Totes Meer

abflussloser See mit hohem Salzgehalt
Totes Meer
RegionNaher Osten
Einwohnerzahl
Höhe−437 m
Lagekarte von Jordanien
Lagekarte von Jordanien
Totes Meer
Totes Meer

Das Tote Meer (hebr. ים המלח Yam HaMelach „Salzmeer“; arab. بحر الميّت Bahr al-Mayyit oder بحر لوط Bahr Lūt, „Meer des Todes“ oder „Meer des Lot“) an der Grenze zwischen Israel und Jordanien ist eines der bekanntesten Reiseziele im Nahen Osten. Der abflusslose See liegt im tief eingekerbten Jordangraben in einer bizarren Steinwüstenlandschaft, er ist extrem salzhaltig und der tiefstgelegene frei zugängliche Punkt der Erde.

Regionen

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In geographischer Hinsicht ist das Tote Meer eine relativ einheitliche Region. Da der See im Grenzgebiet zweier Staaten und der palästinensischen Gebiete liegt, lassen dennoch drei Subregionen abgrenzen: Während die Ostküste vollständig zu Jordanien gehört, teilen sich das palästinensische Westjordanland und Israel die Westküste. Dabei bildet die Judäische Wüste im Westjordanland den Nordteil der Küste, während sich die israelischen Küstenabschnitte im Südwesten des Toten Meeres erstrecken.

Die Region am Toten Meer ist Wüstengebiet, daher ist die ganze Gegend nur dünn besiedelt und es gibt kaum größere Orte. Die wichtigste größere Stadt in der Nähe des Toten Meeres ist Jericho, direkt am Ufer liegen die Oase En Gedi und der israelische Badeort En Bokek. Die wichtigste Siedlung auf der jordanischen Seite des Meers ist Al Mazraa.

Weitere Ziele

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Am Westufer des Toten Meeres liegen die Ausgrabungen der Felsenfestung Masada und die Ruinen der Siedlung von Qumran. In den Bergen am Ostufer liegen die Wasserfälle und heiße Quellen von Ma'in (Eintritt für Araber 10 JD, für Nicht-Araber 15 JD).

Hintergrund

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Das Tote Meer liegt im Jordangraben und ist eigentlich kein Meer, sondern ein Endsee ohne Abfluss. Das nachfließende Wasser (v.a. aus dem Jordan) verdunstet, zurück bleiben die Mineralien, die im Wasser gelöst waren. In der Folge hat das Wasser im Toten Meer einen extrem hohen Salzgehalt (ca. 10 mal höher als normales Meerwasser). Weil in dieser hohen Salzkonzentration keine Fische oder größeren Tiere mehr existieren können, erhielt der See den Namen „Totes Meer“.

Dass dieser unwirtliche Salzsee in der Wüste trotzdem ein beliebtes Touristenziel darstellt, hat vor allem zwei Gründe: Zum einen können Kuren am Toten Meer erhebliche Besserung z. B. bei Hautkrankheiten bringen. Zum anderen - und das ist meistens der wichtigere Grund - wollen sich viele Menschen einmal auf der Oberfläche des Toten Meers treiben lassen, was wegen des hohen Salzgehalts problemlos möglich ist.

 
En Gedi, Küstenverlauf von 2004, im Hintergrund Küste von 2009

An vielen Stellen ist allerdings kein ungetrübtes Badevergnügen mehr möglich, weil der Zugang auch an offziellen Stränden schwieriger geworden ist: Man muss weiter laufen oder sich über relativ steile Uferpartien in das Wasser tasten. Das liegt daran, dass sich das Tote Meer jährlich zurückzieht, der Wasserspiegel also seit vielen Jahren kontinuierlich fällt. Die Ursache ist die exzessive Wasserentnahme aus dem Jordan, der hier nur noch als Rinnsal ankommt. Da das Tote Meer sonst kaum Zuflüsse hat, verdunstet mehr Wasser als nachfließt, das Tote Meer trocknet also langsam aus. Die Oberfläche des Sees liegt inzwischen unter -420 m. Ein weiteres Problem stellen die spontanen Einbrüche am Ufer dar, die eine große Gefahr für die Infrastruktur und die Besucher sind. Da der Meeresspiegel unter dem Grundwasserspiegel liegt, kommt es zu Auswaschungen im Erdreich, die spontan kollabieren und mehrere Meter breite und tiefe Krater bilden (sog. Sinkholes). Es gibt Überlegungen, ganze Uferabschnitte aufzugeben.

