Lhasa-Bahn
Die Lhasa-Bahn ist die Hauptverkehrsader Tibets und führt von Xining über Golmud nach Lhasa.
Hintergrund und Geschichte
BearbeitenVielfältig ist der Name: Qinghai-Tibet Train, Tibet-Bahn oder auch Qingzang-Bahn wird die Strecke genannt, sie führt auf einer Gesamtlänge von 1956 km von Xining in der Provinz Qinghai nach Lhasa in Tibet. Bei ihrem Bau gab es von Anfang an Befürworter und Gegner, es gab und gibt Bewunderer für die technische Meisterleistung, und es gab und gibt Kritiker, die die wirtschaftliche und touristische Bedeutung der Bahn in Zweifel stellen und eine eventuelle militärische Nutzung befürchten.
Bereits unmittelbar nach der Gründung der Volksrepublik China und der „friedlichen Befreiung“ Tibets entstand der Plan für eine Eisenbahnverbindung nach Tibet. Der erste Abschnitt der Bahn von Xining nach Golmud hat eine Länge von 814 km und wurde bereits 1984 bis Nanshankou fertiggestellt. Es sollte jedoch noch einige Jahre dauern, bis die restlichen 1142 km des ehrgeizigen Projekts zu verwirklichen war. Entscheidend waren mehrere Faktoren:
- Knapp 90 % der Strecke liegen höher als 4000 m. Die Höhenlage stellte extreme Anforderungen an Arbeiter und Maschinen. Auch Diesellokomotiven brauchen Sauerstoff und verlieren in großer Höhe an Leistung. Daher werden in den höheren Lagen dem Zug 3 statt sonst 2 Lokomotiven vorgespannt.
- Etwa 550 km der Strecke führen über Permafrostboden, der auch die Erschütterungen des Bahnbetriebs verkraften muss. Eine Lösung sind ammoniakgefüllte Stahlrohre, die am Gleisbett zu Tausenden in den Boden gerammt wurden. Der Ammoniak sorgt dafür, dass der Boden gefroren und damit stabil bleibt.
- Im dünn besiedelten Hochland gibt es Herden von Yaks und Antilopen, die bei ihren jährlichen Wanderungen wiederholt die Strecke kreuzen müssen. Abhilfe schafft hier die Anhebung des Gleisbettes und das Anlegen von Durchgängen für die Tiere. Über weite Strecken stehen die Gleise auch auf Pfeilern, dies schafft denselben Effekt und nützt auch gegen das Auftauen des Permafrostbodens.
- Im Bereich der Bahntrasse gibt es Wanderdünen, deren Zähmung eine Voraussetzung für einen störungsfreien Betrieb ist. Abhilfe sollen Steine bringen, die in grobem Raster neben der Strecke verlegt wurden und an denen sich deutlich erkennbar der Sand fängt.
Im Jahr 2001 wurde mit dem Bau dieses zweiten Streckenabschnitts begonnen, er wurde 2005 fertiggestellt, und seit 2006 verkehren die Züge regelmäßig. Seit dieser Zeit darf sich die Lhasa-Bahn auch mit einigen Rekorden schmücken:
- Der Tanggula-Pass ist mit 5.072 m der höchste Punkt einer Eisenbahnstrecke
- Der höchstgelegene Bahnhof der Welt ist mit 5.068 m der Bahnhof Tanggula
- Der höchstgelegene Eisenbahntunnel der Welt ist der Fenghuo-Shan-Tunnel auf einer Höhe von 4.905 m.
Vorbereitung
BearbeitenUm mit der Lhasa-Bahn durch Tibet zu reisen, benötigt man ein Tibet Travel Permit (mehr dazu siehe Tibet). Aktuelle Infos auf der Homepage der Lhasabahn, siehe Weblink. Zudem sollte man sich aufgrund der extremen Höhenlagen möglichst einige Tage vorher auf hoch gelegenen Orten akklimatisieren.
