Memphis (Ägypten)
Memphis · منف Mīt Rahīna · ميت رهينة | |
Gouvernement | Gīza |
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Einwohnerzahl | |
Höhe | 20 m |
Memphis |
Die spärlichen Überreste der altägyptischen Reichshauptstadt Memphis (arabisch: منف, Minf) liegen in der Nähe des modernen Dorfes 1 Mit Rahina (arabisch: ميت رهينة, Mīt Rahīna, auch Mitrahīna) in Unterägypten im Gouvernement el-Gīza, westlich des Nils, 24 km südlich vom Stadtrand von Kairo und etwa 3 km südöstlich der archäologischen Stätte von Saqqara-Nord.
Hintergrund
BearbeitenLage
BearbeitenGeschichte
BearbeitenDie Festungsstadt Memphis wurde etwa 3000 v. Chr. nach der Reichseinigung von Ober- und Unterägypten an geopolitisch wichtiger Stelle, an der Nahtstelle beider Landesteile, gegründet. Nach Angaben des griechischen Geschichtsschreibers Herodot soll die Stadtgründung auf den legendären König Menes zurückgehen. Die Stadt diente vom Alten und bis zum Beginn des Neuen Reichs als Landeshauptstadt. Im neuen Reich steigt Theben als Landeshauptstadt auf. Memphis blieb aber bis in die griechische Zeit wichtiger Verwaltungs- und Garnisonssitz sowie religiöses Zentrum. Selbst Alexander der Große ließ sich hier in Memphis zum ägyptischen König krönen.
Die Friedhöfe der Stadt befinden sich im Gebiet der Memphitischen Nekropole, das von Abū Rawāsch im Norden bis nach Meidūm im Süden reicht.
Bis zum Mittelalter muss es noch bedeutende Zeugnisse dieser Stadt gegeben haben, dann wurde Memphis aber abgebrochen, um Steinmaterial für die Bauten Kairos zu gewinnen. So gibt es heutzutage kaum noch Baureste und nur wenige, aber beeindruckende Einzelstücke.
Anreise
BearbeitenAuf der Straße
BearbeitenEs ist sinnvoll, sich für den Besuch von Memphis ein Taxi zu mieten. Man reist üblicherweise auf der Fernverkehrsstraße 02 ab al-Gīza in Richtung Badraschein. Kurz vor dieser Stadt gibt es bei 1 29° 51′ 44″ N 31° 16′ 42″ O einen Abzweig zur archäologischen Stätte von Saqqāra, der mit einer Hinweistafel markiert ist. Bei 2 29° 51′ 35″ N 31° 15′ 28″ O gibt es einen Abzweig nach Süden auf eine Piste in das Dorf Mīt Rahīna.
Alternativ kann man auf der genannten Fernverkehrsstraße 02 bis nach Badraschein weiterfahren. In der Stadt gibt es bei 3 29° 50′ 50″ N 31° 16′ 35″ O einen Abzweig auf eine Straße, die direkt in das Dorfzentrum von Mīt Rahīna führt. Letztere Strecke ist etwa 2,5 Kilometer lang.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln
BearbeitenZuerst fährt man mit einem Sammeltaxi vom Busbahnhof hinter dem Ägyptischen Museum in Kairo in Richtung der Giza-Pyramiden („Haram“) und steigt an der Haltestelle zu den Taxis nach Saqqara aus. Mit einem Minibus fährt man nun nach Badraschein und mit einem weiteren Minibus nach Mīt Rahīna. Die 2,5 Kilometer lange Strecke von Badraschein nach Mīt Rahīna könnte man nötigenfalls auch laufen.
Mobilität
BearbeitenDie meisten Straßen im Dorf Mīt Rahīna sind Pisten. Die archäologischen Stätten in der Nähe des Museums lassen sich fußläufig erreichen.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenMuseum
BearbeitenDas Memphis-Museum, متحف ممفيس, befindet sich mitten im Dorf Mīt Rahīna, südlich der Fernverkehrsstraße und im Osten der archäologischen Stätte.
Öffnungszeiten: 8:00–16:00. Der Eintrittspreis beträgt LE 200 und für Studenten LE 100, Foto frei, Video LE 300, Parkplatz für PKW LE 25 (Stand 11/2024).
- Glanzpunkt des Museums ist sicher die 1820 vom Italiener Giovanni Battista Caviglia (1770–1845) und seinem Mitstreiter, dem britischen Konsularbeamten Charles Sloane, gefundene 1 Kolossalstatue Ramses’ II. , die in einem separaten Gebäude untergebracht ist. Die Kalkstein-Statue, der Teile der Krone und die Füße fehlen, ist heute noch 10 Meter und war ursprünglich etwa 13,5 Meter hoch. Das Standbild befand sich einst vor dem Südportal des Ptah-Tempels. Dargestellt ist der König mit Königsbart, Pektoral und einem Schurz, der mit einem Gürtel gehalten wird, in dem ein Dolch mit zwei Falkenköpfen steckt. Namentlich ausgwiesen ist Ramses II. auf der Schulter, der Brust und dem Gürtel. Zwischen seinen Beinen befindet sich hinter seinem linken Bein seine Ehefrau Bint-Anat im versenkten Relief. An den Wänden dieses Museumsbaus stehen weitere hier gefundene Statuenfragmente, insbesondere von Ramses II. und Ramses IX. sowie von Sphingen.
