Drāʿ Abū en-Nagā

Dorfteil und archäologische Stätte auf them thebanischen Westufer, Ägypten

Dra Abu en-Naga (auch Dra/Dira Abu el-Naga/el-Nega, Dra Abu’l-Naga/Nega, arabisch: ‏ذراع أبو النجا, Dhirāʿ Abū an-Naǧā) ist ein Dorf und eine archäologische Stätte auf der Nilwestseite in geringer Entfernung zum Fruchtland und südlich des Dorfs eṭ-Ṭārif bzw. nördlich von ed-Deir el-Baḥrī. Hier befinden sich mehrere Gräber von Beamten des Neuen Reichs und die für Besucher nicht zugänglichen Gräber von Königen und Königinnen der 17. und beginnenden 18. Dynastie.

Blick auf die archäologische Stätte im Norden des Dorfes
Drāʿ Abū en-Nagā · ذراع أبو النجا
Deir el-Bachīt · دير البخيت
GouvernementLuxor
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Drāʿ Abū en-Nagā

2023 wurde die 500 m südlicher gelegene Nekropole Drāʿ Abū en-Nagā Süd für Besucher zugänglich gemacht.

Hintergrund Bearbeiten

 
Lageplan von Drāʿ Abū en-Nagā

Das Dorf Drāʿ Abū en-Nagā gehört zu den östlichsten Dörfern auf dem thebanischen Westufer. Es befindet sich östlich von ed-Deir el-Baḥrī. Nur eṭ-Ṭārif liegt östlicherlicher. Im Umkreis des Dorfes befindet sich eins der größten Gräberareale auf dem Westufer überhaupt, das auch von neuzeitlichen Überbauungen verschont geblieben ist.

Mit größenordnungsmäßig 85 der reichlich 400 bekannten dekorierten Beamten- und Privatgräber besitzt der Friedhof nicht nur eine mengenmäßig große Bedeutung. Hier befinden sich auch die Gräber der Könige, Königinnen und Privatpersonen aus der 17. und der beginnenden 18. Dynastie. Diese Bedeutung konnte das Gebiet aber nicht davor bewahren, dass es sowohl von Wissenschaftlern und Touristen kaum beachtet wurde. Nur wenige Einzelgräber sind bis heute veröffentlicht worden, und eine räumlich und zeitlich zusammenhängende Untersuchung fehlt bis heute.

Bis heute bedecken noch gewaltige Schuttberge Zeugnisse aus 2000 Jahren Geschichte. Zu den ältesten Zeugnissen zählen die Königsgräber der 17. Dynastie (ab 1650 v. Chr.), zu den jüngsten die der großen frühchristlichen Klosteranlage von Deir el-Bachīt, des antiken Paulosklosters (engl. Deir el-Bakhit, arabisch: ‏دير البخيت, Dair al-Bachīt).

Seit 1991 wird das Gelände durch das Deutsche Archäologische Institut unter Leitung von Daniel Polz, seit 1994 in Zusammenarbeit mit der University of California, untersucht.[1] Zu den bedeutendsten Entdeckungen gehörte das riesige Felsgrab K93.11, das wohl das Grab Amenophis’ I. darstellt und während der 20. Dynastie von Ramsesnacht, einem Hohepriester des Amun, wiederbenutzt wurde.[2] 2001 wurden die Überreste der Lehmziegelpyramide und der Grabanlage des Königs Nub-Cheper-Re Intef aus der 17. Dynastie lokalisiert.[3] Seit 2004 wurden parallel Grabungen an der Klosteranlage Deir el-Bachīt unter Leitung von Günter Burkard und Ina Eichner vom Ägyptologischen Institut der Universität München durchgeführt. Am 22. März 2014 wurden im Bereich des Klosters mehrere Goldmünzen aus dem 6. Jahrhundert gefunden.[4]

Im Jahr 1999 wurden erstmals zwei Gräber, die des Schuroy, TT 13, und Roy, TT 255, für Besucher zugänglich gemacht. 2010 folgte das Grab des Amenemipet, TT 148, sowie 2023 die von Djehuti, TT 11, und Hery, TT 12.

