Nördliches Kasachstan
Nördliches Kasachstan | |
Hauptstadt | |
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Einwohnerzahl | 2,1 Mio. (Stand: 1. Jan 2023) |
Fläche | 356.967 km² (ohne Astana) |
Postleitzahl | |
Vorwahl |
Teile des großen Gebietes des Nördlichen Kasachstan sind unbewohnbare Steppe. Die Hauptstadt Astana (2019–22: Nur-Sultan) und seine Umgebung werden hier ausgeklammert.
Regionen
BearbeitenIm nördlichen Kasachstan liegen folgende Oblaste:
- Aqmola (Ақмола облысы Aqmola oblyssy, russisch: Акмолинская область) ist die Region um Astana. Verwaltungssitz ist in Kökschetau (russisch: Кокшетау Kokschetau).
- Nordkasachstan (Солтүстік Қазақстан облысы Soltüstik Qasaqstan oblysy, russisch: Северо-Казахстанская область, „Sewero-Kasachstanskaja Oblast“) ist das kleinste der Gebiete in die die Republik Kasachstan unterteilt ist. Der wichtigste Fluss Ischim mit seinem Nebenfluss Imanburlyq durchfließt das Gebiet, in dem seit der sogenannten „Neulandkampagne“ in den 1950er Jahren vorwiegend Weizen angebaut wird. Die Hauptstadt Petropawl liegt am Ischim nahe der russischen Grenze. Nordkasachstan liegt in der Waldsteppen- und Steppenzone. In der Waldsteppe wachsen vor allem Birken und Espen und es gibt viele Sümpfe.
- Qostanai (Қостанай облысы; Костанайская область) mit der Hauptstadt Qostanai (= Kostanay).
Orte
BearbeitenNaturschutzgebiete
Bearbeiten- In Nordkasachstan gibt es mehr als eintausend Seen, in der Mehrzahl mit Süßwasser. Die größten sind der Schaglytenis, der Nord- und Südkak, der grenzüberschreitende 1 Akusch (Акуш) , der 2 Taranköl (Үлкен Тораңғыл) und der Stanowoje. Seit den 1980ern arbeitete man an der Restaurierung der 3 Kamyshlovsky-Schlucht (Камышловский лог) , die nun ein attraktives Ausflugsziel, aber leider zum großen Teil auf russischem Gebiet ist.
- 4 „Teich der Relikte“ (Сирек кездесетін екпелер отырғызылған тоған)
- Der „Dohlenhügel“ im 2 Bezirk Birjan sal (Біржан сал ауданы, bis 2017: Bezirk Eńbekšilder)
- 5 Naturschutzgebiet Altai Dala («Алтын дала» мемлекеттік табиғи резерваты)
- 6 Naturschutzgebiet Naurzum (Наурызым қорығы) . Das Schutzgebiet liegt rund einhundert Kilometer Luftlinie südwestlich von Astana. Naurzum erreicht man auf einer Stichstraße, die von der 1 R265 abzweigt. Es handelt sich um Feuchtgebiete von herausragender Bedeutung für Zugvögel, die hier Zwischenstation auf ihren Wanderrouten machen, auch bieten sie Lebensraum für die bedrohte Saiga-Antilope.
- 7 Naturschutzgebiet Qorgalschyn (123 km aus Astana auf der R206 bis ins Dorf Abay, dann 10–30 km zu den Seen) Das Reservat ist eine wichtige Raststation für Zugvögel und beherbergt eine der größten Konzentrationen an Vögeln in ganz Asien. Der Tengissee kann alleine etwa 15 Millionen Vögel ernähren. Die Landschaft um den See wird von baumlosen Steppen beherrscht. Im gleichnamigen Landkreis (Коргалжынский район, „Korgalžynskij rajon“). Der flache Tengissee fluktuiert in seiner Ausdehnung saisonal. Ein weiterer See ist der Saumalköl.
Hintergrund
BearbeitenSteppe ist die vorherrschende Landschaftsform. Im Osten fließt der wasserreiche Irtysch, aus dem Altai kommend. Er speist auch den Irtysch-Karaganda-Kanal, der Trinkwasser durch die Steppe nach Süden leitet.
Sprache
BearbeitenSeit den Unruhen 1999 sind zahlreiche Nicht-Kasachen aus der Region abgezogen. Das gilt primär für Russen, aber auch Deutsche und Tschechen, so dass deren Sprachen weniger gebraucht werden. Dazu kam noch starker kasachischer Zuzug von Arbeitskräften in den Großraum Astana.
