Kairo/Ẓāhir und Sakākīnī

Stadtteil in Kairo

Die Stadtteile ez-Zahir (auch el-Daher, el-Zaher, arabisch: ‏الظاهر, aẓ-Ẓāhir) und es-Sakakini (auch el-Sakakini, el-Sakkakini, arabisch: ‏السكاكيني, as-Sakākīnī) befinden sich nördlich des Kairoer Stadtzentrums und westlich von ʿAbbāsīya. Sie sind hauptsächlich Wohnviertel.

Eẓ-Ẓāhir und es-Sakākīnī
الظاهر والسكاكيني
GouvernementKairo
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Kairo/Ẓāhir und Sakākīnī

Hintergrund Bearbeiten

Der Stadtteil eẓ-Ẓāhir/eḍ-Ḍāhir ist nach dem Mamelucken-Sultan eẓ-Ẓāhir Baibars el-Bunduqdārī (Baibars I.) bzw. nach seiner Moschee benannt. Eẓ-Ẓāhir ist die Umschrift für die Aussprache in Hocharabisch, eḍ-Ḍāhir im ägyptischen Dialekt. Die Moschee wurde zu seiner Zeit auf unbebauten Grund außerhalb der Stadtmauern des fatimidischen Kairos angelegt.

Der Stadtteil es-Sakākīnī gehörte einst zu eẓ-Ẓāhir und befand sich im Osten des Stadtteils. Mittlerweile ist er eigenständig. Benannt ist der Stadtteil nach Habīb Sakākīnī Pascha, der hier seinen Palast errichtete.

Beide Stadtteile verfügen hauptsächlich über Wohnbauten, die erst im 20. Jahrhundert angelegt wurden.

Anreise Bearbeiten

 
Stadtteilplan von eẓ-Ẓāhir/es-Sakākīnī

Mit dem Auto oder zu Fuß Bearbeiten

Die Anreise kann mit dem Auto oder zu Fuß erfolgen. Man sollte sich an den Straßen Port Said St. oder el-Geish St. orientieren. Die Port Said St. führt im Westen an der Moschee des Sultans Baibars vorbei, die el-Geish St. im Osten. In der Port Said St. fährt bzw. läuft man bis zur 1 Kreuzung (30° 3′ 45″ N 31° 15′ 41″ O) mit der el-Zaher/el-Daher St. In der el Geish St. fährt man bis zum 2 Abzweig Koshtomor St. (30° 3′ 38″ N 31° 15′ 51″ O)

Wenn man an der Nordostseite der Moschee Baibars’ I. steht (dies ist der el-Daher-Platz), gelangt man durch die Sakakini St. in nordöstlicher Richtung nach ca. 450 Metern direkt zum Sakakini-Palast. Der Palast befindet sich auf dem Ibn-Khaldoun-Platz (auch Sakakini-Platz).

Im Westen bzw. Osten der Kirche des Gregors des Erleuchters führen die Waqf el-Kharboutly St. bzw. die Ard el-Haramein St. nach Süden und man gelangt nach etwa 200 Metern auf die el-Zaher/el-Daher St. Dieser Straße folgt man nach Osten, bis man nach knapp 800 Meter auf die Kreuzung mit der Port Said St. trifft. Von hier aus kann man die Moschee des Sultans Baibars bereits erkennen.

Mit der Metro Bearbeiten

Man kann mit der Metro, Linie 1 in Richtung el-Marg, fahren und an der Haltestelle 3 Ghamra (‏غمرة‎) aussteigen. Man begibt sich in südwestliche Richtung zur Straße Kūbrī Ghamra St. (Ghamra-Brücke), die nach etwa 600 Metern im Bereich der Moschee Baibars’ I. direkt in die Port Said St. mündet. Wenn man die etwas weiter östlich gelegene Straße El Sheikh Qamar wählt, gelangt man direkt zum Sakakini-Palast.

Alternativ kann man die Linie 3 nutzen und an der Station 4 El-Geish (‏الجيش‎) aussteigen.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Moschee des Sultans Baibars el-Bunduqdārī Bearbeiten

Die 1 Moschee des Sultans Baibars al-Bunduqdari (30° 3′ 45″ N 31° 15′ 48″ O), MMC 1, ist die älteste noch erhaltene Moschee aus der Mameluckenzeit (Bahri-Mamelucken). Sie wurde unter Sultan eẓ-Ẓāhir Baibars el-Bunduqdārī auf unbebauten Grund im späteren eẓ-Ẓāhir 1267–1269 (665–667 AH) erbaut. Es ist das einzige mittelalterliche Bauwerk, das außerhalb der Stadtmauern des fatimidischen Kairos angelegt wurde.

