Dīmai

archäologische Stätte in der ägyptischen Senke al-Faiyum
Archäologische Stätte Dimai
Dīmai es-Sibāʿ · ديميه السباع
Soknopaiou Nēsos · Σοκνοπαιου Νῆσος
GouvernementFaiyūm
Einwohnerzahl0
Höhe24 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Dīmai

Dimai es-Siba' (auch Dimê, Dimeh, Dimayh, arabisch: ‏ديمية السباع, Dīmai as-Sibāʿ, „Dīmai der Löwen“, oder ديمى السباع, griechisch: Soknopaiou Nēsos) ist eine archäologische Stätte im Faiyūm in Ägypten, etwa 3 Kilometer nördlich des Qārūn-Sees und 35 Kilometer westlich von Kōm Auschīm. Da die Stadt aus griechisch-römischer Zeit, nachdem sie in der Mitte des 3. nachchristlichen Jahrhunderts verlassen wurde, nie wieder besiedelt wurde, ist ihr Erhaltungszustand recht gut. Nach Grabungen in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts ist der Tempel nun freigelegt. Für diese Stätte dürften sich hauptsächlich Ägyptologen und Archäologen interessieren.

Hintergrund

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Die archäologische Stätte 1 Dīmai es-Sibāʿ (29° 32′ 2″ N 30° 40′ 9″ O) befindet sich auf der Nordseite des Qārūn-Sees, etwa 3 Kilometer von seinem Ufer, 8 Kilometer südlich von 2 Qaṣr eṣ-Ṣāgha (29° 35′ 42″ N 30° 40′ 40″ O) und etwa 35 Kilometer westlich von Kōm Auschīm entfernt. Die Stätte wird heute von einer Stein- und Sandwüste umgeben. Der steinige Untergrund besteht aus Kalkstein, der zum Teil mit Fossilien durchzogen ist. Die in der Vergangenheit benutzte alternative arabische Ortsbezeichnung Medinet el-Nimrud ist heutzutage nicht mehr bekannt. Im Namenszusatz es-Sibāʿ, die Löwen, spiegelt sich der einstige von liegenden Löwenfiguren gesäumte Zufahrtsweg zum Tempel der Stadt wider. Diese Löwenfiguren waren schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts fast verschwunden.

Aufgrund der zahlreichen hier vorgefundenen, in Griechisch oder in Demotisch, in der altägyptischen Schreibschrift, abgefassten Urkundentexte sind wir heute recht gut über die antike Stadt Soknopaiou Nēsos informiert. Diese Papyri geben einen Einblick in das Wirtschaftsleben des Tempels und der Siedlung und beschreiben auch die täglichen Tempelrituale.[1] Trotz der umfangreichen Papyrusfunde wurde die Stadt bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts so gut wie nicht systematisch archäologisch untersucht und noch weniger dokumentiert, obwohl die Voraussetzungen für die Archäologen aufgrund der Erhaltung im Wüstenklima und fehlender Neubesiedlung günstig waren.

Die antike Stadt Soknopaiou Nēsos (griech. Σοκνοπαιου Νῆσος, die „Insel des Soknopaios“) wurde in der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. wohl zur Zeit des Königs Ptolemaios II. Philadelphos (Regierungszeit 285–246 v. Chr.) im von den Griechen neu geschaffenen Arsinoites-Gau, dem heutigen el-Faiyūm, errichtet. Der Name leitete sich von dem des lokalen Krokodilgott Soknopaios, „Sobek, Herr der Insel“ (altägyptisch Sbk nb P3-jw), ab. Zu den frühesten Dokumenten, die diese Stadt erwähnen, gehört der Papyrus pLille 1,3, der um 216/215 v. Chr. verfasst wurde.[2] Eine frühere Besiedelung ist durchaus denkbar. Im Umkreis der Stadt, insbesondere im Norden und Nordwesten, wurden von den Wissenschaftlern der jüngsten italienischen Forschungsmission Keramikfragmente gefunden, die in das altägyptische Alte und Neue Reich sowie in die Spätzeit datieren.

