Sciacca
Sciacca | |
Region | Sizilien |
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Einwohnerzahl | 38.967 (2023) |
Höhe | 60 m |
Sciacca |
Sciacca ist eine Stadt in der Provinz Agrigent in Sizilien.
Hintergrund
BearbeitenSciacca ist eine Hafenstadt an der Südküste von Sizilien, sie liegt ca. 50 km nordwestlich von Agrigent. Die Altstadt ist auf einem Felsplateau oberhalb der Küste angelegt, über steile Straßen und Treppenverbindungen kann der Hafen erreicht werden.
Die früheste Besiedelung der Region von Sciacca geht in die Zeit der Sikaner zurück. Ob es nun wirklich Daedalus war, der nach seiner Ankunft in Sizilien Dampfbäder errichtete sei dahingestellt, auf jeden Fall wurde die Region um den Berg Cronio (oder Mte. S.Calogero) in der griechischen Periode von Selinunt aus kolonisiert, die heißen Quellen wurden offenbar für Thermen genutzt. Ähnlich wie Selinunt fiel die Siedlung 409 v.Chr. in die Hand der Karthager und ihr Hafen war möglicherweise der Schauplatz der Schlacht von Cabala 383 v.Chr. und der Schlacht am Berg Cronio 387 v.Chr. des punischen Kriegs. Unter römischer Herrschaft hieß die Siedlung Thermae Selinuntinae und wurde im 3. Jhdt. n.Chr. in Aquae Labodes umbenannt, sie blieb ein wichtiger römischer Thermalkurort.
Im Jahre 840 geriet die Siedlung unter arabische Herrschaft, der heutige Name leitet sich wohl aus dem arabischen ab. Sciacca, zwischen den bedeutenden Städten Mazara und Girgenti resp. Agrigent gelegen, gelangte zu Wohlstand und das Töpferhandwerk gelangte zur Blüte. Die Stadt wurde immer wieder in Konflikte zwischen Arabern und Berbern hineingezogen und wurde 1087 von den Normannen erobert. In den folgenden Jahrhunderten wechselten sich verschiedene Fürstengeschlechter in Sizilien ab, die Hohenstaufen, die Anjou, etc.
Ein absolutes Phänomen, das leider nicht mehr besichtigt werden kann (zumindest nicht ohne nass zu werden), ist die Isola Ferdinandea. Die Insel vulkanischen Ursprungs tauchte 1831 60 Seemeilen von Sciacca entfernt aus dem Meer auf. Verschiedene Expeditionen erhoben Anspruch auf das Eiland. Knappe sechs Monate später, im Dezember 1831, war die Insel bereits wieder verschwunden, das schlackenartige vulkanische Material wurde von der Brandung weggeschwemmt. Der unterseeische Kegel verflachte sich und ist heute eine Untiefe von 5-8 m unter Meeresspiegel, zur Untermauerung des italienischen Gebietsanspruchs haben Taucher auf der Spitze ein Schild angebracht.
Anreise
BearbeitenMit dem Auto kann Sciacca von Palermo aus über die streckenweise gut ausgebaute SS624 in gut eineinhalb Stunden erreicht werden, der Weg über Autobahn A29 Palermo - Mazara del Vallo bis Ausfahrt Castelvetrano und dann weiter auf der SS115 ist etwas entspannter zu fahren. Sciacca liegt an der südlichen Küstenstraße SS115, welche sich an der ganzen Südküste Siziliens von Trapani bis Syrakus entlangzieht.
Mit den Fahrzeugen der der sizilianischen Busgesellschaft AST kann Sciacca von Palermo, Agrigent und den größeren Städten in der Umgebung erreicht werden.
Mit der Bahn
BearbeitenAnreise mit der Eisenbahn: Linie Ferrovia dello Stato Palermo - Agrigento - Porto Empedocle und dann per Bus weiter auf der SS115 ins 50 km entfernte Sciacca.
Mit dem Flugzeug
BearbeitenVon den Flughäfen Palermo, Catania oder Trapani muss die Weiterreise mit dem Mietwagen oder öffentlichen Verkehr erfolgen.
Mobilität
BearbeitenInnerhalb Sciacca existiert lokaler Busverkehr, die Linienführung durch die engen Straßen der Altstadt ist wenig übersichtlich, die meisten Ziele sind problemlos zu Fuß erreichbar.