Anreise
BearbeitenDrehkreuz für Fernverkehr ist die in der Mitte der Region angesiedelte Hauptstadt Astana, wo auch ein direkt aus Europa erreichbar Flugplatz angesiedelt ist.
- Flughafen Kostanay (Аэропорт Костанай, IATA: KSN) 2019 erweiterter Regionalflugplatz. Flüge nach Moskau, saisonal Türkistan und in die Türkei.
- Flughafen Kökschetau (Аэропорт Кокшетау, IATA: KOV; 12,5 km nordöstlich, an der Autobahn A13. Bus 18 vom Bahnhof und Busbahnhof, gut 50 Min.) Provinzflugplatz mit wenigen Inlandsflügen. Internationale Flüge gibt es nur saisonal nach Moskau-Schukowski.
Grenzübergänge mit Russland
BearbeitenSiehe auch: Petropawl und in Ostkasachstan
Mobilität
BearbeitenMit Bussen und Marshrutkas sind auch kleine Ortschaften erreichbar.
Bahnstrecken
BearbeitenDie Hauptstrecke Petropawl – Kökschetau – Astana durchs ganze Land bis Almaty führt durch Qaraghandy über 3 Moyynty (Мойынты (станция), Moniti) (Abzweig nach Balqash, weiter nach Aqtogai) und 4 Shu (Шу стансасы, bis 1993: Tschu Чу) wo sich die Strecke in die Richtungen nach Taras und Almaty teilt.
Aus Astana nach Westen führt eine Hauptstrecke in Richtung des russischen Magnitogorsk. Um Kostanay zu erreichen, zweigen die Züge in 5 Tobol ab.
Nach Osten geht es über Ekibastuz nach Pawlodar und weiter nach Semei.
Kostanay und Kökschetau sind durch eine Querstrecke direkt verbunden.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBurabay
Bearbeiten4 Burabay (Бурабай) und das nahe 5 Schtschutschinsk (Щучинск, Ščučinsk) werden vor allem wegen ihrer Seen und dem Kökschetau-Massiv aufgesucht. Der 8 Gipfel des Kokshe ragt fast sechshundert Meter über das Umland spitz bis 937 Meter hinauf. Der Ort vermarktet sich als „kasachisches Lappland.“ Im Winter bietet man dementsprechend Schlittenhundfahrten u. ä. In den frühen 2020ern hat man begonnen die Wintersportmöglichkeiten, auch mit Eisstadion auszubauen. Die Sommersaison beginnt mit den Feiertagen um Nevruz am 20. März. Dann öffnet auch ein „kasachisches Disneyland.“ An Sommerwochenenden ist in Seenähe familienorientierter Betrieb, wobei es sehr voll werden kann.
Im Nationalpark südlich des Ferienorts Burabay ist die 9 Kenesary-Höhle (Кенесары үңгірі) mit Wandzeichnungen. Es gibt keine Straße zur Höhle – sie ist für einen normalen Touristen zu schwierig. Daher gibt es eine Ausflugsroute im Sommer. Die Tour (2021: 2300 ₸) beinhaltet einen vierstündigen Spaziergang durch den Wald und entlang des Burabay-Sees. Benannt ist die Höhle nach einem Khan, der hier auf seinen Jagden genächtigt haben soll. Er führte 1837 einen anti-russischen Aufstand. Sein zu einem Trinkgefäß umgestalteter Schädel wurde aus einem omsker Museum nach Kasachstan zu seinem 220. Geburtstag zurückgebracht. Auch seinem Großvater Ablai-Khan wird gedacht. Die entsprechende Stele ist ein nach oben zeigender Pfeil. Direkt über der Basis befindet sich ein dunkler Ring, der die Vereinigung aller drei Horden des kasachischen Khanats symbolisiert.
Angelscheine verkauft das 3 Büro der Nationalparksverwaltung, im Heimat- und Naturkundemuseum (Eintritt 300 ₸) in Buraby, Montag ist Ruhetag. Um die Seeufer sind zahlreiche markierte Wanderwege. Um den Žumbaktas-Felsen (Жумбактас) ranken sich etliche Legenden. In der Nähe gibt es Bootsverleiher zum übersetzen.
Als wichtiges inländisches Urlaubsziel ist man mit Hotels gut versorgt.
- Anreise
Schtschutschinsk liegt an der A1 und dem 7 Bahnhof Kurort-Borovoe (станция Курорт-Боровое). Aus Astana sind es 238 km.