Die Stadt wurde auf einem Hügel errichtet, ist 640 Meter von Nord nach Süd lang, 320 Meter von West nach Ost breit und nimmt etwa eine Fläche von 23 Hektar ein. Die ersten Gebäude wurden im Nordwesten des Areals angelegt. Im Laufe der Zeit dehnte sich die Stadt immer mehr nach Südosten aus. Zum Tempel führte durch die Stadt der etwa 400 Meter lange Zuweg, der die Stadt in zwei Hälften teilte, wobei die östliche Hälfte die größere ist. Die Stadt wurde planmäßig angelegt. Ihre Straßen kreuzen sich im rechten Winkel.

Die Stadt hatte immer wieder Höhen und Tiefen erlebt. So konnten bisher vier Siedlungsschichten nachgewiesen werden. Zu den Glanzzeiten zählten die Regierungszeit des Königs Ptolemaios VI. Philometor (Regierungszeit 180 bis 145 v. Chr.) und die römische Zeit im ersten und zweiten nachchristlichen Jahrhundert. Man vermutet, dass die Stadt in der Mitte des 3. Jahrhunderts aufgegeben wurde, weil sich keine späteren Textzeugnisse mehr finden ließen. Ursachen könnten das Vordringen der Wüste sowie die Verlandung und Versalzung des Qārūn-Sees gewesen sein.

Zum wirtschaftlichen Aufschwung trug zum einen der Umstand bei, dass sich die Stadt am Anfang einer Karawanenroute befand. Zum anderen wurde hier auch Landwirtschaft auf bewässerten Feldern betrieben. Insbesondere in römischer Zeit gehörten diese Ländereien, aber auch Viehherden und andere Produktionsstätten zum hiesigen Tempel.

Im auch noch heute weithin sichtbaren Tempelkomplex wurde der Krokodilgott Soknopaios, „Sobek, Herr der Insel“, verehrt. Er stellte eine lokale Erscheinungsform des Sobek dar und wurde als Krokodil mit Falkenkopf dargestellt. Der Kult um Soknopaios war mit dem der Göttinnen Isis Nepherses („schönthronende Isis“)[3][4] und Isis Nephremmis (wohl „Isis mit der schönen Hand“)[5] verbunden. Aus Funden ist zudem der im Alten Ägypten unbekannte Reitergott Heron belegt.

 
Beispiel einer Löwenskulptur aus Umm el-Bureigāt, dem antiken Tebtynis

Als erster Europäer besuchte der deutsche Ägyptologe Karl Richard Lepsius (1810–1884) die Stadt am 6. und 7. Juli 1843 und hinterließ eine kurze Beschreibung, einen Plan und zwei Ansichten. Er erwähnte auch aufgegebene Grabhügel und Statuetten aus den Gräbern. Wie auch anderenorts wurden die zerfallenen Lehmziegelgebäude auf dem Areal als Sibāch, als Dünger, von den Einheimischen genutzt, und zwar auch schon vor dem Besuch von Lepsius. Bei derartigen Grabungen kamen 1870 und 1887 Papyri zum Vorschein. Wegen dieser Papyri wurden 1890–1891 und 1894 „Grabungen“ für Antikenhändler genehmigt. 1900–1901 wurden hier im Auftrag des Egypt Exploration Funds durch die Briten Bernard Pyne Grenfell (1869–1926) und Arthur Surridge Hunt (1871–1934) Sondierungen durchgeführt.[6] 1908–1909 hielten sich hier die Deutschen Friedrich Zucker (1881–1973) und Wilhelm Schubart (1873–1960) auf, um für die Papyrussammlung der Königlichen Museen in Berlin Papyri und Ostraka[7], beschriftete Steinscherben, zu beschaffen. So finden sich heute Papyri aus Soknopaiou Nēsos in den großen Museen wie dem Louvre in Paris, aber auch in Lille[8], Berlin, Wien und Manchester[9].

