Qaṣr Dūsch

archäologische Stätte in der ägyptischen Senke el-Charga

Qasr Dusch (englisch: Qasr Dush, französisch: Qasr Douch, arabisch: ‏قصر دوش, Qaṣr Dūsch, auch Tell/Tall Dūsch (arabisch: ‏تل دوش) oder Dūsch el-Qalʿa (دوش القلعة); das antike Kysis (griechisch: Κυσις), altägyptisch: Kš.t) ist eine archäologische Stätte im Süden der ägyptischen Senke el-Chārga in der Westlichen Wüste. Die Festung stammt aus griechischer Zeit, während die beiden Tempel in römischer Zeit errichtet wurden. Das Gebiet war aber bereits vor der griechisch-römischen Zeit dauerhaft besiedelt, darauf deutet ein Ostrakon (beschriftete Steinscherbe) aus ʿAin Manāwir aus der Zeit des persischen Großkönigs Xerxes I. (483 v. Chr.) hin.[1]

Festung Qasr Dusch von Norden aus gesehen. Im Osten befindet sich der Zugang zum Tempel der Isis und des Sarapis
Qaṣr Dūsch · قصر دوش
Kysis · Κυσις
GouvernementNeues Tal
Einwohnerzahl
Höhe74 m
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Qaṣr Dūsch

Anreise Bearbeiten

 
Lage von Qaṣr Dūsch

Man kann mit einem PKW zu dieser Stätte gelangen. Man fährt entweder auf der Fernverkehrsstraße nach Bārīs, durchquert die Stadt, bis man nach etwa 20 Kilometern zwischen el-Maks el-Bahri (arabisch: ‏المكس البحري, al-Maks al-Baḥrī, „die nördliche Zollstation“) und el-Maks el-Qibli (arabisch: ‏المكس القبلي, al-Maks al-Qiblī, „die südliche Zollstation“) an einen Abzweig bei 1 24° 33′ 19″ N 30° 37′ 13″ O, Asphaltstraße) nach Osten in Richtung 'Ain Mansur (arabisch: ‏عين منصور, ʿAin Manṣūr) gelangt. Einen weiteren Abzweig bei 2 24° 41′ 23″ N 30° 35′ 56″ O zur archäologischen Stätte gibt es südlich von ʿAin Schams ed-Dīn und unmittelbar nördlich von Bārīs. Die Straße verläuft etwa in südöstlicher Richtung.

Aufgrund der Abgelegenheit der archäologischen Stätte – von der Stadt el-Chārga aus gesehen – bietet sich der Besuch bei der An- oder Abreise von/nach Luxor an.

Mobilität Bearbeiten

Ein 3 Parkplatz (24° 34′ 57″ N 30° 42′ 47″ O) befindet sich 500 Meter nordwestlich des Tempel der Isis und des Serapis. Das Gelände der Festung und des Tempels muss man zu Fuß ergründen.

Hintergrund Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Die Festung und der Tempel befinden sich nordöstlich des Dorfes Dūsch, etwa 95 Kilometer südlich der Stadt el-Chārga und 15 Kilometer südlich von Bārīs. Das umliegende Areal befindet sich in einer Höhe von etwa 60 Metern über dem Meeresspiegel, während der höchste Punkt des Hügels bei 123 Metern liegt. Etwa 70 Meter nördlich des Tempels befand sich die antike Siedlung.

Namensgebung Bearbeiten

Der altägyptische Name Kš.t (Keschet), im Demotischen, einer späten Form des Altägyptischen, Gšj, leitet sich von Kusch, dem altägyptischen Namen für Nubien, ab. Das t ist nur die Femininendung. Der Name deutet auf Karawanenzüge nach Nubien hin, die hier vorbeiführten. Aus dem altägyptischen Namen wurde sicher des griechischen Kysis, Κυσις, das für das 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. sowohl in der hiesigen Widmungsinschrift aus dem Jahr 116 n. Chr. und in griechischen Papyri belegt ist.[2] Wie sich anhand griechischer und koptischer Dokumente zeigen lässt, ist etwa im 1. Jahrhundert v. Chr. durch eine Lautverschiebung aus dem K ein T geworden, im Mittelalter wurde das T stimmhaft.[3] Aus dem Koptischen hat sich hieraus sicher der moderne Name der benachbarten Siedlung Dūsch und der archäologischen Stätte entwickelt.