- In Memphis wurde 1853/1854 von Joseph Hakekyan (1807–1875) noch eine weitere, etwa 10 m hohe Rosengranit-Statue Ramses’ II. gefunden, die 1955 vor dem Bahnhof in Kairo aufgestellt[1] und nun zu den Ausstellungsstücken des 2022 eröffneten Grand Egyptian Museums zählt. Die Statue wurde später von Ramses IV. usurpiert. Der Name des Königs ist u. a. auf den Schultern, dem Gürtel und in der Inschrift auf dem Rückenpfeiler lesbar. An der Statue Ramses’ II. wurden seine Ehefrau Bint-Anat und sein Sohn Chaꜥemwēset im versenkten Relief dargestellt.
- Außerhalb dieses Gebäudes befindet sich ein großes 2 Freilichtmuseum mit zahlreichen Einzelfunden. Das wichtigste Denkmal ist hier sicher die 8 m lange, 4,25 m hohe und 80 t schwere 3 Alabaster-Sphinx aus der Zeit Amenophis’ II. Die Skulptur aus Calcit-Alabaster wurde 1912 aufgerichtet. Sie lag bis dahin auf der Seite im feuchten Untergrund, so dass eine Seite verwittert ist. Einstmals war sie wohl vor dem Südtor des Ptah-Tempels aufgestellt worden.
- Ausgestellt ist auch die 3,15 m hohe Sandstein-Stele des Königs Apries (26. Dynastie) aus seinem 13. Regierungsjahr, die ein Dekret über die Zuweisung von Ländereien und Arbeitern zum Ptah-Tempel und die Steuerbefreiung des Tempels wiedergibt.[2] Im abgerundeten Giebelfeld sind unterhalb der Flügelsonne mit herabhängenden Uräen die Götter Ptah (links) und Sokar (rechts) sowie das Vereinigungssymbol und zweimal der Horusname des Apries in der Mitte dargestellt.
- Zu den weiteren Ausstellungsstücken zählen eine kolossale State der Göttertriade Ptah, Sachmet und Nefertum, eine Doppelstatue von Ramses II. und Ptah, weitere Standstatuen Ramses’ II., der Granitsarkophag des Amenhotep, genannt Huy, sowie Granitstatuen und Baufragmenten verschiedener Tempel, darunter ein Hathorkapitell.
Weitere archäologische Stätten
BearbeitenEs ist geplant, den bereits angelegten Besucherpfad, der zu weiteren Denkmälern führt, auch für Besucher freizugeben, was aber bis 9/2023 noch nicht geschehen ist. Darunter befinden sich:
- 4 Kapelle Ramses’ II. (29° 50′ 56″ N 31° 15′ 16″ O)
- 5 Hathor-Tempel Der Tempel befindet sich etwa 350 Meter westlich vom Museum. (29° 50′ 56″ N 31° 15′ 11″ O)
- 6 Pylon Ramses’ II (29° 50′ 59″ N 31° 15′ 9″ O)
- 7 Tempel Ramses’ II. (29° 51′ 0″ N 31° 15′ 7″ O)
- 9 Gräber der 22. Dynastie (29° 51′ 1″ N 31° 15′ 6″ O)
- 10 Balsamierungshaus für die Apis-Stiere (etwa 400 Meter nordwestlich vom Museum, nördlich der Straße). Die für das alte Ägypten einzigartige Anlage besitzt mehrere Tische aus Calcit-Alabaster, auf denen die Apis-Stiere nach ihrem Tod einbalsamiert wurden, bevor sie im Serapeum in Saqqāra bestattet wurden. In der Nordostecke des Gebäudes befindet sich der größte Tisch. Der Tisch wurde aus einem Stück gefertigt, misst 5,40 m × 3,07 m und ist 1,20 m hoch. Zum Tisch gehören ein Becken und ein Abfluss. Ein weiterer Tisch wurde in der Zeit des Königs Necho II. (26. Dynastie) gefertigt. (29° 51′ 3″ N 31° 15′ 10″ O)
Noch nicht zum Besucherpfad gehören:
- 11 Ptah-Tempelbereich (29° 51′ 9″ N 31° 15′ 8″ O) aus der Zeit Ramses’ II.
- Ruinen des 12 Palasts des Königs Apries (29° 51′ 46″ N 31° 15′ 14″ O) (nördlich von Mīt Rahīna, 26. Dynastie).
Einkaufen
BearbeitenKüche
BearbeitenIn der Nähe des Museums gibt es ein kleines Rasthaus.
Unterkunft
BearbeitenIm Dorf Abu Sir gibt es ein 3-Sterne-Hotel. Meist werden jedoch Hotels in Kairo oder im Umfeld der Pyramiden von Gīza gewählt.
Ausflüge
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Philadelphia: University Museum, University of Pennsylvania, 1959–1965, University Museum monograph / University Museum, University of Pennsylvania ; 17 und 27. 2 Bände. : Mit Rahineh.
- : Architektur, Plastik, Malerei in drei Jahrtausende. München: Hirmer, 1985, ISBN 978-3-7774-3900-6, S. 32–35, 43 f., 48, 80, 105, 108, 119, 125, 147, 168, 171, Tafeln 122, 240. : Ägypten
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Ramses II Comes to Cairo. In: Egypt Travel Magazine, Cairo, Bd. 8 (Mär. 1955), S. 32–35. 6 Abb. — : Fouilles et travaux en Égypte, 1954-1955. In: Orientalia, ISSN 0030-5367, Bd. 25 (N.S.) (1956), S. 251–268, insbesondere S. 256.
- ↑ The stela of Apries at Mîtrahîna. In: Annales du Service des Antiquités de l’Égypte (ASAE), Bd. 27 (1927), S. 211–237, eine Tafel. :