Gīza/Haram

Stadtteil von al-Giza, Metropolregion Kairo
Heutige Pyramidenstraße
El-Haram · حي الهرم
GouvernementGīza
Einwohnerzahl714.956 (2024)
Höhe
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Gīza/Haram

Der erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandene Stadtteil el-Haram (arabisch: ‏حي الهرم, Haiy al-Haram, „Wohnviertel ‚die Pyramiden‘“) befindet sich im äußersten Südwesten der Stadt el-Gīza. Er reicht unmittelbar bis an das Pyramidenplateau von Gīza heran und verfügt über zahlreiche Hotelanlagen, Restaurants, Papyrusinstitute und Geschäfte für Parfüm und Schmuck.

Hintergrund

Bearbeiten
 
Stadtteilplan von el-Haram

Der Stadtteil el-Haram befindet sich im Westen der Stadt el-Gīza. Zwischen diesem Stadtteil und dem am Nil gelegenen Stadtteil el-Gīza bzw. el-Gīza-Süd befindet sich noch der Stadtteil Būlāq ed-Dakrūr. Die Grenze zwischen Būlāq ed-Dakrūr und el-Haram befindet sich im Bereich der ʿUsman Muharram St. und der Kafr Tuhurmus Road.

Geschichte

Bearbeiten

Der Stadtteil el-Haram stellt erst eine recht junge Erweiterung der Stadt el-Gīza dar.

Das Gebiet westlich der Kleinstadt el-Gīza war lange Zeit unbewohnt und wurde regelmäßig vom Nil überflutet, so dass es zu den fruchtbarsten Gebieten zählte und den Lebensraum zahlreicher Vogelarten wie Wachteln bildete. Vom 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Gebiet zur Heimstatt von Beduinen aus Libyen, Tunesien und Marokko. Ihre Weiler wie 1 Nazlat es-Sammān (29° 59′ 0″ N 31° 8′ 0″ O), نزلة السمان, „Dorf der Wachteln“, in der Nähe zur Sphinx, 2 Nazlat es-Sīsī (29° 58′ 38″ N 31° 9′ 14″ O), نزلة السيسي, 3 el-Kōm el-Achḍar (29° 59′ 0″ N 31° 9′ 0″ O), الكوم الأخضر, 4 Nazlat el-Baṭrān (29° 58′ 3″ N 31° 9′ 0″ O), نزلة البطران, und 5 eṭ-Ṭālibīya (30° 0′ 0″ N 31° 11′ 0″ O), الطالبية, etwa im Bereich bzw. südlich der heutigen Pyramidenstraße waren von Feldern umgeben, die von Bewässerungskanälen durchzogen wurden. Auch wenn es diese Dörfer heute nicht mehr gibt, so sind doch ihre Namen bis heute als Regionenbezeichnungen weiter in Gebrauch. War anfänglich der Hauptwirtschaftszweig der Beduinen die Landwirtschaft, betätigten sie sich alsbald als Touristenführer an den nahe gelegenen Pyramiden.

 
Beduinen-Dorf bei den Pyramiden von Gīza zu Beginn des 20. Jahrhunderts
 
Pyramidenstraße 1873

1869 ließ der Khedive, der Vizekönig der damaligen osmanischen Provinz Ägypten, Ismail Pascha, in unmittelbarer Nähe zu den Pyramiden ein Gasthaus und Jagdgut – sowie passend dazu eine acht Kilometer lange schnurgerade und sehr breite Anfahrtsstraße, die heutige Pyramidenstraße, – anlegen, so dass das Gut auch mit Droschken erreichbar war. Als ersten Gast konnte der Khedive die französische Kaiserin Eugénie de Montijo (1826–1920), Ehefrau Napoleons III., begrüßen, die anlässlich der Eröffnung des Sueskanals in Ägypten weilte. Die Kaiserin ließ zu beiden Seiten der Pyramidenstraße Akazien anpflanzen.[1] 1879 musste Ismail Pascha wegen seiner Verschwendungssucht abdanken und zog sich nach Konstantinopel zurück. Das Jagdgut wurde 1883 an Frederick und Jessie Head und nach dem Tod von Jessie Head 1886 an Hugh und Ethel Locke-King verkauft. Letztere eröffneten die Immobilie noch im selben Jahr als Hotel – das berühmte Mena House –, das nach dem altägyptischen König Menes benannt wurde. Eugénie kehrte 1909 nochmals zum Mena House zurück, dieses Mal als Privatperson, denn nach der verlorenen Schlacht von Sedan 1870 musste sie ins Exil.[1]

Damals wie heute befinden sich in der Nähe des Mena House ein Postamt, Polizei, eine Apotheke und natürlich Souvenirshops.

