Glacier Bay-Nationalpark
Glacier Bay-National Park | |
Fläche: 13.044,57 km² |
Der Glacier Bay-National Park ist ein 13.044,57 km² großer Nationalpark in den Vereinigten Staaten von Amerika, der im Bundesstaat Alaska liegt.
Hintergrund
BearbeitenDer Glacier Bay-Nationalpark ist einer von acht Nationalparks in Alaska, was nur von Kalifornien (9) übertroffen wird. Auch andere Nationalparks in den USA und Kanada haben Gletscher wie der Banff-Nationalpark, Jasper-Nationalpark und Glacier National Park (Kanada) oder Glacier National Park (USA).
Benannt ist er nach der Glacier Bay („Gletscher-Bucht“), einer Meeresbucht mit Nebenarmen und Fjorden, in die 1045 Gletscher kalben. Davon sind 35 benannt und 25 aktiv. Alleine sieben davon reichen unmittelbar bis in die Glacier Bay. Die mit Eis bedeckte Fläche des Nationalparks ist 3522 km² groß und erreicht damit 27 % der Parkfläche. Diese gesamte Bucht ist Teil des Glacier Bay-Nationalparks. Weiter südlich außerhalb des Nationalparks verbreitert sie sich zur 64 km langen und 18 km breiten Icy Strait mit dem vom Alaska Marine Highway System bedienten Seehafen Hoonah.
Geschichte
BearbeitenDie Gletscher des Nordwestens sind das Relikt der 4000 Jahre zurückliegenden Eiszeit. Erste Bewohner der Gegend waren die indigenen Huna Tlingit. Diese mussten um 1700 die Gegend nach Süden verlassen, als sich die Gletscher weiter ausdehnten. Der wohl erste Europäer war der Seefahrer James Cook, der hier im Mai 1778 vorbeisegelte und am 3. Mai 1778 den höchsten Berg Mount Fairweather nach dem damals herrschenden guten Wetter benannte.[1] Entdecker George Vancouver ankerte am 7. Juli 1794 bei Port Althorp und fand bis zu 700 m dicke Gletscher vor.[2] Am 24. Oktober 1879 drang der Naturalist John Muir in die „Icy Strait“ bis zur heutigen Bartlett Cove vor.[3] Die Kleine Eiszeit endete um 1850 und hinterließ in der Gegend 150 Gletscher. Diese ursprünglichen Gletscher jener Zeit bestehen heute lediglich noch aus Resten des 65 km langen Melburn Glacier und des maximal 56 km langen Grand Pacific Glacier. Setzt sich die Schmelze unvermindert fort, lässt sich ein Ende der Gletscher in 100 Jahren prognostizieren.
Die Region um die Glacier Bay erhielt am 25. Februar 1925 zunächst den Schutzstatus eines National Monument. Am 2. Dezember 1960 bekam der Park den höheren Schutzstatus als Nationalpark. 1992 wurde er von der UNESCO zusammen mit anderen Nationalparks zum Weltnaturerbe erklärt.[4]
Reisevorbereitung
BearbeitenReisezeit ist zwischen Mai und August. In dieser Zeit herrscht in der Gegend zwar Sommer, der aber sehr kühl ist. Deshalb ist leichte Winterkleidung mitzubringen. Besonders bei Wanderungen und auf dem in die Glacier Bay fahrenden Schiff wirkt sich die Kühle aus. Zwischen September und April ist der gesamte Park geschlossen.
Klima, Flora und Fauna
BearbeitenDas Klima ist subarktisch-maritim, auch im Sommer sorgen die riesigen Eismassen der Gletscher und der Eisberge für kühle Temperaturen (zwischen 10 °C und 15 °C). Im Winter ist der Park geschlossen, so dass die dann herrschenden milden Temperaturen ohne touristischen Belang sind. April bis Juni sind trockene Monate, September und Oktober niederschlagsreich. Auch Schneefälle sind im Sommer möglich.
Es gibt insgesamt 40 Säugetierarten, darunter 14 große Arten. Zu den charakteristischen Großtierarten des Nationalparks gehören insbesondere Grizzly- und Schwarzbären, Schneeziegen und Wölfe. In den Gewässern sind auch zahlreiche marine Säuger wie Buckelwale, Grauwale, Killerwale, Seehunde, Seeotter und Stellersche Seelöwen heimisch.