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Altstadt mit den Einkaufsstraßen Corso Vittorio Emanuele und 1 Via Giuseppe Licata
- 2 Piazza A. Scandaliato von der riesigen Terrasse ergibt sich ein wunderbarer Blick auf den Hafen und das Mittelmeer
- ein kleiner 1 Park (Villa comunale) mit schattenspendenden tropischen Bäumen mit ebenfalls herrlicher Aussicht aufs Meer liegt am westlichen Ende des Corso Vittorio Emanuele
- der Hafen beherbergt bis 500 Seefahrzeuge, von kleinen Booten bis zur riesigen Jachten, vor allem aber ist Sciacca Standort der zweitgrößten Fischfangflotte in Sizilien.
Kirchen
Bearbeiten- 1 Basilica / Chiesa Madre S.Maria del Soccorso (basilica di Maria Santissima del Soccorso) Die erste Kirche wurde im frühen 12. Jhdt. erreichtet, drei Apsiden wurden in den heutigen Barockbau einbezogen. An der Fassade stehen in Nischen mehrere Marmorskulpturen, die Skulptur der Schutzpatronin Madonna del Soccorso auf dem Hochaltar stammt von Giuliano De Almanchino und Bartolomeo Birritaro aus dem Jahre 1503, der Taufstein von Gagini aus dem Jahre 1495. Im Innern der Kirche findet sich auch das Grabmal von Bartolomeo Tagliavia.
- 2 Chiesa del Carmine (chiesa della Beata Maria Vergine del Carmelo) Eine aus dem 11. Jhdt. unter Roger I gebaute Kirche. Es ist eines der ältesten Gotteshäuser der Stast, wurde 1579 umgebaut und erweitert und erhielt 1817 ihr heutiges klassizistisches Aussehen. In der Kirche mit einem Rosettenfenster an der Fassade finden sich Fresken und Gemälde.
- die 3 Ex-Chiesa di S.Margherita an der Via Incisa zeichnet sich durch ein von Francesco Laurana entworfenes Portal aus dem 15. Jhdt. aus, im Innern ist sie im Barockstil mit Stuck und Fresken aus dem 17. Jhdt. reich geschmückt.
- an der Via Incisa schließt sich die festungsartige 4 Ex-Chiesa di S.Gerlando an: eine unscheinbare, aus dem 14. Jhdt. stammende Kirche mit einem schönen Portal.
- die 5 Chiesa di S.Domenico am Westende der Piazza Scandaliato oder Piazza S.Domenico: die Kirche aus dem 16.-18. Jhdt. ist im Barockstil ausgeführt.
- die 6 Chiesa del Collegio war Teil des Jesuitenkollegs, welches heute als Rathaus dient, und wurde 1615 im Barockstil errichtet.
- die 7 Chiesa di Sant'Agostino mit ihrer Bruchsteinfassade ist ein Barockbau aus dem 18. Jhdt., im Innern findet sich u. a. eine Skulptur der Stadtpatronin Maria del Soccorso von Giacomo Gagini aus dem Jahre 1538.
- an der 8 Chiesa di S.Caterina, ein Vorgängerbau wurde bereits im 12. Jhdt. errichtet, die aktuelle Kurche stammt aus dem 18. Jhdt. und ist im Barockstil errichtet, fällt vor allem die Loggia Campanile auf, die Glocken sind unter einer Säulenarkade aufgehängt.
- die 9 Chiesa di S.Michele in der Oberstadt ist ebenfalls nach 1620 im Barockstil erbaut.
- die 10 Chiesa di S.Maria dell'Itria an der Piazza G.Noceto wurde im Bereich eines Vorgängergebäudes aus dem 14. Jhdt. 1776/84 im Barock-/Renaissancestil erneuert, sie ist Begräbnisstätte mehrerer Mitglieder der Patrizierfamilien Peralta und Luna von Sciacca. Zur Renaissancekirche 11 Chiesa di Santa Maria Del Giglio, die im 17. Jhdt. erneurt wurde, ist es nur ein Katzensprung. Hier schließen sich ein Stadttor und die noch sichtbaren Reste der nordöstlichen Stadtbefestigung an.
In der Altstadt von Sciacca gibt es noch weitere Kirchlein mit teils normannisch - gotischen Stilelementen zu entdecken.
Burgen, Palazzi und andere Gebäude
Bearbeiten- das 3 Castello di Luna in der Oberstadt an der östlichen Stadtmauer wurde ab 1380 von Guglielmo Peralat errichtet und ging später in Besitz der Familie Luna über. In einem Erdbeben 1740 beschädigt wurde das Kastell restauriert und kann besichtigt werden.
- vom Castello dei Perollo steht nur noch das Eingangsportal mit dem Wappen der Familie, welche mit der rivalisierenden Familie der Luna erbitterte Streitigkeiten ausgetragen hatte.
