Gāra (Neues Tal)

Tropfsteinhöhle in der Westlichen Wüste, Ägypten
Im Eingangsbereich der el-Gāra-Tropfsteinhöhle
El-Gāra · الجارة
GouvernementNeues Tal
Einwohnerzahl
Höhe212 m
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Gāra

Das Gebiet von el-Gara (auch Djara, Garra(h) oder Jarra(h), arabisch: ‏الجارة, al-Ǧāra, „der Hügel“, auch القارة, al-Qāra, „der Hügel“, gesprochen) einschließlich der berühmten Tropfsteinhöhle liegt in der Westlichen Wüste im ägyptischen Gouvernement Neues Tal. Die Tropfsteinhöhle el-Gāra befindet sich etwa auf der halben Strecken zwischen Farāfra und Asyūṭ am Darb Asyūṭ, westlich der Abu-Muharrik-Sanddüne.

Hintergrund

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Auf seiner dreimonatigen Tour 1873 durch die Westliche Wüste wird dem Reisenden Gerhard Rohlfs am 24. Dezember 1873 diese Tropfsteinhöhle von einem einheimischen Führer gezeigt. Rohlfs erwähnt sie in seinem Reisebericht „Drei Monate in der Libyschen Wüste“.

„Schon am Tage vorher hatte unser Hauptführer der Hadj Solimān fortwährend von einer Höhle gesprochen, welche am Wege sein sollte, sowie von einem Brunnen dicht daneben und dabei die abenteuerlichsten Muthmassungen laut werden lassen. Es war keine Lüge, denn am Nachmittag desselben Tages führte er uns etwas abseits vom Wege zu einem offenen Loche zu ebener Erde, durch welches wir zu einer geräumigen Höhle hinabstiegen, deren Inneres an Schönheit und Ausdehnung unsere Erwartung bei Weitem übertraf.
Wir fanden eine Tropfsteinhöhle mit so herrlichen 3 bis 4 Fuss von der Decke herabhängenden Stalactiten, wie man sie reiner und durchsichtiger nirgends antrifft. Der zugängliche Theil zur Höhle zeigte noch verschiedene, aber sämmtlich durch hineingewehten Sand verstopfte Nebenhöhlen, die sich wohl weit unter der Erde fortzogen. Wie räthselhaft waren diese aus Süsswasser-Durchsickerung entstandenen Hängesäulen inmitten der wasserlosen Wüste. Etwas weiter hin trafen wir denn auch auf ebenem Boden jene Oeffnung [wohl die Veronica-Höhle], welche uns der Führer als einen alten Brunnen bezeichnete, die aber auch weiter nichts als der Eingang zu einer ähnlichen Höhle war, vielleicht gar mit der eben beschriebenen Tropfsteinhöhle communicirte. Diese hatte den Namen Djara.“

Danach geriet diese Höhle wieder in Vergessenheit, bis sie erst 100 Jahre später am 10. Oktober 1989 von Carlo Bergmann und Mary Taylor erneut aufgesucht wurde. Dennoch war die Höhle unter den Einheimischen immer bekannt. 1993 wurden mehrtägige Untersuchungen durch Wissenschaftler des Heinrich-Barth-Instituts unter Leitung von Rudolph Kuper in diesem Gelände durchgeführt.

Diese Tropfsteinhöhle ist deutlicher Beweis dafür, dass sich die klimatischen Verhältnisse in der Vorgeschichte von den heutigen deutlich unterschieden haben.

Die Höhlen befinden sich in einer flachen Senke im Kalksteinplateau, umgeben von Kalksteinhügeln. Die Karsthöhlen sind etwa vor 300.000 bis 500.000 Jahren entstanden.

In der Nähe der Höhle wurden Feuersteinwerkzeuge und Reste von Holzkohle an Feuerstellen gefunden; letztere ermöglichten eine Datierung der Besiedelung auf ca. 6000 Jahre v. Chr. Aus dieser Zeit dürften auch die Felszeichnungen in der Tropfsteinhöhle und an den Hügeln in der Umgebung stammen. Diese Tierdarstellungen dürften zu den ältesten ihrer Art gehören, so dass diese Stätte möglicherweise zukünftig zu den Weltkulturerbestätten gehören könnte. Das Vorhandensein dieser Felszeichnungen wurde erstmals von Carlo Bergmann überliefert. Die hier lebenden oder vorbei reisenden Urbewohner haben die Höhle möglicherweise auch als Wasserstelle benutzt.

Das Wort الجارة (al-Gāra, häufig auch القارة, al-Qāra, geschrieben) wird in der Wüste sehr häufig benutzt und bezeichnet einen kleinen runden oder länglichen Hügel. Es sollte daher nicht verwundern, wenn auch andere Plätze in der Wüste diesen Namen tragen. In keinem Fall ist damit, wie so häufig behauptet, ein Loch im Boden gemeint. Die Hügel dienen den Beduinen zur Orientierung, ein Loch im Boden ist dafür ungeeignet.