Fahrkomfort
BearbeitenFür die Passagiere der Lhasa-Bahn stehen normalerweise 16 Waggons zur Verfügung, einer davon ist ein Speisewagen. Die Unterbringung ist sehr unterschiedlich, entspricht aber selbst in der „Soft-Sleeper“-Klasse nicht den gewohnten, westlichen Standards. So gibt es auch in der ersten Klasse nur eine Hocktoilette für mindestens 20 Personen, deren Hygiene häufig zu wünschen übrig lässt. Der Zug ist allgemein nicht sehr sauber, an den Ausgabestellen für heißes Wasser ist häufig der Boden pitschnass und die Einrichtung zum Teil defekt. Ebenso kann das Benehmen der Mitreisenden für Ausländer ggf. sehr befremdlich sein: So ist - trotz entsprechendem Verbot - damit zu rechnen, dass im Zug geraucht, oder sich auch in der Nacht noch laut unterhalten wird. Der Lhasa-Zug ist eine Abenteuerreise und sollte somit nicht unterschätzt werden!
Fahrklassen
BearbeitenEs gibt folgende Fahrklassen:
- Hard Seat
- die billigste Klasse. Jeweils drei Sessel stehen nebeneinander in einer Reihe, sie können um 90° gedreht und in Schlafposition gebracht werden. Diese Klasse lässt fast keinen Platz für Komfort und ist höchstens den Hartgesottensten unter den Abenteuerreisenden zumutbar - „normalen“, westlichen Touristen kann dazu nicht geraten werden.
- Hard Sleeper
- Die Kabinen sind für 6 Personen ausgelegt, auf jeder Seite sind 3 Betten übereinander angeordnet. Die weitere Ausstattung muss selbst mitgebracht werden.
- Soft Sleeper
- „Erste Klasse“: Die Kabinen sehen genau so aus wie bei den Hard Sleeper, es gibt jedoch nur 4 Betten in der Kabine mit entsprechend mehr Platz. Bettwäsche und auch Hausschuhe stehen hier für jeden Fahrgast zur Verfügung. Zudem gibt es Steckdosen, Platz für etwas Gepäck in den Kabinen, sowie Waschbecken an den Wagenenden.
An den Enden der Flure ist jeweils ein Display, das die aktuelle Uhrzeit, die Geschwindigkeit, die Höhe und die nächste Station anzeigt. Es gibt auch ein Informationsblatt über den Verlauf der Strecke und die Dauer der Halts. Während der Halts ist es erlaubt, die Waggons zu verlassen - die Stopps an den Aussichtsplattformen wurden aufgrund häufiger Fälle von Kreislaufkolläpsen jedoch eingestellt.
Mitbringen
BearbeitenFolgendes sollte unbedingt mitgebracht werden:
- Ausreichend Toilettenpapier (es ist - wie häufig in China - keines vorhanden!)
- Verpflegung (das Essen im Speisewaggon lässt zu wünschen übrig und kann deshalb nicht empfohlen werden. Es bietet sich an, Instantsuppen mitzunehmen - diese sind auch unter Chinesen die bevorzugte Speise im Zug und können an zentralen Heißwasser-Spendern gefüllt werden. Zudem sollte viel Wasser (Höhenkrankheit!) und ggf. Tee getrunken werden.)
- Hausapotheke und Medikamente (Neben den üblichen Medikamenten sollten auch unbedingt Mittel gegen Höhenkrankheit mitgeführt werden)
- Wer keine Fahrt in den Hard Sleeper Abteilen plant, sollte auch Bettwäsche mitnehmen, da diese dort nicht gestellt wird.
