Qiman el-ʿArūs

Dorf im Gouvernement Beni Suef in Ägypten
Qiman el-ʿArūs · قمن العروس
GouvernementBeni Suef
Einwohnerzahl28.246(2006)
Höhe31 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Qiman el-ʿArūs

Qiman el-'Arus, arabisch: قمن العروس, Qiman el-ʿArūs, im Dialekt ʾIman il-ʿArūs, ist ein Dorf in Mittelägypten im Gouvernement Beni Suef. Das heute vorwiegend von Muslimen bewohnte Dort ist der Geburtsort von Antonius dem Großen, dem Erzvater des koptischen Mönchtums.

Hintergrund

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Karte
Plan des Dorfs Qiman el-ʿArūs

Lage und Bevölkerung

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Qiman el-ʿArūs befindet sich auf der westlichen Nilseite, etwa 94 Kilometer südlich von Kairo, etwa 7 Kilometer südwestlich der Kreishauptstadt el-Wāsṭā, etwa 26 Kilometer nordnordöstlich von Beni Suef und knapp 2 Kilometer westlich des westlich des Cairo Aswan Highways. Im Norden von Qiman befindet sich zudem noch das Dorf Kafr Abgīg.

Im Dorf gibt es eine ausschließlich muslimische Bevölkerung. 2006 lebten hier etwa 28.000 Personen.

Geschichte

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Aus vorrömischer Zeit gibt es keine Zeugnisse. Bereits im 3. Jahrhundert n. Chr. gab es hier eine Kirche.

Qiman el-ʿArūs, griechisch: Koma, Κομά, koptisch: Ⲧⲅⲉⲙⲁⲛ, Tgeman, ist der Geburtsort von Antonius dem Großen (251–356), dem Erzvater des koptischen Mönchtums. Er wurde als Sohn wohlhabender christlicher Bauern geboren. Allerdings wurde der Ort nicht in seiner Lebensbeschreibung, der Vita Antonii, die von seinem Schüler Athanasius dem Großen (um 300–373) verfasst wurde, benannt. Dieser wird erst im arabischen Synaxar (Martyrologium) zum 22. Tuba genannt.

Im Alter von zwanzig Jahren verlor er beide Eltern. Wie im Synaxar zu lesen ist, entschied er sich für ein Leben ohne Reichtum, nachdem er in der Kirche den Bibelvers gehört hatte: „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen; so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!“ (Mt 19,21 EU) Er verschenkte seinen Reichtum und gab seine Schwester in die Obhut einer Gemeinschaft von Jungfrauen. Er selbst entschied sich für ein Leben in Askese, zunächst in einem Grab in der Nähe seines Geburtsorts, im heutigen Deir el-Meimūn. Freunde, die ihm Nahrung brachten, fanden ihn eines Tages bewusstlos und brachten ihn in eine Kirche. Nach seiner Genesung kehrte er wieder in das Grab zurück.

Der französische Reisende Jean Coppin (etwa 1615–1690) besuchte 1638/1639 Qiman el-ʿArūs und fand noch die Kirche, die die Eltern von Antonius für ihren Sohn erbaut hatten, vor, die aber mittlerweile in eine Moschee umgewandelt worden war. Es ist der einzige Hinweis auf den Kirchenbau durch seine Eltern.[1]

Nach Angaben der Dorfbevölkerung solle sich der Ortsname von Amān el-ʿArūs, أمان العروس, ableiten. Man berichtet, dass er ein reicher Christ und Dorfvorsteher war. In el-Wāsṭā soll es ein Manuskript über ihn geben.

Der deutsche Theologe Otto Meinardus (1925–2005) berichtete 1973, dass er im Hof der rechteckigen Moschee im Dorfzentrum einige wenige antike Säulen vorgefunden hat, die nach Aussagen von Dorfbewohnern zur einstigen Kirche des hl. Antonius gehört haben sollen. Fünf Kilometer südlich von Qiman el-ʿArūs gibt es noch heute ein 52 Feddan, knapp 22 Hektar, großes Grundstück, das zum Kloster des Antonius gehört und als heilig angesehen wird.

Baufragmente mit christlichen Symbolen oder Inschriften findet man heutzutage nicht mehr. Die Einwohner des Dorfes berichteten aber, dass derartige Blöcke früher sowohl in den Moscheen als auch in den Häusern verbaut waren. Die Moscheen wurden erst in jüngster Zeit erneuert und umgebaut, so dass ältere Baufragmente heute fehlen, bereits früher entfernt wurden oder verdeckt sind.

Die Anreise ist mit einem PKW oder Taxi über den Aswan Cairo Highway möglich. Über den Abzweig bei 1 29° 18′ 8″ N 31° 11′ 10″ O erreicht man das Dorf im Osten. Ein kleines Fahrzeug ist für die engen Straßen von Vorteil.

Mobilität

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Das Dorf ist nicht sehr groß, so dass man es auch zu Fuß ergründen kann. Die Straßen selbst sind sehr eng.

Sehenswürdigkeiten

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Qiman el-ʿArūs verfügt heutzutage etwa über ein Dutzend Moscheen. Es ist unbekannt, ob sie noch über spätantike Baufragmente verfügen.

