Carretera Austral

Straße in Chile

Die Carretera Austral ist eine weitgehend unbefestigte Fernstraße, die den Großen Süden Chiles durchquert. Der bisher fertiggestellte Teil führt von Puerto Montt über Coyhaique nach Villa O’Higgins. Sie ist besonders bei Motorradfahrern und Radreisenden zu einer beliebten Abenteuer-Tour geworden.

In Chile hat die Straße die Nummer CH-7.

Hintergrund

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Bis in die 1970er Jahre war der Südteil Chiles nur über Argentinien auf dem Landweg erreichbar. Die Militärregierung unter Augusto Pinochet baute die Straße vor allem aus strategischen Gründen, um die Region gegenüber Argentinien zu sichern und ihre Souveränität zu gewährleisten. Es war in den 1960er Jahren zu einem Grenzkonflikt rund um die Laguna del Desierto (nahe Villa O’Higgins) gekommen, der erst 1994 endgültig beigelegt wurde, indem der See Argentinien zugesprochen wurde.

Fernziel ist die Verbindung von Puerto Montt und Puerto Natales. Bisher ist ein etwa 1.200 km langes Stück bis Villa O'Higgins fertiggestellt. Der fehlende Teil ist jedoch ungleich schwieriger zu bauen als die bisherige Strecke, da das Terrain sehr bergig ist und die Route rund um ein Gletscherfeld herumgeführt werden muss. Zudem stellt sich in Friedenszeiten die Frage, ob die etwa 1.000 fehlenden Kilometer überhaupt ökologisch und ökonomisch sinnvoll sind, da sich auf dem Weg nur eine einzige Ortschaft (Puerto Edén) befindet und die Strecke über Argentinien zurzeit modernisiert und ausgebaut wird.

Vorbereitung

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Ein geländegängiges Fahrzeug ist zu empfehlen, wenn auch nicht unbedingt notwendig. Fährt man mit dem Auto, sollte man auf Bodenfreiheit achten. Motorräder sollten robust und geländegängig bereift sein. Wer die Strecke mit dem Fahrrad zurücklegen will, sollte ein gefedertes Mountainbike oder zumindest ein Rad mit angemessener Bereifung benutzen.

Auch nur mit dem Rucksack lässt sich die Carretera bereisen. Autostop (am besten zu zweit) ist möglich, die Chilenen nehmen gerne Leute mit, aber die Nachfrage übersteigt oft das Angebot - in der Hochsaison gibt es teilweise sogar Schlangen an den Ortsausgängen, um mitgenommen zu werden. Alternativ kann man den vergleichsweise günstigen Bus nehmen, allerdings gibt es auf Teilstrecken, z. B. zwischen La Junta und Santa Lucia, nur wenig Angebot (1 mal pro Woche) und sehr widersprüchliche Angaben über die Abfahrtszeiten.

 
Die Carretera Austral, Ruta 7, bei El León

Der Anfangspunkt Puerto Montt ist gut über die Panamericana (CH-5) zu erreichen, die bis Santiago durchgängig vierspurig ist.

Der Endpunkt Villa O’Higgins ist nur über einen kleinen Pfad und dann mit dem Boot über den Lago O'Higgings von El Chaltén im Nationalpark Los Glaciares in Argentinien zu Fuß, mit dem Rad oder auf dem Pferd erreichbar. Die Siedlung besitzt auch einen kleinen Flughafen der von Coyhaique im Kleinflugzeug angeflogen wird.

Los geht's

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Die Strecke wird hier von Nord nach Süd beschrieben. Natürlich kann man auch Teilstücke oder die Route umgekehrt (über Argentinien) angehen. Allerdings gibt es bei Villa O'Higgins bisher keinen für Autos befahrbaren Grenzübergang, der südlichste (schlechte Straße) liegt bei Cochrane, der südlichste mit sicher offenen Straße (außer zeitweise im Winter) bei Chile Chico, das von Comodoro Rivadavia über Perito Moreno (Argentinien) einfach zu erreichen ist.

Puerto Montt - Chaitén

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Der erste Abschnitt ist gleich einer der reizvollsten, denn er führt durch den naturbelassenen Pumalín-Park. Ein Stück fehlt noch - es wurde lange erbittert von Umweltschützern bekämpft, aber ohne Erfolg, denn seit 2007 wird an dem Teilstück gebaut. Heute darf man jedoch noch ein etwa 100 Kilometer langes Stück mit der Fähre überwinden und dabei die Fjordlandschaft genießen. An der Anlegestelle Caleta Gonzalo befindet sich ein Informationszentrum für das Naturschutzgebiet mit Campingplatz.

