San-Bernardino-Pass
Der San-Bernardino-Pass führt von Hinterrhein im Hinterrheintal im Kanton Graubünden nach Bellinzona im Tessin, ist nach der Gotthardpassroute eine der wichtigsten alpenquerenden Verbindungen in Nord-Süd-Richtung und wird oft als Ausweichroute für die Gotthardroute genutzt.
Hintergrund
BearbeitenDer San-Bernardino-Pass verbindet das bündnerische Hinterrheintal und das Tessin über eine mit einem Scheiteltunnel ausgebaute (National-)Strassenverbindung. Die Zufahrten sind als Autobahnen vierspurig richtungsgetrennt ausgeführt, der Grossteil der Passstrasse ist als zweispurige Autostrasse mit Überholverbot ausgeführt.
Vor allem für Reisende aus der Ostschweiz, Bayern und dem Vorarlberg bietet sich der San Bernardino als Ausweichroute bei Stau oder unfallbedingter Schliessung des Gotthard-Strassentunnels an, der Zeitbedarf zwischen Zürich und Bellinzona verlängert sich um etwa 30 - 45 Minuten.
Geschichte
BearbeitenHistorisch wurde der San-Bernardino-Pass erst relativ spät genutzt. In römischer Zeit wurde ein Grossteil des Nord-Südverkehrs über die Splügenroute (obschon auch hier wie auf der San-Bernardino-Route die schwer zu passierende Viamala bewältigt werden musste) und über den Julierpass abgewickelt, wenn auch die San-Bernardino-Route schon begangen war.
Der als Mons avium oder "Vogelberg" bezeichnete Übergang wurde mit dem Bau der steinernen Brücke in der Via Mala und rasch zunehmendem Verkehr ausgebaut, im 15. Jahrhundert wurde zu Ehren des Heiligen Bernhardin von Siena eine Kapelle errichtet und seit dieser Zeit wurde auch der Name "San Bernardino" für den Alpenübergang gebräuchlich.
Der historische Saumweg ("Mulattiera") mit in den Fels gehauenen Stufen und teilweiser Pflästerung kann heute noch als Wanderweg begangen werden. Um 1770 wurde die Passstrasse ausgebaut, und an der Passhöhe die Strasse nun an die tiefste Stelle des Sattels verlegt. Diese Strasse ist - als "Strada romana" bezeichnet, obwohl sie nichts mit der Römerzeit zu tun hat - heute noch existierend.
1817 erhielt der Bündner Staatsrat Pocobelli den Auftrag vom Kanton Graubünden, eine Strassenverbindung ins Tessin zu projektieren, trotz Gegenwehr der Gotthardkantone und der Lombardei wurde die Passtrasse 1818/23 errichtet und an der Passhöhe auch ein Hospiz erbaut.
1967 wurde der 6,7 km lange Scheiteltunnel der Nationalstrasse A13 eröffnet, die weitgehend wintersichere Verbindung musste sich mehrfach bei Schliessung des Gotthardtunnels als Ausweichroute bewähren. Mit Zunahme des alpenquerenden Lastwagenverkehrs musste der Tunnel ab 1991 ausgebaut, mit besseren Lüftungssystemen und einem Fluchtstollen versehen werden.
Regionen
BearbeitenDer Pass verbindet das Domleschg respektive das Hinterrheintal im Kanton Graubünden mit dem Bündner Südtal Misox (Mesocco) und dem Tessin.
Besonderheiten
BearbeitenVerkehr
BearbeitenDie Zufahrten der A13 und der A2 im Tessin sind über kurze Strecken als vierspurige richtungsgetrennte Autobahnen ausgebaut, die eigentliche San-Bernardino-Route ist als zweispurige Autostrasse mit gelegentlich vierspurigen Abschnitten zum Überholen ausgebaut.
Mit relativ engen Kurven im Südabschnitt, engen Tunnels und steilen Rampen (bis 8 %) ist die Strassenverbindung für Wohnwagengespanne und vor allem Lastwagen mühsam zu fahren, dennoch hat der Schwerverkehr infolge Überlastung der Gotthardroute in den letzten Jahren stark zugenommen.
Der Scheiteltunnel ist zweispurig, es wird mit 80 km/h gefahren und es besteht ein absolutes Überholverbot.
Streckenverlauf
BearbeitenAbschnitt Reichenau - Thusis
Bearbeiten- nach der Verzweigung der Autobahn 13 bei Reichenau, die Strasse nach Flims und in die Surselva wird als Hauptstrasse 19 weitergeführt, verläuft die A13 durch einige Tunnels relativ flach, teilweise zwei- und abschnittweise vierspurig. Sie wird von der Hauptstrasse 13 begleitet, in Thusis geht der Albulapass als Hauptstrasse 417 begleitet von der Linie der Rhätischen Bahn ins Engadin ab.
Abschnitt Thusis - Hinterrhein
Bearbeiten- die Autostrasse passiert die Hinterrheinschlucht mit der Viamala mit mehreren Tunnels und Viadukten
- zum Besuch der historischen sehenswerten Schlucht der Viamala kann die Autobahn bei der 23 Viamala verlassen werden, die Hauptstrasse 13 führt am Besucherzentrum der Viamala vorbei, hier kann in die Schlucht hinabgeschaut und auf einem Treppenweg in den Schluchtgrund abgestiegen werden.
