Tanasee bei Bahir Dar
Tanasee · ጣና ሐይቅ
RegionAmhara
Höhe1.788 m
Lagekarte von Äthiopien
Lagekarte von Äthiopien
Tanasee

Der Tanasee (auch Tsanasee oder Dembeasee, amharisch: ጣና ሐይቅ, t’ana häyq), liegt im Hochland von Abessinien im ostafrikanischen Äthiopien. Er ist Afrikas höchstgelegener und Äthiopiens größter See. Seit 2015 ist der Tanasee Teil des Lake-Tana-Biosphärenreservats. Neben der Tierwelt des Sees sind auch die Kirchen und Klöster auf den Inseln und an den Ufern des Tanasees Ziele von Reisenden.

Hintergrund

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Lage und Größe des Sees

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Karte
Lageplan des Tanasees

Der Tanasee liegt inmitten einer hügeligen Landschaft in einem kesselförmigen großen Becken rund 370km nordwestlich von Addis Abeba und rund 70km südlich von Gondar in einer Höhe von ca. 1786m über dem Meeresspiegel. Er ist ca. 70km lang und bis zu 65km breit und hat eine Fläche von mehr als 3000 km². Seine Tiefe beträgt im Durchschnitt 8 m, maximal nur etwa 14m. Der Seespiegel schwankte ursprünglich entsprechend den Niederschlagsmengen um etwa 1,6 m, wobei die Spitze im August bei einem Niederschlag von 500 mm im Monat erreicht wurde.[1] Dadurch wurden größere Flächen Uferland überschwemmt, was zur Fruchtbarkeit der Äcker beitrug.

An der Südspitze des Sees liegt Bahir Dar, die Hauptstadt der Provinz Amhara und die drittgrößte Stadt Äthiopiens. In dem See befinden sich zahlreiche Inseln, deren Zahl je nach Wasserstand variiert. Neueste Zählungen gehen von etwa 30 Inseln aus.

Einzugsgebiet, Zuflüsse, Abflüsse

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Der Tanasee hat ein Einzugsgebiet von 15.054 km² bis 15.340 km².[2][3] Die jährlichen Niederschläge betragen zwischen 1450 mm in Bahir Dar und 1050 mm in Gondar. Die Regenzeit dauert im Süden des Einzugsgebiets von April/Mai bis Oktober/November, in den nördlichen Bereichen ist sie etwas kürzer.

Der See hat mehr als 30 Zuflüsse, die größten sind der Gilgel Abay (Kleiner Abbai), der Gumara und der Rib. Am Kleinen Angereb wurde das Angereb Reservoir zur Trinkwasserversorgung der Stadt Gondar errichtet.

Der natürliche Abfluss des Sees ist der 1 Blaue Nil (auch Abbai, Abay oder Abbay genannt) bei Bahir Dar. Der Abfluss wird seit 1996 durch das 3m hohe Chara-Chara-Wehr reguliert, mit dem der Wasserspiegel des Sees zwischen 1784m und maximal 1787,5m ü. d. M. reguliert werden kann. Das Chara-Chara-Wehr wurde gebaut, um die starken Schwankungen der Höhe des Wasserspiegels aufgrund der Regenzeiten auszugleichen und ausreichend Wasser für die ca. 30km flussabwärts stehenden Tis-Abay-Kraftwerke auch in der Trockenzeit sicherzustellen.

Seit der Inbetriebnahme des Tana-Beles-Kraftwerks im Jahre 2010 hat der Tanasee einen weiteren Abfluss durch dieses Kraftwerk in den Beles, der kurz vor der sudanesischen Grenze in den Blauen Nil mündet. Durch diesen zusätzlichen Bedarf dürfte die Zukunft des Tanasees und seiner Bewohner erheblich von der richtigen Steuerung des Chara-Chara-Wehrs abhängen.

Umwelteinflüsse

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Der Tanasee ist ein wichtiges Regulativ für die Trockenzeit. Er steuert in der Trockenzeit 25% des Wassers des Blauen Nils/Abbay an der sudanesischen Grenze bei. Wegen seiner geringen Tiefe ist er jedoch anfällig für Ereignisse, die sonst nicht vergleichbare Auswirkungen hätten. Während der Dürre im Jahr 2003 fiel der Wasserspiegel des Sees um 2 m, teilweise auch infolge des Bedarfs der Tis-Abay-Kraftwerke. Seine Oberfläche wurde dadurch um 35 km² reduziert, die Schifffahrt musste für drei Monate eingestellt werden. Während der Flut im Jahr 2006 wurden dagegen mehr als 15.000 ha überschwemmt, 10.000 Personen wurden vertrieben und 2500 Haustiere fortgeschwemmt.[2] Die zunehmende Erosion beschleunigt dabei die Verlandung des Sees.

Wirtschaftliche Nutzung

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Das Einzugsgebiet des Tanasees besteht aus kaum (noch) bewaldetem Bergland, das von der zunehmenden Bevölkerung bis in immer größere Höhen zum Eigenbedarf auf meist weniger als einem halben Hektar pro Familie[2] bewirtschaftet wird. In dem Gebiet leben etwa 3 Millionen Personen, die meist in äußerst bescheidenen Verhältnissen ihr Auskommen in der Landwirtschaft und im Fischfang suchen.