Unter den 300 Pflanzenarten befinden sich die den borealen Regenwald dominierenden Fichten, Hemlocktannen sowie Farne und Moose.
Anreise
BearbeitenDer Glacier Bay-Nationalpark ist der einzige US-amerikanische Nationalpark, der nicht auf dem Landwege erreicht werden kann. Gustavus ist der nächste am Nationalpark liegende Ort.
- Flugzeug
Anchorage ist der am nächsten liegende internationale Flughafen, von dem aus mit Kleinflugzeugen (englisch: air taxi) der 1 Gustavus Airport (IATA: GST) erreicht werden kann. Der Flughafen ist neben Schiffen die einzige Möglichkeit, zum Nationalpark zu gelangen. Von hier aus fahren Shuttle-Busse zum Visitor Center. Alaska Airlines fliegen täglich von Juneau nach Gustavus und umgekehrt.
- Schiff
Die Fähren des Alaska Marine Highway System fahren in den Sommermonaten von Skagway, Haines oder Juneau auch die Bartlett Cove im Nationalpark an. Auch einige internationale Kreuzfahrtschiffe (wie Hurtigruten) haben den Nationalpark während einer Rundreise zum Ziel.
- Auto
Skagway kann auf dem hier endenden/beginnenden Klondike Highway (in Alaska: ) von Whitehorse oder dem Alaska Highway (ebenfalls Whitehorse) erreicht werden. Von dort aus ist entweder ein Kleinflugzeug oder ein Schiff zum Park zu nehmen.
Streckenverlauf
BearbeitenDie Gletscher als Hauptthema des Parks sind vom Besucherzentrum etwa 116 km entfernt, so dass die parkeigenen Ausflugsschiffe genutzt werden müssen.
Übersicht
BearbeitenAusgangsort ist Gustavus, von wo Shuttle-Busse in den Park fahren.
Ort | Entfernung in km |
---|---|
Gustavus | 0 |
Park Headquarters | 14 |
Glacier Bay Lodge | 1 |
Gesamtstrecke | 15 |
Einzelheiten
BearbeitenDas National Park Service Visitor Center befindet sich auf der zweiten Etage der Glacier Bay Lodge. Das Hauptquartier ist 500 m weiter östlich. Ein Ausflugsschiff des National Park Service fährt täglich Richtung Nordwesten in die Glacier Bay, hält lange Zeit mit genügend Abstand zu den kalbenden und dann hohe Wellen auslösenden Gletschern und kehrt nach neun Stunden zurück. An Bord befindet sich ein Park-Ranger, der detaillierte Erläuterungen gibt.
- 1 Glacier Bay National Park and Preserve hier heißt die Parkstraße einfach Park Road, von der nach rechts über die Headquarters Access Road abgebogen wird zur.
- 1 Visitor Information Station. dem Hauptquartier und Visitors Center des Parks.
- 2 Glacier Bay ist die etwa 105 km lange, 24 km breite und bis zu 240 m tiefe Meeresbucht, die einst ein Gletscher gewesen ist. Sie wird gespeist von kleineren Meeresbuchten oder Fjorden (englisch: inlets) wie Rendu, Queen, Johns Hopkins oder Tarr Inlet. An den Enden dieser Nebenarme befinden sich die eigentlichen imposanten Gletscher.
- 3 Bartlett Cove ist eine Bucht innerhalb der Glacier Bay, von der das Ausflugsschiff oder Kanus zu Fahrten an die kalbenden Gletscher starten und zurückkehren. In Höhe des Südendes der Bartlett Cove befand sich 1794 zu Zeiten des Kapitäns Vancouver das Gletscherende. Alle Gletscher haben ihren Ursprung im Brady Icefield, das aus drei Bergen gespeist wird:
- 6 Mount Bertha 3110 m.
- 7 Mount Fairweather der 4176 m hohe Berg liegt genau auf der Grenze zwischen Alaska und der kanadischen Provinz British Columbia, die ihn als höchsten Berg und Grenzgipfel (englisch: boundary peak) der Provinz für sich reklamiert.
- 8 Margerie Glacier 34 km langer und am Ende 110 m hoher Gletscher; wird von den Ausflugsschiffen angesteuert.