 
Pyramidenstraße und Pyramidenbahn nach 1900
 
Auch noch in den 1960er-Jahren wurde an den Pyramiden Landwirtschaft betrieben.

Der belgische Ingenieur Baron Empain (1852–1929) und spätere Erbauer der Stadt Heliopolis unterzeichnete 1894 für die belgische Firma SA des Tramways du Caire einen Vertrag, der den Bau von 22 elektrifizierten Straßenbahnlinien bis 1917 vorsah. 1896 rollte die erste Straßenbahn. 1900 gab bereits vier Linien, und die fünfte zu den Pyramiden wurde gerade fertiggestellt. Diese sog. Pyramidenbahn verlief anfangs neben und später in der Mitte der verbreiterten Pyramidenstraße. Man konnte damals vom Kairoer Stadtzentrum über Būlāq, der Būlāq-Brücke, ez-Zamālik, den Zoo und Būlāq ed-Dakrūr zu den Pyramiden gelangen.[2] Die Bahn hielt u. a. in den Dörfern eṭ-Ṭālibīya und el-Kōm el-Achḍar.

Nach der Revolution von 1952 dehnte sich el-Gīza immer mehr nach Westen aus, um Wohnraum für die stetig wachsende Bevölkerung zu schaffen, und erreicht heute den Rand des Pyramidenkomplexes. In den 1970er-Jahren wurde die Straßenbahnlinie zurückgebaut. Man träumte damals davon, dass jeder Ägypten ein Auto besitzen und dass die neue Metro viel leistungsfähiger sein würde. Die Metro verkehrt aber nicht zu den Pyramiden, und mit dem Auto oder Taxi steht man heute meist im Stau…

Orientierung

Bearbeiten

Die beiden wichtigsten Straßen und Ost-West-Verbindungen sind die je acht Kilometer langen Pyramidenstraße (شارع الهرم, Schāriʿ al-Haram, شارع الأهرام, Schāriʿ al-Ahrām, Pyramids/Al-Ahram Road/Avenue) und die 500 Meter nördlicher gelegene und dazu parallel verlaufende König-Faiṣal-Straße (شارع الملك فيصل, Schāriʿ al-Malak Faiṣal). Beide Straßen beginnen noch gemeinsam im Norden des Stadtteils el-Gīza westlich des Platzes Mīdān el-Gīza und sind von Alt-Kairo aus über die Nilinsel er-Rōḍa und die 1 ʿAbbas-Brücke, auch el-Gīza-Brücke genannt, erreichbar. Die Pyramidenstraße ist auch heute noch die bedeutendere Straße: Hier befinden sich fast alle Hotels und Geschäfte.

El-Haram kann mit einem Sammeltaxi vom Busbahnhof nördlich hinter dem Ägyptischen Museum bis fast zu den Giza-Pyramiden („Haram“) erreicht werden.

Man kann auch mit den Buslinien 355 oder 357 der Cairo Transport Authority (CTA) fahren. Die Bushaltestellen lassen sich in der Innenstadt (z. B. am Midan Tahrir) aber nur schwer finden. Einfacher ist für der Rückfahrt die 1 Endhaltestelle in Pyramidennähe. Eine Strecke kostet LE 2.

Im Bereich der 2 Straßenkreuzung der El Haram St. (El Ahram St., Pyramids St.) mit der El Mariyūṭīya St. und dem gleichnamigen Kanal befinden sich mehrere Mikrobushaltestellen entlang der El Haram St. An der genannten Kreuzung fahren Mikrobusse in südlicher Richtung nach Saqqāra. 600 Meter weiter westlich befindet sich auf der Nordseite die 3 Bushaltestelle für Mikrobusse nach Alexandria. Etwa weitere 300 Meter weiter westlich befindet sich die 4 Bushaltestelle nach Abū Rawāsch.