 
Eingang zur Gāra- oder Rohlfshöhle
 
Haupthalle der Tropfsteinhöhle
 
Gāra- oder Rohlfshöhle in der Nähe zum Eingang. Der Kalksteinblock im Zentrum trägt zahlreiche prähistorische Tierdarstellungen
 
Prähistorische Tierdarstellungen

Eine Reise nach el-Gāra stellt eine ca. 2- bis 4-tägige Wüstenexpedition dar. Sie wird von erfahrenen einheimischen Führern aus den Senken Bahrīya, Farāfra oder Asyūṭ durchgeführt. Sie benötigen hierfür mehrere geländegängige Fahrzeuge (4×4), ausreichend Wasser und Proviant und ein Satellitentelefon.

Es sind drei mögliche Routen für die Anreise bekannt:

  1. Zumeist wird die Fahrt von der Senke Bahrīya aus unternommen. Bei ʿAin Tūnī biegt man bei 1 28° 21′ 8″ N 28° 59′ 49″ O von der Asphaltstraße nach Kairo nach Süden in die Ebene von el-Ḥarra ab. Am Ende dieser Ebene erreicht man die Hochebene 1 el-Gerenāt (28° 12′ 12″ N 29° 10′ 50″ O) (arabisch: ‏الجرناة) mit seinen zahlreichen Hügeln. Von nun an fährt man auf der alten 2 Piste (28° 5′ 0″ N 29° 29′ 0″ O) nach el-Minyā, bis man die Wanderdüne Ghurd Abū Muḥarrik erreicht. Man fährt nun westlich an der Sanddüne entlang, bis man nach Westen abbiegt, um die gleichnamige 2 Hügelkette (27° 48′ 25″ N 29° 36′ 57″ O), الجارة (el-Gāra) (sic!), ca. 50 km vor dem Ziel zu erreichen. Von nun an kann man in relativ einfachem Gelände Kurs auf die Höhle nehmen, der Weg ist durch die Spuren früherer Reisender meist gut zu erkennen. Die Wegstrecke beträgt insgesamt etwa 160 km.
  2. Eine zweite Reisemöglichkeit besteht von Farāfra aus entlang der Rohlfsschen Reise über den Darb Asyūṭ (Asyūṭ-Piste) über Biʾr Qarawein, Biʾr Murr und Naqb el-Farūg zur Höhle. Die Wegstrecke beträgt wohl ca. 130 km.
  3. Die dritte Möglichkeit ist die aufwändigste. Über den Darb Asyūṭ von Asyūṭ aus kann man nach Überqueren der Wanderdüne Abu-Muharrik-Sanddüne ebenfalls die Rohlfs-Höhle erreichen. Diese Route ist möglich, wegen der Dünenüberquerung aber nicht ganz unproblematisch.

Egal, welche Route Sie wählen, stützen Sie sich auf erfahrene Fahrer, die den Weg auch ohne GPS finden.

Achten Sie auf die Sicherheitshinweise und Verhaltensregeln am Ende des Artikels.

Mobilität

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Das Gelände kann nur mit einem geländegängigen Fahrzeug, mit einem Motorrad oder zu Fuß ergründet werden.

Sehenswürdigkeiten

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Es empfiehlt sich, eine gute Taschenlampe mitzunehmen. Für Fotos benötigt man natürlich ein Blitzlicht.

Rohlfs-Höhle

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Der ebenerdige Eingang zur 3 Tropfsteinhöhle el-Gāra (27° 24′ 12″ N 29° 38′ 14″ O), auch Rohlfs-Höhle, arabisch: ‏كهف الجارة, Kahf al-Ǧāra, „al-Ǧāra-Höhle“, 190 m NN, befindet sich im Norden der Höhle. Der Eingang ist durch einen Deckeneinsturz entstanden. Über den eingewehten Sand kann man heute die Höhle betreten.

Die Höhle ist bis zu 80 Meter lang und erreicht eine Tiefe bis 17 Metern. Der sandige Boden ist mindestens 2 Meter mächtig, könnte an einigen Stellen auch bis zu 6 Meter hoch anstehen. Die längsten von der Decke herabhängenden Stalaktiten sind mindestens 5,9 Meter lang, die den Seiten der Höhle emporwachsenden Stalagmiten erreichen eine Höhe bis zu 3 Metern. Die Höhlenwände werden durch bis zu 90 Zentimeter dicke Sinter ausgekleidet. Neben den Stalaktiten befinden sich an der Höhlendecke auch Sinterröhren und Sinterfahnen.

