Selinunt

achäologischer Fundplatz in Sizilien
Selinunt Tempel E
Selinunt
RegionSizilien
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte von Sizilien in Italien
Lagekarte von Sizilien in Italien
Selinunt

Selinunt ist eine archäologische Ausgrabungsstätte in der Nähe der Stadt Castelvetrano auf Sizilien.

Hintergrund

Bearbeiten

Selinunt (ital: Selinunte) besteht zum einen aus der archäologischen Stätte, bestehend aus zwei Teilen (dem Plateau mit den Tempeln E, F und G und der eigentlichen ummauerten Stadt mit der Akropolis und den Tempeln A, B, C und D auf einem Vorsprung in Meernähe). Die Siedlung liegt in der Nähe der Mündung des Flusses Selinos (heute: Modione), der dortige antike Hafen ist versandet.

Der andere Teil ist der moderne Ort Marinella de Selinunte, ein Ortsteil von Castelvetrano mit rund 1'000 Einwohnern. In Italien wird die Ortschaft als ein Beispiel für illegales Bauen in den Sechziger- und Siebzigerjahren herangezogen.

Geschichte

Bearbeiten

Selinunte wurde um 700 v. Chr. von aus dem griechischen Megara stammenden dorischen Siedlern als Aussenposten von Megara Hyblea an der Ostküste Siziliens gegründet.
Schon recht bald, um 580 v. Chr. geriet Selinunt in Konflikt mit der Elymer-Siedlung Segesta und verbündete sich mit den Karthagern und später auch mit Syrakus. Auch in einer Zeit der Ruhe schwelte der Konflikt mit Segesta weiter, so dass Segesta seinen Bundesgenossen Athen 415 v. Chr. zur sizilischen Expedition veranlasste. Vom eigentlichen Ziel, dem Angriff auf Selinunt wurde dann abgesehen.
Im Jahr 409 v. Chr. landeten die von Motya vertriebenen Karthager bei Lilybäum / Marsala und marschierten gegen Selinunt, das nach zehntägiger Belagerung eingenommen wurde. Nach dem Schleifen der Mauern durften die Einwohner nach Selinunt zurückkehren und blieben Karthago tributpflichtig, die Stadt gewann wieder an Macht und Grösse.
Selinunt blieb nun ein Verbündeter der Karthager und deren westlichster Aussenposten, nach dem ersten punischen Krieg gegen die Römer zogen sich die Karthager nach Lilybäum zurück und zerstörten die Stadt um 250 v. Chr.
In römischen Schriften wird die Stadt noch erwähnt, von Strabo aber nur noch als zerstört beschrieben. Sie wurde nicht mehr aufgebaut und verfiel über die Jahrhunderte.
Im 19. Jhdt. waren die Ruinen der Stadt unter dem Dickicht kaum mehr zu erkennen, im 20. Jhdt. wurden die Tempelanlagen auf dem Osthügel ausgegraben, der Tempel E mit einer umstrittenen Rekonstruktion um 1950 wieder aufgestellt, und die Ausgrabungen auf der Akropolis aufgenommen.

 
Karte von Selinunt

Auf der Straße

Bearbeiten

Von der Ausfahrt Castelvetrano der Autobahn   A29 ist die 12 km entfernte Ausgrabungsstätte auf der   SS115dir in wenigen Minuten zu erreichen. Die Hauptachse der aus Castelvetrano nach Osten wegführenden   ist diejenige nach Selinunt, für die Weiterfahrt auf der   muss in Richtung Agrigent rechts abgebogen werden.

Mit der Bahn

Bearbeiten

Die Bahnlinie Palermo - Castelvetrano - Mazara del Vallo - Marsala kann benutzt werden, vom Bahnhof Castelvetrano bestehen Busverbindungen zum Archäologischen Gelände von Selinunt.

Mit dem Flugzeug

Bearbeiten

Die nächsten Flughäfen sind diejenigen von Palermo und Trapani - Birgi. Weiterreise von dort aus auf der Strasse, Selinunt ist in einer guten Stunde zu erreichen. Von Marsala - Mazara del Vallo von Westen und von Sciacca - Agrigent - Gela - Syrakus wird Selinunt auf der südlichen Küstenstrasse   SS115 Sud Occidentale Sicula erreicht.