Zu den Funden im Tempelbezirk gehörten ein Relief mit Krokodilen, eine Statue des Erbprinzen Sobekhotep (Museum Berlin, Inv.-Nr. 11635), Statuen und Statuenfragmente von Priestern (mehrere in Berlin) und das Oberteil der Statue eines Königs (Museum Kairo, CG 702).[10][11]

1931–1932 führte hier Enoch E. Peterson (1891–1978) von der Michigan University in Ann Arbor die bis dahin umfangreichsten Forschungen insbesondere im Stadtgebiet durch, die aber nur teilweise veröffentlicht wurden. In den Wohnhäusern wurden Keramik, Möbel, landwirtschaftliche Geräte, Werkzeuge zum Fischfang, Münzen, Papyri und Ostraka gefunden. Die Wände waren teilweise mit Malerei auf weißem Verputz versehen. Zu den Motiven zählten auch Krokodile.

2001 und 2002 wurde ein gemeinsamer Survey der Universitäten Lecce und Bologna unter Leitung von Mario Capasso und Sergio Pernigotti durchgeführt. Seit 2004 besitzen sie eine Grabungskonzession. Schwerpunkt der nun schon ein Jahrzehnt andauernden Forschung ist der Tempelbezirk. Zu den Funden zählten zahlreiche griechische und demotische Papyri und Ostraka, aber auch Bronzemünzen aus griechischer und römischer Zeit, das Fragment einer Bronzestatue eines Leoparden und mehrere Statuen, meist von Priestern. Unter den Statuen befand sich auch die 1,7 Meter hohe Statue einer Frau, die sicher die Göttin Isis darstellte. Die Keramikfunde in der Siedlung stammen aus römischer und byzantinischer Zeit. 2011 wurden Raubgrabungen festgestellt, in deren Folge Reliefs ins Magazin verbracht wurden.

Mittlerweile wird das Projekt unter internationaler Beteiligung mit der Universität Würzburg, University of California in Berkeley und der Università Statale in Mailand durchgeführt.

Der Besuch von Dimai sollte mit der nahe gelegenen archäologischen Stätte von Qaṣr eṣ-Ṣāgha verbunden werden. Beide Stätten sind ca. 7 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Für den Besuch beider Stätten benötigt man offiziell eine Erlaubnis der Obersten Antikenbehörde in Kairo!

Beide Stätten liegen in der Wüste, so dass man in jedem Fall ein geländegängiges, allradgetriebenes Fahrzeug oder einen Pickup benötigt. Der Untergrund kann Kalksteinfels, aber auch sandig sein. Da es unterwegs nichts gibt, sollte der Tank voll sein. Ein Satellitentelefon schadet nicht. Aufgrund der Abgelegenheit kann man nicht auf Hilfe Vorbeifahrender rechnen. Der Fahrer sollte in jedem Fall ortskundig sein.

Von Kairo aus kommend umfährt man Kōm Auschīm im Norden. Man kann bei 1 29° 34′ 49″ N 30° 56′ 28″ O nach Westen von der Autobahn Kairo–el-Faiyūm abzweigen. Die Piste ist etwa sechs Kilometer lang und verliert sich dann im Nichts. Vom Pistenende erreicht man nach etwa 20 Kilometern in westlicher Richtung Qaṣr eṣ-Ṣāgha, nach weiteren etwa acht Kilometern in südlicher Richtung Dimai. Die Mauern des Tempelkomplexes von Dimai sind von Weitem zu sehen. Für eine Strecke benötigt man etwa anderthalb Stunden.

Im Fall der Anreise über Kōm Auschīm könnte man von Polizisten begleitet werden.