Entlastung könnte ein Kanal bringen, über den Wasser aus dem Roten Meer, ggf. auch aus dem Mittelmeer zugeführt wird, indem man das Wasser zunächst auf eine gewisse Höhe pumpt, um es anschließend durch das Gefälle zum Toten Meer zu leiten. Ein solcher Kanal könnte indirekt zur Frischwasserversorgung der Nationen beitragen und zusätzlich ein Kraftwerk antreiben. Gemeinsame Planungen von Israel, Jordanien und den Palästinensern gibt es bereits seit vielen Jahren, ob der Kanal je gebaut wird, ist aber fraglich.

Das Tote Meer unterteilt sich in einen großen See im Norden und eine Lagune weiter südlich. Durch den sinkenden Wasserspiegel entstand diese Trennung der ursprünglich einheitlichen Wasserfläche und mittels eines Kanals wird die Lagune heute mit Wasser aus dem großen See stetig auf gleichem Wasserstand gehalten. Bei den Stränden entlang der Lagune fällt die schleichende Austrocknung daher nicht auf.

Auf israelischer Seite befindet sich mit En Bokek unmittelbar an der Lagune das wichtigste touristische Zentrum mit vielen Hotels. Plant man einen Kurzbesuch am Toten Meer, wird man allerdings eher Masada, En Gedi oder Qumran besuchen und in En Bokek höchstens einen Badestopp einlegen, da es dort außer Kur- und Badeeinrichtungen keine bedeutenden touristischen Ziele oder Sehenswürdigkeiten gibt.

An den jordanischen Küstenabschnitten sowie in den palästinensischen Orten im Bereich des Toten Meers sprechen die Einheimischen Arabisch; in jüdisch besiedelten Orten an der Westküste wird hebräisch gesprochen. An den wichtigen touristischen Zielen der Region kommt man aber mit Englisch in der Regel ohne Probleme zurecht.

Die Anreise erfolgt über Israel oder Jordanien, und dann meist nur zur jeweiligen Seite des Toten Meers. Es gibt zwar in der Nähe des Gewässers einen Grenzübergang (an der Allenby- bzw. King-Hussein-Brücke bei Jericho), allerdings sind die Prozeduren an der Grenze relativ zeitintensiv und umständlich, sodass man bevorzugt nur eine Seite besuchen wird. Am Toten Meer selbst kann man nicht über die Grenze.

Weniger problematisch ist unter normalen politischen Umständen die Situation an den Grenzen von Westjordanland und israelischem Kernland; man kann das Westjordanland auf den Straßen 90 und 1 normalerweise ohne Schwierigkeiten und ohne nennenswerte Risiken durchqueren und alle Orte an der Westküste gleichermaßen erreichen. Hier kann es zwar auch zu Personenkontrollen an den Checkpoints kommen, diese Kontrollen sind bei Touristen aber normalerweise Formsache. Hat man einen israelischen Mietwagen, sollte man mit dem Vermieter im Vorfeld kurz klären, ob es Einschränkungen beim Befahren des Westjordanlands gibt bzw. welche. Will man nur an die israelischen Küstenabschnitte, kann man das Westjordanland zur Not über Be'er Scheva und Arad umfahren.

Von Israel

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Der nächstgelegene internationale Flughafen in Israel ist der Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv, der von einer Vielzahl von Ländern aus angeflogen wird. Charterflüge bedienen auch die kleinen Flughäfen Eilat und Eilat-Owda ganz im Süden des Landes.

