Ḥawāwīsch

Dorf im Gouvernement Sohag in Ägypten
Felsengräber von el-Ḥawāwīsch
El-Ḥawāwīsch · الحواويش
GouvernementSōhāg
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Ḥawāwīsch

El-Hawawisch (arabisch: ‏الحواويش, al-Ḥawāwīsch, englisch: al/el-Hawawish) ist ein Dorf im ägyptischen Gouvernement Sōhāg ostnordöstlich der Stadt Achmīm auf dem rechten Nilufer. Im Gebirge, etwa 4 km östlich vom Dorf entfernt, befinden sich die nach el-Ḥawāwīsch benannten Gräber der Gaufürsten und hochgestellter Beamter der einstigen altägyptischen Hauptstadt des 9. oberägyptischen Gaus, Ipu, das heutige Achmīm.

Hintergrund

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Lageplan des Dorfs und der Gräber von el-Ḥawāwīsch

Das 1 Dorf el-Ḥawāwīsch (‏قرية الحواويش, ​Qaryat al-Ḥawāwīsch; 26° 35′ 1″ N 31° 46′ 53″ O) befindet sich auf dem rechten Nilufer, etwa 6 km ostnordöstlich der Stadt Achmīm und etwa 3 km südwestlich des Industriegebiets von 2 el-Kauthar (26° 35′ 54″ N 31° 47′ 29″ O). Etwa 4 km ostnordöstlich vom Dorf und etwa 4 km südöstlich von el-Kauthar befinden sich die Gräber von el-Ḥawāwīsch (‏مقابر الحواويش, ​Maqābir al-Ḥawāwīsch; 26° 35′ 36″ N 31° 48′ 50″ O).

Geschichte

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Die Hauptstadt des 9. oberägyptischen Gaus, Ipu, verfügte über mehrere Friedhöfe. Im Alten Reich wurden die Friedhöfe von el-Ḥawāwīsch und el-Hagārsa/el-Hagārisa, letzterer auf der Nilwestseite, angelegt und genutzt. Der Friedhof von el-Ḥawāwīsch diente als Begräbnisstätte für Gaufürsten und hochgestellte Beamte, während in el-Hagārsa Beamte niederen Rangs bestattet wurden. Weitere Friedhöfe wurden im Neuen Reich (18. und 19. Dynastie, z. B. beim nördlicher gelegenen 3 es-Salāmūnī (26° 36′ 46″ N 31° 46′ 17″ O)) und in griechisch-römischer Zeit genutzt.

Der Friedhof in el-Ḥawāwīsch wurde etwa 400 Jahre lang, und zwar im Alten Reich (meist Ende der 5., Anfang der 6. Dynastie zur Zeit der Könige Pepi und Teti I.) und in der Ersten Zwischenzeit, genutzt. Er besteht aus 884 Gräbern. Damit ist dieser Friedhof einer der größten Provinzfriedhöfe im Alten Reich. Etwa 60 Gräber besitzen Dekorationen an den Wänden. Andere Gräber besaßen nur Hinweise auf die bestatteten Personen auf Stelen und Särgen, die sich jetzt nicht mehr vor Ort, sondern in zahlreichen Museen der Welt befinden. Einige Gräber wurden in byzantinischer Zeit wiederverwendet, wie Kreuzdarstellungen belegen.

Die Nekropole wurde 1884 von Gaston Maspero (1846–1916) gefunden, der aus dieser Nekropole Tausende Mumien nach Kairo bringen ließ.[1] Die Gräber waren den Einheimischen bekannt, und sie nutzten z. B. die Kalksteinsarkophage als Futtertröge. Nach den Grabungen Masperos setzten aber nun Plünderungen der Gräber durch Einheimische ein, denen kein Einhalt mehr geboten werden konnte.[2] Um 1912 untersuchte Percy Newberry (1868–1949) mehrere Gräber dieser Nekropole – zumindest das, was noch übrig war – und veröffentlichte sie.[3] Zwischen 1979 und 1992 wurden umfangreiche Grabungen durch ein australisches Grabungsteam der Macquarie University unter Leitung von Naguib Kanawati durchgeführt und dokumentiert (siehe Literatur).

Die Anreise zur archäologischen Stätte kann mit einem Auto oder Taxi von Sōhāg über Achmīm auf einer asphaltierten Straße bzw. Fernverkehrsstraße (Hurghada – el-Geish/el-Geesh – Sohag – Qena Rd.) nach Safāgā erfolgen. Bei 1 26° 35′ 20″ N 31° 48′ 25″ O zweigt von der Fernverkehrsstraße eine Straße nach Nordosten zur Nekropole von el-Ḥawāwīsch ab, die am 2 Eingang. Das Fahrzeug kann man unter einem 3 Carport auf dem Gelände unterhalb der archäologischen Stätte parken. Von hier aus sind es bis zu den Gräbern noch etwa 700 m ansteigender Fußweg, an dem sich Rastplätze befinden.