- das heute als Rathaus dienende 4 Collegio dei Gesuiti an der Piazza A.Scandaliato
- 5 Palazzo Steripinto Mit seiner an einen Wehrturm erinnernden Fassade aus Pietra a punta di diamante ist der Palazzo Steripinto ein typisches Beispiel der Arte plateresca.
- am 6 Palazzo Tagliavia di S.Giacomo aus dem 15./16. Jhdt. verzweigen sich aus Osten kommend die beiden Hauptstraßen
- Stadttor 7 Porta San Salvatore aus dem 16. Jhdt. an der Straße zum Hafen, der Durchlass wurde neben dem Tor erweitert um große Fahrzeuge passieren zu lassen
- Stadttor 8 Porta Palermo mit den erhaltenen Torflügeln, durch die heute der Verkehr (in Einbahnrichtung) fährt.
Museen
Bearbeiten- das 9 Museo Scaglione zeigt als Ortsmuseum neben antiken Funden aus der Region Gebrauchsgegenstände und Werke von Künstler aus der Stadt Sciacca.
Aktivitäten
Bearbeiten- 1 Terme di Sciacca: das Thermalbad mit zugehörigem Kurhotel liegt am südwestlichen Rand der Stadt. Im Mai 2018 waren beide Einrichtungen geschlossen und machten einen verwahrlosten Eindruck.
- in der warmen Jahreszeit ist das Badevergnügen im Meer an den Lidi westlich des Hafens und im Osten der Stadt wohl dem Herumplanschen im Thermalwasser vorzuziehen.
- Sciacca gilt als eine der Karnevalshochburgen Siziliens
- Feierlichkeiten der Maria del Soccorso: zweimal jährlich (am 2. Februar und 5. August) wird eine Marienstatue von den Fischern von Schiacca barfuß in einer feierlichen Prozession zum Hafen ans Meer getragen, wo sie der Legende nach angeschwemmt worden sei.
Einkaufen
Bearbeiten- Keramik (Majolika saccense): bereits in der Antike wurde in der Region Keramik gefertigt, aber erst im 15. Jhdt entwickelte sich die Keramikkunst in Sciacca zur Hochform, so dass Sciacca heute nach Caltagirone zur zweiten Keramikhochburg von Sizilien gelten kann. Die sizilianische Keramik zeichnet sich durch großen Farbenreichtum aus, in den Ornamenten sind arabische Einflüsse zu erkennen. Vielerorts finden sich in der Stadt großflächige Keramikbilder an Hausfassaden.
- Korallenschmuck: die um 1875 entdeckten Korallenbänke vor Sciacca wurden großteils abgeräumt.
Küche
Bearbeiten- Gelati gibt's u. a. auf der Piazza A.Scandaliato im Ristorante Miramare
- frischen Fisch kann man täglich am Hafen erstehen
- mit DOC Sciacca gibt es seit 1988 für die Weingüter der Region eine eigene geschützte Ursprungsbezeichnung.
- das Olivenöl aus der Region gilt als qualitativ sehr hochwertig
Nachtleben
BearbeitenUnterkunft
BearbeitenGesundheit
BearbeitenPraktische Hinweise
Bearbeiten- Ufficio Servizi al Turista, Corso Vittorio Emanuele. Tel.: 0925 20478, E-Mail: ufficioturistico@comunedisciacca.it.
Ausflüge
Bearbeiten- zum Monte Kronio / Monte San Callogero.
- Auf dem Hausberg von Sciacca findet sich zum einen das 10 Stabilmento Stufe San Calogero mit den bereits in der Antike genutzten Dampfbadegrotten und einem Antiquarium, zum anderen die 12 Chiesa di S.Calogero, ein Barockbau der über einer vom Eremiten S.Calogero bewohnten Grotte auf dem Monte Kronio errichtet wurde. Im Innern ist eine Statue des Schutzheiligen von A. Gagini aus dem Jahre 1535 erwähnenswert. Von der Terrasse ergibt sich eine herrliche Aussicht auf Sciacca und die sizilianische Südküste, der Monte Kronio wurde unter Naturschutz gestellt, ein Wanderwegnetz besteht auf der Felsenkuppe nicht.
- das 11 Castello Incantato am Fuße des M. Cronio / M. San Calogero: von Fillipo Bentivegna wurden Tausende von Köpfen in Felsen gehauen, an Olivenbäumen angebracht, ein Monument naiver Kunst.
Literatur
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Website der Stadt Sciacca, ital. mit einem Abschnitt mit Informationen zu Sehenswürdigkeiten und der Umgebung, ital.
- Guida di Sciacca: Website mit wichtigen Touristeninformationen (Sehenswürdigkeiten, Öffnungszeiten, etc.) in italienisch
- vivisciacca.com, eine Website in ital. mit guten Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten der Stadt.