Die wichtigste Straße auf israelischer Seite ist die Straße 90, die am kompletten Westufer entlangführt; diese Straße durchquert Israel sowie das Westjordanland vollständig von der libanesischen Grenze im Norden bei Kirjat Schmona bis nach Eilat im Süden. Die wichtigsten Zubringer in der Nähe des Toten Meers sind von Jerusalem die Straße 1, die bei Jericho kreuzt, und die Straße 31 von Arad; auf die letztgenannte Straße kann man schon nördlich von Be'er Scheva (Beerscheba) auffahren.

Entlang der Hauptverkehrsstraße 90 verkehren verschiedene Buslinien der Gesellschaft Egged, die die Orte und Sehenswürdigkeiten am Toten Meer u.a. mit Jerusalem, Eilat, Be'er Scheva und Arad verbinden. Da das Gebiet nur spärlich besiedelt ist, sollte man die Fahrpläne vor der Abfahrt prüfen; in manche Richtung gibt nur wenige Verbindungen am Tag.

Von Jordanien

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Der nächstgelegene Flughafen ist in Amman.

Wie auf der Westseite verläuft am Ostufer des Toten Meers eine Straße in Nord-Süd-Richtung (Straße 65), die u.a. Zubringer vom Grenzübergang an der Allenby-Brücke und von Amman hat. Das Tote Meer kann von Amman, Madaba oder auch Aqaba in einem Tagesausflug erreicht werden. Der Jet-Bus von Amman kostet 8 JD; er hält vor den "Amman Tourist Beach Swimming Pools" (Eintritt für Ausländer 20 JD, zzgl. Miete für Handtuch - derzeit geschlossen 6/22).

Mobilität

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Wenn man mit dem Wagen unterwegs ist, kann man zur Fortbewegung entlang des Toten Meers die jeweilige Küstenstraße nutzen, also die israelische Straße 90 auf der West- und die jordanische Straße 65 auf der Ostseite.

An der Westküste kommt man auch mit Bussen einigermaßen gut zurecht. Das gilt vor allem in den israelischen Küstenabschnitten - also zwischen En Gedi und Neve Zohar - weil sich hier die von Norden und von Süden kommenden Linien überschneiden und sich der Takt entsprechend verdichtet.

Sehenswürdigkeiten

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Wasserfall in En Gedi

Das Tote Meer hat verschiedene hochklassige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Einige Ziele auf der Westseite fehlen bei kaum einer Israel-Rundreise.

  • In der Judäischen Wüste, also im Westjordanland, liegen die Ausgrabungen von Qumran; dieser Ort ist vor allem deswegen sehr bekannt, weil hier uralte Bibelhandschriften gefunden wurden.
  • Knapp südlich des Westjordanlands liegt die Oase von En Gedi; beeindruckend ist hier die üppige Vegetation in den beiden tief eingeschnittenen Wadis „Nachal David“ und „Nachal Arugot“, die Teil eines Naturparks sind.
  • Die Ruine von Masada gilt als einer der Höhepunkte einer Rundreise im Heiligen Land; die große Felsenfestung auf dem Gipfelplateau eines Berges geht auf Herodes zurück; bekannt ist sie vor allem als eines der letzten Widerstandsnester gegen die Römer im Judäischen Krieg.

Eine Sehenswürdigkeit sind darüber hinaus natürlich das Tote Meer und seine Umgebung selbst.

Aktivitäten

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Das Süßwasser der Pools glänzt anders als das Salzwasser des Toten Meeres

Die wichtigste Aktivität am Toten Meer ist das Baden im Toten Meer; die Möglichkeit hierzu besteht an verschiedenen Stränden entlang der Küste. Ein öffentlicher, bis auf Parkgebühren kostenloser , Strandabschnitt befindet sich in En Bokek. Duschen und Strandumkleiden sind vorhanden. Der öffentliche Strand in En Gedi ist (Stand 2018) nicht mehr zugänglich. Auch der En Gedi Spa, eine kostenpflichtige Badeanlage direkt an der Straße 90, hat -bedingt durch die Coronazeit- aufgrund finanzieller Probleme geschlossen. Der Wiederaufbau ist bisher noch nicht absehbar.