Anreise Bearbeiten

Die Anreise ist recht einfach. Vom Tickethäusen – hier muss auch das Ticket gekauft werden! – in Scheich ʿAbd el-Qurna fährt oder läuft man entlang der Asphaltstraße nach Norden in Richtung Tal der Könige. Kurz vor dem Abzweig zum Tal gelangt man über eine kurze Piste, die bei 1 25° 44′ 10″ N 32° 37′ 29″ O beginnt, zu den östlichen Gräbern.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Die Gräber dieser Gruppe befinden sich in geringer Entfernung. Links (südlich) befindet sich das Grab des Schuroy, TT 13 – TT ist die Abkürzung für Theban Tomb, thebanisches Grab –, und rechts das des Roy, TT 255. Darüber befindet sich das erst 2010 wieder zugänglich gemachte Grab des Amenemipet, TT 148. Zur Linken der Piste kann man einen kurzen Blick auf das Grabungsgelände des Deutschen Archäologischen Instituts werfen. Anfang 2023 wurden auch noch die westlicher gelegenen Gräber des Djehuti, TT 11, und des Hery, TT 12, zugänglich gemacht. Das Ticket, am Tickethäusen in Qurna zu erwerben, kostet LE 100, für Studenten LE 50 (Stand 12/2023).

Fotografieren ist in den Gräbern nur mit einem Smartphone erlaubt.

Grab des Djehuti, TT 11 Bearbeiten

 
Grundriss des Grabs TT 11

Das Grab 1 TT 11 (‏مقبرة جحوتي‎) (25° 44′ 11″ N 32° 37′ 24″ O) gehört dem Beamten Djehuti (Djehuty, Ḏḥwtj), Vorsteher des Schatzhauses, Vorsteher der Arbeiten, der in der 18. Dynastie zur Zeit der Königin Hatschepsut und des Königs Thutmosis III. wirkte.

Grab des Hery, TT 12 Bearbeiten

Das Grab 2 TT 12 (‏مقبرة حري‎) (25° 44′ 11″ N 32° 37′ 25″ O) gehört dem Beamten Hery (Ḥr.j), Vorsteher des Kornspeichers der Ehefrau des Königs und der Königsmutter Ahhotep, der zu Beginn der 18. Dynastie unter Ahmose I./Amosis und wohl auch unter dessen Nachfolger Amenophis I. wirkte. Das Grab befindet in kurzer Entfernung östlich zum Grab TT 11. Der Zugang zum Grab wurde in den 2010er-Jahren freigelegt. Vorher war das Grab nur über einen Durchbruch vom Grab TT 11 über das Grab –399– (nicht zu verwechseln mit dem Grab TT 399) zu erreichen.

Grab des Schuroy, TT 13 Bearbeiten

 
Linke Wand im Grab: Grabherr und Ehefrau beten Maat und Re-Harachte an
 
Grundriss des Grabs TT 13

Das bis heute unpublizierte Grab 3 TT 13 (‏مقبرة شوري‎) (25° 44′ 14″ N 32° 37′ 27″ O) gehört dem Beamten Schuroy (Shuroy, Šrj), Vorsteher der Plattenträger des Amun, und seiner Ehefrau Wernūfer, die in ramessidischer Zeit lebten. Es besteht aus einer schmalen Längshalle, an die sich eine breite Querhalle anschließt. Die heute nicht mehr vollständig erhaltenen Darstellungen der beiden Seitenwände der ersten Halle sind in zwei Registern (Bildstreifen) angeordnet, leider aber nicht vollständig ausgeführt, wie die Vorzeichnungen am Eingang und im unteren Register zeigen.

Auf den Laibungen der Eingangstür sind noch die Überreste des Grabherrn und seiner Ehefrau in anbetender Haltung zu sehen. Der äußere Türsturz zeigt in einer symmetrischen Doppelszene den Verstorbenen und seine Ehefrau vor Opferaufbauten und Göttern.

Das obere Register der linken Wand der Vorhalle zeigt in Vorzeichnung einen Torwächter mit Messern und zweimal den Grabherrn und seine Ehefrau beim Anbeten von Gottheiten. Die hinteren Gottheiten sind Maat, Göttin der Gerechtigkeit, und der Sonnengott Re-Harachte mit seiner Sonnenscheibe, die in einem Kiosk sitzen. Darunter erkennt man die Reste einer Szene, in der das Ehepaar wohl Götter und den König und die Königin anbetet. Leider sind die Namenskartuschen leer. An beiden Seiten befinden sich zwischen den Ehepartnern und den Göttern Opferaufbauten. An der rechten Wand sieht man im obersten Register den Grabherrn bzw. seine Ehefrau, wie sie verschiedene Gottheiten in Kiosken anbeten. Am linken Ende befindet sich Gott Osiris in einem Kiosk. Zu den Gottheiten gehören auch kauernde Dämonen. Im unteren Register betet das Ehepaar wiederum die Gottheiten Maat und Re-Harachte an. An der Rückseite der Halle befindet sich zu beiden Seiten der Tür ein Djed-Pfeiler, Symbol der Dauer, und zwar links auf dem Symbol des Westens, Symbol des Totenreiches, und rechts auf dem des Ostens, dem Reich der Lebenden. Die Decke ist mit farbigen Kreuzen und Wellenlinien auf gelben Grund dekoriert, sie besitzt aber keine Inschrift.