Geschichte Bearbeiten

Artefakte belegen, dass dieses Gelände wohl von nomadisierenden Bevölkerungsgruppen bereits seit dem Paläolithikum genutzt wurde.[4] In das Paläolithikum und Neolithikum lassen sich hier vorgefundene Feuersteinwerkzeuge datieren.[5] Für das Alte Reich sind Keramik und Feuersteinstellen belegt.[6]

Für die Folgezeit fehlen Belege. Eine erste dauerhafte Besiedelung gibt es seit der ersten Perserzeit, der 27. Dynastie, in ʿAin Manāwir. Ein Ostrakon, eine beschriftete Steinscherbe, aus der Zeit des persischen Großkönigs Xerxes I. aus dem Jahr 483 v. Chr. nennt diese Siedlung Pr-Wsỉr-ỉw und ein Heiligtum der Isis von Gšj und Osiris-ỉjwj (Osiris ist gekommen).[1]

Die Festung wurde sicher bereits in ptolemäischer Zeit angelegt, spätestens aber im 1. Jahrhundert n. Chr. Die im Bereich der Festung gefundenen griechischen Ostraka datieren zurück bis in die Zeit Alexanders IV., des Sohns von Alexander dem Großen, reichen also bis an den Beginn der ptolemäischen Zeit.[7] Die Festung besaß aber noch keine militärische Funktion, sondern seine Mauern dienten lediglich dem Schutz der eingeschlossenen Gebäude vor Flugsand.[8]

An der Stelle des jetzigen Steintempels gab es bereits einen Vorgängerbau aus Lehmziegeln. Aus den Karamikfunden ließ sich ablesen, dass er an den Anfang der Römerzeit zu datieren ist.[9]

Die Errichtung des Tempels für Isis, Sarapis (Osiris-ist-gekommen) und Horus erfolgte im 1. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Domitian (51–96 n. Chr.). Die Ausschmückung wurde unter seinen Nachfolgern Hadrian (76–138) und Trajan (53–117) vollendet. Trajan ließ zudem noch einen Vorhof anlegen. In den ägyptischen Inschriften wird die verehrte Gottheit als Osiris-ỉj-wj (Osiris-ist-gekommen), in den griechischen als Sarapis bezeichnet. Diese spezielle Form des Osiris ist nur hier belegt, vielleicht besitzt er ebenfalls einen Bezug zum Karawanenhandel.

Der Lehmziegeltempel in der Nähe besitzt keine datierbaren Inschriften, stammt aber sicher ebenfalls aus römischer Zeit.

In den Wohnhäusern der benachbarten Siedlung wurden zahlreiche Texte aus dem 3. bis 5. nachchristlichen Jahrhunderten gefunden. Sie behandeln meist die Versorgung von Militäreinheiten, belegen aber auch, dass zu den Bewohnern Christen gehörten. Der Tempelbetrieb selbst wurde wohl im 4. Jahrhundert eingestellt. Der Tempel diente danach als Militärlager. Am Fuße des Festungshügels befinden sich zudem die Friedhöfe dieser Siedlung.

Hauptwirtschaftszweig war zu jener Zeit die Landwirtschaft. Die Felder wurden über unterirdische Kanäle (Qanate) versorgt. Die Siedlung wurde in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts aufgegeben, wohl weil die Quellen versiegten.

In arabischer Zeit wurde Dūsch nicht mehr erwähnt.

Der heutige Weiler Dūsch wurde durch die Familie der ʿĪsā, einem Zweig der in Bārīs ansässigen Sarḥān-Sippe, zwischen 1820 und 1840 gegründet. Später zogen weitere Familien aus dem Niltal zu.[10]