Auf dem absteigenden sandigen Grund gelangt man direkt in die Haupthöhle, die bis zu 7 Meter hoch ist und ca. 30 Meter im Durchmesser misst. Die mächtigsten Stalaktiten, die auch die „Drei Schwestern“ genannt werden, reichen über eine Länge von knapp 6 Metern von der Decke bis in den sandigen Boden. Noch bevor man die Haupthöhle erreicht, finden sich zwei kleine Nebenhöhlen. Hinter dem Eingang zur Rechten befindet sich die größte Nebenhöhle. Im hinteren Teil der Höhle liegen auf der Erde Ton- bzw. Schluffscherben.

Gleich im Eingangsbereich befindet sich ein recht unscheinbarer Kalksteinblock, der auf der rechten und dem Eingang abgewandten Seite prähistorische Tierdarstellungen zeigt. Sie können teilweise vom Sand verdeckt sein. Dargestellt wurden Rinder, Ziegen, Antilopen und Strauße, aber auch ein Mensch ist dabei.

Wer mag, kann seine Erlebnisse im Höhlenbuch eintragen, das in der Höhle in einer gelben Tüte ausliegt, oder einfach nur darin blättern. Das Höhlenbuch ist mindestens seit März 2011 nicht mehr vorhanden. Es soll von einem Reiseleiter mitgenommen worden sein.

Veronica-Höhle

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Die 4 Veronica-Höhle (27° 23′ 54″ N 29° 36′ 24″ O), arabisch: ‏كهف فيرونيكا, Kahf Veronika, ist ca. 2,5 km westlich von der vorher genannten Höhle entfernt. Diese Höhle wurde ebenfalls von Rohlfs kurz beschrieben und auf der Expeditionskarte als „Bir, Erdfall“ markiert. Der Ort der Höhle wird heute durch Steine markiert: sie ist als ca. 60 Zentimeter breites Loch im Boden zu erkennen. Die nicht zugängliche Höhle ist etwa 10 Meter tief und besitzt einen Durchmesser von bis zu 12 Metern. Diese Höhle besitzt keine Verbindung zur Rohlfs-Höhle.

Unterkunft

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Viele Reisende nutzen die Möglichkeit, hier in entsprechender Entfernung zur Höhle zu übernachten. So hat man auch die Chance, die Höhle unter verschiedenen Lichtverhältnissen (abends, morgens) zu ergründen.

Sicherheit

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  • Sie benötigen für die Anreise mehrere geländegängige Fahrzeuge (4×4), ausreichend Wasser und Proviant und ein Satellitentelefon.
  • Bitte umfahren Sie die Gāra-Höhle entweder im Norden oder weiträumig im Süden, damit sie nicht zum Einsturz gebracht wird! Der mit Steinen markierte Weg hilft Ihnen hierbei.

Verhaltensregeln

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  • Schlagen Sie Ihr Lager nicht in unmittelbarer Nähe zur Höhle auf!
  • Nehmen Sie keine Veränderungen an den Hinterlassenschaften vor! Die Geschichte Nordafrikas ist weitgehend ungeschriebene Geschichte! Sie würden möglicherweise unwiederbringlich wichtige Zeugnisse zerstören oder aus ihrem Zusammenhang reißen.
  • Lassen Sie ihre Abfälle nicht liegen!

Literatur

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  • Rohlfs, Gerhard: Drei Monate in der Libyschen Wüste. Cassel: Fischer, 1875, S. 59 f. Nachdruck Köln : Heinrich-Barth-Institut, 1996, ISBN 978-3-927688-10-0 
  • Kuper, Rudolph: Between the Oases and the Nile : Djara: Rohlfs’ Cave in the Western Desert. In: Krzyżaniak, Lech (Hrsg.): Interregional contacts in the later prehistory of Northeastern Africa. Poznań: Archaeological Museum, 1996, Studies in African archaeology ; 5, ISBN 978-83-900434-7-0, S. 81–91.
  • Claßen, E. ; Kindermann, K. ; Pastoors, A. ; Riemer, H.: Djara 90/1 : Felsbildhöhle und Fundplatz eines holozänen Gunstraums der Nordost-Sahara (Ägypten). In: Archäologisches Korrespondenzblatt, Bd. 31,3 (2001), S. 349–364.
  • Pachur, Hans-Joachim ; Altmann, Norbert: Die Ostsahara im Spätquartär : Ökosystemwandel im größten hyperariden Raum der Erde. Berlin [u.a.]: Springer, 2006, ISBN 978-3-540-20445-9, S. 312–318.
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  • DJARA - dripstone cave vom Sonderforschungsbereich 389 „Arid Climate, Adaption and Cultural Inovations in Africa“ (englisch)
 
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