  • 1 Moschee des Scheichs ʿAmrūn (مسجد الشيخ عمرون, ​Masǧid asch-Schaich ʿAmrūn). Die Moschee verfügt über ein schlankes Minarett und einen unregelmäßigen Gemeinderaum, der in der Mitte über einen überkuppelten Lichtdom verfügt und dessen Decke auf schlanken Säulen und Pfeilern ruht. An den Wänden befinden sich nach oben spitz auslaufende gelbe Fenster. Der Mihrab (Qibla) ist schlicht in weiß gehalten und besitzt zu beiden Seiten je eine Säule und darüber eine schwarze Inschrift. Die Gebetskanzel (Minbar) befindet sich auf einem halbrunden Balkon. (29° 17′ 59″ N 31° 10′ 3″ O)
  • 1 Grab des Scheichs ʿAmrūn (قبة الشيخ عمرون, ​Qubba asch-Schaich ʿAmrūn). Das Grab des Scheichs befindet sich unmittelbar westlich neben der Moschee des Scheichs ʿAmrūn. Es handelt sich hierbei um ein einfaches quadratisches Kuppelgrab, in dem sich der Kenotaph des Scheichs besichtigen lässt. Das Grab verfügt über ein Fenster an der Stirnseite und mehrere kleinere Fenster in der aus Ziegeln errichteten unverputzten Kuppel. Im Kuppelgrab ist in einer Ecke auch seine Tochter bestattet. (29° 17′ 58″ N 31° 10′ 3″ O)
  • 2 Grab des Scheichs Safa (قبة الشيخ صفا, ​Qubba asch-Schaich Ṣafā). Das Grab befindet sich etwa 200 Meter nördlich des vorgenannten Grabs. Auch dies ist ein einfaches quadratisches Kuppelgrab mit Fenstern und Nischen in den Wänden und dem Kenotaph des Scheichs. Die Kuppel ist verputzt und besitzt Lichtöffnungen. Scheich Ṣafā verband eine feste Freundschaft mit Scheich ʿAmrūn und Scheich Mahalhal, الشيخ مهلهل. Von letzterem gibt es kein Grab. (29° 18′ 3″ N 31° 10′ 5″ O)
  • 2 Große Moschee (المسجد الكبير, ​al-Masǧid al-Kabīr). Die älteste Moschee des Dorfes verfügt über ein hoch aufragendes Minarett und betreibt auch eine Religionsschule. Der quadratischer Innenraum ist schlicht gehalten und besitzt einen grünen, ornamental gestalteten Sockel. Das Dach ruht auf zwei Säulenreihen auf allen Seiten und besitzt in der Mitte einen zweistufigen Lichtdom mit Kuppel und Kronleuchter. In einer der Ecken befindet der Mihrab, die Gebetsnische, und daneben der hölzerne Minbar, die Kanzel. (29° 18′ 7″ N 31° 10′ 7″ O)
  • 3 Moschee Abū el-ʿAmrān (مسجد أبو العمران, ​Masǧid Abū al-ʿAmrān; nordnordöstlich der Großen Moschee). Die historische Moschee besitzt ein hohes rundes Minarett über dem Eingangsportal der Moschee, die sich im Obergeschoss eines zweigeschossigen Gebäudes befindet. Den Eingang erreicht man über eine Außentreppe. Der Grundriss des Innenraums ist unregelmäßig. Der Innenraum ist schlicht gehalten. Die Wände besitzen nur einen dreistreifigen Sockel und zwei Reihen mit Fenstern. Der halbrunde Fensterabschluss besteht aus gelben Glasscheiben. Links neben dem Mihrab uns weißen und schwarzen Marmor befindet sich die Kanzel auf einem gemauerten halbrunden Balkon. Die Decke wird von Säulen und Pfeilern gestützt und ist farbig ornamental gestaltet. (29° 18′ 11″ N 31° 10′ 8″ O)

Einkaufen

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Restaurants findet man in Beni Suef.

Unterkunft

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Unterkünfte findet man in Beni Suef.

Ausflüge

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Der Besuch des Dorfs lässt sich mit der Fahrt nach Dalāṣ, el-Wāsṭā und zur Pyramide von Meidūm verbinden.

Literatur

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  • Vita Antonius’ des Großen:
    • Athanasius <Alexandrinus>; Stegmann Anton [Übers.]; Mertel, Hans [Übers.]: Des Heiligen Athanasius Alexandrinus ausgewählte Schriften; Bd. 2: Gegen die Heiden; Über die Menschwerdung; Leben des Heiligen Antonius; Leben des Heiligen Pachomius. Kempten [u.a.]: Kösel, 1917, Bibliothek der Kirchenväter: [Reihe 1]; Bd. 31, S.687–776.
  • Nachschlagewerke:
    • Timm, Stefan: Qiman. In: Das christlich-koptische Ägypten in arabischer Zeit; Bd. 5: Q - S. Wiesbaden: Reichert, 1991, Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients: Reihe B, Geisteswissenschaften; 41,5, ISBN 978-3-88226-212-4, S.2154–2157.
    • Meinardus, Otto F. A.: Christian Egypt, ancient and modern. Cairo: American University in Cairo Press, 1977 (2.Auflage), ISBN 978-977-201-496-5, S.355.
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  • Koptisches Synaxarium (Martyrologium) zum 22. Tuba (Coptic Orthodox Church Network)

Einzelnachweise

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  1. Coppin, Jean; Sauneron, Serge (Hrsg.): Voyage en Égypte de Jean Coppin: 1638 - 1639, 1643 - 1646. Le Caire: Institut français d’archéologie orientale du Caire, 1971, Collection des voyageurs occidentaux en Egypte; 4, S.294.
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