Forschungsgeschichte Bearbeiten

Georg Schweinfurth über Qaṣr Dūsch
Die Bewohner des nahen Dorfes Duhsch nennen diese Ruinen „Memleka“, indem das Zeitalter der That- und Gedankenlosigkeit, in welchem sie leben, ihnen ein beständiges Verwechseln jüngst vergangener Ereignisse mit zeitlich weit entrückten auferlegt. Unter „Memleka“ stellen sie sich vor: die Burg der Mameluken. Eine abergläubische Furcht, welche sie mehr als die Bewohner anderer Distrikte in der Oase den ihnen benachbarten Ruinen gegenüber an den Tag legen, stempelt diese zum Wohnsitze böser Geister. Es wurde mir erzählt, dass vor wenigen Jahren Einer der Ihrigen, nachdem er, in der Absicht, nach Schätzen zu graben, in das Innere des Tempels gedrungen, zuerst seine Sprache, dann seinen Verstand und nach wenigen Tagen sogar das Leben eingebüsst hätte. Kein Bewohner von Duhsch war zu bewegen gewesen, die Nacht in meiner Gesellschaft zu verbringen, als ich mich in den von ungeheueren Fledermaus-Schaaren bevölkerten Ruinen einlogirt hatte.[11]

Die Tempelfestung wurde im 19. Jahrhundert von mehreren europäischen Reisenden besucht und beschrieben. Zu ihnen gehörten Frédéric Cailliaud (1787–1869, Besuch 1818)[12], Archibald Edmonstone (1795–1871, Besuch 1819)[13], John Gardner Wilkinson (1797–1875, Besuch 1825)[14] und George Alexander Hoskins (1802–1863, Besuch 1832)[15]. Nach einer längeren Pause wurde das Areal Anfang 1874 vom deutschen Afrikaforscher Georg Schweinfurth (1836–1925) besucht.[11] Er hinterließ eine recht brauchbare Karte, aber eine fehlerhafte Abschrift der griechischen Inschrift am ersten Tor.

Das Gelände wurde 1898 unter dem britischen Geologen John Ball (1872–1941) im Rahmen des Egyptian Geological Survey kartografiert.[16] 1936 besuchte der deutsche Archäologe und Bauforscher Rudolf Naumann die Senke und beschrieb unter anderen auch diesen Tempel.[17] In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weilten hier die Ägyptologen Serge Sauneron (erstmals 1954) bzw. 1962 Wolfgang Helck (1914–1993) und Eberhard Otto (1913–1974)[18]. Ab 1976 wurden durch das Institut Français d’Archéologie Orientale Grabungen hier und in der näheren Umgebung durchgeführt.[19] Zwischen 1976 bis 1979 wurde der bis dahin teilweise verschüttete Tempel freigelegt, die Restaurierungen dauerten bis 1995. 1989 wurde im Bereich der Festung der Goldschatz von Dusch gefunden.

Seit 2000 liegt mit der Dissertation von Peter Dils eine vollständige Publikation der Darstellungen und Inschriften im Tempel vor.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Festung Qaṣr Dūsch Bearbeiten

Auf dem höchsten Hügel in dieser Gegend – er erhebt sich etwa 55 Meter über dem umgebenden Boden und ist etwa 2 Kilometer lang – befindet sich die Festung Qaṣr Dūsch, die aus ptolemäischer Zeit stammt. Sie diente anfänglich dem Schutz vor Flugsand, später auch dem Schutz der Darb-ed-Dusch-Route nach Esna bzw. Edfu bzw. des Darb el-Arbaʿīn nach Asyūṭ. Die fast quadratische Lehmziegelfestung ist etwa 52 Meter lang (Nord–Süd) und 53 Meter breit und steht noch bis zu 12 Meter an. Der Zugang befindet sich an der Nordseite in der Nähe der Nordostecke.

Im Ostteil der Festung befindet sich der römische Tempel von Dūsch. Im Zusammenhang mit der Errichtung des Tempels wurde die Festung im Norden mit einer Tribüne, einem Tor und dem ersten Tempelhof erweitert. Ein zweites Tempeltor wurde in die Festungsmauer integriert. Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde die Festung im Südosten mit einer Umfassungsmauer erweitert, wohl um eine Kirche aufzunehmen.

Etwa 70 Meter nördlich der Festung befinden sich Überreste einer Siedlung aus dem 4. Jahrhundert n. Chr.