- 9 Johns Hopkins Glacier seine 19 km langen Schneemassen bewegen sich bis zu 4,50 Meter pro Tag schneller als bei anderen Gletschern, weswegen auch er von den Ausflugsschiffen angefahren wird. Bis zu 50 Meter hohe Eisbrocken brechen ab und fallen tosend zu Wasser.
- 10 Rendu Glacier 18 km langer und im Durchschnitt bis zu 1,3 km breiter Gletscher, der in das Rendu Inlet kalbt und dessen Eiswasser in die Glacier Bay fließt.
- 11 Carroll Glacier ein in das Queen Inlet kalbender Gletscher, zu dem Bootsfahrten unternommen werden können.
- 12 Lamplugh Glacier Der Gletscher stammt vom Brady Icefield. Seine Rückzugsrate im zentralen und östlichen Teil der Eisfront lag 2004 bei 15–30 m pro Jahr.
Die gesamte Bucht ist von einer Vielzahl von Eisbergen und kleineren Eisbrocken durchzogen. Sie tragen im Sommer zur Abkühlung der Temperaturen bei.
Bilder
Bearbeiten- Satellitenaufnahme der Glacier Bay
- Der Johns Hopkins-Gletscher mit dem Mount Orville (rechts)
- Die Fairweather Range mit Mount Crillon (links) und Mount Bertha (rechts)
- Schneemassen fließen talwärts als Gletscher vom Mount Crillon
- Der Lamplugh-Gletscher
- Der Margerie (links) und der Grand Pacific Gletscher (rechts, geröll-bedeckt)
- Der Margerie-Gletscher mit dem Mount Fairweather im Hintergrund
- Die Gletscherhöhe von 110 Metern lässt sich erst im Vergleich mit dem Kreuzfahrtschiff ermessen
- Detail des Kalbens am Margerie-Gletscher
Unterkunft
BearbeitenDie Glacier Bay Lodge verfügt über 56 Zimmer, ein kostenloser Campground befindet sich in der Nähe. Für das Camping ist eine Genehmigung der Parkverwaltung erforderlich. In Gustavus gibt es fünf Lodges.
Aktivitäten
BearbeitenVon Rangern geführte Wanderungen in den borealen Regenwald, drei Wanderwege gibt es für eigenständige Wanderungen. Fahrten auf dem Ausflugsschiff, Kanufahrten vor allem auf dem Tracy Arm (zu beachten sind die extremen Gezeiten), Floßtouren auf dem Mendenhall River, Wildwasserkanu, Walbeobachtungen, Camping auf den ausgewiesenen Campingplätzen oder Angeln.
Sicherheit
BearbeitenSiehe auch: Sicher reisen
Siehe auch: Alaska#Sicherheit
Die Saison ist von Ende Mai bis August, geschlossen ist der Park zwischen dem 2. September und dem 26. Mai. Es gibt – anders als bei den übrigen US-Nationalparks – keine Eintrittsgebühren, nur für Ausflüge auf dem parkeigenen Schiff wird ein Fahrtpreis erhoben. Bei Kanufahrten sind die starken Gezeiten zu beachten; äußerste Vorsicht erfordern die zahlreichen Eisberge und Eisbrocken im Wasser, die schnell zum Kentern führen können. Wanderungen dürfen nur auf den beschilderten Wanderwegen erfolgen, ein Abweichen hiervon kann in dieser abgelegenen Gegend schnell zu Orientierungsschwierigkeiten kommen. Die Hinweise des Visitor Center im Hinblick auf Begegnungen mit Bären sind zu beachten.
Literatur
Bearbeiten- Martin Pundt, Reiseführer Kanada - der Westen, Michael Müller Verlag, 2022; ISBN 9783966851954.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Peter D. Moore, Tundra, Facts on File Inc., 2008, S. 223 ff.
- ↑ W. Kaye Lamb, The Voyage of George Vancouver, 1791-1795, Volume I, Taylor & Francis, 1984, S. 163
- ↑ Bruce Merrell/Robert Engberg, John Muir: Letters from Alaska, University of Wisconsin, 1993, S. 48
- ↑ UNESCO World Heritage Convention (Hrsg.), Kluane / Wrangell-St. Elias / Glacier Bay / Tatshenshini-Alsek, 1992 (english)