Rätikon
Rätikon | |
Bundesland | Vorarlberg |
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Einwohnerzahl | |
Höhe | 2.964 m |
Rätikon |
Rätikon ist der Name einer Gebirgsgruppe mit Anteilen im Vorarlberg (Österreich), in Liechtenstein und in Graubünden (Schweiz) und ein beliebtes Ziel für Alpinisten (alle Schwierigkeitsstufen) und Bergwanderer.
Regionen
BearbeitenTäler
BearbeitenDie wichtigsten Täler auf österreichischer Seite sind das Brandnertal mit der Lünerseebahn, das Gamperdonatal mit dem Nenzinger Himmel, das Saminatal, das Gauertal mit den Drei Türmen sowie das Gampadelstal.
Orte
Bearbeiten- in Vorarlberg in Österreich:
- in Graubünden in der Schweiz:
- in Liechtenstein:
Hintergrund
BearbeitenDer Name "Rätikon" wurde zuerst vom römischen Geografen Pomponius Mela verwendet, aber irrtümlich auf ein Gebiet in Germanien übertragen. Erst der Schweizer Humanist Vadian lokalisierte 1518 den Namen dann richtig und verortete den Retico mons im Prättigau/Graubünden. Geologisch bildet der Rätikon die Grenze zwischen West- und Ostalpen und besteht vorwiegend aus Sedimentgestein. Im Norden stellt der Rätikon den westlichsten Ausläufer der Nördlichen Kalkalpen dar (Schesaplana, 2.965 m - Brandner Gletscher - Lünersee, 1.970 m). Im Osten besteht das Gebirge aus Gneis und Ampholit der Silvrettadecke, im Süden (Schweiz) aus Flysch. Der Grenzkamm mit Sulzfluh (2.818 m) und Drusenfluh (2.827 m) besteht aus Sulzfluhkalk.
Der Rätikon ist Schauplatz des historischen Alpinismus: So wurde beispielsweise die Schesaplana bereits 1610 vom österreichischen Vogteiverwalter David Pappus zusammen mit den beiden Montafoner „Schützen“ (Jäger) Christian Barball und Claus Manall erstbestiegen. Das war eine der frühesten belegten Gipfelbesteigungen überhaupt. Um 1730 bestieg der Prättigauer protestantische Pfarrer Nicolin Sererhard die Schesaplana. Sein Bericht, die „Schaschaplana Bergreis“, ist eines der ältesten Dokumente aus der Erschließungsgeschichte der Ostalpen. Sererhard maß dabei Entfernungen noch in Büchsenschüssen. Aber auch heutige Kletterer setzten im Rätikon ihre Marken: So eröffnete beispielsweise der Österreicher Beat Kammerlander 1993 an Südwand der Kirchlispitzen seine Route "Silbergeier" im 10. Grad, die nach wie vor zu den anspruchsvollsten Alpinrouten der Welt zählt.
Sagenhaftes und Tragisches
BearbeitenDrei Schwestern
Vor überlanger Zeit kam oftmals ein Venediger Manndl in diese Gegend und holte von hier, vorzüglich aber vom nahen unbewohnten, jetzt waldigen Saminathale, welches zwischen den drei Schwestern und dem Ziegerberg liegt, Gold in Hülle und Fülle. .....Nun wohnten zu Frastanz drei Schwestern, welche an dem hohen Mariahimmelfahrtstag leichtsinnig und gottlos statt in die Kirche zu gehen, in aller Frühe auf den Berg gingen, um Heidelbeeren zu pflücken, die da in Menge wuchsen, und sie dann in dem nahen Feldkirch verkauften. Da trafen sie dort den Venediger, der sie anfuhr: Was macht ihr heut da? Jene erschraken im Bewusstsein, einen so hohen Festtag schnöden Gewinnes wegen entheiligt zu haben und sagten: Nichts! Nichts! Nichts! Da sprach der Zauberer mit rauher Stimme: so sollt ihr auch zu Nichts werden, als zu drei kahlen Felsen, ohne Gras und Laub, ohne Bäume und Frucht, und unter euch soll mein Goldborn verborgen rinnen, und kein Sterblicher soll ihn finden. Alsbald wurden die drei Mädchen starr vor Schreck und zu Stein vor dem Fluche; denn dadurch, dass der Zauberer Macht über sie gewonnen hatte durch ihre Missetat, erlöste es sich und übergab sie an seiner Stelle dem Bösen. Noch stehen und starren die drei Schwestern als so viele Felsenhäupter, aber der Venediger ward nie mehr gesehen, und sein Born quillt nicht mehr zu Tage, und die drei Schwestern blicken ernst herab in das obere Rheinthal, auf Vaduz und in das Land Liechtenstein.
