21228.
- Landfleischerei Müller, Kloppgasse 72; 06547 Schwenda. Tel.: +49 (0)34658-21520.
- Einkaufsmarkt Schwenda, Hintere Gasse 40; 06547 Schwenda. Tel.: +49 (0)34658-21678.
Küche
BearbeitenDer Ort besitzt eine Gaststätte mit lokaler und gutbürgerlicher Küche.
- 1 Gasthaus "Harzhexe", Am Schützenplatz; 06547 Schwenda. Tel.: +49 (0)34658-21335.
Unterkunft
Bearbeiten- Ferienwohnungen und Ferienhäuser von verschiedenen Unternehmen.
- Ferienhaus Jens Kirchner, Hauptstraße 74, 06547 Schwenda (am nördlichen Ortseingang). Tel.: +49 (0)34658-21446, Mobil: +49 (0)173-3619071, Fax: +49 (0)34658-21445, E-Mail: info@ferienhaus-kirchner.de. 2 Wohnungen, Haustier in einer Wohnung erlaubt. Preis: 35 - 45 Euro + 2,50 Euro Haustier.
- http://www.ferienhaus-unterharz.de, An der Höhe 176, 06547 Schwenda, Tel.: +31 181 634798, Mobil: +31 654 696302, Fax: +31 181 635306, Email: mailto:schwenda@vakantiehuis-harz.nl, http://www.harz.nu. Preise: ab 374 Euro pro Woche. Bemerkung: Ferienhaus für 9 Personen mit 5 Schlafzimmern und 2 Badezimmern. Keine Haustiere und rauchen ist untersagt.
Gesundheit
Bearbeiten- Allgemeinarztpraxis Dr. Häntze, Steiler Taschenberg 20, 06547 Schwenda. Tel.: +49 (0)34658-21358.
Praktische Hinweise
Bearbeiten- Gemeindeverwaltung Schwenda, Vordergasse 116, 06547 Schwenda. Tel.: +49 (0)34658 21319.
Ausflüge
BearbeitenNeben den unter "Aktivitäten" beschriebenen Zielen bieten sich Ausflüge zu den folgenden Orten an.
- nach Thale
- nach Wernigerode
- nach Nordhausen
- nach Sangerhausen ins Rosarium oder Spenglermuseum
- nach Wettelrode ins Bergbaumuseum
- zur Burg Falkenstein