In En Gedi gibt es zudem heiße Quellen. Diese können im Synergy Spa innerhalb des Kibbuz En Gedi genutzt werden.

Einige Punkte sollte man beim Baden im Toten Meer beachten:

  • Aufgrund des hohen Salzgehaltes kann man auf dem Wasser treiben; es ist unmöglich, unterzugehen. Man achte aber unbedingt darauf, kein Wasser in den Mund oder gar ins Auge zu bekommen.
  • Sollte man Wasser ins Auge bekommen: auf keinen Fall reiben, die Tränenflüssigkeit spült das Salz innerhalb einer Minute wieder heraus.
  • Man sollte nicht länger als eine halbe Stunde im Wasser bleiben.
  • Der Schlamm am Ufer des Toten Meeres enthält viele Mineralien und soll medizinisch wirksam sein, insbesondere bei Hautkrankheiten.

In der kühleren Jahreszeit kann man in der Region Wanderungen unternehmen; dabei gibt es auch abseits der Hauptziele interessante Wanderungen. Archäologisch Interessierte kommen insbesondere in Masada auf ihre Kosten, Ausgrabungen gibt es aber auch an anderen Orten.

Unterkunft

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In Israel

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An den israelischen Küstenabschnitten gibt es an verschiedenen Orten Übernachtungsmöglichkeiten. Besonders viele Hotels konzentrieren sich in En Bokek, allerdings sind die Übernachtungen hier sehr teuer. Übernachten kann man auch in Neve Zohar und im Kibbuz En Gedi (Hotels bzw. Pensionen), günstigere Schlafplätze bieten die beiden staatlichen Jugendherbergen in En Gedi und Masada.

In Jordanien

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  • Dead Sea Spa. Das Haus verfügt unterhalb der Pools über einen eigenen Strand. Auch Nicht-Hotelgäste können diesen gegen Gebühr nutzen. Das Medical Center arbeitet mit deutschen Kassen zusammen.

Sicherheit

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Gelegentlich sieht man entlang der Küste Menschen, die außerhalb der ausgewiesenen Strände am Toten Meer baden. Davon sollte man im eigenen Interesse Abstand nehmen.

  • Nur an den offiziellen Stränden gibt es Süßwasserduschen und es ist unangenehm, wenn man das Salzwasser längere Zeit auf der Haut hat.
  • Wenn man größere Mengen Wasser schluckt oder in die Augen bekommt und in Panik gerät, besteht an nicht überwachten Stränden unter Umständen Lebensgefahr, weil keine Bademeister in der Nähe sind. Man kann auch im Toten Meer ertrinken!
  • Eine grosse Gefahr ergibt sich durch die unterirdischen Auswaschungen, sogenannte Sinkholes: Wenn man in einen Hohlraum in Ufernähe einbricht, kann man sich schwer verletzen oder sitzt in einem mehrere Meter tiefen Loch fest.

Am Toten Meer ist es allgemein sehr warm, feucht und oft stickig; im Vergleich zu den höher gelegenen Nachbarregionen ist es deutlich heißer, es ist z. B. im Schnitt ca. 10 Grad wärmer als in Jerusalem. Das liegt zum einen an der tiefen Lage unter dem Meeresspiegel (Jerusalem liegt ca. 1200 Meter höher), andererseits an den geographischen Gegebenheiten: Der vorherrschende Westwind fällt am Ostrand des Judäischen Berglandes ab und erwärmt sich dadurch (ähnlich wie die Föhnwinde in den Alpen). Es herrscht eine geringe Luftfeuchtigkeit. Im Sommer können durchaus Temperaturen von über 40°C erreicht werden, im Winter fallen die Temperaturen nicht unter zehn Grad. Regen fällt am Toten Meer fast nie, es gibt im Jahr nur etwa 20 Regentage.

Literatur

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Dies ist ein brauchbarer Artikel. Es gibt noch einige Stellen, an denen Informationen fehlen. Wenn du etwas zu ergänzen hast, sei mutig und ergänze sie.