Rorschwihr

französische Gemeinde im Elsass

Rorschwihr ist ein kleines Winzerdorf im französischen Elsass und Mitglied des Verbandes der Pays de Ribeauvillé et Riquewihr. Das Dorf liegt im 3. Abschnitt der Elsässischen Weinstraße (Terre et Vins au Pays de Colmar). Das Dorf liegt auf halbem Weg zwischen Bergheim und Saint-Hippolyte. Die Winzer verfügen im Gemeindegebiet des Ortes über zwölf Weinlagen.

Rorschwihr
RegionGrand Est
Einwohnerzahl363 (2021)
Höhe190 m
Tourist-Info+33 (0)3 89 73 23 23
http://www.ribeauville-riquewihr.com
Lagekarte von Frankreich
Lagekarte von Frankreich
Rorschwihr
Wappen

Hintergrund Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Das Dorf ist rundum von Weinbergen umgeben. Der historische Dorfkern gruppiert sich um die Kirche Saint-Michel.

Einiges zur Geschichte Bearbeiten

Der ursprüngliche Name des Dorfes Chrodoldesvilare geht auf Chrodold zurück, den Vornamen eines Gutsbesitzers in der Römerzeit. Das römische Ch des damaligen Ortsnamens wurde als H gesprochen und ist im 9. Jahrhundert verschwunden, so dass der heutige Ortsname mit R beginnt.

Im 19. und 20. Jahrhundert wurden im Gemeindegelände Funde aus dem Neolithikum und der mittleren Bronzezeit gefunden. Eine am Ortsrand gefundene Römerstraße und auf einem Hügel im Westen der Ortslage entdeckte Töpfereien, Skulpturen und Sarkophage bezeugen die einstige Anwesenheit von Römern. Erste urkundliche Erwähnung fand der Ort im Jahre 742, als der adlige Mönch Rantwig mehrere Güter dem Kloster Weißenburg andiente, unter anderem auch solche in Rorschwihr, was die Existenz von Weinlagen belegt. Ab dem 10. Jahrhundert besaßen die Abteien von Ebersmunster und Moyenmoutier sowie das Kloster Silo in Sélestat Weinberge im Ortsgelände. Im 12. Jahrhundert wurde der (heutige) Meyerhof als Freihof erwähnt. Schon sehr früh war Rorschwihr eine Filiale der Pfarrei von Rodern. 1313 gehörte der Ort den Herren von Ribeaupierre aus Ribeauvillé und wurde, zusammen mit Bergheim, an die Habsburger abgetreten. 1436 wurde der Ort von Feinden Habsburgs ausgeraubt. Bis zur Französischen Revolution gehörte der Ort mit seinen verschiedenen Weinlagen immer mehreren Herren gleichzeitig, die sich die Weinqualitäten gleichermaßen teilten und zu nutzen wussten. Nach der Revolution wurde Rorschwihr ein Ortsteil von Bergheim, ab 1802 wurde Rorschwihr unabhängig.

Das Wappen Bearbeiten

Blasonierung: (Quelle: Wappenbuch der Gemeinden in Haut-Rhin von 1981)

D'or au gril de sable posé en bande
Prosaübersetzung (nicht exakt heraldisch): "Auf Gold ein schwarzer, diagonaler Rost"
Das Wappen stellt den Rost des Hl. Laurentius von Rom dar, der auf einem glühenden Rost hingerichtet wurde. Der Rost war seit dem 19. Jahrhundert das Emblem des Ortes.

Anreise Bearbeiten

Mit dem Flugzeug Bearbeiten

Die nächsten Verkehrsflughäfen sind der Flughafen Straßburg (IATA: SXB) , 55 km, und EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg (IATA: BSL, MLH, EAP) , 81 km.

Der Flugplatz Colmar-Houssen (16 km entfernt) erlaubt das Landen kleiner Privatflugzeuge.

Mit dem Auto Bearbeiten

Die Anreise mit dem Auto erfolgt

  • von Norden und Süden über die   Autoroute Alsacienne, N 83,   18 Ostheim, dann über die D 1 bis und D 6 in die Ortsmitte.
  • von Westen aus dem Landesinneren (Sainte-Croix-aux-Mines) über die N 59 bis Lièpvre und D 481 zur Departementsgrenze, dann auf der jetzt heißenden D 42 und die D 1bis über Saint-Hippolyte, von dort direkt in den Ort.
  • von Osten: Der nächste Rheinübergang nach Deutschland ist bei Marckolsheim (24 km)

Mit der Bahn Bearbeiten

Einen Bahnhof hat der Ort nicht. Der nächstliegende Bahnhof mit TGV-Halt ist in Sélestat.