Die Tür zur hinteren Halle zeigt auf den Laibungen den Grabherrn und seine Ehefrau in Vorzeichnung. Die Halle besitzt an seiner Rückwand eine Nische, die für die Statue des/der Verstorbenen gedacht war. Die linke Eingangswand zeigt eine Fülle von Details, die in vier Registern angeordnet sind. Oben sieht man Gabenträger mit Gemüse, darunter den Verstorbenen und seine Verwandten im Garten. Die unteren beiden Register sind der Totenprozession gewidmet, zu der auch wieder Gabenträger und tanzende Kinder gehören. Links neben der Nische sieht man in zwei Registern einen Priester und Klagefrauen vor der Mumie bei der Mundöffnungszeremonie und den knienden Grabherrn vor der Hathor-Kuh im Gebirge, dies ist die Göttin des Westens und Herrin über das Totenreich. Zur Rechten erkennt man den Schreibergott Thot, wohl mit dem Verstorbenen, vor Osiris, Isis und Nephthys, und darunter einen Mann beim Weihrauch- und Wasseropfer vor Opferaufbauten. Auf der nördlichen Eingangswand sind Opferträger, Klatschende im Beisein des Ehepaares beim Bankett und das sitzende Ehepaar mit Blumen dargestellt.

Grab des Rai/Roy, TT 255 Bearbeiten

 
Linke Wand im Grab: Amenemipet und Ehefrau beten Nefertum und Maat an, Roy und Ehefrau beten Re-Harachte und Hathor an
 
Grundriss des Grabs TT 255

Das Grab 4 TT 255 (‏مقبرة روي‎) (25° 44′ 15″ N 32° 37′ 29″ O) gehört Rai/Roy (RꜢ.j), der von seinem König wahrhaft geliebte Schreiber und Domänenvorsteher der Kapelle des Haremhab im Amuntempel, und seiner Ehefrau Tawi-wai, Größte der Haremsfrauen der Mut und Große Gelobte der Hathor. Das Grab war wohl auch für sein Bruder Ahmose-Nefertiri Djehuti, königlicher Schreiber und Hohepriester der Herrin der beiden Länder, und (wohl) seiner Ehefrau Buj, Sängerin des Amun und Größte der Haremsfrauen der Mut, bestimmt. In einer Szene wird ein weiteres Ehepaar genannt, das wohl mit der Familie des Verstorbenen eng verwandt war: Amenemipet, königlicher Schreiber und Vorsteher der Scheunen des Herrn beider Länder, und seine Schwester und Gattin Mutj, Hausherrin und Sängerin des Amun. Sie lebten, wie der Titel des Roy zeigt, zur Zeit des Königs Haremhab.

Das Grab ist mindestens seit Jean-François Champollion (1790–1832) bekannt.[5] Gründlich wurde das Grab erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Marcelle Baud und Étienne Drioton untersucht und veröffentlicht.

Das Grab besteht nur aus einer etwa rechteckigen, aber unregelmäßig in den Fels geschlagenen Kammer. Auf den Gipsverputz wurden die noch sehr gut erhaltenen Malereien auf hellblauem Untergrund aufgetragen, die wohl zu den schönsten der Beamtengräber zählen. In der rechten Ecke hinter dem Eingang befindet sich der Schacht für die Bestattungen.