Tempel von Dūsch Bearbeiten

 
1. Hof des Tempels der Isis und des Sarapis vor der nördlichen Festungsmauer

Der Tempel ist von 09:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt LE 100 und für Studenten LE 50 (Stand 12/2023). Zudem gibt es ein Kombiticket für alle archäologischen Stätten in el-Chārga für LE 120 bzw. LE 60, das einen Tag lang gültig ist (Stand 2/2024).

Der 1 Sandsteintempel (24° 34′ 48″ N 30° 43′ 3″ O) befindet sich östlich der Festung Qaṣr Dūsch. Er wurde in römischer Zeit unter Domitian errichtet und war der Isis und dem Sarapis (Osiris-ist-gekommen [Osiris-ỉj-wj]) geweiht. Inschriftliche Belege gibt es auch von seinen Nachfolgern Trajan und Hadrian. Der Tempel ist in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet, sein Eingang befindet sich im Norden. Der Tempel ist Teil einer Festung, in deren Ostteil er integriert wurde. Das Baumaterial, ein Sandstein mäßiger Qualität, wurde vor Ort gewonnen.

Einst führte ein Aufweg zur heute noch vorhandenen Tribüne, die 19 Meter lang und 10 Meter breit ist. Man durchquert danach zwei Steintore, die auch Pylone genannt werden, um über einen großen Hof zum Tempel zu gelangen.

Das erste Tor und der etwa 29 Meter lange und 14 Meter breite erste Hof befinden sich noch vor der nördlichen Festungsmauer. Das Tor ist etwa 8 Meter hoch, 4,7 Meter breit und 4,5 Meter tief. Das zweite Tor, das in die Festungsmauer integriert ist, ist kleiner: 5,9 Meter hoch, 3,7 Meter breit und 4,2 Meter tief. Dahinter befindet sich der 11 Meter lange und 7 Meter breite zweite Hof.

Das erste Tor trägt eine fünfzeilige Widmungsinschrift des Kaisers Trajan aus dem Jahr 116:[20]

[1] Ὑπὲρ τῆς τοῦ κυρίου Αὐτοκράτορος Καίσαρος Νέρονα
[2] Τραιανοῦ Ἀρίστου Σεβεστοῦ Γερμανικοῦ Δακικοῦ τύχης ἐπὶ Μάρκου Ῥουτίου Λούπου
[3] ἐπάρχου Αἰγύπτου, Σαράπιδι καὶ Ἴσιδι θεοῖς μεγίστοις οἱ ἀπὸ τῆς Κύσεως, οἱ γράψαν-
[4] τες τὴν οἰκοδομὴν τοῦ πυλῶνος εὐσεβείας χάριν ἐποίησαν. L. ιθ Αὐτοκράτορος Καίσαρος
[5] Νέρονα Τραιανοῦ Ἀρίστου Σεβεστοῦ Γερμανικοῦ Δακικοῦ. Παχὼν α [λ ?].

[1] Für das Wohl des Herrn Selbstherrscher und Kaiser Nerva
[2] Trajanus Optimus [der beste] Augustus Germanicus wurde unter Markus Rutilius Lupus,
[3] dem Präfekten von Ägypten, den mächtigen Göttern Serapis und Isis, den Bewohnern von Kysis,
[4] der Bau des Pylons als Zeichen der Frömmigkeit angeordnet. Jahr 19 des Selbstherrschers und Kaisers
[5] Nerva Trajanus Optimus Augustus Germanius Dacicus, am 1. [30. ?] des Pachon.

In der Inschrift wird auch auch die antike Ortsbezeichnung Kysis genannt.

Der 7,8 × 20 Meter große und 5,3 Meter hohe Tempel besteht aus einem Vorhof (Pronaos), einer Säulenhalle mit vier Säulen – von hier aus führt auch an der Westseite eine Treppe auf das Tempeldach – und einem Doppelsanktuar (Allerheiligstes). Der Tempel verfügt nur über wenige Dekorationen: an der Fassade zum Vorhof, am Eingang zum Säulensaal, wenige Spuren im Doppelsanktuar und an der Tempelrückwand.