Mit dem Bus Bearbeiten

Ein Bus der Linie 109 verbindet den Ort alle 4 Stunden mit Colmar. Eine Busverbindung nach Sélestat gibt es nicht, man fährt mit der gleichen Buslinie nach Colmar und dann mit dem Zug nach Selestat.

Mobilität Bearbeiten

 
Karte von Rorschwihr

Der Ort ist wie viele andere der Region von Weinbergen umgeben. Die Hauptstraße Rue de Sélestat, ab Kirchplatz Grand'Rue hat eine Neigung von etwa 30 m auf etwa 300 m.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Bilder aus Rorschwihr
 
Kirche St-Michel

Bei einer Besichtigung des Ortes sollte man auf die vielen Zunftzeichen, Erbauungsjahre und Initialen des Hausbesitzers achten, die meist am Türsturz des Hauseingangs oder im Zenit von Torbögen zu sehen sind, auf die hier aber nicht im einzelnen eingegangen wird. Es bedeuten: Ein Hammer, mit zwei Zwingen gekreuzt: der Küfer (Böttcher); der Kaufmann zeigt eine 4 stellvertretend für die 4 Segel eines Waren transportierenden Schiffes; der Winzer hat ein Rebmesser (Cerpette) als Zunftzeichen; ein Stern ist das Zeichen des vereidigten "Weinschmeckers", eines Vermittlers zwischen Winzern und Weinhändlern oder Konsumenten (Weinkommissionär).

Ein möglicher Spaziergang durch den Ort kann am Ortseingang, von Sélestat kommend, beginnen:

  • 1 Wegekreuz - Ein altes Wegekreuz, vgl. auch Nr. 11
  • 2 Alte Mauer - Die alte Mauer ist ein Relikt, möglicherweise aus dem 12. Jahrhundert, als die Anwesen mit bis zu 1,50 m hohen Mauern umfasst waren, die mit Überdachungen zum Schutz vor Witterungseinflüssen versehen waren. Kleine Blumenbeete am Mauerfuß enthalten z.T. mittelalterliche Weinreben.
  • 3 Meyerhof - 7 rue de Sélestat: Das große Gut, der Meyerhof (siehe "Einiges zur Geschichte"), ist ein ehemaliger, bereits im 12. Jahrhundert erwähnter Abteibesitz als Freihof (abgabenbefreit) mit Gebäudeteilen, die im 18. Jahrhundert wieder aufgebaut wurden: große Passage zur Straße, die Nebengebäude, Speicher und Hauptgebäude (aus dem Jahr 1710), das eine Kelterei beherbergt, darüber ein Geschoss, das 1910 angebaut wurde. Man beachte die beiden Rundbögen als Eingänge für Fuhrwerke und Personen mit dem Emblem im Zenit des großen Rundbogens. Das Anwesen ist heute in Privatbesitz.
  • 4 Winzerhaus - 12 route du Vin: Dieses Winzerhaus verfügte mit seinen Nebengebäuden über einen Weinkeller zur Lagerung von bis zu 1.000 hl Wein, was einer Anbaufläche von 25 ha entspricht. (Bild Nr. 3 in nebenstehender Galerie)
  • 5 Pfarrhaus - 11 route du Vin: Haus von 1719, ab 1819 als Pfarrhaus genutzt. Interessant ist der von einem Treppenaufgang überwölbte Kellerzugang. Auf dem Türsturz an der Rückseite des Gebäudes sind das Erbauungsjahr 1719 und die Initialen des/der Bauherren zu sehen, I.A.A.M.G.
  • 6 Gasthaus - 8 route du Vin: Hier war früher eine Pferdepost-Station und die Gaststätte des "Dorf-Kneipiers", der gleichzeitig Weinkommissionär war.
  • 7 Mairie - Mairie: Das Haus wurde 1864 errichtet und enthielt bis in die 1960er Jahre auch die Dorfschule.
  • 8 Église - Kirche St-Michel: Die Kirche wurde im Jahre 1837 an der Stelle einer Vorgängerin gebaut, von der der Chorglockenturm mit Gewölben aus dem 13. Jahrhundert stehen geblieben ist.
Im Inneren der Kirche sieht man eine Kanzel aus wertvoll geschnitztem Holz, auf ihrer Rückseite ist eine Kreuzigungsszene gemalt. Im Zentrum des Schalldeckels ist das Wappen des Dorfes mit dem Rost des Hl. Laurentius (siehe "Wappen") zu sehen.
Im Chor steht die Statue des Hl. Michael, der den Drachen niedersticht.
Rorschwihrer Familien schenkten der Kirche um 1920 die Kirchenfenster aus der Straßburger Künstler-Werkstatt Ott Frères. Sie stellen Szenen aus dem Leben der Hl. Familie dar. Die Bürger dankten damit Gott dafür, dass der Ort im Ersten Weltkrieg glimpflich davon gekommen ist.
Die beiden Seitenaltäre sind der Hl. Jungfrau Maria und Heinrich dem Heiligen († 1024), der als deutscher Kaiser Heinrich II. hieß, gewidmet.
Mit der Holzstatue des Hl. Sebastian dankten die Bürger, dass sie bei einer Choleraepidemie um 1855 wie sonst nur zwei andere Dörfer im Elsass verschont blieben.
Die Orgel von 1839/40 stammt aus der Werkstatt der Brüder Callinet.
Das Grabmal an der äußeren Kirchenwand hat die Form eines kurzen Kreuzes, das auf einem Herz steht. In der Mitte des Kreuzes ist ein Kelch. Die Inschrift auf dem Herzen hat folgenden Text: Hier ruht seine Hochwürde Heinrich Beck, Priester dieser Gemeinde. Er liebte seine Gemeindemitglieder und starb, von ihnen beweint, am 13. Februar 1807. RIP.
Das schöne, gotische, hohe Steinkruzifix trägt an seiner Basis die Jahreszahl 1719 und die Namen der Stifter Nicolas Antoni und Madeleine Meder.
  • 9 Brunnen - Der schöne Dorfbrunnen auf dem Platz vor Kirche und Rathaus gibt aus vier geschmiedeten Wasserrohren während des ganzen Jahres Wasser in einer Temperatur von 11,5 Grad ab. Er versorgte die Haushalte mit Wasser, diente aber auch den Winzern zum Eichen ihrer Weinfässer.
  • 10 Brunnen - Der obere Dorfbrunnen versorgte das Oberdorf mit Wasser. Rechts neben dem Brunnen ist eine Steinbank und eine Halterung für das Abstellen der mit Trauben gefüllten, rd. 60 kg schweren Kiepen (Hotten).
  • 11 Steinkreuz - Das Kreuz an der Ecke der Rue de Roderen/Grand'Rue gleicht dem zu Beginn beschriebenen im unteren Teil des Ortes. Es ist aus Sandstein und trägt die Namen der Stifter, Georges Herzog und Catherine Mistler, es wurde 1804 aufgestellt.
  • 12 2 rue de l'Église - 2 rue de l'Église: In diesem Haus von 1691 waren Rat- und Pfarrhaus untergebracht. Am Türsturz des Vorbaus erkennt man die Kürzel "MR" (Mairie Rorschwihr) und "PR" (Presbytère Rorschwihr).

