Gebel el-Mautā

archäologische Stätte in der ägyptischen Senke Siwa
Westseite des Gebel el-Mautā
Gebel el-Mautā · جبل الموتى
GouvernementMaṭrūḥ
Einwohnerzahl
Höhe50 m
Lagekarte des Gouvernements Matruh in Ägypten
Lagekarte des Gouvernements Matruh in Ägypten
Gebel el-Mautā

Gebel el-Mauta (auch Qarat el-Mauta/el-Mawta, „der Totenberg“) oder Gabal/Qarat el-Mawta el-Musabbarin (arabisch: جبل الموتى المصبرين, Ǧabal al-Mautā al-Muṣabbarīn, „Berg der mumifizierten Toten“) ist eine bedeutende und sehenswerte archäologische Stätte im Norden der Stadt Siwa.

Der auf einem Hügel angelegte Friedhof wurde von der 26. altägyptischen Dynastie bis in die Römerzeit genutzt. Vier der Gräber besitzen Dekorationen, wobei das Grab des Si-Amun das schönste ist.

Hintergrund

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Die Gräber befinden sich an den Flanken eines etwa 50m hohen Kalksteinhügels mit ca. 500m Durchmesser. Die Gräber stammen aus dem Zeitraum von der 26. altägyptischen Dynastie bis in die Römerzeit. Die meisten Gräber sind schlicht und besitzen keine Merkmale, die zur Datierung herangezogen werden könnten. Die Gräber liegen auf mehreren Terrassen nebeneinander. Sie wurden sowohl in den Seitenwänden als auch im Boden angelegt.

Mehrere Gräber verfügen über lange, in den Berg getriebene Gänge, von denen ein oder mehrere Grabkammern abzweigen. Die Gräber wurden meist als Familien- oder Mehrpersonengräber konzipiert.

Vier Gräber der mittleren Terrasse verfügen über eine Dekoration. Die Dekoration ist als Mischstil aus ägyptischen und griechischen Elementen ausgeführt. Nur das Grab des Paḏḥout enthält rein ägyptische Darstellungen.

Die Bestattungen orientierten sich an denen im Niltal, was Särge und Grabbeigaben betrifft. Die Leichname wurden oberflächlich mumifiziert. Die Gräber wurden in späterer Zeit geplündert und zerstört. Dies erfolgte teilweise erst im Zweiten Weltkrieg durch die ausländischen Militärs.

Bisher gibt es keine systematischen Grabungen. Die wichtigsten Untersuchungen stammten erst 1941 von Ahmed Fakhry (1905–1973).

Die um 1940 hier stationierten britischen Soldaten zerstörten Teile des Friedhofs.

Man folgt der Asphaltstraße nach Norden ortsauswärts in Richtung Marsā Maṭrūḥ, bis man zum 1 Abzweig zum Gebel el-Mautā (29° 12′ 36″ N 25° 31′ 20″ O) in Richtung Osten gelangt.

Sehenswürdigkeiten

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Nördlich hinter dem Tickethäuschen zum Gräberberg befindet sich die Ruine des einstigen 1 Prince Farouk Hotels. Das Hotel wurde 1920 von Captain Hillier, einem einstigen Beamten der Grenzbezirksverwaltung und Pionier des Siwa-Tourismus, errichtet und wohl bis zum Beginn der 1940er-Jahre betrieben. Das aus Lehmziegeln errichtete, weiß getünchte zweigeschossige Hotel verfügte über ein Speisezimmer, eine Lounge, eine Veranda und bot zwölf Touristen Platz.[1]

Die vier dekorierten Gräber auf dem Gräberberg sind für Touristen zugänglich. Die Stätte ist von 9:00–17:00 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis für den Gebel el-Mautā beträgt LE120, für ausländische Studenten LE60 (Stand 12/2023). Fotografie ist nur mit Smartphones erlaubt.

Die Gräber befinden sich auf der Nordostseite des Gräberberges auf der mitlleren Gräberebene. Man erreicht sie über eine Treppe und indem man um den Berg in Uhrzeigerichtung läuft.