An der linken Eingangswand (1) befinden sich Darstellungen in vier Registern: oben bringt ein Mann ein Kalb und zwei Körbe zum Verstorbenen und seine Ehefrau, in den nächsten beiden Registern sieht man Männer beim Pflügen, und im untersten Register wird die Flachsernte thematisiert. Auf beiden Seitenwänden sieht man ganz oben einen Fries mit dem Totengott Anubis als Schakal, Hathorköpfen und Inschriften, die Titel des Grabherrn und seiner Ehefrau nennen. An der linken Wand (2) im Register darunter sind in fünf Szenen von links der bereits genannte Amenemipet und seine Ehefrau, wie sie Nefertum und Maat anbeten, zweimal Roy und seine Ehefrau, wie sie Re-Harachte und Hathor bzw. Atum und die Götterneunheit anbeten, wie Roy und seine Ehefrau von Horus zur Waage, auf der das Herz des Verstorbenen gewogen und für gut befunden wird, und wie Roy und seine Ehefrau von Harsiese zu Osiris, Isis und Nephthys geführt werden. Im Register darunter wird die Totenprozession dargestellt, zu der der Sargschlittenzug, Priester und Klagefrauen gehören. Ziel ist am rechten Ende die Mumie des Verstorbenen, die vom Totengott Anubis vor der Grabstele des Verstorbenen und seinem Pyramidengrab in den Bergen gehalten wird.

Auf der rechten Wand (4) ist nur ein Register in der oberen Hälfte angelegt worden. Es zeigt einen Priester mit zwei Klagefrauen, wie sie Opfergaben mit Weihrauch und Wasser vor dem Grabherrn, seiner Ehefrau und zwei weiteren Frauen weihen. In der nächsten Szene weihräuchert ein Priester und opfert Zwiebeln dem Grabherrn und seiner Ehefrau. Die letzte Szene ähnelt inhaltlich wieder der ersten, sie ist aber heute zum großen Teil verloren.

An der Rückwand (5) ist eine Nische angebracht, in der eine heute nicht mehr vollständig erhaltene Stele aufbewahrt wird. Im oberen Teil der Stele sieht man die Barke des Re mit dem Ehepaar des Verstorbenen, darunter steht ein Hymnus an den Sonnengott Re geschrieben. Die Darstellungen an der Rückwand sind nur noch fragmentarisch erhalten. Zu beiden Seiten der Nische gab es Darstellungen des anbetenden Grabherrn in je zwei Registern. Darüber befand sich eine Doppelszene: Zur Linken sah man ursprünglich König Haremhab und seine Frau Mutnedjemet vor Osiris und rechts einen König (Amenophis I.) und Ahmose-Nefertiri vor Anubis.

An der Decke sind farbige Kreuze auf weißem und gelbem Untergrund dargestellt. In der Mitte befindet sich eine Inschrift mit Opferformeln für den Verstorbenen.

Aus diesem Grab stammt wohl auch eine Statue des knienden Roy, wie er eine Stele vor sich hält, auf der ein Hymnus an Re abgefasst ist. Sie gelangte 1909 in den Handel und wurde 1917 dem Metropolitan Museum of Art, New York, geschenkt.[6]

Grab des Amenemipet, TT 148 Bearbeiten

 
Grundriss des Grabs TT 148

Das Grab 5 TT 148 (‏مقبرة أمن إم إبت‎) (25° 44′ 16″ N 32° 37′ 27″ O) gehört Amenemipet (Amenemope, Amenemōpet, Jmn-m-jpꜢ.t), der in der Regierungszeit von Ramses III. als Dritter Prophet des Amun wirkte und im 27. Regierungsjahr Ramses’ III. zum Hohepriester der Göttin Mut in Ischeru aufstieg. Das Amt behielt er auch unter Ramses V. bei. In seinem Grab sind sein Vater Tjanefer, der dieselben Titel trug, seine Mutter Nefertari, Leiterin der Musikgruppe des Amun, seine Großeltern väterlicherseits, seine Schwiegereltern, seine Ehefrauen Tamerit, Leiterin der Musikgruppe des Amun, und Tamit, Sängerin des Amun, sein Sohn Usermarenacht, erster Prophet der Mut in Karnak, sowie seine Tochter Mutemwia, Leiterin der Musikgruppe des Amun, und weitere Familienmitglieder genannt. Sein Vater Tjanefer ist durch sein Grab TT 158 bekannt.