Eine alternative Anreisemöglichkeit besteht vom Dorf 1 Qārūn (29° 24′ 53″ N 30° 23′ 17″ O) aus, das man über das Wādī er-Raiyān erreichen kann. Im Westen des Dorfs zweigt man bei 2 29° 24′ 55″ N 30° 22′ 55″ O nach Norden ab und fährt östlich am Dorf ʿAlāʾ Miftāḥ Marʿī 2 ʿAlāʾ Miftāḥ Marʿī (29° 26′ 33″ N 30° 22′ 56″ O), arabisch: ‏علاء مفتاح مرعى, vorbei. In einem großen Bogen ändert die Straße nun ihre Richtung nach Osten. Etwa im Bereich des nächsten Dorfes auf der Südseite der Straße zweigt man bei 3 29° 26′ 49″ N 30° 23′ 53″ O nach Norden auf die Straße ab, die den Norden des Qārūn-Sees anbindet. Dieses Abzweig erreicht man auch von Schakschūk aus, wenn man etwa 33 Kilometer weit entlang der Uferstraße nach Westen fährt.

Die Straße im Westen und Norden des Qārūn-Sees ist asphaltiert. Etwa 21,5 Kilometer nach dem Dorf Qārūn zweigt man bei 4 29° 29′ 41″ N 30° 31′ 44″ O von dieser Straße auf Piste in nordöstlicher Richtung ab. Diese Piste ist gut auszumachen, auch wenn man nach einem reichlichen Kilometer etwa einen halben Kilometer lang die Piste kaum erkennen kann. Die Piste ist sogar über eine kurze Strecke asphaltiert. Auf dieser Piste fährt man ca. 14,5 Kilometer, zweigt bei 5 29° 33′ 17″ N 30° 39′ 49″ O nach Süden ab und erreicht nach etwa 2,5 Kilometern Dimai. Nach der Besichtigung kehrt man auf die Piste zurück und fährt auf ihr weitere 5 Kilometer in nordöstlicher Richtung bis etwa 6 29° 34′ 40″ N 30° 41′ 17″ O. Nach etwa 2 Kilometern in nordnordwestlicher Richtung erreicht man Qaṣr eṣ-Ṣāgha. Für eine Strecke benötigt man ebenfalls anderthalb Stunden.

Prinzipiell ist auch Bootsüberfahrt von Schakschūk aus über den Qārūn-See möglich. Fischer, die den Weg über den See kennen, lassen sich durchaus finden. Vom Ufer sind dann etwa 3 Kilometer zu Fuß zu bewältigen. Geübte Wanderer schaffen auch noch die nächsten 7 bis 8 Kilometer bis nach Qaṣr eṣ-Ṣāgha.

Mobilität

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Die archäologische Stätte kann nur zu Fuß ergründet werden.

Sehenswürdigkeiten

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Dromos im Süden des Tempels und Siedlungsreste

Der Hauptzugang zur Stadt und zum Tempel befand sich im Süden. Ein mit Steinplatten gepflasterter, etwa 400 Meter langer Dromos, ein Korridor, führte zum Tempelkomplex im Nordwesten der Stadt. Einst war diese Straße beidseitig mit Löwen gesäumt, woran der Namenszusatz es-Sibāʿ, die Löwen, noch heute erinnert. Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts war von den Löwen kaum noch etwas zu sehen. Der Ägyptologe Lepsius berichtete nur vom Fund einer Tatze einer Sphinx und eines Teils eines Löwenkopfes mit Mähne. Im Rahmen der italienischen Grabungen am Anfang des 21. Jahrhunderts ist es bisher gelungen, eine derartige Löwenfigur aus zahlreichen Fragmenten zu rekonstruieren.

Siedlung

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Die antike Stadt erstreckt sich im Süden und Südosten des weithin sichtbaren Tempelareals. Die Stadt wurde geplant wie am Reißbrett. Die einzelnen Straßen kreuzen sich im rechten Winkel.

Die Häuser wurden als sog. insulae angelegt. Die Wohngebäude aus luftgetrockneten Lehmziegeln wurden dabei um einen gemeinsamen Innenhof gruppiert. Diese Innenhöfe wurden als Ställe, aber auch zum Mehlmahlen, zum Kochen und Backen in Tonöfen genutzt. Über Treppen gelangte man zu den Kellerräumen, in denen das Korn aufbewahrt wurde.