Die Moschee steht in der Tradition der Hofmoscheen des 'Amr ibn el-'As, des ibn Ṭūlūn, und des el-Ḥākim. Die meisten Gemeinsamkeiten besitzt sie mit der el-Ḥākim-Moschee in der Nähe des Bab el-Futuḥ.

Die Anordnung zur Errichtung der Moschee stammt vom 14. Rabīʿ 665 (12. Januar 1267) und ist noch an der Rückseite des Nordost-Eingangs nachlesbar. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie aber nicht mehr als Moschee genutzt. Aufgrund ihres festungsartigen Charakters wurde sie während der Napoleonischen Eroberung wirklich als Festung (Fort Sulkowski) missbraucht. Später zogen Gewerbetreibende wie Bäckereien und Seifenfabrikanten ein. In britischer Zeit wurde sie als Schlachthaus für das britische Militär eingesetzt. Sultan, später König Fuʾād I. ließ 1920 im Hof der Moschee einen Garten anlegen.

Die Moschee ist etwa quadratisch und wird auf allen Seiten mit einer festungsartigen Mauer umgeben, die teilweise mit Strebepfeilern gestützt wird. Die Seitenlängen betragen reichlich 100 Meter, die Mauer ist vom Fuß bis zu den Spitzen der Zinnen, die untereinander einen Abstand von 1,6 Metern haben, etwa 12 Meter hoch und 1,6 Meter dick. Die Mauer ist mit 1,5 Meter breiten Fenstern im Abstand von 5,3 Metern durchbrochen. An drei Seiten besitzt die Moschee einen hervorstehenden Eingang: an der Nordwestseite befindet sich der Haupteingang und an den benachbarten Südwest- bzw. Nordost-Seiten ein Nebeneingang.

 
Außenmauer und Haupttor der Moschee Baibars’ I.
 
Außenmauer der Moschee Baibars’ I.
 
Dekoration an der Seitenmauer des Haupttores
 
Nordost-Tor der Moschee Baibars’ I.

Die Mauer besitzt kaum Schmuck. Dies sind zum einen nur die Zinnen und die Hohlkehle unter ihnen. Zum anderen besitzen die Fenster noch Reste von Stuckornamenten. Die Strebepfeiler sind 1,7 Meter breit und 0,9 Meter tief.

Der Haupteingang im Nordwesten würde zentral auf den Hof führen. Genau gegenüber dem Haupteingang befindet sich die Gebetsnische. Der vorstehende Haupteingang ist 12 Meter breit und 9 Meter tief. Der spitz zulaufende Bogen über dem Tor ist 4 Meter breit. Der Eingang ist mit Rauten und Medaillons dekoriert, so wie man es auch von der fatimidischen el-Ḥākim-Moschee kennt. Auf dem Haupteingang befand sich einst das einzige Minarett.[1]

Die Nebeneingänge sind kleiner. So misst der Nordost-Eingang in der Breite 8,1 Meter und in der Tiefe 4 Meter. Sein Spitzbogen ist 3,75 Meter breit. An der Rückseite des Nordosteingangs befindet sich die bereits erwähnte Bauinschrift des Sultans Baibars. Der Südwest-Eingang ist geringfügig größer. Auch diese Eingänge besitzen eine Dekoration mit Rauten und Medaillons. Von Interesse ist auch eine Technologie, die Ablaq (arabisch: ‏أبلق, „gescheckt, gefleckt“) genannt wird, für die diese Moschee eines der frühesten Beispiele bildet: es wurden für aufeinander folgende Steinlagen Gesteine unterschiedlicher Farben (weiß (heute eher schwarz) und gelb) verwendet.

Der Haupteingang ist heutzutage geschlossen. Der einzige gelegentlich geöffnete Eingang ist der im Nordosten.