Der Vorhof (Pronaos) ist innen 4,8 Meter lang und 7,2 Meter breit und wird von Anten seitlich begrenzt. Die Fassade wird durch zwei Schrankenwände und das Tor zum Vorhof gebildet. Auf der linken Schrankenwand sieht man, wie Kaiser Hadrian das Symbol der Ewigkeit an Osiris mit Federkrone und Widderhörnern reicht. Auf der rechten Schrankenwand sieht man ihn, wie er ein Menit an Isis reicht. Das Menit ist ein im Götterkult verwendetes Rasselinstrument. Die Schrankenwände werden mit einer Hohlkehle mit Königskartuschen begrenzt.

 
Linke Schrankenwand: Hadrian opfert das Symbol der Ewigkeit
 
Blick auf den Pronaos
 
Zweiter Hof vor dem Pronaos
 
Rechte Schrankenwand: Hadrian opfert ein Menit an Isis

Der Architrav auf den Anten fehlt heute. Auch ist die rechte Ante nicht mehr vollständig erhalten. Auf den Anten ist erneut Kaiser Hadrian vor verschiedenen Göttern in sechs Registern (Bildstreifen) dargestellt. Dies sind u.a. links die Götter der Osiris-Familie (Osiris, Isis, Harsiese, Nephthys) und rechts die der Amunsfamilie (Amun-Re, Mut, Chons, Amenope). Die linke Ante zeigt unten den Nilgott Hapi und eine Feldgöttin. Darüber opfert Hadrian (von unten noch oben) Wein an Nehemetawai (die „Herrin der Stadt“, Gefährtin des Gotts Thot), vor Maat und Thot, ein Feld an Nephthys, die Zeichen für Leben und Macht an Harsiese (Horus als Kind), ein Menit an Isis und räuchert vor Osiris. Auf der rechten Ante erblickt man unten einen Feldgöttin. Darüber opfert Hadrian (von unten noch oben) zwei Sisten an Sachmet, einen Leinenstreifen und Weihrauch an Ptah, ein Udjat-Auge an einen ithyphallischen Gott, Lotos an Chons und vor Mut. Das oberste Register war dem Amun von Hibis bestimmt.

Nun betreten wir den Tempel, was auch auf den Pfosten thematisch zum Ausdruck kommt. Auf dem linken Pfosten sieht man (von unten anch oben), wie der Nilgott des Südens und Hadrian, König von Oberägypten, den Tempel betreten. Darüber sieht man den Horusnamen Hadrians vor der Kronengöttin Nechbet. Darüber befanden sich Flügelsonne und die Titulatur. Die rechte Seite ist ähnlich: hier betreten der Nilgott des Nordens und der König von Unterägypten den Tempel, bzw. der Horusname befindet sich vor der Kronengöttin Buto (Wedjat).

 
Eingang zum Säulensaal
 
Linker Pfosten des Eingangs zum Säulensaal
 
Säulensaal
 
Sanktuarräume des Tempels

Der Eingang zum Säulensaal zeigt Opferdarstellungen des Kaisers Domitian. Auf dem Sockel sieht man je drei Kiebitze (Rechit-Vögel) über Papyruspflanzen. Auf dem linken Pfosten sieht man Domitian, wie er (von unten nach oben) Wein an Nehemetawai, ein Bild der Maat an Thot, zwei Sistren an Isis und das Symbol der Ewigkeit an Osiris opfert. Rechts opfert er (von unten nach oben) zwei Spiegel an Tefnut, das Symbol der Ewigkeit an Schu, Wein an Mut und ein Udjat-Auge an Amun. Der Türsturz zeigt Kaiser Domitian in zwei Szenen, wie er Weihrauch und Wasser an Osiris, Horus, Isis und Nephthys (links) sowie Wein an Amun, Mut, Chons und Amenope opfert.

Der Säulensaal ist 6,2 Meter lang, 5,4 Meter breit, 4,4 Meter hoch und besitzt vier schlanke, 3,9 Meter hohe Säulen. Auf deren Architraven ruht die Steindecke. Auf der Westseite befindet sich der Treppenaufgang zum Dach. An der Rückwand des Säulensaals, auf dem Türsturz zum vorderen Sanktuar, ist in zwei Szenen der kniende Domitian dargestellt, wie er ein Feld an Osiris, Harsiese und Isis (links) und wie er Wein vor Atum, Schu und Tefnut (rechts) opfert. Die Pfosten bzw. Laibungen am Eingang tragen die Titulaturen des Domitian.