Aktivitäten Bearbeiten

  • Der Ort eignet hervorragend sich als Startpunkt für Ausflüge nach Straßburg, Sélestat, Haut-Koenigsbourg und in die anderen Orte des Gemeindeverbunds.
  • Etwas außerhalb der Ortslage kann man auf dem Grasberg spazieren, wo man auch den deutschen Soldatenfriedhof vorfindet. Wenn man mit dem Auto hierher möchte: In Bergheim gibt es eine Abzweigung von der Straße nach Rorschwihr, der Grasbergweg führt zu einem Parkplatz, ven dem man noch etwa 150 m zum Friedhof zu Fuß gehen muss.

Einkaufen Bearbeiten

Eine Einkaufsmöglichkeit für Güter des täglichen Bedarfs gibt es nicht oder kaum, alles bekommt man in den größeren benachbarten Orten, hauptsächlich im nahe gelegenen Sélestat.

Küche Bearbeiten

In einem typischen elsässischen Weinort wie diesem gibt es viele Winstubs, die neben Wein auch kleine, regionale Speisen anbieten. Restaurants findet man in den Nachbargemeinden.
Hier ein Restaurant, das auch auf der Website der Tourist Information angeboten wird:

Unterkunft Bearbeiten

Arbeiten Bearbeiten

Sicherheit Bearbeiten

Gesundheit Bearbeiten

Notrufnummern Bearbeiten

Siehe Notrufnummern in Frankreich

Praktische Hinweise Bearbeiten

Tourist Information Der Ort hat keine eigene Poststelle.

Ausflüge Bearbeiten

Der Ort ist ein idealer Ausgangspunkt in die anderen sehr schönen Dörfer des Gemeindeverbands, in die Vogesen, zur nahe gelegenen Burgruine Haut-Koenigsbourg und nach Colmar.

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise und Quellen Bearbeiten

  • Broschüre der Tourist-Information (auch in deutsch)

Weblinks Bearbeiten

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