Mobilität

Bearbeiten

Auf dem Ausgrabungsgelände mit den Tempeln E - G auf dem Osthügel bewegt man sich am besten zu Fuss, für Gehbehinderte stehen Elektromobile zur Verfügung.
Zum Besuch der Akropolis mit den Tempeln A - D in Meernähe fährt man am besten mit dem eigenen Auto zum zweiten Parkplatz in der Nähe der antiken Stadtmauer / Akropolis, die Tickets werden bei diesem Eingang ein zweites Mal kontrolliert. Zum Besuch des Heiligtums der Malaphoros und des kleinen Museums auf der andern Seite des Flusses Modione bewegt man sich wieder zu Fuss (ca. 15 Min.).

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
 
Selinunt: Tempel E
 
Selinunt: Tempel F
 
Selinunt: Tempel G
 
Selinunt: Tempel G
  • 1 Parco Archeologico Selinunte. Tel.: 0924 46540, 0924 46277. Geöffnet: 09.00-19.00 (Kassenschluss 18.00). Preis: 6 €, reduz. 3 €.
  • Osthügel (Collina orientale)
    • 1 Tempel E (Tempio E) . Der klassisch dorische Tempel E (der Hera zugeschrieben) mit den Ausmassen von 70,2 × 27,6 m (15 × 6 Säulen) wurde in den Jahren 460 - 450 v. Chr. erbaut. Vier Metopen befinden sich im Archäologischen Museum von Palermo, in einer umstrittenen Rekonstruktion wurde der Tempel 1959 wieder aufgerichtet, gibt aber so ein spektakuläres Zeugnis der damaligen Schönheit ab (und ist der meistphotographierteste Tempel in Selinunt).
    • 2 Tempel F (Tempio F) . Der kleinste Tempel mit den Ausmassen 61,8 - 24,4 m (6 × 14 Säulen), evtl. Dionysos zuzuschreiben, wurde in den Jahren 550 - 520 v. Chr. erbaut. Der Tempel wurde nach seiner Zerstörung als Steinbruch missbraucht, zweieinhalb seiner Metopen befinden sich ebenfalls im Archäologischen Museum von Palermo.
    • 3 Tempel G (Tempio G) . Der Zeus zugeschriebene Tempel war mit seinen 113 × 54 m (17 × 8 Säulen) der grösste von Selinunt und einer der grössten griechischen Tempel der Antike. Sein Bau wurde von Osten begonnen und ist auf 530 v. Chr. datiert, wahrscheinlich wurde er bis zur Zerstörung der Stadt durch die Karthager nie vollständig fertiggestellt.
 
Tempel E
 
Tempel F
 
Tempel G
 
Selinunte: Tempel A (auf der Akropolis)
 
Selinunte: Tempel C (auf der Akropolis)
 
Selinunt: Tempel C (Luftbild)
 
Selinunte: Tempel D (auf der Akropolis)
  • Akropolis
    • Stadtmauer. Die nach der Zerstörung durch die Karthager zu Beginn des 4. Jhdt. v. Chr. erneuerte Stadtmauer ist zur Rechten auf dem Weg vom Parkplatz zur Akropolis zu sehen. Von der Stadtmauer, welche die ganze Stadt umgab, ist noch viel zu sehen, u. a. auch die Befestigungsanlagen um das Tor im Norden.
    • 4 Tempel O (Tempio O) . Vom südlichsten Tempel auf der Akropolis, der wohl um 550 v. Chr. erbaut wurde, bestehen noch spärliche Reste, er war wohl 40,2 × 16,2 m groß (14 × 6 Säulen).
    • 5 Tempel A (Tempio A) . Gleich daneben gegen Norden ein gleichartiger Tempel, der auch um 550 v. Chr. entstanden sein dürfte, er maß ebenfalls 40,2 × 16,2 m (14 × 6 Säulen), von ihm wurde der Altar gefunden. Die beiden Wendeltreppen auf den Seiten des Eingangs zum Naos gelten als früheste Wendeltreppen.