Zur Stadt gehören auch mehrere öffentliche Gebäude und Verwaltungsbauten, deren individuelle Funktion aber noch nicht bekannt ist.

Tempelbezirk

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Vorderer Tempelteil in Dimai, der nach der Erweiterung als Propylon genutzt wurde
 
Lehmziegelgebäude im vorderen Tempelteil

Im Nordwesten der Stadt, weithin sichtbar, erhebt sich der etwa 1 Hektar große Tempelbezirk. Seine Umfassungsmauer aus luftgetrockneten Lehmziegeln misst etwa 120 × 85 Meter, ist bis zu 5 Meter dick und steht noch bis zehn Meter an. Man vermutet, dass diese Mauer einst bis zu 15 Meter hoch gewesen sein könnte. Der Haupteingang des Bezirks befindet sich an der südlichen Schmalseite am Ende des 400 Meter langen Dromos. Ein weiterer Eingang befindet sich an der Nordseite des Bezirks.

Der Bezirk wird in weiten Teilen durch den Tempel für den Krokodilgott Soknopaios, für „Sobek, Herr der Insel“, ausgefüllt. Er wurde bereits in ptolemäischer, also griechischer, Zeit errichtet. Der Bau des Tempels erfolgte in zwei Etappen. Zuerst entstand der südliche, 32 Meter lange Gebäudeteil als eigenständiger Tempel. Nach der Erweiterung des Tempels im Norden wurde der frühere Tempel als monumentaler Propylon, als Vorhalle, weiter genutzt. Der Tempel wurde aus lokalem Kalkstein mit gelblicher oder auch grau-weißer Farbe errichtet. Für die Seitengebäude und Mauern kamen luftgetrocknete Ziegel zum Einsatz. Nach dem Niedergang der Stadt wurde der Tempel von Steinräubern geplündert, so dass die Steinmauern heute nur noch zwischen einem und zwei Metern anstehen.

Man betrat den Tempel im Süden. Sein Eingang befindet sich genau gegenüber dem Haupteingang in der Umfassungsmauer. Das einst eigenständige Heiligtum diente nach der Tempelerweiterung als Propylon und ist 18,9 Meter breit und 32,5 Meter lang – in den aktuellen Grabungen wird dieser Tempelteil ST18 genannt. Die Innenwände wurden aus Kalksteinblöcken errichtet, von denen noch bis zu sieben Lagen, etwa anderthalb Meter, erhalten sind. Eingefasst wurde dieser Gebäudeteil von Seitenräumen und einer Mauer aus Lehmziegeln. Diese Lehmziegelmauern stehen noch bis in eine Höhe von fünf Metern an. Sowohl die Kalkstein- als auch die Lehmziegelmauern waren teilweise verputzt. Der Verputz hat sich noch an einigen Stellen erhalten.

Der vordere Tempelteil bestand aus zwei hintereinander liegenden Räumen mit Seitenräumen. Es folgte eine Querhalle und das Allerheiligste für das Kultbild. Nach der Erweiterung hatte das Allerheiligste diese Funktion verloren, und es bildete nur einen von mehreren Höfen des vergrößerten Tempels. Hierfür wurde auch in der einstigen Tempelrückwand eine Tür eingefügt.

Wohl bereits zur Bauzeit des südlichen Tempelteils wurden an der nördlichen Rückwand zwei weitere Gebäude angefügt, die später einen weiteren Hof mit Seitenräumen nach der Tempelerweiterung bilden sollten. Das westliche Nebengebäude, ST23 genannt, besitzt vier Räume, das östliche, ST200 genannt, drei ober- und einen unterirdischen Raum. Beide Gebäude sind etwa 6,5 Meter lang und etwa 5 Meter breit. Aus diesen beiden Gebäude und der dazwischen liegenden Freifläche entstand später ein etwa 20 Meter breiter und 7 Meter tiefer Tempelteil.