Hinter dem Haupteingang befanden sich einst zwei Arkadenreihen, an den Seiten drei Arkadenreihen, die den großen Hof umschlossen. Die Marmorsäulen ließ Baibars aus ganz Ägypten, aber auch aus der Zitadelle von Jaffa heranschaffen. Im 18. Jahrhundert fehlten aber bereits fast alle Säulen. Elf der Fenster besitzen noch umlaufende kufische Inschriften. Das ist die einzige Dekoration im Inneren der Moschee.

In der Mitte der Südostseite befindet sich die Gebetsnische (Miḥrab) und vor ihr die quadratische, etwa 16 Meter breite Maqṣūra (arabisch: ‏مقصورة, „Loge“), die, wie ihr Name andeutet, nur für Angehörige des Herrscherhauses und ihrem Hofstaat bestimmt war. Umgeben ist die Maqṣūra von etwa kreuzförmigen Pfeilern. Über der Maqṣūra befand sich einst eine hölzerne Kuppel, die aber auch verloren ist.

An den Seiten der Maqṣūra schließen sich je zweimal drei Arkadenreihen an. Diese Reihen waren einst mit einer Flachdecke überdacht.

Im Hof befindet sich immer noch der von König Fu'ad angelegte Garten.

Sakākīnī-Palast Bearbeiten

Nordöstlich der Moschee Baibars I. befindet sich in etwa 450 Meter Entfernung der 1 Sakākīnī-Palast (30° 3′ 57″ N 31° 15′ 58″ O), arabisch: ‏قصر السكاكيني, Qaṣr as-Sakākīnī, MMC 647. Der Palast wurde 1897/1898 von Habīb Sakākīnī Pascha (auch Henri Sakakini Pascha, 1841–1923) errichtet.

Seine Familie stammte aus Syrien und emigrierte nach Ägypten, als er 16 Jahre alt war. Die Familie gehörte zu den wohlhabendsten und angesehensten in Kairo. Zu den Aktivitäten von Habīb Sakākīnī zählte auch die Errichtung einer nach ihm benannten Kirche, er veranlasste zudem die Errichtung eines römisch-katholischen Patriarchats im Stadtteil el-Faggāla und die des römisch-katholischen Friedhofs in Kairo/Alt-Kairo.

 
Sakakini-Palast
 
Büste des Bauherrn
 
Nische mit einer Jahreszeitenfigur

Der Palast wurde im italienischen Stil errichtet – und zwar als Kopie eines Palastes, den Sakakini in Italien gesehen hatte. Der Palast in Form eines Gartenschlosses besteht aus vier Etagen und einer Kuppel. In ihm gibt es mehr als 50 Räume, 400 Fenster und Türen und 300 Statuen. Die Fassade wird von Nischen, Balkonen, Kuppeln, Türmen und Urnen bestimmt. Als Dekorationselemente dienen Girlanden, Kehlen und Schilde. An den Ecken des Palasts befinden sich vier Nischen mit je einer Figur, die eine der Jahreszeiten repräsentiert. Über dem Eingang auf der Höhe der zweiten Etage befindet sich die Büste des Erbauers.

Der Palast wurde später von der Familie an das Gesundheitsministerium vermacht. Hier soll einmal ein Hygienemuseum eingerichtet werden.

Kirche des hl. Gregors des Erleuchters Bearbeiten

Die 2 Kirche des hl. Gregors des Erleuchters (30° 3′ 49″ N 31° 15′ 13″ O), auch Surp-Grigor-Lusaworitsch-Kirche, 179 Ramsis St., wurde 1928 nach 4jähriger Bauzeit geweiht und ist die einzige armenisch-apostolische (armenisch-orthodoxe) Kirche in Kairo.[2] Der Bau der Kirche wurde aus den Nachlässen von Dikran Dabro Pascha und Boghos Nubar Pascha (1851–1930) finanziert. Am 25. November 2007 wurde die Kirche nach dreijähriger Renovierungsphase unter Leitung des Architekten Architekt Nairy Hampigian wiedereröffnet. Für die Renovierung wurden 1,2 Millionen ägyptischer Pfund ausgegeben.

Durch ein Eisentor gelangt man auf das Areal der Kirche, zudem ein großer Hof, das armenische Patriarchat (Tel.: +20 (0)2 2590 4219, Fax: (0)2 2590 6671), ein 1 Krankenhaus (30° 3′ 47″ N 31° 15′ 9″ O) und eine Bibliothek (Bibliothèque Turkomian) gehören.