Grab des Si-Amun

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Eingang zum Grab des Si-Amun
Darstellung im Grab des Si-Amun
Das Grab befindet sich auf der Nordseite des Hügels
Darstellung an der Decke des Grabs des Si-Amun

Der Rundgang beginnt üblicherweise mit dem bedeutendsten Grab des Friedhofs, nämlich dem 2 Grab des Si-Amun . Si-Amun ist sicher ein wohlhabender Einheimischer, wohl ein Händler oder Karawanenführer. Wir wissen aber nicht sehr viel von ihm, keine Titel oder Ämter. Nur die Namen seiner Eltern sind bekannt. Sein Vater heißt Periytu, der „Hervortretende“, seine Mutter Nefer-hert, die „Schöngesichtige“. Er selbst hat zwei Söhne.

Das Grab wurde aber durch ägyptische Künstler in hoher Qualität geschaffen. Dies war aber nur zur Zeit des Wenamun (Zeit Nektanebos’ II, 30. Dynastie), des Erbauers des Amun-Tempels von Umm ʿUbeida, möglich, d.h., Si-Amun wäre sein Zeitgenosse.

In den Darstellungen begegnen wir dem Grabherrn zweimal. Auf der (linken) Ostwand sehen wir den jugendlichen Si-Amun und auf der anderen Seite den Grabherrn im fortgeschrittenen Alter.

Eine Treppe führt zu einer mit einer Hohlkehle bekrönten Tür, die wiederum zu einem schmallangen Grab führt, an dessen Ende sich die Grabkammer befindet. Beide Seitenwände verfügen über Malerei auf Verputz. Das Grab ist aber unvollendet. Die später angebrachten Rücksprünge für weitere Familienbestattungen haben die Malereien aber teilweise zerstört.

Die linke Eingangswand zeigt im unteren Register (Bildstreifen) einen Teil der Totenprozession. Die Mumie befindet sich in einem Schrein auf einem Wagen mit Rädern. Links bzw. rechts neben dem Schrein erkennt man den ba-Vogel, die Seele des Verstorbenen, bzw. den Totengott Upuaut (Wepwawet). Das obere Register ist verloren. Die Totenprozession wird auf der linken Wand fortgesetzt. Hier sieht man zwei Männer, die den Totenwagen ziehen. Über ihnen befinden sich sog. Mehetwert-Kühe.

Weiter hinten sieht man vier Szenen im unteren Register, die von den späteren Nischendurchbrüchen beschnitten wurden. Zuerst sieht man den Grabherrn, hinter ihm ein Kasten mit Instrumenten für die Mundöffnungszeremonie des mumifizierten Verstorbenen und seinen Sohn im Panterfell in der Funktion eines Priesters, der einen Stab mit Widderkopf hält. Vor dem Grabherrn befinden sich der widderköpfige Amun und seine Gefährtin Mut. Daneben umfasst Hathor, die Göttin des Westens – das ist das Totenreich –, einen der vier Beschützergötter der Eingeweidekrüge, Duamutef. In der dritten Szene sind der löwenköpfige Gott Miysis (auch Mihōs, Mahes), Sohn der Göttin Bastet oder Sachmet, und die Göttin Hathor mit einem Sistrum dargestellt. In der letzten Szene betet der Grabherr Osiris und Isis an.

Auch die rechte Seite trägt Darstellungen in zwei Registern. Das obere zeigt rechts den Verstorbenen, wie er von der Göttin Maat gehalten wird, in der Gerichtsszene vor Osiris im Schrein und im Beisein von 42 Göttern. Weiterhin sind vier zerstörte Gottheiten, Re-Harachte und Nephthys, eine gemalte Scheintür und der Grabherr nochmals, diesmal aber sitzend dargestellt. Das untere Register besteht aus fünf Szenen. Dies ist zum einen sein jüngerer Sohn in griechischer Tracht, wie er vor dem sitzenden Grabherrn steht. Es folgt die Darstellung der Göttin Nut an einer Sykomore, die ein Wasseropfer vor dem Grabherrn darbringt. In der nächsten Szene betet der Grabherr die Göttin Isis mit dem sog. benu-Vogel und weitere Gottheiten an. Die vorletzte Szene zeigt den Grabherrn als Mumie im Beisein des Totengottes Anubis, der Schutzgöttinnen Isis und Nechbet sowie der vier Horussöhne, die über seine Eingeweide wachen. Die letzte Szene zeigt den sitzenden Grabherrn vor einem Kasten mit den Instrumenten für die Mundöffnungszeremonie, dahinter sein älterer Sohn im Leopardenfell und seine Mutter.

Auch die Decke ist dekoriert. Im vorderen Teil erkennt man die Göttin Nut, die von Sternen und sechs Sonnenbarken umgeben ist. Der mittlere Teil wird durch fünf Querbänder gebildet, diese sind blau, gelb oder Holz imitierend. Der hintere Teil besteht aus geflügelten Geiern und Falken sowie einer Inschriftenzeile aus dem Totenbuch in der Mitte.