Später, aber noch in ptolemäischer Zeit, wurde der Tempel nach Norden hin erweitert. Dieser Erweiterungsbau ist 28 Meter lang, 19,3 Meter breit und wurde von den Ausgräbern ST20 genannt. Die Innenräume wurden 2005–2009 freigelegt, die Außenwände 2009 und 2010. Dieser Tempelteil wurde vollständig aus gelben und grauen Kalkstein errichtet und ähnelt in seiner Gestalt anderen Tempelanlagen aus der Zeit wie z. B. die bedeutend größere Anlage von Edfu. Die Mauern des Tempels sind heute noch bis in eine Höhe von anderthalb Metern erhalten. Im Schutt wurden außerdem noch Architekturfragmente höher gelegener Tempelteile wie Sturze mit Sonnenscheibe und Kobras sowie Uräenfriese gefunden.

Der Eingang dieses hinteren Tempelteils befindet sich (natürlich) im Süden. In der Folge durchschreitet man drei Hallen, um zum Allerheiligsten zu gelangen. Die Türen zwischen den Hallen waren reichlich zwei Meter breit und wurden durch eine zweiflügelige Tür verschlossen. Die erste Halle ist 8,2 Meter breit, 4,15 Meter lang und besitzt je zwei Seitenräume. Im Westen werden diese über einen Zugang erreicht, im Osten besitzt jeder Raum einen Zugang zur zentralen Halle.

Eine Rampe führt zur nächsten Halle mit einem Seitenraum im Osten und einem Treppenhaus im Westen. In dieser Halle wurden Dekorationsreste an der Nordwestwand gefunden. Dies waren die Unterteile von neun männlichen Personen, darunter zweimal der König und fünf Götter.

Die folgende Halle mit einem Treppenhaus im Westen und einem Seitenraum im Osten diente als Opferhalle vor dem Allerheiligsten. In dieser Halle waren noch Reste der Wandmalerei eines Königs und eines Gottes erhalten, und es fanden sich hier auch mit Relief versehene Steinblöcke.

Der sich anschließende Naos, das Allerheiligste, besteht aus zwei hintereinander liegenden Räumen. Beide sind 3,6 Meter breit. Der vordere Raum ist 6,2 Meter, der hintere zwei Meter lang. Diese Räume dienten der Aufbewahrung des Kultbildes des Gottes Soknopaios, besaßen aber keine Dekoration.

Der Naos wird von einem U-förmigen Umgang umgeben. Im Osten und Westen ist er 1,2 Meter breit, im Norden 0,8 Meter. Vom West- und Ostteil des Umgangs hatte man Zugang zu je drei Seitenräumen und zwei Krypten. Diese Räume dienten der Aufbewahrung des liturgischen Geräts.

Vom Nordtor der Umfassungsmauer führte einst ebenfalls ein Weg zur Tempelrückseite. In der Nähe der Rückwand wurden Säulenreste vorgefunden.

Im Tempelbezirk außerhalb des Tempels, insbesondere auf der Westseite befinden sich weitere Lehmziegelgebäude. Sie dienten als Unterkünfte für die Priester und als Verwaltungsgebäude.

Essen und Getränke müssen mitgeführt werden. Reste müssen wieder mit zurück genommen werden.

Unterkunft

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Hotels gibt es am Südrand des Qārūn-Sees und in Madīnat el-Faiyūm.

Ausflüge

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Man kann die Besichtigung von Dīmai mit einem Besuch von Qaṣr eṣ-Ṣāgha, dem Wādī er-Raiyān und Kōm Auschīm verbinden.