Showdown im Salaruel
Am 25. September 1913 kommt es im Slarueltal zu einer blutigen Tragödie. Die beiden österreichischen Jagdaufseher Josef Heingärtner und Felix Schneeberger treffen auf zwei Bündner (schweizerische) Wilderer. In die Enge getrieben, eröffnet einer von ihnen das Feuer. Ein Schuss trifft Heingärtner hinten am Schulterblatt, er stirbt sofort. Eine zweite Kugel durchbohrt beide Schenkel von Schneeberger. Der Angeschossene kriecht bis in die Nähe des Hirschsees, wo er am nächsten Morgen gefunden, ins Tal und von dort ins Spital gebracht wird. Er überlebt, aber beide Beine sind gelähmt. Johann Hartmann, der Wilderer, der geschossen hatte, wird ausgeforscht und im Februar 1914 wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.
Der Fluch der Drusenfluh-Südwand
In den 1930er Jahren hatte die Drusenfluh-Südwand einen dunklen Nimbus, sie forderte Tote und Verletzte. Zwischen 1923 und 1929 gab es drei tote Bergsteiger. Einer davon wurde in einem "Felsengrab" in der Wandschlucht bestattet, weil man ihn nicht bergen konnte, einen hat man überhaupt nicht gefunden. Wer die "gewaltige Felsburg" geschafft hatte, wurde in den Rätikon-Hütten als "Abenteurer des Todes (Toni Hibebeler) bestaunt.
Anreise
BearbeitenMit dem Auto: Über die Rheintalautoban A14, Ausfahrten Nenzing, Brand, Montafon
Mobilität
BearbeitenÜbergänge
BearbeitenMarkante Übergänge sind das Salarueljoch (2.246 m), Gafalljoch (2.239 m), Schweizertor (2.137 m), Drusentor (2.342 m), der Plasseneggenpass (2.354 m) und das Schlappinerjoch (2.202 m). Eine Straßenverbindung über den Rätikon zwischen Schweiz und Vorarlberg besteht nicht, lediglich Fußsteige. 1932 plante man von Vorarlberger Seite her eine „Luxusstraße“ über den Lünersee und das Gafalljoch in die Schweiz, das Projekt wurde aber nie verwirklicht.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenGipfel, Jöcher, Pässe
Bearbeiten- Drei Schwestern, 2.053 m
- Galinakopf, 2.198 m
- Goppaschrofen, 1.781 m
- Salarueljoch, 2.246 m
- Große Furka, 2.353 m
- Schesaplana, 2.965 m
- Panüelerkopf, 2.859 m
- Eisernes Törle, 2.300 m
- Mottakopf, 2.176 m
- Schweizertor, 2.139 m
- Gamsluggen, 2.380 m
- Drusentor, 2.342 m
- Drei Türme, 2.830 m
- Sulzfluh, 2.818 m
- Plasseggenpass, 2.354 m und Grubenpass, 2.241 m
- Antönierjoch, 2.379 m und Gafierjoch, 2.415 m
Aktivitäten
BearbeitenDer Artikel Bergsteigen enthält allgemeine Infos auch zum Thema Bergwandern;
Bergwandern
BearbeitenDer Rätikon ist ein Dorado für Bergwanderer. Gut gepflegte, markierte Wege ermöglichen das große Gehen himmelwärts, von drei oder vierstündigen Routen bis zu Tageswanderungen. Highlights sind dabei sicherlich die Schesaplana (die Königin des Rätikons), die Drei Schwestern (Sage von 3 Mädchen, die zu Stein verwandelt wurden), das Salarueljoch (Wilderertragödie von 1913), die Gamsluggen, das Eiserne Törle, das Drusentor, das Schweizertor, die Drei Türme, die Sulzfluh sowie Plasseggen- und Grubenpass. Zudem verlaufen Teilstrecken des Weitwanderwegs Via Alpina durch den Rätikon.
Klettern
BearbeitenIm Rätikon gibt es viele bekletterbare Felsen, und auch ausgewiesene Klettersteige. Diese sind nur mit entsprechender Ausrüstung und Erfahrung nach vorheriger Vorbereitung zu begehen.
Unterkunft
BearbeitenUnterkunft im Tal siehe bei den Ortschaften.
Hütten
BearbeitenAlpengasthof Gamperdona/A, Zugang zum Saralueljoch
Douglashütte/A, Zugang zur Schesaplana und zum Schweizertor
Lindauerhütte/A, Zugang zu den Drei Türmen, zum Drusentor und zum Schweizertor
Mannheimer Hütte/A, Zugang zum Brandner Gletscher und zur Schesaplana
Oberzalimhütte/A, Zugang zum Leibersteig, zum Brandner Gletscher und zur Schesaplana
Sarotlahütte/A, Zugang zum Eisernen Törle
Tilisunahütte/A, Zugang zur Sulzfluh
Totalphütte/A, Zugang zur Schesaplana und zur Gamsluggen
Berghaus Sulzfluh/CH, Zugang zur Sulzfluh
Carschinehütte/CH, Zugang zum Drusentor und zur Sulzfluh
Pfälzerhütte/FL, Zugang zum Nenzinger Himmel
Klima
Bearbeiten- Alpenverein - Wetterdienst
Literatur
Bearbeiten- Bucher Verlag Hohenems Wien, 2013, ISBN 978-3902679154. : Rätikon Reader. Bergwandern im Rätikon.