Grab der Mesuese (Mesu-Isis)

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Das Grab der 3 Grab der Mesuese (Mesu-Isis) befindet sich etwa 20 Meter weiter östlich und besitzt nur wenig Dekoration. Der Grabherr selbst ist unbekannt, man kennt nur seine Ehefrau Mesuese (Mesu-Isis). Sie lebten im vierten bis zweiten vorchristlichen Jahrhundert.

Das Grab, das man im Norden betritt, besteht aus zwei Kammern und ist unvollendet. Der vordere Opferraum ist weder verputzt noch dekoriert. Der Türdurchgang zur Grabkammer ist in Form einer dekorierten Stele gestaltet: links erkennt man die stehende Isis, rechts den sitzenden Osiris. Der Türsturz trägt 21 Uräen mit je einer Sonnenscheibe auf dem Kopf, darunter befinden sich zwei geflügelte Sonnenscheiben untereinander.

Grab des Paḏḥout

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Eingang zum Grab des Paḏḥout
Rückwand des Grabs des Paḏḥout

Das 4 Grab des Paḏḥout (Pa-Thout, Per-nj-Pa-Thot, PꜢ(-n)-Ḏḥwty pn mꜢꜤ ḫrw) ist wohl das älteste Grab dieses Friedhofs. Der Ägypter Paḏḥout, „Herr der Maat“, war Priester, Prophet, Schreiber der heiligen Schriften und Sohn des Priesters Nes-Thot und der Tes-tj.t. Das Grab besteht aus einem Hof, an dessen Seiten sich je drei nebeneinander liegende, inschriftenlose Grabkammern befinden. An der Stirnseite schließt sich die unregelmäßig rechteckige, 1,8m breite, 2,2m tiefe und 1,8m hohe, gewölbte Grabkammer des Paḏḥout an.

Die Grabkammer ist mit schnell ausgeführten Darstellungen in roter Farbe, die direkt auf den Fels aufgetragen wurden, ausgeschmückt. Der Sarg wurde in den Fußboden geschnitten. Sein Deckel fehlt heute. Im Bereich des Sarges gibt es drei wichtige Darstellungen.

An den schwer einsehbaren Eingangswänden befinden sich 4spaltige Inschriften mit dem 10. bzw. 13. Kapitell aus dem Totenbuch. An der linken Seite erkennt man den Grabherrn, wie er vier Kälber unterschiedlicher Rasse an einem Seil vorführt. Daneben beginnt ein Hymus an Thot, der auf der Rückwand fortgesetzt wird. An der Rückwand erkennt man den Grabherrn vor dem Opfertisch, wie er den thronenden Osiris und die kuhköpfige Hathor anbetet. In der 13spaltigen Beischrift über dem Opfertisch, die auf der linken Seitenwand begonnen hatte, grüßt der Grabherr in einem Hymnus Thot (Totenbuchkapitel 18) und bittet ihn, den Verstorbenen zu rechtfertigen. Auch in der Inschrift hinter Hathor, die auf der rechten Seite beginnt, bittet der Grabherr Osiris um seine Rechtfertigung. An der rechten Seitenwand erblickt man den Grabherrn mit einem sog. Sechem-Szepter, wie er vier Kästen mit farbigen Stoffen opfert. Zudem beginnt hier der genannte Hymnus an Osiris, der auf der Rückwand fortgesetzt wird.

Grab des Krokodils

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Darstellung des Grabherrn, des Gotts Amun und des Krokodils

Das 5 Grab des Krokodils erhielt seine Bezeichnung nach einer seiner Darstellungen. Der Grabherr selbst ist unbekannt. Stilistisch lässt sich das Grab in die späte ptolemäische (griechische) oder frühe römische Zeit datieren. Die Darstellung des Krokodils weist wohl auf einen in dieser Zeit betriebenen Kult um den Gott Sobek hin.

Das Grab besteht aus drei Räumen, aber nur der vorderste ist dekoriert. Die Grabkammer befindet sich zur Linken und war ursprünglich mit Steinen verschlossen.