Literatur

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  • Lepsius, Richard : Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien, Abth. I, Bd. 1, Tafeln 52, 54, Texte, Bd. 2, S. 35–41.
  • Wessely, Carl: Karanis und Soknopaiu Nesos : Studien zur Geschichte antiker Cultur- und Personenverhältnisse. Wien: Gerold, 1902, Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse ; Bd. 47, Abh. 4.
  • Boak, Arthur E[dward] R[omilly]: Soknopaiou Nesos : the University of Michigan excavations at Dimê in 1931-32. Ann Arbor: Univ. of Michigan Pr., 1935, University of Michigan studies : humanistic series ; 39.
  • Wilfong, Terry G.: Dimai (Soknopaiou Nesos). In: Bard, Kathryn A. (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. London, New York: Routledge, 1999, ISBN 978-0-415-18589-9, S. 309 f.
  • Capasso, Mario (Hrsg.): Ricerche su Soknopaiou Nesos e altri studi. Galatina: Congedo, 2007, Papyrologica Lupiensia ; 16, ISBN 978-88-8086-862-0.
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Einzelnachweise

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  1. Emmerich, Robert: Kult um den Krokodilsgott. In: Informationsdienst Wissenschaft, Dienstag, 3. Februar 2009.
  2. Jouguét, Pierre (Hrsg.): Papyrus grecs. Paris: Leroux, 1907. In der älteren Literatur wurde der Papyrus auch in das Jahr 241/240 v. Chr. datiert. Die Stadt wurde in Zeile 20 erwähnt, siehe auch pLille 1.3 auf papyri.info.
  3. Krebs, Fritz: Ägyptische Priester unter römischer Herrschaft. In: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde (ZÄS), Bd. 31 (1893), S. 31–42, insbesondere S. 32.
  4. Bonnet, Hans: Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. Berlin: Gruyter, 1952, S. 518.
  5. Bonnet, a. a. O., S. 519.
  6. Grenfell, Bernard P. ; Hunt, Arthur S.: Englische Ausgrabungen im Faijum 1900/01. In: Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete (AfP), Bd. 1 (1901), S. 560–562.Grenfell, Bernard P. ; Hunt, Arthur S.: Excavations in the Fayûm. In: Archaeological report : comprising the work of the Egypt Exploration Fund and the progress of egyptology during the year 1900-1901, 1901, S. 4–7.Grenfell, Bernard P. ; Hunt, Arthur S.: Englische Ausgrabungen im Fajûm und Hibeh 1902. In: Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete (AfP), Bd. 2 (1903), S. 181–183.
  7. Zauzich, Karl-Theodor: Demotische Ostraka aus Soknopaiu Nesos. In: Kramer, Bärbel ; Luppe, Wolfgang ; Maehler, Herwig ; Poethke, Günther (Hrsg.): Akten des 21. internationalen Papyrologenkongresses : Berlin, 13.-19.8.1995 ; 2. Stuttgart, Leipzig: B.G. Teubner, 1997, Beiheft / Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete ; 3,2, S. 1056–1060.
  8. Bernand, É.: Recueil des inscriptions grecques du Fayoum ; tome 1 : La « Méris » d’Herakleidès. Leiden: E. J. Brill, 1975, S. 121–162.
  9. Reymond, E. A. E.: Studies in Late Egyptian Documents preserved in the John Rylands Library : II Dimê and its Papyri ; an Introduction. In: Bulletin of the John Rylands Library, Manchester (BRL), Bd. 48 (1966), S. 433–466. Fortsetzung in Bd. 49 (1966–1967), S. 464–496 und in Bd. 52 (1969–1970), S. 218–230.
  10. Porter, Bertha ; Moss, Rosalind L. B.: Lower and Middle Egypt : (Delta and Cairo to Asyûṭ). In: Topographical bibliography of ancient Egyptian hieroglyphic texts, statues, reliefs, and paintings; Bd. 4. Oxford: Griffith Inst., Ashmolean Museum, 1934, ISBN 978-0-900416-82-8, S. 96 f; PDF.
  11. Borchardt, Ludwig: Statuen und Statuetten von Königen und Privatleuten im Museum von Kairo ; 3: Text und Tafeln zu Nr. 654–950. Berlin: Reichsdruckerei, 1930, Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musée du Caire; 88, Nos. 1–1294,3, S. 44, Tafel 130.
 
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