Kökschetau
Bearbeiten6 Kökschetau (Көкшетау, Koshetav) ⓘ liegt am 14 km² großen Kopa-See. Die Hauptstraße im Zentrum heißt Auezov, ehemals Petropawlowskaja. Am Fuße der Bukpa-Hügels, beim Ufer des Kopa-Sees, begann im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts die Gründung von Kökschetau. Das Stadtgebiet ist schachbrettartig angelegt.
- Anreise
- Busbahnhof (Автовокзал), am Bahnhofsvorplatz; ul. Vernadskogo.
- Sehenswürdigkeiten
- 1 Nauan-Chasiret-Moschee 2015 anläßlich des 550. Jahrestages der Gründung des kasachischen Khanats erbaut und eröffnet. Mit 5200 m² und einen Gebetsraum für 1000 Männer der größte Moscheebau der Stadt.
- Die 2 Schaqija-Qaschy-Moschee (Науан хазірет мешіті, Tataren-Moschee) hieß bis Einweihung der obigen, nach Nauan Chasiret.
- 2 Wohnhaus und Geschäft des Kaufmanns A. V. Sokolov Eines der wenigen erhaltenen vorrevolutionären Gebäude im historischen Zentrum. Zum Ensemble gehören Hauptwohngebäude, ein zweistöckiges Ladengebäude und ein Tor aus Backstein. Sokolov wurde hier in den 1870/80ern reich und war seit 1895 Bürgermeister. Geöffnet: nicht-öffentlich, Dienststelle der politischen Polizei.
- Gegenüber ist der Ablai-Khan-Platz, ehemals Marktplatz, mit dem Theater. Die früher auf dem Platz stehende Lenin-Statue hat man in den Stadtpark (Tsentral'nyy Park) umgesetzt. Vom Platz geht die nach Qanysch Sätbajew benannte Fußgängerzone ab.
- 3 Museum der Region Aqmola
- Museum der Geschichte der Stadt, Kanai bi, 32, bis 2008 Chapaev-Straße. Der Revolutionär W. W. Kuibyschew, Sohn des zaristischen Kommandanten, verbrachte in dem Haus seine Kindheit. In den fünf kleinen Sälen des Museums werden die wichtigsten Meilensteine der Stadtgeschichte in chronologischer Reihenfolge gezeigt. Im Innenhof stehen Kutschen und ein Oldtimer.
- Malik-Gabdullin-Gedenkmuseum. Der Geehrte war ein im großen vaterländischen Krieg ausgezeichneter Held der Sowjetunion.
Klima
BearbeitenDas nördliche Kasachstan liegt in der Subzone der trockenen Steppe, die durch ein stark kontinentales Klima mit heißen, trockenen Sommern, strengen Wintern mit wenig Schnee und großen Temperaturschwankungen gekennzeichnet ist. Zu den ungünstigen Klimaverhältnissen in der Gegend, die extreme Bedingungen gegen das Wachstum von Gehölzvegetation schaffen, zählen Spätfrühlings- und Frühherbstfröste, Dürren und starke Winde, die sich oft in Staubstürme verwandeln. Das absolute Maximum der Lufttemperatur wird im Juli beobachtet und erreicht +41 °C, das tiefste gemessene Minimum liegt bei −49 °C. Die Dauer der frostfreien Zeit beträgt nach Beobachtungen der Wetterstation um 120 Tage. Die relative Luftfeuchtigkeit ist in der kalten Jahreszeit deutlich höher als im Sommer.
Literatur
Bearbeiten- Malikov, Yuriy; Tsars, Cossacks, and Nomads: The Formation of a Borderland Culture in Northern Kazakhstan in the Eighteenth and Nineteenth Centuries; Berlin 2020 (de Gruyter); ISBN 9783879973958
- Das Leben Ablai Khans wird in dem 2005 gedrehten ”Film Nomad – The Warrior” (kasachisch: Көшпенділер; russisch: Кочевник) verarbeitet. Dieses mit viel staatlichem Geld hergestellte Werk wurde von der Kritik allgemein verrissen.
Weblinks
Bearbeiten(Stand: Feb 2024)
- Nationalpark Burabay (kz., rus.)
- Weltnaturerbe: Unesco Saryarka – Steppe and Lakes of Northern Kazakhstan
- Aqmola News regionale Nachrichten (kz., rus.)
Offizielle Webseiten der Oblaste (ru., kasach., engl.):