Das Grab ist seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bekannt. Erster Europäer war 1817 der irische Adlige Somerset Lowry-Corry, 2. Earl Belmore (1774–1841), wie aus den Reisebeschreibungen seines Arztes Robert Richardson (1779–1847) hervorgeht.[7] Ihm folgten u. a. 1825 der britische Ägyptologe James Burton (1788–1862), 1828/1829 der italienische Ägyptologe Ippolito Rosellini (1800–1843), 1844 die deutsche Lepsius-Expedition und weitere, ohne dass jedoch eine ausführliche Publikation vorgelegt wurde. Die letzten Untersuchungen stammen aus den frühen 1990er-Jahren von der deutschen Ägyptologin Friederike Kampp (geb. 1960)[8] und zwischen 1990 und 2008 vom neuseeländisch-australischen Ägyptologen Boyo G. Ockinga.

Vor dem Grab des Amenemipet befindet sich ein Hof, der einst im Osten durch einen Pylon abgeschlossen war. Im Hof befinden sich ein Grabschacht und unmittelbar vor dem Grabeingang die Überreste zweier Säulenbasen. Das Grab ist T-förmig. Es beginnt mit einer breiten Halle geringer Tiefe, an der sich die Längshalle und die Grabkapelle anschließen. Unmittelbar vor der Kapelle gehen nach beiden Seiten je eine Grabpassage ab. In der linken Passage befinden sich mehrere Grabkammern sowie die Grabkammer des Grabherrn.

Die Laibungen des Grabeingangs (1) waren einst beschriftet, die linke enthält noch Textreste. Die schönsten Darstellungen folgen bereits in der Querhalle. Die linke Eingangswand (2) enthält Darstellungen in zwei Registern oder Bildstreifen. Im oberen Register erkennt man einen sem-Priester mit seinem Pantherfell vor einer Gottheit und daneben den Grabherrn, wie er vom Schreibergott Thot zu Osiris geführt wird. Thot und Osiris sind verloren. Im unteren Register begegnet uns der Grabherr zweimal als sem-Priester, wie er seinen Großeltern und Eltern opfert. An der linken Schmalwand (3) sind der Grabherr und seine Ehefrau als Sitzstatuen dargestellt. Zwischen ihnen befindet sich ihre Tochter. Die inke Rückwand (4–5) ist weniger gut erhalten und enthält Darstellungen in zwei Gruppen mit drei bzw. vier Registern. Im oberen Register der linken Gruppe wird der Grabherr mit dem Ehrengold ausgezeichnet. Am rechten Ende ist Ramses III. mit der blauen Krone unter einem Baldachin dargestellt. Der Text bezieht sich auf sein 27. Regierungsjahr. In den beiden Registern darunter ist der opfernde Grabherr vor Opferaufbauten und verschiedenen Verwandten dargestellt. Die rechte Gruppe zeigt erneut den Grabherrn, wie er u. a. durch den Prinzen Ramses, den späteren Ramses IV., im Beisein seines Vaters Ramses III. ausgezeichnet wird. Im untersten vierten Register opfert ein Priester wohl dem Grabherrn und seiner Ehefrau.

Von der rechten Eingangswand (6) sind nur noch sitzende Personen in der Ecke erhalten. An der rechten Schmalwand (7) befindet sich die Sitzstatue des Grabherrn. Auf der rechten Rückwand (8) sind links ein Verehrungstext an Osiris und rechts ein Mann mit einer Opferinschrift angebracht. Darunter befinden sich sitzende Personen. Die Tür zur Längshalle zeigt Textreste auf den Pfosten, den Grabherrn auf dem Sturz und einen Hymnus an Amun-Re auf der linken Laibung.

Die linke Wand der Längshalle (10) zeigt die Überreste der Begräbnisprozession im Beisein der Götter Re-Harachte, Isis und Nephthys. Unter den Teilnehmern der Prozession befinden sich Gabenträger und Klagende. Der Vorderteil der rechten Wand (11) zeigt im oberen Register den sitzenden Grabherrn. Vom unteren Register sind nur noch wenige Reste erhalten. Der hinterer Teil (12) besteht aus einem längeren Text mit dem negativen Sündenbekenntnis, d. h., der Grabherr ist sündenfrei.

Der Türsturz zur Kapelle (13) zeigt als Doppelszene den heute verlorenen Grabherrn, der Osiris und Isis zur Linken bzw. Osiris und Nephthys zur Rechten anbetet. Die linke Wand (14) der Kapelle zeigt mehrfach den anbetenden Grabherrn vor Isis im oberen Register und vor Horus im unteren Register. Die gegenüber liegende Wand (15) wird von einer Schlange geteilt. Rechts von ihr befindet sich der Grabherr, links von der Schlange Osiris vor zwei Reihen mit Gottheiten, vor ihm Thot und Horus. In der Rückwandnische (16) befinden sich die Statuen des Osiris Wennefer in der Mitte und zu seiner Linken und Rechten jeweils der Grabherr Amenemipet, der von seinen Eltern gerechtfertigt wird. An den Seitenwänden betet der Grabherr auf der linken Seite den falkenköpfigen Gott Re-Harachte und auf der rechten Seite dem widderköpfigen Gott Amun-Re-Harachte an.