Nun folgen zwei fast gleich große Sanktuarräume. Sie sind jeweils 3 Meter lang, 2,5 Meter breit und in der Mitte 3,6 Meter hoch. Beide Räume besitzen gewölbte Decken, was im Tempelbau eher selten vorkommt. Im vorderen Sanktuar befindet sich ein 84 Zentimeter hoher trapezförmiger Sockel, dessen Grundfläche quadratisch ist und dessen Kantenlängen sich nach oben von 70 auf 61 Zentimeter verkürzen. Auf der Oberseite des Sockels befinden sich fischgrätenartige Rillen. Der Zweck dieses Sockels ist unbekannt und umstritten. Damit ist auch die Funktion dieses Raumes unbekannt: es könnte ein Barkensanktuar – dann wird auf dem Sockel die Götterbarke abgestellt – oder ein Opfertischsaal sein – dann werden hier die Opfergaben abgelegt.

 
Darstellungen an der Tempelrückwand

Die Tür zum hinteren Sanktuar ist mit der Flügelsonne dekoriert. An den Türlaibungen finden sich erneut die Titulaturen des Domitian. Zudem befindet sich auf der rechten Laibung der Tür eine Bauinschrift das Domitian: „Es lebe der vollkommene Gott, der Herr der beiden Länder, der Sohn des Osiris, geboren von Isis, der Herrin des Himmels, der König von Ober- und Unterägypten Domitian, der Sohn des Re, dem Leben, Stabilität und [Macht] gegeben ist. Er hat das Goldhaus für seinen Vater Osiris-ist-gekommen angefertigt, damit er Leben spendet wie Re in Ewigkeit.“[21] An der Rückwand des Sanktuars erkennt man den opfernden Domitian, der an Osiris und Horus und im Beisein von Isis den Kranz der Rechtfertigung darreicht.

Zu beiden Seiten der Sanktuarräume wurden schmale Nebenräume, etwa 6,9 Meter lang und 1,4 Meter breit, angeordnet, deren Zweck auch wegen der fehlenden Inschriften unbekannt ist.

Im Osten und Westen führen reichlich einen Meter breite Korridore zur Tempelrückwand.

Die Tempelrückseite ist die mit Abstand größte dekorierbare Fläche und ist von oben nach unten mit einer Friesinschrift des Hadrian, zwei Doppelszenen, einer weiteren Inschriftenzeile und auf dem Sockel mit der Darstellung des König mit Szepter oder Keule vor einer Gabenträgerprozession mit Fruchtbarkeitsgöttern und Feldgöttinnenn ausgeschmückt. In den großen Doppelszenen sind links der Kaiser Hadrian mit einem Weihrauch- und Wasseropfer vor Horus und Hathor, wie sie zwei Sistren vor Osiris schüttelt, sowie rechts Kaiser Hadrian mit einem Weinopfer vor Amun-Re und Thot, wie er Isis verehrt, zu sehen.

Vor der Tempelrückwand befindet sich ein 4,7 Meter langer und 6,5 Meter breiter, gepflasterter Platz, der an drei Seiten mit Lehmziegelmauern, in denen sich Türen befinden, umgeben ist. Die südliche Mauer besitzt drei stuckierte Schrankenmauern, zwischen denen sich Halbsäulen aus Lehmziegeln befinden. Hier befand sich der Gegentempel.

 
Linke Doppelszene an der Tempelrückwand
 
Detail im Bereich des Sockels
 
Gegentempel

Goldschatz von Dūsch Bearbeiten

 
Lehmziegeltempel westlich des Tempels der Isis und des Serapis
 
Nordseite des Lehmziegeltempels
 
Inneres des Lehmziegeltempels

Etwa 10 Meter nordwestlich der Fassade zum Vorhof des Tempels wurde 1989 bei Grabungen des Institut Français d’Archeologie Orientale in der Festung der Goldschatz von Dūsch gefunden. Er besteht aus einem Diadem mit der Figur des Sarapis, einer Halskette mit Plaketten und zwei Achat-Armreifen aus Massivgold, die in einem Terrakotta-Gefäß aufbewahrt waren. Die Goldgegenstände stammen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und gehörten wohl zum Tempelinventar. Es ist denkbar, dass dieser Schatz in der Zeit zunehmender Christianisierung etwa im 5. Jahrhundert hier versteckt wurde. Der Schatz ist heute im Juwelensaal des Ägyptischen Museums von Kairo ausgestellt.