Auf der Nordseite der Querstraße folgen:

  • auf der Akropolis:
    • 6 Tempel B (Tempio B) . Der kleine (8,4 × 4,6 m, Front mit 4 Säulen) aus dem 4. Jhdt. v. Chr. stammende Tempel wird dem Empedokles zugeschrieben. Der farbenprächtige Tempel wurde 1824 von J.I.Hittorf entdeckt, seine Beschreibung der Polychromie (Einsatz von Farben in der griechischen Baukunst) aufgrund der Untersuchung des Tempels B führte zum Umdenken in der Welt der Archäologie.
    • 7 Tempel C (Tempio C) . Der 63,7 × 24 m große Tempel (17 × 7 Säulen) gilt als der älteste und großartigste Tempelbau von Selinunt, er dürfte Apollo geweiht gewesen sein. Einige der Metopen befinden sich im Archäologischen Museum in Palermo. An der Nordseite stehen noch zwölf Säulen; nach Renovierungsarbeiten konnten die störenden Gerüste inzwischen teilweise abgebaut werden.
    • 8 Tempel D (Tempio D) . Der 56 × 24 m (6 × 13 Säulen) messende Tempel stand noch weiter im Norden.
    • Megaron. Das 17,8 × 6,3 m messende Gebäude war wohl eines der frühesten kultisch genutzten Gebäude von Selinunt und wurde um 580 v. Chr. erbaut.

Wird der Stadtbezirk auf der Akropolis durch das Westtor verlassen, führt ein Fußweg zum Flüsschen Modinone hinunter, man gelangt zum

  • Heiligtum des Malophoros
    • Tempel N / Hera Heiligtum. Ein kleines Tempelgebäude mit einem davor platzierten großen Altar wird der Göttin Hera zugeschrieben.
    • Heiligtum der Demeter Malophoros. Weiter zur Rechten findet sich ein Heiligtum mit einem Altar und einem dahinter stehenden Tempel (ohne Säulenumgang), ein Megaron. Im wahrscheinlich der Demeter Malophoros gewidmeten Heiligtum wurden 12.000 Terracotta - Votivfiguren gefunden.
    • Temenos des Zeus Meilichios. Gleich rechts daneben findet sich ein heiliger Bezirk mit einem Altar, der dem Zeus gewidmet war, wahrscheinlich wurde die kleine Kapelle mit vorgelagerten Säulen im 4. Jhdt. v. Chr. angelegt.
    • Quelle von Gaggera / Antiquarium. In einem kleinen Museum, teils über der antiken Einfassung der Quelle errichtat, sind lokale Funde ausgestellt.
  • Nekropole. Teile von Grabmälern aus der östlich des Flüsschens Modinone gelegenen Nekropole sind beim Besucherzentrum auf der Akropolis ausgestellt.
 
Selinunte: Tempel N (Westhügel)
 
Selinunte: Heiligtum der Demeter Malophoros (Westhügel)
 
Selinunte: Heiligtum des Zeus Meilichios

Aktivitäten

Bearbeiten

Baden kann man in Marinella di Selinunte gleich südöstlich des Ausgrabungsgeländes.

Einkaufen

Bearbeiten

Beim Besucherzentrum (mit grossem Parkplatz) beim Zugang zu den Tempeln E - G auf dem Osthügel können Getränke, archäologische Führer durch die Ausgrabungen und Andenken erworben werden, im Sommer werden auf dem Parkplatz Gelati, etc. angeboten.

Praktische Hinweise

Bearbeiten

Toiletten gibt es am Besucherzentrum beim Zugang zu den Tempelanlagen E - G sowie im Gebäude auf der Akropolis.

Ausflüge

Bearbeiten
 
Steinbruch von Rocche di Cusa
  • Cave di Cusa / Rocche di Cusa. Der Steinbruch, in dem die Säulen für die gewaltigen Tempel von Selinunt gewonnen wurden, etliche halbbearbeitete Säulen sind noch zu besichtigen. Ergänzung Frühjahr 2024: Das Eingangstor ist verschlossen. Es sieht verrostet und bereits mehrere Jahre verschlossen aus. Dennoch ist der Zugang durch eine Zaunlücke rechts vom Eingang möglich, der Steinbruch ist weiterhin betretbar und sehenswert. Koordinaten des Parkplatzes 37.6190303, 12.7240572. Preis: 2.00 €, reduz. 1.00 €; wenn die Tempel von Selinute vorher besucht wurden, kostenlos.

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten

www.selinunte.net: Touristeninformationen mit einem PDF-Plan zum Download, nur teils verständliche automatische Übersetzung in andere Sprachen.

 
Dies ist ein brauchbarer Artikel. Es gibt noch einige Stellen, an denen Informationen fehlen. Wenn du etwas zu ergänzen hast, sei mutig und ergänze sie.