Grab des Raya, TT 159 Bearbeiten

2019 wurden zwei weitere Gräber zugänglich gemacht, die zwischen 2015 und 2018 vom ägyptischen Altertümerministerium restauriert wurden.

Das Grab des Raya, 6 TT 159 (25° 44′ 10″ N 32° 37′ 9″ O), des Vierten Propheten des Amun, und seiner Gemahlin Mutemwia stammt aus der 19. Dynastie.

Grab des Niay, TT 286 Bearbeiten

Unmittelbar neben dem vorherigen Grab liegt das des Niay, des Schreibers des Opfertisches aus der 20. Dynastie.

Deir el-Bachīt Bearbeiten

 
Refektorium des Klosters Deir el-Bachīt, Blick nach Norden
 
Überreste des Klosters Deir el-Bachīt, Blick nach Süden

Auf dem Bergkamm finden sich die ausgedehnten Überreste des einstigen frühchristlichen Paulosklosters, das mittlerweile eingezäunt ist. Das Kloster und seine Lage sind seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt. Zu dieser Zeit gab es noch Mönchszellen mit bemalten Türbögen. Gefunden wurde hier auch ein Friedhof mit etwa einhundert Bestattungen und zahlreichen Ostraka (beschriftete Tonscherben) mit koptischen Urkunden. Spätere Grabungen haben dem Kloster stark zugesetzt, so dass heute nur noch wenige Überreste vorgefunden werden. Das Kloster ist das größte in Theben-West und tudem das am besten erhaltene.

Das Areal wird seit 2004 vom Institut für Ägyptologie der Universität München und dem Deutschen Archäologischen Institut erforscht. Aus den geborgenen 175 Ostraka ließ sich 2010 auch der Name des Klosters, das Pauloskloster, ermitteln.[9]

Das Kloster bestand wohl zwischen dem 5. bis 10. Jahrhundert. Es wird vermutet, dass es seine Blütezeit im 6. bis 8. Jahrhundert gehabt haben könnte.

Bisher wurden das Klosterzentralgebäude mit dem Refektorium (Speisesaal), Wirtschaftsgebäude, Mönchszellen und Gräber freigelegt. Das Refektorium besteht aus paarweisen Sitzringen um einen gemauerten Tisch. Die Wirtschaftsgebäude dienten der Lagerung von Vorräten in gemauerten Behältern. Andere Räume dienten als Weberei, hier wurden noch die zugehörigen Webstuhlgruben gefunden. Die Mönchszellen einschließlich des Mobiliars wie Betten und Wandnischen wurden ebenfalls aus Lehmziegeln gemauert. Die Lage der Klosterkirche(n) ist bisher nicht bekannt. Auf dem zum Kloster gehörenden Friedhof wurden die Gräber in Reihen angelegt.

Zu den bisherigen Funden gehören Keramikgefäße und eine Glasflasche, die aus dem 8. Jahrhundert stammen.

Küche Bearbeiten

Ein kleines Restaurant gibt es im Bereich von Scheich ʿAbd el-Qurna, weitere in Gazīrat el-Baʿīrāt und Gazīrat er-Ramla sowie in Luxor.

Unterkunft Bearbeiten

Die nächstgelegenen Hotels findet man im Bereich von Scheich ʿAbd el-Qurna. Unterkünfte gibt es zudem in Gazīrat el-Baʿīrāt und Gazīrat er-Ramla, Ṭōd el-Baʿīrāt, Luxor sowie Karnak.

Ausflüge Bearbeiten

Der Besuch von Drāʿ Abū en-Nagā lässt sich mit dem Besuch anderer Beamtengräber z. B. in Scheich ʿAbd el-Qurna verbinden. Zum Weiteren befindet sich im Süden der Tempel von Deir el-Baḥrī.