Wichtig zu beachten
BearbeitenDie Fahrt mit der Lhasa-Bahn ist ein Abenteuer und sicherlich nicht für Jedermann geeignet. Folgenden Personengruppen ist von einer Reise abzuraten:
- Kinder unter 14 Jahre
- Personen, die psychisch labil sind, oder schnell in Stress/Panik verfallen
- Menschen mit bestimmten Ängsten (z. B. Klaustrophobiker, Agoraphobiker, Altophobiker, Emetophobiker, Mysophobiker, Soziophobiker)
- Menschen mit anderen Krankheiten (z. B. Epileptiker und Personen mit Herz-, Kreislauf-, Nieren- oder Atemproblemen. Grundsätzlich sollte jeder, der sich nicht komplett fit und gesund fühlt die Reise abbrechen)
Des Weiteren zu beachten ist:
- Da der Zug über mehr als 5.000 m fährt, kann es sehr wahrscheinlich zu Symptomen der Höhenkrankheit kommen. An Bord befindet sich (nach Angaben der Bahngesellschaft) ab Golmud medizinisches Personal, das in diesem Fall konsultiert werden sollte. Zudem wird ab einer Höhe von ca. 3.000 m zusätzlich Sauerstoff in die Wägen geblasen.
- Tibet ist immer noch ein Krisengebiet und daher unter strenger, militärischer Kontrolle. Verboten sind jegliche staatsfeindliche Schriften, Waffen oder auch das Fotografieren von Militär und Polizei.
Preise
BearbeitenStrecke | Fahrtdauer | Hard Seat | Hard Sleeper | Soft Sleeper |
---|---|---|---|---|
Xining-Lhasa | 26 h | 226 RMB | 495 RMB | 781 RMB |
Lanzhou-Lhasa | 30 h | 242 RMB | 522 RMB | 823 RMB |
Peking-Lhasa | 41 h | 360 RMB | 720 RMB | 1144 RMB |
Die angegebenen Preisbeispiele in Yuan stammen von der Homepage der Tibet-Bahn (Stand: 2017) Die Fahrt im unteren Stockbett ist seltsamerweise teurer als die im oberen, Beispiel für die Tour nach Lanzhou: oben 825 RMB, unten 854 RMB.
Ausflüge
BearbeitenAnkunft in Lhasa
BearbeitenBei der Ankunft in Lhasa kann man sich schnell von dem großen Aufgebot an Sicherheitskräften eingeschüchtert fühlen: An den Seiten stehen im Abstand von wenigen Metern schwer bewaffnete Soldaten und Polizisten - man sollte den Bahnhofsbereich zügig verlassen (bleibt man stehen, wird man streng aufgefordert, weiterzugehen) und darf das Sicherheitspersonal auf keinen Fall fotografieren (ein Einzug der Kamera könnte die Folge sein). Bevor man von seinem Guide in Empfang genommen wird, wird man als Ausländer in ein Nebengebäude geführt, um die Tibet Travel Permit überprüfen zu lassen.
Vorsicht: Höhenkrankheit!
BearbeitenEs ist wichtig, immer daran zu denken, viel Wasser zu trinken, sich so wenig wie möglich anzustrengen und auf gar keinen Fall Alkohol oder Kaffee zu trinken. Am ersten Tag nach der Ankuft sollte man weitere Ausflüge vermeiden, die Zeit zur Akklimatisierung nutzen und möglichst auch zunächst nicht Duschen, um einen Kreislaufkollaps zu vermeiden. Bei Symptomen der Höhenkrankheit (insbesondere Kopfschmerzen und/oder Übelkeit) sollte ein Arzt aufgesucht werden, der oftmals direkt im Hotel rund um die Uhr zur Verfügung steht. Es gibt zudem überall Sauerstoffflaschen zu kaufen/mieten, die man nutzen kann (jedoch sollte dies zum Zweck der Akklimatisierung nicht übertrieben werden). Sollten mögliche Symptome nach den ersten Tagen nicht abgeklungen sein, muss eine vorzeitige Abreise in Betracht gezogen werden, da sich die Situation sonst weiter verschlimmern kann.