Inguschetien
Die Republik Inguschetien (russisch: Республика Ингушетия) liegt im Föderationskreis Nordkaukasus und ist umgeben von den Republiken Tschetschenien und Nordossetien-Alanien. Im Süden grenzt sie an Georgien, zu dem es keinen direkten Grenzübergang gibt, da die Berge hier 3300–4200 Meter erreichen. Flächenmäßig ist Inguschetien kleiner als das Burgenland. Es wohnen etwas über vierunderttausend Menschen in dieser wirtschaftschwächsten aller russischen Regionen.
Orte
BearbeitenInsgesamt gibt es fünf Städte, die alle gleichnamige Stadtkreise bilden.
Weitere Ziele
Bearbeiten- Das „Landes-Naturschutzgebiet Ingush“ (Государственный природный заказник федерального подчинения "Ингушский") und das anschließende Ersi-Naturreservat, dessen Hochgebirgslandschaften beeindrucken.
- Die Dörfer 5 Dscheirach (Джейрах) und das nahe 6 Armchi (Армхи) sind Kurorte mit Mineralquellen. Eine touristische Infrastruktur besteht.
Hintergrund
BearbeitenInguschetien ist das kleinste Föderationssubjekt Rußlands. Als selbstverwaltende Einheit enstand es erst als 1992 der erste Tschetschenienkrieg tobte. Die Gesellschaft ist durch und durch islamisiert.
Die ingusische, klanbasierte Gesellschaft ist selbst für die Verhältnisse des Kaukasus extrem konservativ. Der entsprechende Verhaltenskodex heißt ėzdel (эздел). Verstöße gegen wainachische (tschetschenische und inguschetische) Werte können zu extrem aggressiven Reaktionen der männlichen Bevölkerung führen. Frauen haben keine privaten Kontakte außerhalb der Großfamilie und in der Öffentlichkeit die Klappe zu halten. Traditionelle Gastfreundschaft gebietet Fremden Tee und Speise zu bieten, so er dessen bedarf. Männer, die sich in kurzen Hosen oder Schlappen in der Öffentlichkeit zeigen kommen nicht vor, Besuchern wird das ggf. deutlich klar gemacht.
Sprache
BearbeitenUntereinander benutzt man die inguschische Sprache, Russisch wird allgemein verstanden. Die meisten Russen sind geflohen, ihr Anteil liegt unter einem Prozent.
Anreise
BearbeitenNahe Flughäfen sind in Beslan, Grosny und Wladikawkas.
Die Eisenbahnstrecke Beslan–Grosny wird seit den Tschetschenienkriegen eingeschränkt Passagierzügen befahren. Der Bahnhof in Nasran wurde 2009 abgefackelt und 2014 neu eröffnet.
Per Bus bzw. Marshrut oder Taxi aus Wladikawkas.
Mobilität
BearbeitenDie einzige nationale Fernstraße ist die Ost-West verlaufende P217 (= E50; früher M29), die aus Rostov kommend Wladikawkas mit Grosny verbindet. Die größereren Orte liegen alle an ihr.
Von Sunsha nach Süden geht die Regionalstraße 26K-015. Geradeaus nach Süden zweigt sie ins Gebirge ab, wo die Schönheiten der Landschaft im Sommer sehenswert sind. Sie endet nahe 8 Furtog (Фуртог) auf die A301, die von Wladikawkas zum 1 Grenzübergang Verchnij Lars (Очередь на КПП Верхний Ларс) führt.
Dscheirach liegt an der Regionalstraße 26K-015, die bei Nesterowskaja an der föderalen Fernstraße R217 Kawkas beginnt, dem Tal der Assa aufwärts folgt, über eine etwa 2100 m über dem Meeresspiegel erreichende Paßstraße ins Armchital wechselt und vier Kilometer westlich von Dscheirach beim Dorf Tschmi in Nordossetien-Alanien die durch das Terektal nach Georgien verlaufende föderale Fernstraße A161 (historische Georgische Heerstraße, Teil der Europastraße 117) erreicht. Die 26K-015 als einzige ausschließlich auf dem Territorium der Republik verlaufende Verbindung zwischen Dscheirach und dem zentralen Teil Inguschetiens wurde zwar in den letzten Jahren gegenüber dem vormaligen Fahrweg erheblich ausgebaut. Sie ist im Passabschnitt im Winter nicht immer befahrbar; die kürzere und schnellere Verbindung verläuft über die A161 und Wladikawkas.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenSehenswürdigkeiten sind im Land ziemlich vielfältig, wie zum Beispiel die alten Inguschen-Dörfer im Süden der Republik. Die Wehrtürme werden auch „Ralasch“ genannt. Diese Türme sind ein wahres archtiktonisches Wunder.