Endpunkt des ersten Teilstücks ist die Kleinstadt Chaitén (km. 155), Hauptstadt der Provinz Palena. Auch von hier aus kann man geführte Touren in den Park und zum Kraterrand des immer noch dampfenden Vulkans unternehmen. Es gibt hier auch eine Fährverbindung zur Hauptinsel des Chiloé-Archipels nach Quellón.

Tipp: Für die einmal täglich fahrende Fähre sollte man durchaus etwas Zeit einplanen. Es kann vorkommen, dass diese sich um bis zu zwei Tage verspätet oder man keinen Platz findet und auf die nächste warten muss, besonders, wenn man mit dem Auto unterwegs ist.

Chaitén - Coyhaique

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Zwischen Chaitén und Coyhaique führt die Straße nahezu ständig durch den Regenwald. Kontakt zu den Fjorden gibt es nur über Stichstraßen, Orte sind rar (erwähnenswert sind 1 Santa Lucia als Umsteigepunkt nach Futaleufu, La Junta als Kreuzungspunkt für 2 kleinere Stichstraßen, Puyuhuapi mit seinen heißen Quellen, der Nationalpark Queulat mit dem Ventisquero Colgante (Hängegletscher über dem Regenwald) und dem Bosque Encantado. Am Ende geht die Route dann in das milde Tal von Coyhaique mit einem wärmeren Mikroklima über. Es werden zahlreiche Flüsse gekreuzt, mittlerweile gibt es überall ganzjährig befahrbare Brücken und teilweise ist die Strecke sogar asphaltiert (langfristig soll scheinbar die komplette Carretera zwischen Puerto Montt und Coyhaique befestigt werden, es gibt deshalb viele Baustellen unterwegs).

Coihaique selbst (km 575) ist eine vergleichsweise große Stadt mit 50.000 Einwohnern. Sie bietet zwar keine besonderen architektonischen Reize, ist aber ein guter Ort, um die Vorräte wieder aufzufüllen.

Abstecher Puerto Aysén

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Wer will, kann einen Abstecher in die Hafenstadt Puerto Aysén (oder Aysén) machen. Vom heutigen Haupthafen Puerto Chacabuco aus fahren die Boote zur spektakulären Gletscherlagune Laguna San Rafael im gleichnamigen Nationalpark. Aysén selbst ist eine grüne, regnerische Stadt mit etwa 20.000 Einwohnern, eingebettet in eine bewaldete Fjordlandschaft.

Coyhaique - Cochrane

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Hinter Coyhaique führt die Straße zunächst asphaltiert bis Villa Cerro Castillo über den Ibañez Pass (1120 m), dem höchsten Punkt der Carretera. Der Anstieg von Norden erfolgt lang und gemächlich über ein Tal, die Südseite ist mit Serpentinen kürzer, aber sehr gut ausgebaut. Es werden auch hier noch einige Steigungen überwunden.

Dann führt die Straße zum und entlang des General-Carrera-Sees. Der See ist der größte Chiles und nach dem Titicaca-See der zweitgrößte Südamerikas. Dieses Teilstück war eines der schwierigsten für die Baumeister und ist sehr kurvig, dafür gibt es zahlreiche Ausblicke auf den See, etwa bei Puerto Río Tranquilo (km 789). In Rio Tranquilo befindet sich mit den Marmorhöhlen (Catedral de Marmol) eines der Highlights der Carretera, außerdem zweigt kurz hinter dem Ort eine neue Stichstraße in das Valle Exploradores ab. Hier kann man auch Touren in den Nationalpark Laguna San Rafael unternehmen.

Am Südende des langgestreckten, fjordähnlichen Sees kann man nach Argentinien über Chile Chico abzweigen. Ansonsten fährt man weiter nach Süden über Puerto Bertrand und entlang des Rio Baker. Hier kann man ca. 15 Kilometer nach Puerto Bertrand den sturzartigen Zusammenfluss ("Confuencia") des Rio Baker mit dem Rio Neff schon von der Straße bestaunen. Zu Fuß kommt man dem tosenden Spektakel in wenigen Minuten noch deutlich näher. Von hier ist es auch nicht mehr weit bis Cochrane, dem letzten größeren Ort auf der Carretera (km 906, 3.000 Einwohner). Empfehlenswert ist ein Ausflug zum Cochrane-See im Naturreservat Tamango.

Abstecher Chile Chico

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Chile Chico ist der größte Ort am Carrera-See und liegt genau an der Grenze zu Argentinien, etwa 115 Kilometer von der Carretera Austral entfernt. Sehenswert ist neben dem See selbst ein 40 m hoher Felsklotz, die Piedra Clavada, die mitten in einer flachen Ebene steht (etwas außerhalb des Ortes im Jeinimeni-Naturschutzgebiet).