Der Stadtteil ist nicht an das Metronetz angeschlossen.

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten

Pharaonische Monumente

Bearbeiten
 
Unmittelbar am Stadtrand liegen die Pyramiden von Gīza
  • Das Highlight Ägyptens schlechthin: der 2 Pyramidenkomplex von Gīza .
  • Im Oktober 2024 wurde das 3 Grand Egyptian Museum , das Große Ägyptische Museum, mit einer Teilausstellung in 12 Sälen eröffnet. Die Tutanchamun-Sammlung und die Sonnenbarke sind noch nicht zugänglich.

Weitere Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
  • 4 Mohamed-Nagy-Museum (‏متحف محمد ناجي‎), 8 Mahmoud El Gendy St., El Remaya Sq., El Haram, El Giza, ​٨ ش محمود الجندي ، ميدان الرماية ، الهرم ، الجيزة‎. Tel.: +20 (0)2 3377 3484 . Foto- und kunstgeschichtliches Museum für Mohamed Nagy (1888–1956), der zu den Begründern der modernen ägyptischen Kunst gehört. Geöffnet: Di–So 10:00–17:00. (29° 58′ 37″ N 31° 7′ 58″ O)
  • 5 Taha-Hussein-Museum (‏متحف طه حسين‎), 11 Dr. Taha Hussein St., El Haram, el-Giza, ​١١ ش د. طه حسين ، الهرم ، الجيزة‎. Tel.: +20 (0)2 3392 7122, +20 (0)2 3748 2142 . Haus-Museum des Literaten Taha Hussein (Ṭāhā Ḥusain, 1889–1973). Geöffnet: So–Do 9:00–17:00. (30° 0′ 18″ N 31° 11′ 6″ O)

Einkaufen

Bearbeiten
  • Al Amir Perfume Palace (‏قصر الأمير, ​Qaṣr al-Amīr), 9 Abu el Houl St., Nazlet el Samman (in der Nähe zum Eingang bei der Sphinx). Tel.: +20 (0)2 3385 4963, Fax: +20 (0)2 3385 1082.

Restaurants

Bearbeiten

Nachtleben

Bearbeiten
 
Allabendlich findet auf der Ostseite des Pyramidenkomplexes eine Licht- und Ton-Show statt.

Das Nachtleben findet vorwiegend in den Bars der gehobenen Hotels statt.

Licht-Ton-Schow

Bearbeiten

Unterkunft im Stadtteil selbst

Bearbeiten

Viele Hotels befinden sich an der acht Kilometer langen El Ahram St. (Pyramids St.). Kleine Hausnummern befinden sich in Pyramidennähe. Hotels sind hier gelistet, auch wenn sie sich schon in Būlāq ed-Dakrūr befinden.