Zweiter Tempel Bearbeiten

Ungefähr 200 Meter westlich der Festung befindet sich ein zweiter 2 Lehmziegel-Tempel (24° 34′ 49″ N 30° 42′ 55″ O), der wohl ebenfalls aus römischer Zeit stammt. Er ist etwa 24 Meter lang und bis zu 10 Meter breit. Er besteht im Norden aus einer offenen Fassade, dahinter folgen drei Räume mit tonnengewölbten Decken. Der erste Raum diente als Opfersaal, der dritte als Sanktuar, in dem sich auch eine Kultnische befindet. Westlich des Sanktuars führt eine Treppe auf das Tempeldach. Der Tempel trägt keinerlei Inschriften. Der Tempel ist von einer etwa 60 Meter langen und 20 Meter breiten Umfassungsmauer umgeben. Im Osten der Umfassungsmauer befindet sich ein weiteres Gebäude.

Friedhöfe Bearbeiten

Im Norden der Festung Dusch in etwa 1–2 Kilometer Entfernung befinden sich mehrere Friedhöfe mit Schacht- oder Kammergräbern, die alle aus römischer Zeit stammen.

Unterkunft Bearbeiten

Eine Unterkunft wird üblicherweise in der Stadt el-Chārga gewählt.

Ausflüge Bearbeiten

Die Tempel und die Festung von Dusch sollten zusammen mit anderen Stätten entlang der Straße nach Bārīs besucht werden, z. B. mit den Tempel von Qasr ez-Zaiyan und Qasr el-Ghuweita.

Nördlich von Dusch befindet sich bei 'Ain Manāwir eine Siedlung aus persischer Zeit mit einem Tempel und etwa zwanzig Bewässerungskanälen. Auch das Dorf el-Maks el-Qiblī ist einen Besuch wert. 3,5 Kilometer östlich von Qaṣr Dūsch befindet sich noch die archäologische Stätte von ʿAin Ziyāda.

Literatur Bearbeiten

  • Die Beschreibung des Tempels findet man in:
    • Dils, Peter: Der Tempel von Dusch : Publikation und Untersuchungen eines ägyptischen Provinztempels der römischen Zeit. Köln: Universität, 2000. Die Dissertation beschreibt die Darstellungen am Tempel.
    • Laroche-Traunecker, Françoise: Le sanctuaire osirien de Douch : travaux de l’Ifao dans le secteur du temple en pierre (1976-1994). Le Caire: Inst. français d’archéologie orientale, 2020, Documents de fouilles de l’Institut français d'archéologie orientale ; 51, ISBN 978-2-7247-0732-8 (in Französisch). Architektur-Beschreibung des Tempels.
  • Eine wissenschaftliche Darstellung des Goldfundes von Qaṣr Dūsch findet man in: Reddé, Michel: Le trésor de Douch (Oasis de Kharga). Le Caire: Inst. français d’archéologie orientale, 1992, Documents et fouilles / Institut français d’archéologie orientale de Caire [DFIFAO]; 28 (in Französisch).