- nach einem flacheren Abschnitt zwischen Zillis und Andeer folgt ein kurvenreicher Anstieg hinauf nach Sufers mit seinem Stausee.
- in Splügen beginnt der ebenfalls nach Süden führende Splügenpass, dessen 2115 m hohe Passhöhe relativ rasch erreicht ist, umso mehr ziehen sich die nicht endenwollenden Kehren nach der italienischen Staatsgrenze hinab nach Chiavenna in die Länge.
Scheiteltunnel Hinterrhein - San Bernardino
Bearbeiten- der Scheiteltunnel mit seinen 6,6 km Länge ist zweispurig ausgeführt, es besteht ein absolutes Überholverbot im Tunnel. Für Fahrer mit etwas Tunnelangst ist der Tunnel mit einem guten Drittel der Länge des Gotthardtunnels relativ gut zu machen, eine Alternative ist die
- San-Bernardino-Passstrasse, die nur im Sommer befahrbar ist. Sie führt am Lago Moesalo vorbei, am San-Bernardino-Hospiz kann in einer Gastwirtschaft eingekehrt werden.
San Bernardino - Bellinzona Nord
Bearbeiten- am südlichen Tunnelportal liegt die Ortschaft San Bernardino, die Autostrasse führt über die zum Lago d'Isola aufgestaute Moësa.
- nach einer kurzen recht ebenen Strecke beginnen die Rampen, welche ins Misox hinabführen. Die steilen und relativ engen Kehren sind für PW problemlos, für Gespanne und Lastwagen etwas mühsam zu fahren.
- nach Mesocco ist dann die Talsohle erreicht, die Strasse teilweise vierspurig ausgebaut. Bei der Verzweigung Bellinzona Nord kommt die Route wieder mit der Gotthardautobahn zusammen.
Sicherheit
Bearbeitenfür Strassentunnelbenutzer:
- nie übermüdet in den Tunnel einfahren, das monotone Fahren mit 80 km/h ermüdet zusätzlich, es droht Lebensgefahr für sich selbst und andere!
- bei Tunnel- / Platzangst Passstrasse benutzen
- im Tunnel Lüftung auf "RECIRCULATION" einstellen, keine Zufuhr von Aussenluft
- maximale Geschwindigkeit von 80 km/h einhalten, auch nicht monoton immer langsamer werden (und dann einschlafen, der Mitfahrer soll wachhalten)
- genügend Sicherheitsabstand einhalten, Überholen ist im Tunnel tabu
- bei Panne nächste Sicherheitsnische aufsuchen; nur kleine Brände / Rauchentwicklungen selber zu löschen versuchen.
- bei einem Brand im Tunnel Fahrzeug stehen lassen, über gekennzeichnete Ausgänge den mit Frischluft versorgten Fluchtstollen aufsuchen, auf keinen Fall versuchen zu wenden und rückwärts zu fahren!
Aktivitäten
BearbeitenVorwiegend wird der San Bernardino - Pass als schnelle Verbindung zwischen Graubünden und Tessin genutzt, alle hoffen, ihn ohne Stau zügig durchfahren zu können. Es gibt im Bereich des Hinterrhein - Misox allerdings auch etliche Möglichkeiten, zu verweilen.
Im Winter:
Name | Telefon | Höhenlage | Σ | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Skilift Pian Cales | +41 (0)91 832 12 14 | 1.642 – 1.770 m | – | – | 1 | – | 5 | – | 5 km |
Skigebiet Confin 2000 (2023 wieder eröffnet) | +41 91 223 73 00 | 1.642 – 2.525 m | 1 | 1 | 3 | – | – | – | 0 km |
Das Skigebiet Confin 2000 am Westhang oberhalb von San Bernardino war 2012 stillgelegt worden, nach einem Relaunch mit Sanierung der Liftanlagen und der Infrastruktur wurde der Skibetrieb am 27.12.2023 wieder aufgenommen, im Verlauf von 2024 werden sämtliche Lifte wieder in Betrieb sein. Grössere Investitionen sind auch bzgl. Unterkunftsinfrastruktur geplant.
Ausflüge
Bearbeiten- um eine Pause einzulegen, lohnt sich der Besuch von Sehenswürdigkeiten in der Nähe der Route: Viamala-Schlucht zwischen Thusis und Zillis, der Besuch der Kirche von Zillis mit der gemalten Holzdecke aus dem 12. Jahrhundert, zahlreiche quadratische Tafeln zeigen biblische Darstellungen; die Darstellungen waren über mehrere Jahre auf Schweizer Pro Patria - Briefmarken dargestellt.
- Besuch des malerischen Örtchens Splügen
- Pause am Laghetto Moesola beim San-Bernardino-Hospiz am Strassenpassübergang
- Wanderfreunde kennen die Bündner Südtäler, welche mit dem Südseitenwetter und den ruppig steilen Abhängen ähnliche Wandererlebnisse bieten wie die Tessiner Seitentäler. Neben dem Misox ist das urtümliche Calancatal einen Besuch wert.
- wenn man sich in der Region aufhält, ist auch eine Fahrt über den Splügenpass und der Besuch des italienischen Chiavenna zu erwägen.