Günstig

Bearbeiten

1-Stern-Hotels

Bearbeiten

2-Sterne-Hotels

Bearbeiten

3-Sterne-Hotels

Bearbeiten

4-Sterne-Hotels

Bearbeiten

5-Sterne-Hotels

Bearbeiten
 
Le Méridien Pyramids Hotel & Spa
 
Das mit Abstand berühmteste Hotel ist das 1886 eröffnete Mena House Hotel.
  • 18 Le Méridien Pyramids Hotel & Spa, El Remaya Square, Pyramids. Tel.: +20 (0)2 3377 7070, (0)2 3377 3388, Fax: +20 (0)2 3377 1730. 5-Sterne-Hotel mit 641 Zweibettzimmern, Hauptrestaurant Latest Recipe mit internationaler Küche, Gardenia Restaurant mit orientalischer Küche, Restaurant The Med mit mediterraner Küche, Citrus mit libanesischer Küche, Harris Café, Café Shisha, Lobby-Bar, Pool mit Poolbar, zwei Tagungsräumen für bis zu 600 Personen und Friseur. Die Zimmer mit oder ohne Pyramidenblick verfügen über Klimaanlage, Sat.-TV, Minibar, Safe, Balkon, LAN-Internet-Anschluss gegen Gebühr (etwa 30 € pro Tag), Bad oder Dusche. (29° 59′ 21″ N 31° 7′ 49″ O)
  • 19 Marriott Mena House (‏فندق مينا هاوس, ​Funduq Mīnā Hāus, ​vormals Mena House Hotel), 6 Pyramids Road, El Ahram, 12556 Cairo. Tel.: +20 (0)2 3377 3222, (0)2 3376 6644, Fax: +20 (0)2 3376 7777 . Seit 1869 als Jagdgut des Khediven Ismail bestehendes und 1886 als Hotel eröffnetes stimmungsvolles 5-Sterne-Hotel mit 523 Zweibettzimmern, Hauptrestaurant 139 All day dining room mit internationaler Küche, Alfredo Restaurant mit italienischer Küche, Lounge Bar, Sultan Lounge, Gartenanlage mit Swimmingpool, 6 Bankettsälen für 85 bis 500 Personen, 3 Konferenzräumen, Geschäften, Fitnesszentrum und Spa sowie 18-Loch-Golf-Anlage. Die Zimmer und Suiten befinden sich entweder im Hotel des 19. Jahrhunderts („Palace Wing“, 36 Zimmer) – und sind damit teurer – oder zum weitaus größeren Teil im modernen Gartentrakt („Garden Wing“). Zu den Suiten im Palast Wing gehören Executive Suites sowie die Montgomery, Churchill, King Gustav, Carter und Agha Khan Suites. Alle Zimmer verfügen über Klimaanlage, Safe, Sat.-TV, Minibar, Bad, Balkon oder Terrasse. 15 Zimmer im Palace Wing und 145 Zimmer im Garden Wing besitzen Sicht auf die Pyramiden. (29° 59′ 7″ N 31° 7′ 59″ O)

Unterkunft entlang der Cairo-Alexandria Desert Road

Bearbeiten

4-Sterne-Hotels

Bearbeiten

5-Sterne-Hotels

Bearbeiten
  • 23 Mercure Cairo Le Sphinx Hotel (Sofitel Le Sphinx Hotel), 1 Alexandria Desert Road, Giza. Tel.: +20 (0)2 3383 7444, (0)2 3383 7555, Fax: +20 (0)2 3383 4930 . 5-Sterne-Hotel mit 274 zumeist Zweibettzimmern. (29° 59′ 26″ N 31° 7′ 42″ O)
  • 24 Steigenberger Cairo Pyramids Hotel (vormals Mövenpick Hotel Cairo Pyramids), Cairo-Alexandria Desert Rd., P. O. Box 1, Giza. Tel.: +20 (0)2 3377 2555, (0)2 3377 2666, Fax: +20 (0)2 3377 5006, E-Mail: . 5-Sterne-Hotel mit 364 Zweibettzimmern und Suiten, davon 232 in der Bungalow-Anlage und 132 Zimmer im dreistöckigen Haupthaus, Hauptrestaurant L’Orangerie mit internationaler Küche, Restaurant Il Giardino mit italienischer Küche, Steak House, Lobby Bar, Café auf der Dachterrasse, Garten, zwei Swimmingpools mit Poolbar, Fitnessraum, Sauna und Tagungsräumen für bis zu 300 Personen. Die Zimmer verfügen über Klimaanlage, Sat.-TV, Zimmersafe, Kühlschrank, Bad oder Dusche sowie Balkon oder Terrasse. WLAN frei. Merkmal: ★★★★★. (29° 59′ 36″ N 31° 7′ 33″ O)

Unterkunft entlang der Saqqara Road

Bearbeiten

3-Sterne-Hotels

Bearbeiten

4-Sterne-Hotels

Bearbeiten

5-Sterne-Hotels

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. 1,0 1,1 Raafat, Samir: Mena House: Khedivial Hunting Lodge Turned Hotel. In: Egy.com, Donnerstag, 3. April 1997, abgerufen am 13. August 2021.
  2. On Cairo’s dying trams. In: Cairobserver, Donnerstag, 30. August 2012, abgerufen am 13. August 2021.
 
Dies ist ein brauchbarer Artikel. Es gibt noch einige Stellen, an denen Informationen fehlen. Wenn du etwas zu ergänzen hast, sei mutig und ergänze sie.