Bārīs

Stadt in der ägyptischen Senke el-Charga

Baris (auch Beris, arabisch: ‏باريس, Bārīs) ist die zweitgrößte Stadt in der ägyptischen Senke el-Chārga und liegt im Süden der Senke, etwa 86 Kilometer südlich der Stadt el-Chārga. Sehenswert an der etwa 3.900 Einwohner[1] zählenden Stadt ist ihre Altstadt.

Altstadt von Bārīs
Bārīs · باريس
GouvernementNeues Tal
Einwohnerzahl3.890 (2006)
Höhe57 m
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Bārīs

Hintergrund Bearbeiten

In der Vergangenheit, insbesondere im 18. Jahrhundert, war Baris ein bedeutender Haltepunkt und Umschlagplatz für Karawanen. Südlich der Stadt befanden sich die Zollstationen el-Maks el-Bahri (arabisch: ‏المكس البحري, al-Maks al-Baḥrī, „die nördliche Zollstation“) und el-Maks el-Qibli („die südliche Zollstation“). Die Herkunft und Bedeutung des Namens Bārīs sind unbekannt. Der deutsche Afrikaforscher Georg Schweinfurth (1836–1925) erwähnte, dass ihm Prof. Brugsch (1827–1894) mitgeteilt hatte, dass sich die Ortsbezeichnung vom altägyptischen Berīs, „Südstadt“, ableiten könnte.[2]

Wie der deutsche Ethnologe Frank Bliss berichtete, war Bārīs einst der Siedlungsort wohl christlicher Familien. Die einstige Siedlung befand sich einige Hundert Meter südlich der modernen Stadt. Der Überlieferung nach gelangten um 1600 Angehörige und Diener der Familie eines Sarḥān erst nach el-Maks el-Baḥrī und später nach Bārīs. Zu dieser Zeit soll das Land der Familie der Ḥasnīya gehört haben, die aber von Sarḥān, seinen Söhnen ʿĪsā und Manṣūr und deren Gefolgsleuten bekämpft und enteignet wurden. Noch im 17. Jahrhundert zogen weitere Familien hierher. Die Familien der Chatāiba und etwa eine Generation später die der Fitaḥīya gelangten aus dem Hedschas und über Sōhāg hierher. Beide Familien beanspruchten im Streit für sich, den wahren Islam nach Bārīs gebracht zu haben. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wanderten Angehörige der Familie der Chatāiba nach Balāṭ in der Senke ed-Dāchla aus. Von der frühen Siedlung Bārīs sind heute nur noch Ruinen vorhanden.

Die heutige Stadt Bārīs wurde im 18. Jahrhundert gegründet und nördlich der früheren Siedlung angelegt. Zu den Siedlern gehörten Ende des 18. Jahrhunderts Teile der Familie der Adārsa, die aus el-Chārga stammend sich hier ansiedelten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts folgten die Familien Ḥamām und ʿAlī, die beide aus Aṣfūn el-Maṭāʿna nördlich von Esna stammen sollen.

Der erste Europäer, der diese Siedlung besichtigt hatte, könnte der englische Reisende William George Browne (1768–1813) gewesen sein, der auf seiner Reise entlang des Darb el-Arba'īn im Juni 1793 auch die Stadt el-Chārga und die Dörfer Būlāq, Bārīs (10. bis 13. Juni) und Mughess (= Maks), das letzte [südlichste] Dorf der Oase, aufsuchte.[3] Zu den antiken Stätten gab er aber keine Hinweise. Auf derselben Route reiste 1698 auch der französische Apotheker, Arzt und Reisende Charles Jacques Poncet († 1706)[4], ohne jedoch Hinweise auf die Siedlungen zu geben.

Der britische Kartografen Hugh John Llewellyn Beadnell[5], der sich hier 1898 aufhielt, fand nicht sehr viel Erwähnenswertes über Bārīs. Im Osten und Süden gab es Dattelpalmenhaine, im Norden und Südosten zudem kultiviertes Land. Das Wasser bezog man aus der Quelle 'Ain el-Huschi.

Aus wirtschaftlicher Sicht steht Baris im Schatten der Stadt el-Chārga. Die Errichtung neuer Fabriken nahe der Stadt ist geplant.