An den Türlaibungen befanden sich vier kopflosen Gottheiten mit Messern, die aber nun verloren sind. An der Wand, die unmittelbar der rechten Türlaibung folgt, erkennt man die thronende Göttin Hathor, wie sie drei Pflanzenstängel in der rechten Hand hält und mit der linken Hand ein Wasseropfer spendet. Nun folgt die Namen gebende Wand: Hinter dem Grabherrn befindet sich der widderköpfige Gott Amun, der in jeder Hand ein Messer hält. Darunter befindet sich das Krokodil in gelber Farbe. Daneben befindet sich eine Nische, unter der sich eine heute fast zerstörte Szene befindet. Man sieht nur noch Reste des Weinrankenmusters, die beiden Weintrauben fressenden Füchse sind verloren. Die Wand neben der Nische zeigt den Grabherrn vor Osiris. Darunter befanden sich zwei geflügelte Göttinnen, die den Gott Nefertum auf seinem Lotos beschützen. Leider sind auch der Gott Nefertum und eine der beiden Göttinnen nicht mehr erhalten. Am Ende schließen sich zwei Szenen an, die den Grabherrn einmal vor dem thronenden Osiris und der Isis als auch vor Horus zeigen.

Auf der linken Seite, noch vor dem Zugang zur Grabkammer, befinden sich Szenen in zwei Registern (Bildstreifen). Oben erkennt man den ibisköpfigen Thot, wie er auf eine Tafel schreibt. Vor ihm befindet sich Osiris in einem Kiosk. Die Darstellung im unteren Register, in der eine Frau, vielleicht die Ehefrau des Grabherrn, Osiris und Isis anbetet, ist heute ebenfalls verloren.

Weitere Sehenswürdigkeiten

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Vom östlichen Ende des Gräberbergs hat man eine gute Sicht auf den Orakeltempel des Amun von Aghūrmī.

Restaurants gibt es in der nahe gelegenen Stadt Siwa.

Unterkunft

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Unterkünfte gibt es in der nahe gelegenen Stadt Siwa.

Ausflüge

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Der Besuch des Totenbergs lässt sich mit dem Besuch der Tempel von Aghūrmī und Umm ʿUbeida verbinden.

Literatur

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  • Nekropole
    • Fakhry, Ahmed: Siwa Oasis. Cairo: The American Univ. in Cairo Pr., 1973, The oases of Egypt; 1, ISBN 978-977-424-123-9 (Nachdruck), S.173–206 (in Englisch).
    • Kuhlmann, Klaus P[eter]: Das Ammoneion: Archäologie, Geschichte und Kultpraxis des Orakels von Siwa. Mainz: von Zabern, 1988, Archäologische Veröffentlichungen; 75, ISBN 978-3-8053-0819-9, S.48, 83–85,Tafeln 34–41, Farbtafeln I–XII.
  • Grab des Si-Amun
    • Lembke, Katja: Aus der Oase des Sonnengottes: das Grab des Siamun in Siwa. In: Bol, P[eter] C.; Kaminski, G[abriele]; Maderna, C[aterina] (Hrsg.): Fremdheit – Eigenheit: Ägypten, Griechenland und Rom; Austausch und Verständnis. München, 2004, Städel-Jahrbuch; N.F. 19.2004; ISSN 0585-0118, ISBN 978-3-9809701-1-2, S.363–373.
    • Lembke, Katja: Das Grab des Siamun in der Oase Siwa. Wiesbaden: Harrassowitz, 2014, Archäologische Veröffentlichungen; 115, ISBN 978-3-447-10239-1.
  • Grab des Paḏḥout
    • Steindorff, Georg: Ein ägyptisches Grab in Siwa. In: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde (ZÄS), Bd.61 (1926), S.94–98, 2 Tafeln, doi:10.1524/zaes.1926.61.1.94.
    • Egberts, A.: The Identity Crisis of an Egyptian Priest. In: Varia Aegyptiaca (VA), Bd.5 (1989), S.3–7.
    • Winter, Erich: „Herr der Maat“ als Selbstaussage eines Privatmannes?: Hybris oder legitimer Anspruch?. In: Zibelius-Chen, Karola; Fischer-Elfert, Hans-Werner (Hrsg.): „Von reichlich ägyptischem Verstande“: Festschrift für Waltraud Guglielmi zum 65. Geburtstag. Wiesbaden: Harrassowitz, 2006, Philippika; 11, ISBN 978-3-447-05309-9, S.165–169.

Einzelnachweise

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  1. Sergio Volpi: Prince Farouk Hotel in Siwa Oasis 1920-40?. In: Sḫt-jmꜢ.t, abgerufen am 9. Oktober 2022.
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