Gorgora
Gorgora · ጎርጎራ | |
Region | Amhara |
---|---|
Einwohnerzahl | 4.783 (2005) |
Höhe | |
Gorgora |
Gorgora (amharisch: ጎርጎራ, gesprochen Gʷergʷerā) ist ein Kleinstadt und Halbinsel im Nordwesten Äthiopiens. Sie liegt etwa 62 km südlich von Gondar am Nordufer des Tanasees in der Region Amhara. Die schöne Stadt ist bekannt für die Kirche Debre Sina, ihre vielen Klöster, ihre Relikte aus ihrer kurzen Zeit als Hauptstadt Äthiopiens wie dem Palast des Kaisers Sissinios (Suseniyos) und den Ruinen der einstigen portugiesischen Kathedrale. Der Mangel an Touristen trägt zum Charme der Stadt bei.
Hintergrund
BearbeitenLage und Name
BearbeitenGorgora ist eine Halbinsel am Nordufer des Tanasees. Sie hat eine Breite von etwa 12 Kilometern am südlichen Ende. Sie hat eine gute strategische Lage: Von einem erhöhten Felsvorsprung bietet sich ein guter Blick auf den See und eine Reihe von Inseln, die für die Besiedlung geeignet sind. Im Osten der Halbinsel ist die gleichnamige Stadt gelegen, die auch über einen Hafen verfügt. 2005 lebten in Gorgora nach Angaben der Zentralen Statistikbehörde Äthiopiens 4783 Einwohner.[1]
Gorgora ist die äthiopische Verfremdung des griechischen Namens „Γρηγόριος“ (Gregorios). Die Stadt wurde nach dem Heiligen und Kirchenvater Gregor der Erleuchter aus dem 4. Jahrhundert benannt, der eine herausragende Persönlichkeit auch in der äthiopisch-orthodoxen Kirche war und ist.
Geschichte
BearbeitenDie Gründung des Orts erfolgte im 14. Jahrhundert mit dem Bau der Kirche Debre Sina durch den Kaiser Amda Seyon I. (1314–1344).
Gorgora war seit 1612 während der Regierungszeit von Kaiser Sissinios (Suseniyos, 1571/1575–1632) und seinem Sohn Fasilides (1603–1667) eine der frühen Hauptstädte Äthiopiens, bevor Fasilides Gondar gründete. Sowohl Gorgora und später Gondar wurden ausgewählt, weil ihre Namen mit dem Buchstaben "gʷa" (Ge'ez: ጐ) begannen, wie es eine Prophezeiung der damaligen Zeit vorschrieb.
Etwa zur selben Zeit wurde Gorgora Standort einer wichtigen Jesuitenresidenz: Das „alte“ Gorgora lag 5 km nordöstlich, landeinwärts von Maryam Gimb, das [neues] Gorgora genannt wurde, und 5 km westlich von Debre Sina und seinen Kirchen.[2] Die Gründung wird dem katholischen Jesuiten und Missionar Pedro Páez Jaramillo (1564–1622) zugeschrieben, dem es auch gelang, Kaiser Sissinios zum Katholizismus zu bekehren.[3] Kaiser Fasilides ließ die die Jesuiten aufgrund ihrer aggressiven Missionstätigkeit vertreiben. Deshalb musste die portugiesische Kathedrale aufgegeben werden. Die von den Jesuiten errichteten Gebäude sind immer noch sichtbar, obwohl die meisten Gebäude nach einem Erdbeben in den 1950er-Jahren einstürzten.
Daneben bestand das Kloster Mandaba, das sich an der Landzunge der Halbinsel Gorgora befindet. R.E. Cheesman besuchte Mandaba im Jahr 1932 und beschrieb das Kloster als von einer hohen Mauer umgeben, dessen Tor von keiner Frau betreten werden darf. Im Kloster gab es 150 Mönche. Das Kloster wurde von einem Abt regiert, der in seinem eigenen Kloster allmächtig war und die Macht besaß, widerspenstige Mönche in Ketten zu legen. Weiterhin berichtete Cheesman, dass, wenn ein Mann vor der Justiz flieht, die Klosterglocke läutet und ihm Zuflucht gewährt wird, er selbst vor der höchsten Person des Landes sicher ist.[4]
1941 war Gorgora Garnisonsort für 1500 italienische Soldaten, die in der Schlacht von Gondar unter General Guglielmo Nasi (1879–1971) im Oktober/November 1941 eingesetzt wurden. Es war die Entscheidungsschlacht im Ostafrikafeldzug zwischen dem Königreich Italien und den Commonwealth-Truppen. Mit dem Fall Gondars endete die italienische Kolonialherrschaft in Ostafrika.
1960 richtete der öffentliche Gesundheitsdienst in Gorgora ein Gesundheitszentrum ein, eines der ersten vier auf dem Land in Äthiopien. Gorgora wurde aufgrund seiner Nähe zum Public Health College in Gondar ausgewählt.[5]
Anreise
BearbeitenMit dem Auto
BearbeitenMan fährt auf der A3 von Gondar nach 1 Azezo . Kurz nach Azezo zweigt bei 1 12° 32′ 44″ N 37° 25′ 34″ O eine Straße nach Südwesten nach Gorgora ab, auf der man auch den Flughafen Gondar passiert.
Mit dem Bus
BearbeitenEs gibt einen frühen Morgenbus von Gondar (20 Birr) und gelegentliche Kleinbusse.