Nach dem Ethiopian Department of Fisheries and Aquaculture wurden 2002 insgesamt 1454 Tonnen Fisch in Bahir Dar angelandet. Dabei handele es sich nur um 15% der nachhaltig verfügbaren Menge.[4] Jedoch ist der Fischbestand stark gefährdet.[1]

Tourismus zu den Klöstern und den Wasserfällen spielt eine zunehmende wirtschaftliche Rolle.

Auf dem See verkehren 12 Schiffe der staatlichen Lake Tana Transport Enterprise, die Personen und Fracht befördern (Stand 2008). Davon stammen noch vier der Schiffe aus der Zeit des Italienisch-Ostafrika.[5] Daneben werden die traditionellen Tankwas benutzt, aus Papyrus hergestellte Boote unterschiedlicher Größe, die vom Ein-Mann-Kanu bis zum Lastkahn reichen.

Mit dem Schiff

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Auf dem See verkehren 12 Fährschiffe der staatlichen Lake Tana Transport Enterprise (LTTE) zwischen Bahir Dar und Gorgora über die Insel Deq und mehreren Dörfern am Ufer des Tanasees, die Personen und Fracht befördern (Stand 2008). Vier der Schiffe stammen noch aus der Zeit des Italienisch-Ostafrika, die 1941 von den abziehenden Italienern versenkt und anschließend durch äthiopische Initiative gehoben und wieder instandgesetzt wurden. 40 Jahre lang waren sie die einzigen Boote des Unternehmens.[5]

Es gibt Bootstouren zu den Klöstern. Die Touren dauern zwischen 2 und 12 Stunden und können über Ihr Hotel gebucht werden. Der Eintritt in jedes Kloster betrug ab 2016 100 Birr. Man kann die Ausflugsbotte auch selbst chartern.

Mobilität

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Sehenswürdigkeiten

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Tierwelt

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Kirchen und Klöster

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Auf 20 der 30 Inseln des Tanasees befinden sich Klöster, die teilweise im 14. Jahrhundert gegründet worden sind. Sie befinden sich unter anderen auf den Inseln Birgida Maryam, 2 Daga (ደጋ ደሴት) , Debre Maryam, 3 Deq (ደቅ ደሴት) , 4 Gelila Zakarias , 5 Kebran (Kibran), 6 Mitraha (መትራሃ) , Mitsele Fasilidas und 7 Tana Cherkos . Auch auf den Halbinseln 8 Zeghie (ዘጌ) und 9 Gorgora mit der Landzunge 10 Mandaba sind Kirchen und Klöster erbaut worden. Die Insel Deq ist mit etwa 6km Durchmesser die größte Insel des Sees. Auf ihr leben etwa 5.000 Menschen.

Die Mönchsklöster können üblicherweise nur von Männern betreten werden.

Auswahl von Kirchen und Klöstern in Uhrzeigerichtung:

  • Kloster 1 Kebran Gabriel auf der Insel Kebran
  • Kloster 2 Intons Maryam auf der gleichnamigen Insel
  • Kirche 3 Debre Maryam auf der gleichnamigen Insel
  • Kloster 4 Rema Medhane Alem auf der gleichnamigen Insel
  • Kloster 5 Mitsele Fasilidas auf der gleichnamigen Insel
  • 6 Tana Cherkos (Tana Qirkos) auf der gleichnamigen Insel
  • 7 Jigefa Tekle Haimanot
  • 8 Mitra Maryam auf der Insel Mitraha
  • Kirche 9 Debre Sina Maryam in Gorgora
  • 10 Angara Tekle Haimanot auf der Insel Birgida
  • 11 Medhane Alem
  • Kloster 12 Gelia Abuna Zekarias auf der gleichnamigen Insel
  • Kirche 13 Deset Bete
  • Kirche 14 Kunzila Georgiys
  • Klosterkirche 15 Narga Selassie auf der Insel Deq
  • Mönnchskloster 16 Daga Estifanos auf der Insel Daga
  • Kloster 17 Ura Kidane Mehret (ኡራ ኪዳነምህረት) auf der Halbinsel Zeghie
  • Kirche 18 Azwa Maryam auf der Halbinsel Zeghie
  • Kirche 19 Batra Maryam auf der Halbinsel Zeghie
  • Kirche 20 Debre Selassie auf der Halbinsel Zeghie
  • Kirche 21 Zeghie Giyorgis auf der Halbinsel Zeghie

Weitere Ziele

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  • 1 Aussichtspunkt nordwestlich der Sommerresidenz Bezawit (Haile Selassie)
  • 2 Palastruine Guzara
  • 3 Palastruine des Kaisers Sissinios (Suseniyos) auf der Halbinsel Gorgora

Aktivitäten

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Ausgehen

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Unterkunft

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Ausflüge

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Literatur

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  • Cheesman, R.E.: Lake Tana and Its Islands. In: Geographical Journal, ISSN 0016-7398, Bd.85 (1935), S.489–502, JSTOR 1785868.
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Einzelnachweise

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