Pschawi und Chewsureti

Region von Georgia
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Die historischen Regionen Pschawi (ფშავი, Pshavi; auch Fschawi, Fshavi) und Chewsureti (ხევსურეთი, Khevsureti) sind dörfliche Gegenden im Hohen Kaukasus, die noch viel ursprüngliche Natur und Architektur bieten. Besonders bekannt sind die Wehrtürme im Weiler Schatili. Sie werden aktuell im Raion Duscheti in der Region Mzcheta-Mtianeti verwaltet.

Regionen

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Schatili
 
Lage der historischen Region Chewsuretien in Georgien
 
Lage der historischen Region Pschawi in Georgien
  • Pschawi - beginnt etwa am Nordostzipfel des Schinwali-Stausees und umfasst das Tal des Pschaweli Aragwi sowie die Nebentäler, bis zur Ortschaft Barisacho.
  • Chewsureti - liegt beidseitig des Chachmati-Passes, der Südteil umfasst das Tal des Chewsuruli Aragwi samt Nebentälern sowie jenseits des Kaukasus-Hauptkammes die Oberläufe der Flüsse Assa und Argun.

Pschawi:

  • Apscho
  • Tschargali
  • Barisacho

Chewsureti:

Hintergrund

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„Chewsureti“ bedeutet im Georgischen „Land der Schluchten“ und wurde unter dem Namen erstmals im 15. Jahrhundert erwähnt. In früheren georgischen Quellen wurde Chewsuretien gemeinsam mit der südlich angrenzenden georgischen Region Pschawi als Pchowi (georgisch ფხოვი) bezeichnet. Vor dem 15. Jahrhundert waren Pschawi und Chewsuretien unter dem Namen Pchowi immer eine gemeinsame historische Region. Heute werden auch beide zusammen als „Pschaw-Chewsuretien“ (georgisch ფშავ-ხევსურეთი) bezeichnet.

Seit dem 13. Jahrhundert wurde Chewsuretien von der Feudalfamilie Eristawi aus Ananuri außerhalb Chewsuretiens verwaltet. Ab dem 15. Jahrhundert gehörte Chewsuretien zum Königreich Kachetien.

Im Jahre 1801 machte der russische Zar Paul I. Georgien zur russischen Provinz. Die Chewsuren und andere Georgier nahmen auch an den Aufständen von Mtiuleti und Kachetien gegen die imperiale Politik Russlands teil. Im 19. Jahrhundert begann die Abwanderung in andere Regionen Georgiens, die auch durch einzelne Umsiedlungsaktionen nach Südgeorgien in den 1930er und 1940er Jahren verstärkt wurde. Ein Ergebnis dieser Umsiedlung ist die wenig entwickelte soziale und ökonomische Situation in der Region.

Seit den 1980er Jahren versuchten die sowjetische, später die georgische Regierung, die Abwanderung aus der periphären Region zu stoppen und die sesshafte Bevölkerung zu vergrößern. Mit wenig Erfolg.

Wirtschaftlich leben Pschawi und Chewsureti von extensiver Hochgebirgslandwirtschaft (Weidewirtschaft) sowie in jüngeren Jahren vom langsam sich entwickelnden Tourismus. Pschawi und Chewsureti bieten ähnliche Attraktionen wie das östlich gelegene Tuschetien, sind jedoch von Tiflis aus deutlich leichter erreichbar.

Die Bewohner von Pschawi sprechen georgisch. Die Bewohner des dünnbesiedelten Chewsuretiens, die Chewsuren, sprechen einen abweichenden Dialekt der Georgischen Sprache. Die Bewohner beider Gebiete sind georgisch-orthodoxe Christen.

Gängige Fremdsprache in Pschawi und Chewsureti ist Russisch, vereinzelt kann man in den touristischeren Orten wie Schatili auch Leute finden, die englisch sprechen.

Auf der Straße

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Chachmati-Pass

Die einzige Zufahrtsstraße nach Pschawi und Chewsureti beginnt beim Staudamm in Schinwali, etwa 30 km nördlich von Mzcheta an der Georgischen Heerstraße. Die Regionalstraße შ 26 ist zu einem großen Teil in schlechtem Zustand. Bis Barisacho ist sie asphaltiert, jedoch mit großen Schlaglöchern und Auswaschungen versehen. Ab Barisacho ist die Straße unasphaltiert. Die Strecke über den Chachmati-Pass (ca. 2400 m) ist im Winter (ca. November bis Mai) wegen Schnee unpassierbar. Jedoch ist die Strecke, trotz des schlechten Zustandes und der teilweise starken Steigungen, gerade noch mit einem normalen Auto befahrbar. Bei Regen ist aber ein Geländewagen unbedingt erforderlich! Fahrzeit Schinwali-Schatili (110 km) ca. 4 Stunden pro Richtung.

Da die Straße nur schwach befahren ist, bietet sich auch eine Fahrt mit einem stabilen Mountainbike an. Ersatzteile vor Ort sind aber nicht zu bekommen.

Von der Ortschaft Anatori, ca. 10 km nordöstlich von Schatili, führt eine Schotterpiste weiter durch das Argun-Tal nach Itum-Kali und Grosnyj. Hier gibt es keinen Grenzübergang, der Grenzübertritt ist illegal!

Ab Tiflis bieten viele Reiseunternehmen Fahrten nach Chewsureti an, teils mit Übernachtung. Tagestrips bis Schatili sind zwar möglich, aber sehr stressig. Besser davon absehen.