Auch wenn die Kleinstadt Bārīs dafür nichts kann: die arabische Schreibung der französischen Hauptstadt Paris ist genau dieselbe. Und angesichts der Tatsache, dass mehrere Dörfer in der Senke Chārga Namen arabischer Länder und Städte haben, kann man hier ohne größeren Aufwand eine kleine Weltreise unternehmen. Einen größeren Turm aus Eisen sucht man hier jedoch vergeblich.

Anreise Bearbeiten

Bārīs ist üblicherweise von el-Chārga (Stadt) aus mit dem Linienbus, mit Taxis, Service-Taxis oder Minibussen aus erreichbar. Linienbusse fahren dreimal täglich, der Fahrpreis beträgt etwa LE 4.

Mobilität Bearbeiten

Die wichtigsten Straßen der Stadt sind asphaltiert und können mit PKWs passiert werden.

Unmittelbar nördlich von Bārīs gibt es an der Westseite der Straße nach el-Chārga eine 1 Co-op-Tankstelle (24° 41′ 15″ N 30° 35′ 56″ O).

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Die alte, nun verlassene Siedlung von 1 Bārīs (24° 40′ 20″ N 30° 36′ 15″ O) befindet sich im Süden der modernen Ansiedlung.

Einkaufen und Küche Bearbeiten

Entlang der Fernverkehrsstraße, die die Stadt von Norden nach Süden durchzieht, befinden sich zahlreiche Lebensmittel und andere Geschäfte und kleine Cáfes.

Unterkunft Bearbeiten

Hotels gibt es in der der Stadt el-Chārga, ein saisonal genutztes Zelt-Camp nordwestlich von Qaṣr Dūsch.

Gesundheit Bearbeiten

In der Stadt gibt es ein Krankenhaus.

Ausflüge Bearbeiten

  • 23 Kilometer südlich von Baris befindet sich die Tempelanlage von Dūsch und die archäologische Stätte von ʿAin Manāwir. Diese Stätten lassen sich mit dem Dorf el-Maks el-Qiblī verbinden.
  • Das südlichste Dorf der Senke ist das moderne Dorf Qaṣr Bārīs, dessen Namen sich von einer römerzeitlichen Ruine ableitet.
  • Im Norden bietet sich der Besuch der Kirche von 'Ain Schams ed-Din und östlich hiervon der Gebel Tafnīs mit seinen griechischen, koptischen und arabischen Felsinschriften an. Für den Besuch der letzteren Stätte benötigen Sie ein geländegängiges Fahrzeug (4 × 4) und eine Genehmigung des Antikendienstes in der Stadt el-Chārga. Auf der westlichen Straßenseite kann man das mittlerweile verlassene Dorf Hassan Fathy Village (Neu-Baris, Bārīs el-Ǧadīda) besichtigen, das nach Plänen des Architekten Hassan Fathy (1900–1989) errichtet wurde, aber kaum auf Interesse in der ansässigen Bevölkerung gestoßen ist.

Literatur Bearbeiten

  • Bliss, Frank: Wirtschaftlicher und sozialer Wandel im „Neuen Tal“ Ägyptens : über die Auswirkungen ägyptischer Regionalentwicklungspolitik in den Oasen der westlichen Wüste. Bonn: Politischer Arbeitskreis Schulen, 1989, Beiträge zur Kulturkunde ; 12, ISBN 978-3-921876-14-5, S. 94–96.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Einwohnerzahlen nach dem ägyptischen Zensus von 2006. Central Agency for Public Mobilization and Statistics, abgerufen am 3. Juni 2014.
  2. Schweinfurth, Georg: Notizen zur Kenntniss der Oase El-Chargeh : I. Alterthümer. In: Mittheilungen aus Justus Perthes’ geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Petermann, Bd. 21 (1875), S. 384–393, insbesondere S. 392, Anm. 3.
  3. Browne, W[illiam] G[eorge]: Travels in Africa, Egypt, and Syria, from the year 1792 to 1798. London: Candell and Davies, Longman and Rees, 1799, S. 185 f.
  4. Poncet, Charles Jacques: A voyage to Æthiopia, made in the years 1698, 1699, and 1700 : Describing particularly that famous empire; as also the kingdoms of Dongola, Sennar, part of Egypt, &c. London: Lewis, 1709.
  5. Beadnell, Hugh John Llewellyn: An Egyptian Oasis : an account of the oasis of Kharga in the Libyan dessert, with special reference to its history, physical geography, and water supply. London: Murray, 1909, S. 81 f.
 
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