Aktivitäten
BearbeitenBergsteigen oder -wandern in den Zonen bis zu zehn Kilometer vor der Grenze sollte in jedem Fall vorher mit der Miliz abgeklärt werden.
Küche
BearbeitenFladenbrot mit dem örtlichen Weichkäse wie im ganzen Kaukasus.
Als Nationalgericht gilt Dulh-Haltam (Дулх-халтам). Auf Holzkohle gekochtes Lamm-, seltener Rindfleisch, mit Galuschka dazu Berkh (kräftig gewürzte Brühe, zerdrückte Kartoffeln evtl. Karotten) und Bärlauchsoße in Schalen serviert. Dieses Gericht entspricht dem tschetschnischen Haltmış.
Sicherheit
BearbeitenAuch nach Ende des zweiten Tschetschenienkriegs 2009, der in die Region überschwappte, sind die Sicherheitskräfte gegenüber Fremden mißtrauisch geblieben.
Blutrache ist selten geworden. Die Brautentführungen, mit einhergehender entjungfernder Vergewaltigung, die in etwa einem Drittel der Fälle gegen den Willen der Betroffenen stattfanden, wurden 2010 verboten. Allfällige hohe Geldstrafen werden von den örtlichen Imamen eingetrieben.
Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland hat zu diesem Land einen besonderen Reise- und Sicherheitshinweis veröffentlicht. Reisen in den Nordkaukasus: Es besteht bei Reisen in den Föderalbezirk Nordkaukasus eine erhöhte Sicherheitsgefährdung durch mögliche Anschläge mit terroristischem Hintergrund, bewaffnete Auseinandersetzungen und Entführungen, v. a. in Inguschetien, Tschetschenien und Dagestan. Zudem gilt für bestimmte Streckenabschnitte einiger Verkehrsstraßen im Nordkaukasus nur beschränkter Zutritt für Ausländer. Personen, die trotz der Risiken in die oben genannten Regionen reisen, können bei einem Notfall nur mit eingeschränkten Hilfsmöglichkeiten der deutschen Botschaft in Moskau rechnen. Datum des letzten Hinweises: 01.12.2023 . |
Klima
BearbeitenSiehe auch: Kaukasus
Literatur
BearbeitenSiehe auch: Literatur zum Kaukasus
Außer auf Russisch gibt es so gut wie nichts. Wer Landkarten sucht ist auf alte Karten des sowjetischen Generalstabs angewiesen.
- Bibliographie der Sowjetära: Мурдалов, Муслим Махмедгириевич; Чечено-Ингушетия - родина моя: библиография книг, журналов, газет 1917-1968 гг; 2020 (Издательские решения - По лицензии Ридеро) ISBN 978-5-4498-0414-3
- Bildband (Text engl. u. russ.): Danovskaja, Larisa; Korsunskij, Aleksandr; Respublika Ingušetija : [fotoalʹbom] = Republic of Ingushetia; Rostov 2007 (Južnyj Izdat. Dom); ISBN 5-98864-002-8
- Sokirjanskaja, Ekaterina Leonidovna; Bonds of blood? state-building and clanship in Chechnya and Ingushetia; London 2023 (Bloomsbury Academic); ISBN 978-1-350-27169-2
Weblinks
Bearbeiten- www.ingushetia.ru (ru) – Offizielle Webseite von Inguschetien
- englischsprachige Nachrichten zu Inguschetien (US finanziert)
- Inguschetien – kleines Land, große Menschenrechtsverletzungen