Weblinks Bearbeiten

  • Douch, Grabungsinformationen des Institut Français d’Archéologie Orientale

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. 1,0 1,1 Mathieu, Bernard: Travaux de l’Institut français d’archéologie orientale en 2000–2001. In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO), ISSN 0255-0962, Bd. 101 (2001), S. 451–610, insbesondere S. 500.
  2. Kees, [Hermann]: Kysis. In: Pauly, August ; Wissowa, Georg u.a. (Hrsg.): Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft ; Reihe 1, Halbbd. 23 = Bd. 12,1: Kynesioi - Legio. Stuttgart: Metzler, 1924, S. 207.
  3. Dils, Peter, a. a. O., S. 1 f.
  4. Dils, Peter, a. a. O., S. 3–6.
  5. Gascou, Jean u.a.: Douch : rapport préliminaire des campagnes de fouilles de l’hiver 1978/1979 et de l’automne 1979. In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO), ISSN 0255-0962, Bd. 80 (1980), S. 287–345, insbesondere Abb. 3 zwischen S. 292 und 293.
  6. Posener-Kriéger, Paule: Travaux de l’IFAO au cours de l’année 1988-1989. In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO), ISSN 0255-0962, Bd. 89 (1989), S. 291–341, insbesondere S. 306.
  7. Cuvigny, H. ; Wagner, G: Les ostraca grecs de Douch (O. Douch). Le Caire: Institut français d’archéologie orientale, 1986–2001, Documents de fouilles ; 24. Fünf Hefte.
  8. Sauneron, Serge: Les temples gréco-romains de l’oasis de Khargéh. In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO), ISSN 0255-0962, Bd. 55 (1955), S. 23–31, insbesondere S. 26.
  9. Reddé, Michel u.a.: Quinze années de recherches françaises à Douch. In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO), ISSN 0255-0962, Bd. 90 (1990), S. 281–301, insbesondere S. 287.
  10. Bliss, Frank: Wirtschaftlicher und sozialer Wandel im „Neuen Tal“ Ägyptens : über die Auswirkungen ägyptischer Regionalentwicklungspolitik in den Oasen der westlichen Wüste. Bonn: Politischer Arbeitskreis Schulen, 1989, Beiträge zur Kulturkunde ; 12, ISBN 978-3-921876-14-5, S. 96.
  11. 11,0 11,1 Schweinfurth, Georg: Notizen zur Kenntniss der Oase El-Chargeh : I. Alterthümer. In: Mittheilungen aus Justus Perthes’ geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Petermann, Bd. 21 (1875), S. 384–393, insbesondere S. 392 f., und Tafel 19; Zitat S. 392.
  12. Cailliaud, Frédéric: Voyage à l’oasis de Thèbes et dans les déserts situés à l’occident de la Thébaïde fait pendant les années 1815, 1816, 1817 et 1818. Paris: Delagarde, 1821–1862, S. 88–89, Tafeln XII.1,2, XIII.1,2,3. Zwei Bände, Tafeln.
  13. Edmonstone, Archibald: A journey to two of the oases of upper Egypt. London: Murray, 1822.
  14. Wilkinson, John Gardner: Modern Egypt and Thebes : being a description of Egypt ; including the information required for travellers in that country; Bd. 2. London: Murray, 1843, S. 370.
  15. Hoskins, George Alexander: Visit to the great oasis of the Libyan dessert. London: Longman, 1837, S. 151–157, Tafel XIII (gegenüber S. 154).
  16. Ball, John: Kharga Oasis : its Topography and Geology. Kairo, 1900, Egyptian Geological Survey Report; 1899,2.
  17. Naumann, Rudolf: Bauwerke der Oase Khargeh. In: Mitteilungen des Deutschen Instituts für ägyptische Altertumskunde in Kairo (MDIK), Bd. 8 (1939), S. 1–16, Tafeln 1–11; insbesondere S. 6–8, 12–15, Abb. 3, 6, Tafeln 5 f., 10, 11.a.
  18. Otto, Eberhard: Eine Reise in die ägyptischen Oasen. In: Ruperto-Carola : Mitteilungen der Vereinigung der Freunde der Studentenschaft der Universität Heidelberg e.V., Bd. 14,32 (1962), S. 92–98.
  19. Sauneron, Serge ; Valbelle, Dominique ; Vernus, Pascal u.a.: Douch – Rapport préliminaire de la campagne de fouilles 1976. In: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale (BIFAO), Bd. 78 (1978), S. 1–33, Tafeln I–VIII.
  20. Helck, Wolfgang: Die Inschrift am Pylon des Tempels von Dusch (OGIS 677). In: Chronique d’Égypte (CdÉ), Bd. 42,83 (1967), S. 212, doi:10.1484/J.CDE.2.308083  Eine Übersetzung führte er nicht aus. In der Umschrift wurden Diakritika ergänzt, und das Sigma in der Form „Ϲ/ϲ“ wurde durch die bekanntere Form „Σ/σ/ς“ ersetzt. In der Originalinschrift wurden nur Großbuchstaben verwendet.
  21. Dils, Peter, a. a. O., S. 106.
 
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