Es gibt Wanderrouten in die Nachbarregionen, wobei man hier mehrere Tage einplanen und Lebensmittel und Zelt mitnehmen muss:

  • Von Dschuta (Bezirk Kasbegi) nach Roschka (2 Tage)
  • Von Dschuta nach Gudani (4 Tage)
  • Von Dartlo (Tuschetien) nach Mutso (3-4 Tage)

Mobilität

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Während die Hauptstraße bis Schatili gerade noch so mit einem normalen Auto befahrbar ist, benötigt man für die Seitentäler einen Geländewagen. Es bietet sich auch an, ausgedehnte Wanderungen zu unternehmen. In den Touristenunterkünften können Bergführer und Packpferde vermittelt werden.

Es ist üblich, Autostopper mitzunehmen, wenn man Platz hat.

Viele kleine Orte in den Bergen sind mit einem Auto gar nicht erreichbar sondern nur zu Fuß.

Sehenswürdigkeiten

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Abgesehen von den im Folgenden angeführten Sehenswürdigkeiten besticht die Region durch wunderschöne, ursprüngliche Natur sowie Alm- und Bergbauwirtschaft, die in der Form in Mitteleuropa schon ausgestorben ist. Panoramablicke findet man ohne Zahl, die hohen Felswände und mächtigen Schotterkegel sind immer einen Fotostopp wert.

 
Wascha-Pschawela-Denkmal in Tschargali
  • Tschargali. Im Geburtsort des Literaten Wascha-Pschawela befindet sich ein Haus-Museum, das diesem Autor gewidmet ist, sowie ein überdimensionaler Kopf des Schreibers.
  • Barisacho. Einige Kilometer nördlich der Ortschaft befindet sich die Bauruine eines Eisenbahntunnels, das ab 1984 gebaut wurde. Es reicht einige 100 m in den Berg hinein. Zur Sowjetzeit hätte die Eisenbahnlinie Tiflis-Wladikawkas hier mit einem etwa 35 km langen Eisenbahntunnel durchführen sollen, doch der Bau wurde niemals fertiggestellt. Mehr Info gibt es hier: [1].

Chewsureti

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Das typische, historische chewsuretische Wohnhaus besteht aus einer Schutzstruktur, dem sogenannten „Kaw-Ziche“, und aus burgähnlichen Wohngebäuden. Diese traditionellen Häuser sind in Chewsuretien heute nur noch selten zu finden.

Als Wohnung wurden auch Wehrtürme verwendet, die auch in Tuschetien verbreitet sind. Die Türme wurden zur Verteidigung verwendet, das Erdgeschoss war der Stall. Ein gutes Beispiel dieser chewsuretischen Türme ist im Dorf Lebaiskari zu finden.[5]

Bekanntestes und markantestes Beispiele dieser Architektur sind die mittelalterlichen Festungen Schatili und Mutso. Die Ortschaft Schatili ist am Felsen gebaut und war früher gleichzeitig Siedlung und Burg. In Mutso stehen heute noch vier Türme.

  • Felsen von Roschka

Aktivitäten

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  • Ausgedehnte Wanderungen in der Region sowie in die Nachbarregionen. Auch Pferde und Mountainbikes bieten sich an.

In Pschawi und Chewsureti gibt es eine jahrhundertealte Bierbrautradition. Da im Gebirge Wein nicht wächst, wurde das Bier als Ersatz für die religiösen Zeremonien verwendet.

Nachtleben

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Lokale Feste, teilweise auch mit Pferderennen.

Landesweit und auch international bekannt sind die Regionen Pschawi und Chewsureti auch für ihre traditionellen Trachten und Tänze. Die Tänze mit eindrucksvollen Schwertkampfchoreographien werden auch in vielen gehobenen Tifliser Restaurants dargeboten.

Unterkunft

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Es dominieren kleine Privatunterkünfte und Gästehäuser. Eine größere Auswahl findet man unter Anderem in Gudani, Schatili und Mutso. Aber auch campieren ist eine Option. Es gibt zwar keine Campingplätze, man findet aber immer irgendwo einen Platz, wo man sein Zelt aufbauen kann.

Sicherheit

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  • Bezüglich Kriminalität gibt es wenig Bedenken.
  • Gefährlich sind die Berge. Wetterumschwünge, Schneefall, Bergrutsche können eine Gefahr darstellen. Auch Sonnenbrand und Höhenkoller ist möglich.

Praktische Hinweise

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  • Es gibt kein Postamt in Pschawi und Chewsureti
  • Mobilfunknetze funktionieren nur eingeschränkt, selbst in den größeren Ortschaften.
  • Die zahlreichen heiligen Orte (Kapellen, Schreine, Bildstöcke usw.) dürfen nur mit angemessener Kleidung betreten werden. Oft ist Frauen der Zugang generell untersagt, Männern oft nur, nachdem sie die Erlaubnis eines Dorfbewohners eingeholt haben.
  • Generell empfiehlt sich - auch für Männer - gedeckte Kleidung. Vom Nacktbaden im Fluss sollte, auch wenn die Gegend menschenleer scheint, unbedingt abgesehen werden.
  • Die traditionelle Lebensweise der Bevölkerung sollte respektiert werden.

Gebirgsklima. Auch im Sommer kann es nachts sehr kalt sein, teilweise mit Frost. Im Winter sind die höheren Dörfer teilweise von der Außenwelt abgeschnitten. Auch sollte wegen der Höhenlage die intensive Sonneneinstrahlung, selbst bei geringen Temperaturen, nicht unterschätzt werden.

Literatur

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Interessante Geschichten über Tuschetien, Pschawi und Chewsuretien gibt es auf Alex Bainbridges Blog: http://www.batsav.com

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Dies ist ein brauchbarer Artikel. Es gibt noch einige Stellen, an denen Informationen fehlen. Wenn du etwas zu ergänzen hast, sei mutig und ergänze sie.