Literatur Bearbeiten

  • Grab des Hery
    • Galán, José M. ; Menéndez, Gema: The Funerary Banquet of Hery (TT 12), Robbed and Restored. In: Journal of Egyptian Archaeology (JEA), ISSN 0075-4234, Bd. 97 (2011), S. 143–166, JSTOR 23269893.
  • Grab des Roy
    • Baud, Marcelle; Drioton, Étienne: Le tombeau de Roÿ : (tombeau No 255). LeCaire: Institut Français d'Archéologie Orientale, 1928, Mémoires publiés par les membres de l’Institut français d’archéologie orientale du Caire ; 57,1.
    • Helck, Wolfgang: Urkunden der 18. Dynastie : Übersetzungen zu den Heften 17–22. Berlin: Akademie, 1961, S. 430 (#851, 2174).
  • Grab des Amenemipet
    • Ockinga, Boyo G.: The tomb of Amenemope (TT 148) ; Bd. 1: Architecture, texts and decoration. Oxford: Aris and Phillips, 2009, Reports / The Australian Centre for Egyptology ; 27, ISBN 978-0-85668-824-9. Der zweite Band soll sich mit der Archäologie des Grabs und den Funden einschließlich der Keramik beschäftigen.
  • Kloster Deir el-Bachīt
    • Arnold, Dieter: Deir el-Bachît. In: Helck, Wolfgang ; Otto, Eberhard (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie ; Bd. 1: A - Ernte. Wiesbaden: Harrassowitz, 1975, ISBN 978-3-447-01670-4, Sp. 1006.
    • Timm, Stefan: Dēr al-Baḫīt. In: Das christlich-koptische Ägypten in arabischer Zeit ; Bd. 2: D – F. Wiesbaden: Reichert, 1984, Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients : Reihe B, Geisteswissenschaften ; 41,2, ISBN 978-3-88226-209-4, S. 682–684.
    • Eichner, Ina ; Beckh, Thomas ; Sigl, Johanna: Das Kloster Deir el-Bachit in Theben-West : Ergebnisse und Perspektiven. In: Kessler, Dieter (Hrsg.): Texte, Theben, Tonfragmente : Festschrift für Günter Burkard. Wiesbaden: Harrassowitz, 2009, Ägypten und Altes Testament ; 76, S. 92–106.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift „Mitteilungen des Deutschen Instituts für ägyptische Altertumskunde in Kairo“ publiziert, so in den Bänden 48 (1992), S. 109–130; 49 (1993), S. 227–238; 51 (1995), S. 207–225; 55 (1999), S. 343–410; 59 (2003), S. 41–65, 317–388. Siehe auch „Egyptian Archaeology“ (Bulletin), Bände 7 (1995), S. 6–8; 10 (1997), S. 34 f., 14 (1997), S. 3–6; 22 (2003), S. 12–15.
  2. Unmittelbar südlich befindet sich eine ähnliche Anlage, K93.12, die wohl der Mutter des Königs, Ahmes-Nefertari, gehört.
  3. Polz, Daniel ; Seiler, Anne: Die Pyramidenanlage des Königs Nub-Cheper-Re Intef in Dra' Abu el-Naga : ein Vorbericht. Mainz: von Zabern, 2003, Sonderschrift / Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo ; 24, ISBN 978-3-8053-3259-0.
  4. Geheimversteck im Altar. In: Deutsches Archäologisches Institut, Dienstag, 25. März 2014, abgerufen am 1. Februar 2016.
  5. Champollion, Jean-François: Monuments de l’Égypte et de la Nubie : notices descriptives conformes aux manuscrits autographes rédigés sur les lieux par Champollion le Jeune; Bd. 1. Paris: Didot, 1844, S. 554 f.
  6. Statue 17.190.1960. Siehe: Hayes, William C.: The Scepter of Egypt ; Bd. II. New York: Metropolitan Museum of Art, 1990, S. 160 f., Abb. 88.
  7. Richardson, Robert: Travels along the Mediterranean, and parts Adjacent; in company with the earl of Belmore, during the years 1816-17-18; Bd. 1. London u.a.: Cadell u.a., 1822, S. 261.
  8. Kampp, Friederike: Die thebanische Nekropole : zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie. Mainz: von Zabern, 1996, Theben ; 13, S. 434–437, Abb. 329–331.
  9. Kehrer, Nicole: Briefe aus der koptischen Vergangenheit…. In: Informationsdienst Wissenschaft (idw), Sonntag, 16. Oktober 2011.
 
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