Cochrane - Villa O'Higgins

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Hinter Cochrane kommt man zunächst an der Abzweigung nach Caleta Tortel vorbei, dem man einen Besuch abstatten kann. Danach geht es nochmal steil 400 Höhenmeter hoch, bevor man Puerto Yungay (km. 1039) erreicht. Dort muss man über einen Fjord mit einer Fähre übersetzen. Dann geht es nochmal ordentlich auf und ab während man dem Schluchtartigen Rio Bravo ums Landesinnere folgt. Zum Schluss geht dann entlang von Seen und einem weiteren Fluss relativ flach nach Villa O’Higgins (km. 1139). Dieser kleine Ort ist erst seit 1999, als es mit der Carretera Austral verbunden wurde, etwas aufgeblüht, vorher war es ein winziges isoliertes Fischernest. Die etwa 400 Einwohner sind heute aber auf die Touristen eingestellt.

Abstecher Caleta Tortel

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Caleta Tortel ist eine kleine Pfahlbautensiedlung an einem Fjord nahe der Pazifikküste. Erst seit 2003 ist er an die Carretera Austral angebunden und daher noch sehr ursprünglich und dörflich. Aber auch hier beginnt man langsam den Tourismus auszukosten.

Sicherheit

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Man muss immer berücksichtigen, dass die Strecke wenig befahren wird und deshalb besonders außerhalb der Saison eine Panne eine Katastrophe sein kann, wenn man nicht gewappnet ist.

Kriminalität spielt auf dem größten Teil (wie auch im restlichen Patagonien) kaum eine Rolle, lediglich in Puerto Montt soll es seit dem Zusammenbruch der Lachszucht eine erhöhte Kriminalität geben. Auch aus Coyhaique hört man von vereinzelten Diebstählen (vergleichbar mit einer größeren deutschen Stadt). Ansonsten ist die Gegend sehr sicher und die meisten Anwohner schließen weder Haus noch Auto ab.

Teile der Carretera liegen in Gebieten die von Erdbeben, Vulkanen und auch Tsunamis bedroht sein können - insbesondere in Bezug auf Tsunami-Warnungen werden jedoch selbst bei Erdbeben in weiter Entfernung provisorisch sämtliche Küstenbereiche geräumt, obwohl eigentlich nicht mit einer größeren Flutwelle zu rechnen ist. Die meisten Anwohner verstecken sich bei einer entsprechenden Evakuierungsaktion daher einfach in ihren Häusern (um nicht zwangsweise evakuiert zu werden, da die Polizei scheinbar verpflichtet ist, Leute mitzunehmen, die sie in den betroffenen Abschnitten auffindet). Solange unklar ist wie groß der zu erwartende Tsunami ausfallen wird (wird meist recht schnell im Radio/Fernsehen bekannt gegeben), sollte man den Anweisungen aber im Zweifelsfall zur eigenen Sicherheit folgen.

Ausflüge

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Zurzeit endet die Straße in Villa O’Higgins. Es besteht mittels einer Fähr-/Trekking-/Bus-Kombination die Möglichkeit in das argentinische El Chaltén bzw. nördlichen Teil des Nationalparkes Los Glaciares weiterzureisen. Hierzu fährt man zunächst mit dem Boot (im Sommer mehrmals wöchentlich, Nebensaison nur 1-2 mal pro Woche - wetterabhängig) über den Lago O'Higgins nach Candelario Mansilla. Die Überfahrt lässt sich mit einem Abstecher zu den Gletschern des patagonischen Eisfeldes kombinieren. Von Candelario Mansilla dort geht es entweder zu Fuß oder mit angemieteten Pferden zur argentinischen Grenze und hinunter zu einem weiteren See (Lago del Desierto), den man entweder mit der Fähre überqueren oder zu Fuß umrunden kann. Vom anderen Ende des Sees fahren normalerweise täglich Busse nach El Chalten (abgestimmt auf die Ankunft der Fähre).

Derzeit wird ein Stück zwischen Puerto Yungay und dem Montt-Gletscher gebaut, als Anfang der noch fehlenden Verbindung nach Puerto Natales. Ebenso wird auf der Halbinsel westlich von Puerto Natales bereits südlich vom patagonischen Eisfeld gebaut. Nach Aussagen von Ortsansässigen ist der Plan bereits fertig und es sind insgesamt sieben weitere Fähren zur Überquerung von Fjorden geplant. Wann und ob diese Strecke jedoch jemals fertiggestellt wird, ist offen.

 
Dies ist ein brauchbarer Artikel. Es gibt noch einige Stellen, an denen Informationen fehlen. Wenn du etwas zu ergänzen hast, sei mutig und ergänze sie.