Die Kirche ist eine Kreuzkuppelkirche in klassischer Bauform mit einer konischen Kuppel. Der Grundriss ist rechteckig, das Dach besitzt die Form eines Kreuzes. Der Architekt der Kirche war Levon Nafilian. Die Kirche wurde aus Beton errichtet und verkleidet.

Im Westen der Kirche befindet sich der Glockenturm. Über dem Eingang befindet sich die Darstellung des hl. Gregor. Dekoriert ist die Außenseite der Kirche mit einem umlaufenden Steinfries und Kreuzen.

 
Kirche des hl. Gregors
 
Dekoration an der Fassade
 
Im Inneren der Kathedrale
 
Gedenktafel an die Vertreibung von 1915

Zuerst gelang man in den Narthex, die Vorhalle. An der Nordseite des Narthex’ befindet sich ein Altar für Gregor (1936). Die 1927 geschaffenen Gemälde zeigen das Leben und Leiden des hl. Gregor und den Übergang Armeniens zum Christentum. Die Gedenkstätte im Süden des Narthex ist den 1,5 Millionen Armeniern gewidmet, die bei der Vertreibung aus Anatolien ab 1915 ums Leben gekommen sind, und wurde anlässlich der 50. Wiederkehr der Vertreibung angelegt.

Die Kathedrale besteht aus einem rechteckigen Saal mit Apsis. Dekoriert ist der Saal mit 16 Marmorsäulen und farbigen Bleiglasfenstern. An der Ostseite der Kathedrale befinden sich drei Gemälde, die die Kreuzigung Christi, das Letzte Abendmahl und das In-den-Schlaf-Fallen der hl. Jungfrau thematisieren.

In der Apsis befindet sich der Hochaltar. An den Wänden der Apsis ist Christus mit acht Engeln und den zwölf Aposteln dargestellt.

Die Kirche ist täglich geöffnet. Es finden hier wöchentlich Gottesdienste mit etwa 100 Teilnehmern statt. Bischof der Kirche ist Ashot Mnatsakanian.

Im Süden der Kirche befindet sich ein Denkmal für Grigor Jeghiajan (armenisch: Գրիգոր Եղիայեան, 1833–1911).

Ein Großteil der heutigen Armenier in Kairo gelangte in den 1920er-Jahren auf der Flucht aus Anatolien hierher. In den 1940er-Jahren lebten ca. 40.000 Armenier in Ägypten, heutzutage größenordnungsmäßig 10.000 in Kairo.

Küche Bearbeiten

Restaurants befinden sich in den zentrumsnahen Stadtteilen Kairos oder im Stadtteil Heliopolis.

Unterkunft Bearbeiten

Hotels befinden sich in den zentrumsnahen Stadtteilen Kairos oder im Stadtteil Heliopolis.

Literatur Bearbeiten

  • Moschee von Baibars el-Bunduqdārī
    • Creswell, K.A.C.: The Muslim Architecture of Egypt : Vol. II: Ayyūbids and Early Baḥrite Mamlūks ; A.D. 1171—1326. Oxford: Oxford Univ. Press, 1959, S. 155–173, Tafeln 48–53. Nachdruck: New York : Hacker Art Books, 1978
    • Bloom, Jonathan M.: The Mosque of Baybars al-Bunduqdārī in Cairo. In: Annales Islamologiques (AnIsl), ISSN 0570-1716, Bd. 18 (1982), S. 45–78, eine Tafel.
    • Behrens-Abouseif, Doris: Islamic architecture in Cairo : an Introduction. Cairo: American University in Cairo Press, 1996 (2. Auflage), ISBN 978-977-424-203-8, S. 94 f.
  • Kirche des hl. Gregors des Erleuchters
    • Meinardus, Otto F. A.: Christian Egypt, ancient and modern. Cairo: American University in Cairo Press, 1977 (2. Auflage), ISBN 978-977-201-496-5, S. 321 f.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Description de l’Égypte ou recueil des observations et des recherches qui ont été faites en Égypte pendant l’expédition de l’armée française, planches „Etat Moderne“, Band 1, Tafel 27.5–27.8.
  2. Die armenisch-katholische Kirche der hl. Theresa befindet sich in Heliopolis.
 
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