Mit der Fähre
BearbeitenMobilität
BearbeitenSehenswürdigkeiten
BearbeitenKirchen und Klöster
Bearbeiten- 1 Kirche Debre Sina Maryam. (12° 14′ 33″ N 37° 18′ 6″ O)Der Bau der Rundkirche mit ihrem Strohdach im Jahr 1334 geht auf den Kirchenführer Abuna Thomas und Kaiser Amda Seyon I. zurück. Sie ist damit eine der ersten Rundkirchen in Äthiopien überhaupt und wurde nie zerstört. Anfang des 18. Jahrhunderts wurden auf Weisung des Kaisers Tekle Haymanot I. (1684–1708) und seiner Mutter, die Kaiserin Malakotawit, die Malereien am inneren Kubus angebracht.
Der hölzerne Kubus besitzt drei Türen und drei Fenster. In den Szenen wurden u. a. Jesus, der Erzengel Raphael, Maria mit ihrem Kind, die Verkündung, die Kreuzigung, der Kindermord in Bethlehem, die Errettung von Adam und Eva, die Flucht nach Ägypten dargestellt, Jesu Einzug in Jerusalem, die Enthauptung des Johannes, die Kreuzigung des Petrus und die Steinigung des Stefan. Zu den dargestellten Kaisern und Königen gehören Kaiser Theodosius I. (347–395, vielleicht mit seiner spanischen Ehefrau Aelia Flacilla), König David, König Salomon, König Hezekiah (715–686 v. Chr.) und König Josiah (etwa 640–609 v. Chr.). Zudem wurden mehrere Heilige verewigt. - Ruinen der Jesuitenresidenz
- Ruinen der früheren Jesuitenresidenz
- Ruinen der früheren Jesuitenresidenz
- Ruinen der früheren Jesuitenresidenz
- 2 Kloster Mandaba (12° 12′ 4″ N 37° 16′ 43″ O)
- Ruinen der portugiesische Kathedrale (Gimba). Die 1620 errichtete Kirche wurde aufgegeben, nachdem Kaiser Fasilides die Jesuiten vertrieben hatte. Heute verfallenes, noch mehrere Meter anstehendes Gebäude in Seenähe.[6]
Profanbauten
BearbeitenDenkmäler
Bearbeiten- 2 Mussolini-Stele (etwa 2 km westlich von Gorgora) Die 20 m hohe Stele wurde 1938 in Erinnerung an die mühevolle Eroberung des Gebiets unter dem Kommandeur Achille Starace (1889–1945) am 12. April 1936 aufgestellt. Auf der Südseite die die Zwillinge Remus und Romulus zu sehen, die von einer Wölfin gesäugt werden. Darüber befindet sich die Inschrift „ROMA IMPERAT“ (Rom herrscht). Auf der anderen Seite ist ein getöteter Löwe mit der Inschrift „VSQVE AD FINEM“ (Bis zum Ende) dargestellt. Die Sokelinschrift trägt das Datum und den Namen der Militäreinheit Starace. (12° 14′ 8″ N 37° 16′ 46″ O)
- Mussolini-Stele
- Getöter Löwe
- Remus und Romulus
Aktivitäten
BearbeitenKaufen
BearbeitenKüche
BearbeitenEs gibt ein Restaurant im Gorgora Port Hotel.
Unterkunft
BearbeitenGünstig
Bearbeiten- Tanabir Guesthouse (in Hafennähe).
Mittel
Bearbeiten- 1 Gorgora Port Hotel (neben der Fähranlegestelle). Tel.: +251 (0)58 467 0003. Hotel mit Restaurant, Zimmer mit Gemeinschaftsbad. Sehr zu empfehlen sind die drei Schlafzimmer-Hütten direkt am See (300 Birr). Es gibt auch Zimmer im Hauptgebäude für 150-190 Birr EZ. Organisation von Touren, z. B. Bootsfahrten zu den Palastruinen des Kaisers Sissinios. (12° 14′ 20″ N 37° 18′ 9″ O)
- 2 Tim & Kim Village. Tel.: +251 (0)92 033 6671, E-Mail: timandkimvillage@gmail.com. Lodge mit einfachen Hütten und Gemeinschaftsbad. (12° 13′ 45″ N 37° 17′ 57″ O)
Gesundheit
Bearbeiten- 1 Gorgora health center (12° 14′ 15″ N 37° 17′ 43″ O)
Ausflüge
Bearbeiten- Klöster im Bereich des Tanasees. Am besten organisieren Sie einen Bootsverleih im Gorgora Port Hotel.
Literatur
Bearbeiten- : a guide to the remote churches of an ancient land. London ; New York: I.B. Tauris, 2015, ISBN 978-1-78076-816-8, S. 203–226 (in Englisch). Debre Sina Maryam : Hidden treasures of Ethiopia
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ The 2005 National Statistics: Section-B Population. In: Central Statistics Agency of Ethiopia, Donnerstag, 23. November 2006, PDF. Table B.4.
- ↑ Uhlig, Siegbert (Hrsg.): Encyclopaedia Aethiopica; Bd. 2: D - Ha. Wiesbaden: Harrasowitz, 2005, ISBN 978-3-447-05238-2, S. 853–854. : Gorgora. In:
- ↑ London: Benn, 1957 (2. Auflage), S. 115. : Travels in Ethiopia.
- ↑ Lake Tana and Its Islands. In: Geographical Journal (GJ), ISSN 0016-7398, Bd. 85 (1935), S. 489–502, insbesondere S. 499–500, JSTOR 1785868. :
- ↑ Local history of Ethiopia : Gor - Gozza. Uppsala: The Nordic Africa Institute, 2005, S. 9–14. Internetpublikation. :
- ↑ The View From Gondar: Part III, Gorgora. In: Addis Tribune. :