Mobilität

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Die in einem Bergabhang angelegten Gräber können nur zu Fuß ergründet werden. Die einzelnen Ebenen sind über Treppen miteinander verbunden. Diese Treppenanlage ist die größte aller Zugänge ägyptischer archäologischer Stätten. Unterwegs gibt es mehrere Rastplätze mit Sitzbänken. Diese Stätte ist nicht für mobilitätseingeschränkte Personen geeignet.

Sehenswürdigkeiten

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Pharaonische Monumente

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Die archäologische Stätte wurde 2022 für Besucher eröffnet. Der Eintritt kostet LE 150 für Ausländer, LE 75 für ausländische Studenten und LE 20 für einen Parkplatz (Stand 11/2024).

 
Eingang zum Grab H 24

Die Grabnummerierung stammt vom Grabungsteam um Naguib Kanawati. Der Buchstabe kennzeichnet das Gräbergebiet bzw. die -ebene. Besucher können fünf Gräber besichtigen, und zwar von oben nach unten:

  • 1 Grab des Cheni (Grab des Schepsi-pu-Min, H 24). Der Gaufürst (hati-Ꜥa, ḥꜢtj-Ꜥ) Cheni lebte zur Zeit des Königs Pepi. Das Grab mit zwei Pfeiler an der Front besteht aus einer Pfeilerhalle und dem sich anschließenden Sanktuar. Im Grab wurden zwei Grabschächte angelegt. Es besitzt Darstellungen aus dem täglichen Leben, darunter das Speeren von Fisch. (26° 35′ 36″ N 31° 48′ 50″ O)
  • Grab des Tjeti-iker (H 26). Tjeti-iker lebte am Ende der 5. Dynastie, war Sohn des Cheni aus Grab H 24 und ebenfalls Gaufürst. Im Pfeilergrab wurden zwei Schächte angelegt. Die Darstellungen im Grab ähneln denen des Grabs H 24.
  • Grab des Nehewet-descher (Grab des Meri, G 95). Der Grabherr war ein Gouverneur. Das Grab wurde von seinem Sohn Schepsi-pu-Min, einem Künstler und später selbst Gaufürst, dekoriert.
  • Grab des Hesi-Min (M 22)
  • Grab des Hem-Min (M 43)

Koptische Klöster

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Die Klöster Deir el-Malāk Mīchāʾīl, Deir esch-Schuhadāʾ und Deir el-ʿAdhrāʾ sind im Artikel el-Kauthar beschrieben.

Restaurants befinden sich im benachbarten Sōhāg.

Unterkunft

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Unterkünfte befinden sich im benachbarten Sōhāg.

Gesundheit

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Praktische Hinweise

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Ausflüge

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Der Besuch der archäologischen Stätte lässt sich mit dem der Klöster von el-Kauthar oder der Stadt Achmīm verbinden.

Literatur

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  • Kanawati, Naguib: Akhmim. In: Bard, Kathryn A. (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. London, New York: Routledge, 1999, ISBN 978-0-415-18589-9, S. 124–128, insbesondere S. 124–126. Der Aufsatz beschäftigt sich hauptsächlich mit den altägyptischen Friedhöfen.

Wissenschaftliche Publikationen

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  • Kanawati, Naguib u.a.: The rock tombs of El-Hawawish : the Cemetery of Akhmim; Bd. I–X. Sydney: The Ancient History Documentary Research Centre, Macquarie Univ., 1980–1992. U. a. beschreibt Bd. I das Grab von Tjeti-iker (H 26), Bd. II das Grab von Shepsi-pu-Min/Kheni (H 24) und Bd. VIII das Grab von Nhwt-dšr/Mrj (G 95). Bd. X enthält Indizes, Konkordanzen und den Bericht zum Survey.
  • Kanawati, Naguib ; McFarlane, Ann: Akhmim in the Old Kingdom, 1: Chronology and administration. Sydney: Australian Centre for Egyptology, 1992, Studies / The Australian Centre for Egyptology ; 2, ISBN 978-0-85837-791-2.

Einzelnachweise

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  1. Maspero, G[aston]: Sur les fouilles exécutées en Égypte: de 1881 à 1885. In: Bulletin de l’Institut Egyptien (BIE), Bd. 6, 2. Ser. (1886), S. 3–91, insbesondere S. 84–90, doi:10.11588/diglit.9038.2.
  2. Bouriant, U[rbain]: Notes de voyage. In: Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l’archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bulletin à la Mission Française du Caire (RecTrav), Bd. 11 (1889), S. 131–159, insbesondere S. 140–141, doi:10.11588/diglit.12261.13.
  3. Newberry, Percy E[dward]: The inscribed tombs of Ekhmîm. In: Annals of archaeology and anthropology <Liverpool> (AAA), Bd. 4 (1912), S. 99–120.
 
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